Boelitz als Schützer der Kultur.
ernstlich erwägt, bolfchemistischen 3mang einzuführen? And menn er das nicht glaubt, warum sett er das seinen Lesern vor? Aus einem einzigen Grunde:
Der nationalliberate Parteirest für Bildungsprivileg und gegen Reichsverfassung. Denn das ist ja das einzige mahre Motiv aller der Alarmruse, die
Die Nationalliberale Korrespondenz" bringt einen Artikel des| Nationalliberalen zu verwalten hat, heute wirklich aussieht. Auch früheren preußischen Kultusministers Boelig mit der aufregenden Herr Boeliz sollte wissen, denn er ist ja„ Fachmann", daß die Frage, Ueberschrift Gefährliche Experimente im preußi ob die höhere Schule acht oder neun Jahre umfassen soll, eine seit schen Kultusministerium". Nach den vielen Alarmartikeln, vielen Jahren allgemein erörterte Frage ist, daß das die sich in den letzten Wochen mit wirklichen oder angeblichen Plänen ganze Ausland nicht mehr als acht Jahre Schule hat, daß die Frage des preußischen Kultusministers, des Genossen Grimme, be- ernster Prüfung wert ist. Und die staatlichen Kindergärten"? schäftigen, macht die Person des Artikelschreibers und der Inhalt 3mangseinführung" wie Herr Boeliz das nennt, also doch feiner Ausführungen eine Beschäftigung mit dieser ,, kulturpolitischen" offenbar die Vorstellung, daß die Kinder nun gewaltsam den Auslaffung nötig. Borum geht es der Sache nach? Man dis: Müttern entrissen werden, um in ein neues staatliches futiert allgemein in der Oeffentlichkeit über die Frage, ob ein Institut geschleppt zu werden. Weiß Herr Boeliz denn wirklich nicht, daß hierzu ein Gesetz nötig wäre? Glaubt er wirklich, daß man neuntes Bolksschuljahr
eingeführt werden soll. Man erinnert sich, doß diese Frage einer der Runkte war, der in dem Programm der preußischen Regierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit aufgeführt war. Die Anregung dazu geht bekanntlich von dem preußischen Handels minister aus, die Maßnahme mar als eine volkswirtschaftliche gedacht. Man weiß aus einer Mitteilung des Amtlichen Pressedienstes, die mir wiedergegeben haben, daß die Frage, ob und in welchen Formen ein neuntes Volksschuljahr möglich ist, zur Seit geprüft und verhandelt wird. Man weiß ferner, und zwar schon längere Zeit vor dem Bekanntwerden dieser Anregung, daß das preußische Finanzministerium im Rahmen seines Sparprogramms auch zur Erörterung gestellt hat, ob man nicht die neimjährige höhere Schule in eine achtjährige umwandeln fann; das par Ende Juli, und man erfährt jetzt, daß der preußische Kultusminister auf diese Anregung des Finanzministers hin Auftrag zu einer Denkschrift über die ganze Frage gegeben hat, um eine Unterlage für Verhandlungen mit dem Finanzministerium zu haben. Mart meiß schließlich, daß im Rahmen der Erörterungen über das Berechtigungswesen die Frage einer
Abschaffung der Reifeprüfung und anderweitige Regelung des Zugangs zur Hochschule
öffentlich erörtert wird, und das in besonderem Maß von Perfönlichkeiten, die nicht gerade in dem Berdacht sozialistischer Ge
sinnung stehen. Man sollte denken, das ist ein klarer, nicht sehr templizierter Sachverhalt, und es gehört eigentlich schon eine ziem liche Anstrengung dazu, allen diesen Ueberlegungen und Arbeiten, die aus den verschiedensten Wurzeln und Motiven entspringen, eine einheitliche, planmäßige, seltsame", bösartige„ Schul reform des sozialdemokratischen Kultusministers zu machen. Die D23. hat das neulich versucht und unter der Ueberschrift ,, Kindergärten und fein Abitur" von ,, umwälzenden Plänen Grimmes berichtet, und es bedurfte erst einer amtlichen Aufklärung, um die Borstellung in naiven Gemütern zu zerstreuen, als stehe eine radikale, rücksichtslose Umwälzung unseres gesamten Schulwesens bevor. Jezt aber sieht man aus dem Boclitzschen Artikel, der nach dieser amtlichen Aufklärung geschrieben ist, daß es sich doch um mehr handelt als ein bloßes Mißverstehen, daß alle diese schwebenden Probleme herhalten müssen, um den sozialistischen Kultusminister zu verdächtigen. Die Kleinigkeit, daß keiner dieser Bläne von eben diesem Kultusminister ausgeht, wird einer erstaunten Leserschaft schamhaft verschwiegen. Bahrlich, es gehört für den Genossen Grimme die ganze Staatsgesinnung" dazu, die das Bürgertum in Erbpacht zu befizen behauptet, die zu bemeifen aber es uns Sozialdemokraten überläßt, uni unbeirrt von solchen Ber dächtigungen das zu tun, was das Wohl der Gesamtheit in diesen Rotzeiten, erfordert.
