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Ordnung gegen Anarchie Demokratie muß sich gegen Kaschemmengepflogenheiten wehren

Zu deu beispiellosen Tumultszcneu in der letzten Sitzung des Sladlparlament» sendet uu» der Stadt- verordnete Genosse Simon kahenstein die sotgenden grundsätzlichen Aussührungen. -Der 27. November mit all seinen widerwärtigen Dorgängen in der Berliner Stadtoerordnetcnoersammlung war der Höhepunkt einer seit Jahren anwachsenden, böswillig geschürten Krankheit der Anarchie und hoffentlich der Beginn einer Ge- sundnng. Zwei Menschenallcr hat die Sozialdemokratie mit dem Aufgebot ihrer ganzen Kraft für B o l k s r e ch t und parlamenta - l isches System gekämpft. Verfolgungen und Bsrleumdungen hat sie getrotzt und ist nie in ihren Grundsätzen wankend geworden. Als sie zur Macht kam. gehörte es zu ihren ersten Aufgaben, diese alten Forderungen zu erfüllen. Sie schuf die folgerichtige demokratische Verfassung, von der demokratischen Gemeinde aufsteigend zur Reichsrepublik. Nichts ist in diesem System matzgebend als der Wille des Volkes, wie er sich aus der Grundlage eines freien Vereinslebens und einer freien Presic in den Wahlen kundgibt. Die Volksvertretung ist die höchste Stelle. Bei ihrer Zusammen- sctzung und in Ihrer Arbeit, durch Verhältniswahl und parlamenta. rischcs Verfahren sind die Rechte der Minderheiten mit peinlicher vorgfalt gewahrt. Denn Demokratie schließt in sich den Schutz der Minderheit, ihre volle Heranziehung zu Mitarbeit und Kontroll«. Nicht aber bedeutet sie die Vergewaltigung der ZNehrhcil durch eine rücksichtslos auftrumpfende Minderheit. Vor allem dann nicht, wenn diese Minderheit nicht den ehrlichen Willen zu sachlicher Arbeit- zeigt, sondern durch Aufstellung unmöglicher, ja sinnloser Forderungen nur bedenkliche Agitationsvolitik treibt. Der Außenstehende, der nicht gewöhnt ist. in den Kreisen des Rowdy. l u m s z» verkehren, kann sich nicht vorstellen, welch ein Martyrium für anständige Menschen diese Verhandlungen Sitzung für Sitzung bedeutet haben: diese Summe wüstester Beschimpsung, gemeiner Verleumdung und frecher Verhöhnung. Nehmen wir als Beispiel den Fall, der in der letzten Stadt- rerordnetensitzung den Vorwand für das Rüpelstück abgab. Zur Be. ratung stand ein kommunistischer Antrag zur Erwerbstosenftage. Hier gibt es eine Reche kommunistischer Anträge, die insgesamt die Stadt verpflichten wollen, den Erwerbslosen zur gesetzlichen Bar- sicheriinzsleistung freie Miete, Verköstizung, Heizung, Licht, Fahr- gech und Geldunterstützung zu gewähren, d. h. die den Erwerbslosen jchlietzlich mehr geben würden als manchen Berufstätigen Dies aus Kosten der Stadt, die schon nicht weiß, woher sie chre Ivohlfahrts- ausgaben decken soll und bei den Kommunisten dabei am wenigsten ernste Hilfe findet. Jeder mutzte, daß diese Anträge nicht ernst gemeint, nur ein T h c a t e r s p i« l für urteilslose Zuhörer waren. Am besten die Antragsteller selbst, die von Rußland her wissen, wie schwer die Versorgung der Erwerbslosen und wie leicht(für die Gewalthaber desVaterlands des Proletariats") chre Ver- Weisung auf das Nichts ist. Alb ist es zumeist klar, daß die Stelluno dieser Anträge aussichtslos ist. Anders war es mst dem neuen An- irag der Gewährung einer WiMerbeihilfe, der jedenfalls im Aus- fchuß ernsthafte Erwägung gesunden hätte. Aerhandelt werden sollte er jedenfalls in dieser Sitzung und wäre nach der Geschäftseinteilung verhandelt worden, wenn nicht die kommunistischen Antragsteller selbst die Verhandlung verhindert hätten! Man wollte wieder einmal krakeelen! Sie oerlangten, daß ihr Antrag an dfe erste Stelle gesetzt werde. Ob sie fürchteten, ihre Aufgebotenen auf der Tribüne nicht länger zusammenhalten zu können, ob sie nur wieder einmal zeigen wollten, daß ihr Wille der Wille eines Viertels! die Ver­sammlung zwingen könne, wer weiß das? Wahrscheinlich rechneten sie auch mst der Ablehnung und wollten der Tribüne, wie schon einmal in ähnlichem Fall, zeigen, wie sie es verständen, die B:r- sammlmig zu sprengen. Denn gleich nach Ablehnung dieser Forderung setzte der Lärm ein, zunächst auf der Tribüne und in enger Verbindung mit der Äomödiantentruppe nn Saal.Lärm" ist ein unzureichendes Wort für all das Geschrei, die Beschimpfungen und Drohungen, die auf die Versammlung herniederprasselten. Am meisten natürlich aus die verhaßten Sozialdemokraten und den Vorsteher, der ja aus ihren Reihen hervorgegangen ist. In te'mem Eisenbahnwagen, in keinem Wirtshaus würden die