Was macht Herr Boeliz aus diesem Tatbestand?- ,, Gefähr liche Experimente" ahnt er nicht nur, sondern er weiß sie von gut unterrichteter Seite". Die höhere Schule soll ein Jahr verlieren, die Bolksschule um ein Jahr verlängert werden, die Schulpflicht soll auf das fiebente Jahr heraufgesetzt werden, und zwar zu dem Zwecke, die Berkürzung der höheren Schule plausibel zu machen. Der staatliche Kindergarten soll tommen. Das ist zwar dementiert, aber Herr Boelitz meint, er käme doch, und zwar zwangsläufig, und damit käme ein Stückchen Sowjetrußland zu uns und ein Endchen Programm der radikalen Schulreformer. Und er setzt sich dann auseinander mit den Reformplänen, die Kultusminister Grimme zum ersten Male in seiner bekannten Etatsrede enthüllt habe...
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In der Tat gefährliche Experimente", aber nicht des sozialistiichen Kultusministers, sondern sehr viel eher ein gefährliches Experiment seines gewesenen Kollegen, feine ,, tulturpolitische" Auffassung in dieser Beise zu enthüllen". Herr Boclizz fagt ganz offen, mit wirklich dankenswerter Offenheit, daß es ihm um mehr geht, als um den einzelnen Plon, daß dahinter steht und darum der Alarm die ganze grundsägliche kulturpolitische Haltung des sozialistischen Ministers. Er sucht hinter Nachrichten, Gerüchten, Plänen nach der Grundeinstellung dieses Ministers, wie sie Genoise Grimane in seiner Programmrede im Landtag ffar befanntgegeben hat. Man sollte meinen, daß die beiden großen Ziele der Aufhebung des Bildungsprivilegs und der Befämpfung des
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Berechtigungsmefens,
mie fie Grimme bamals als die ersten und wichtigsten hingestellt hat, im Grunde Ziele sind, die jeder bejo ht, der im heutigen Boltsstaat auf der Grundlage der Weimarer Verfassung an fultur politischen Dingen arbeitet, daß verschiedene Meinungen nur be tehen können über die Wege, die zu gehen sind, über Zeitpunkt, über Tempo und dergleichen. Falsch gedacht! Herr Boeliz wendet fich ganz entschieden gegen diese Ziele. Daß mit ihrer Berfolgung nur ein Versprechen der Reichsverfassung eingelöst merden würde, die in Artikel 146 den Aufstieg als von der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellung der Eltern unabhängig erflärt, fümmert ihn, der jahrelang an der Spitze des preußischen Kultusministeriums gestanden hat, ganz und gar nicht. Die Beseitigung des Bildungsprivilegs nennt er ein Grimmesches Ziel! Daß Genosse Grimme es als das erste Ziel der Unterrichtsverwaltung hingestellt hat, bringt Boelig in bezeichnenden Anführungszeichen. Die seelische Not nichtbesitzender Schichten, das Gefühl der Ausweglosigkeit, von dem Grimme damals gesprochen hatte, besteht nicht. Herr Boelig sagt es, und er muß es ja wissen.. „ Es sei denn, daß es durch Agitation erzeugt wird", sagt Boeliz! Ein Suggestivmort" das ist alles, was
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nach Herrn Boelitz von der großen ersten Frage des Bildungsprivilegs übrig bleibt, wenn man die böse sozialdemokratische Agitation abzieht...
Man muß doch einmal ganz ernsthaft sagen, daß der kulturpolitisch interessierten Oeffentlichkeit, und zwar doch wohl nicht nur der sozialistischen, hiermit allerlei zugemutet wird. Wir haben das größte Interesse daran, daß allgemein bekannt wird, wie liberale Split bes Barteirestes, der das Erbe der
man seit Wochen in der Presse liest, und zu deren Wortführer sich jetzt auch der frühere preußische Kultusminister macht. Man weiß in diesen Kreisen sehr gut, daß auch diejenigen Umgestaltungen unseres Schulwesens, die wir nach unseren Anschauungen für sehr notwendig hielten, gegenwärtig nicht durchgeführt, nicht einmal, geplant werden können, da alle Gegebenheiten, nicht zuletzt die öffentliche Finanzlage, derartige Pläne von vornherein unmöglich machen. Womit wir nicht sagen wollen, daß nicht doch der Genosse Grimme einer Reihe von auch jetzt möglichen Maßnahmen treffen sollte, und zwar bald und energisch, auf die Gefahr hin, daß Herr Boelitz neuen Lärm schlägt, um glauben zu machen, man müsse die Kultur vor den Sozialdemokraten schützen.
Das Volkskundemuseum in Gefahr
Schafft Raum für die Sammlungen deutscher Volkskunst!
unsere eigene Boltstunst sollte Gegenstand der Anschauung, der bes trachtenden Liebe werden. Ja, für die eigentliche Kunstwissenschaft muß Bolkskunde die wahre Grundlage werden, meil alle mahrhaft große Kunst von dieser Basis aufgestiegen ist und schließlich sich wieder in ihre Einfachheit zurückvermandelt.
Es ist hohe Zeit geworden, für die Unterbringung des Museums| das ist fremdartiger verschollener, Bildungsbegriff fürs Gehirn- für Volkskunde zu sorgen. An dieser Stelle ist schon einmal mit Nachdruck auf die unerträglichen Zustände dieses proletarischen" Stieftindes der Berliner Museen hingewiesen worden. Wer den Besuch in der Klosterstraße( direkt am Untergrundbahnhof) riskiert, tann es bestätigen: unmögliche Raumzustände, Finsternis, ein Aufeinanderhäufen des enggepreßten Besizes, daß kostbares Volksgut durch Schimmel , Mottenfraß, Licht- und Luftmangel elend zu grunde geht. Unsere Jugend lernt endlich Volkskunde: ihr ein ziges unersetzliches Anschauungsmaterial fann ihr nicht vorgeführt werden; in den nachtdunklen Gängen drängen sich die Klassen vor verschlossenen Schränken, manchmal bringen sie sich Blendlaternen mit; aber da ist alles Bemühen vergeblich!
Man glaube ja nicht, daß es sich hier um ein Raritätenkabinett für Rassenschüler und Nationalisten handle. Im Gegenteil: diese Bolkskunst ist nicht nur von höchstem Kunstwert, ein Lieblings: objekt unserer Künstler und Kunstfreunde, sie hat auch enormen volkserzieherischen Wert. Richtig und in würdigen Räumen auf gestellt, werden diese Schäße so volkstümlich werden wie fein anderes Museum. Hier hat das Bolt selbst gesprochen, seine Liebe, seinen Bedarf, seine Lebensfreude prachtvoll und vital gebildet. Nicht ins Begamonmuseum gehört der Arbeiter, gehört unsere Jugend:
Deutsch - Spanische Gesellschaft.
Ansprache des Ministers Curtius.
Im Plenarsaal des Reichstags fand eine Eröffnungsfeier für die neugegründete Deutsch - Spanische Gesellschaft statt. Umrahmt von Darbietungen der staatlichen Hochschule für Musik wurden Begrüßungsansprachen gehalten.
Die Ansprachen eröffnete Reichsminister Dr. Curtius. In der heute ins Leben tretenden Deutsch - Spanischen Gesellschaft, führte er aus, soll die Pflege der kulturellen Beziehungen zwischen Deutsch land und Spanien neuen Antrieb erhalten und in neuer Form breiter unterbaut werden. Eine lange Reihe berühmter Namen aus. den mannigfaltigsten Gebieten menschlicher Betätigung ist wechselseitig in die Geschichte beider Nationen eingegangen. Gebe- und aufnahmefreudig ist man durch die Jahrhunderte geblieben und die enge fulturelle Berbundenheit findet ihren schönsten Beweis darin, daß beiden Völkern auch in bemegter Zeit das kostbare Gut dauernder Freundschaft erhalten bleiben fonnte. Eine ehrwürdige Trodition liegt also dem Austausch zugrunde, der zwischen Deutsch land und Spanien in letzter Zeit noch reger als früher eingesetzt hat. Deutsche Kunst und Literatur haben in Spanien ebenso Eingang und Würdigung gefunden, wie das Verständnis für spanische Meisterwerke bei uns in immer weitere Kreise dringt. Die Anwesenheit des spanischen Botschafters darf der Gesellschaft eine Gewähr tafür sein, daß ihre Ziele auch in Spanien den für das Gelingen ihrer Pläne notwendigen Widerhall finden werden.
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Die deutsche Zeitungssprache. Journalistenvorträge im Deutschen Sprachverein. Zeitungsfachleute maren von dem Berliner Zweig des Deutschen Sprachvereins eingeladen worden, vor Mitgliedern und Gästen über„ Die deutsche Zeitungssprache" zu reden. Nach dem Beifall zu urteilen, bestanden alle drei ihre Prüfung vor strengen Kritik der Sprachhüter. Dabei hatte sich weder Dr. J. A. Bondy noch Dr. Paul Fechter oder Professor Dr. Dovijat als Fremdwortfresser gezeigt; ihre Vorträge wandten sich nicht gegen das Fremdwort, sondern gegen den Fremdwortschwulst und den Fremdwortunsinn. Darüber waren sich natürlich alle Redner einig, daß nicht unklar in Fremdwärtern gesagt werden soll, mas sich Mar auf Deutsch ausdrücken läßt.
Dr. Bondy, der über„ Die Sprache in der politi. schen Zeitungsarbeit" sprach, forderte von den Journalisten einfachen Ausdruck und flare Stellungnahme. Dem guten Zeitungsdeutsch stellte er den verschachtelten, unklaren„ offiziösen Stil" gegenüber, der im Nachsatz zurücnimmt, was im Bordersaz ausgedrückt wurde. Dr. Fechter betonte, daß die Zeitungssprache immer eine schnelle Sprache sei. Schnitzer im Wortgebrauch und in der Satzbildung sind deshalb nie völlig zu vermeiden. Wichtig ist, daß die Zeitungssprache lebendig und anschaulich ist, auch wenn sie schwierige Fragen der Kulturpolitit behandelt. Die Zeitung wird in der Bahn, in furzen Ruhepausen gelesen. Sie muß deshalb einfach zum Leser sprechen und darf ihm nicht gelehrte Auseinander jezungen vorlegen, die ein mühevolles Durcharbeiten fordern.
Ebenso wie Dr. Fechter vertrat Prof. Dr. Dovisat die Ansicht, daß die Schreibmaschine viel zur Besserung unseres Zeitungsdeutsch beigetragen habe, weil der Journalist, der seine Aufsätze in die Maschine diktiert, schwerfällige, papierne Sätze sofort heraushört und ausmerzen kann. Prof. Dovifat bekämpfte die abfällige Kritik, die der Ausdruck Zeitungsdeutsch" heute allgemein darstellt. Die Zeitung nimmt die Dinge des Tages auf; ihre Sprache ist eine Anlehnungssprache, abgeleitet aus der Fachsprache eines bestimmten Gebietes, zum Beispiel Sport oder Mode. Die Zeitung reinigt dann allmählich diese Sprache von ihren Auswüchsen, macht sie allgemeinverständlicher; sie ist oft viel besser als die Sprache von Büchern, weil sie flar und einfach sein muß Reicher und schöner kann man die Sprache nur machen durch allgemeine Erziehung zur Sprache und zum Verständnis für den Eigenmért des Wortes.
E- r.
Es wird Zeit, an dieses Aschenbrödel zu denken, dem sogar jeder staatliche Ankaufsfonds fehlt; aber der Raum dafür muß endlich einmal geschaffen werden: es geht nicht an, daß megen eines winzigen Bruchteils des Museumsetats unschätzbare Werte zugrunde gehen.
Der nächste Plan sah, eine Uebersiedlung ins Jagdschloß Grunewald vor. Ausgezeichnet! Man mache die notwendigen Ralfulationen und ziehe auch gleich das neue Projekt ein, das uns noch günstiger erscheint: das Schloß Bellevue. Zentrale Lage, bessere Räumlichkeit und größte Billigkeit der Herrichtung sprechen gewichtig für dieses. Besteht eine andere Verwendungsmöglichkeit?
Erhebt eine Staatsstelle darauf Anspruch, nachdem Schloß Bellevue
fich als ungeeignet für Kunstausstellungen erwiesen hat?
Das muß jetzt einmal flipp und klar festgestellt und dann end lich der dringliche Raum für das Volkskundemuseum geschoffen merden. Paul Ferd. Schmidt.
Kunst, Volk und Klaffenkampf.
Eine fommunistische Angelegenheit. Die ,, Rundgebung für Organisierung des profetarischen Theaters", die von der Bolfsbühnen- Opposition,( Ausgeschl.) Arb.- Ausschuß im Wallnertheater" einberufen war, stand unter diesem Zeichen: Als Piscator sprach, sah man auf der Leinwand ein Bild mit der Bolfsbühne und ihrer Inschrift: Die Kunst dem Bolte! Das Bild war durchstrichen, und nicht am Hause des Wallnertheaters, sondern in freier Luft schwebend stand: Die Kunst als Waffe im Klaffen= tampf.
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Was heißt und mas soll das? Der Appell: Die Kunst dent Bolte" hat nicht zum wenigsten das ,, l'art pour l'art", das ,, Kunst um der Kunst willen als Privileg der Wenigen" beseitigt. Je mehr sich im Zeichen des„ Die Kunst dem Bolte das Proletarisch Sofialistische durchsetzt, um so mehr wird die Kunst Waffe im Klaffentampf. Die Opposition fagt also Selbstverständliches, schon Bors handenes, sie täuscht Neues, Programmatisches vor, um Parteis politisches zu verdecken.
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So konnten die Reden, sehr länglich, doch wenig ent- und unterhaltend, nur oftmals Durchgefautes bringen. Piscator betonte am Schluß seiner mit Lenin- 3itaten gemürzten Ansprache, daß er endlich einmal etwas Dauerndes schaffen und nicht immer nur an fangen und gründen wolle. Auf der anderer Seite gab er mit erfreulichem Freimut zu, daß er troß gewisser Notizen im Bölkischen Beobachter" über feine Zuwendungen von jüdisch- kapitalistischen Kreifen" nerfüge und auf die ,, proletarische Solidarität" angemiesen sei. Wenn man die Schwäche der hinter der Opposition stehenden Kräfte erwägt, so beantwortet sich die Frage, ob derartige Gründungen aus der leeren Hand gegenüber Künstlern und Bühnen= arbeitern, Autoren und Angestellten zu verantworten sind, von selbst. Kritifer großbürgerlicher Zeitungen, wie Shering, Nürnberg und Herr Kerr, ergößten die Revolutionäre durch Anschreiben, die mit menig Aufwand an Geist auf den ,, verbonzten Bülowplatz" schalten. Der würdige erste Teil der Kundgebung war dem Andenken des Komponisten Meisel gewidmet.
Konzert des Friedrich- Hegar- Chors.
Hochschule.
Seit den 1% Jahren, wo ich den Friedrich- Hegar- Chor unter Dr. Sebaftian Streliger zum erstenmal hörte, hat diese große, prachtvolle Sängerschar enorme Fortschritte gemacht. 3mar hat Dr. Strelitzer bei den Klassikern" immer noch zuviel Neigung zum Inalligen Aufeinanderplaten der energischen und weichen Re gister. Das erinnert trotz seiner Jugend etwas an die überlebten manieren von Anno dazumal. Auch dürfte die Sorgfalt für Tone reinheit und die Tonbildung der Tenöre noch gesteigert werden. Aber er ist ein Boltsmusiker von hoher Intentionen, hat Stilgefühl und ist ein Meister im Herausarbeiten der tertlichen Unterlage und der musikalisch- poetischen Stimmungen. Ganz ausgezeichnet liegt Strelitzer alles Moderne. Das wunderbar mystische Brucknersche Um Mitternacht" litt leider start unter der unzulänglichen Höhe der Solistin. Eine Musterleistung, die nicht am wenigsten ob der genievollen Bearbeitung durch). Thiessen mit Recht de capo verlangt wurde, war der heißblütige, dramatische Flüchtling" des Ruffen artefeld. Auch R1. Bringsheims ,, Arbeiterlied" wirkte trotz des fehlenden Schlagzeugs wieder elementar. Außer der talentierten Organistin Traute Wagner erfreute der philharmonische Konzertmeister Wilfried Hanke die zahlreichen Zuhörer durch seine vollendeten, hinreißenden Vorträge.
H. M.
Die„ Schauspielerhilfe" veranstaltet zum Besten erwerbslofer Schauspieler heute, 20 Uhr, im Schubert. Sa a 1, Bülowfir. 104( am Nollendorfplat), eineroswitha" 1000- Jahr- Feier.
wurde als Ballettmeifter an die Scala in Mailand berufen. Er beginnt seine neue Tätigkeit am 1. Dezember.
Mar Terpis, der frühere Leiter des Balletts der Berliner Staatsoper,
Gastspielen an der Städtischen Over der Infendanz zu ohlfahrts. Städtische Oper. San Kiepura bat einen Teil seines Honorars bei den 3 med en zur Verfügung gestellt.
Der Berein Berliner Künstler empath' bas Grundstüd Tiergartenstr. 2 a am Semperplat, mm dort sein neues Heim einzurichten.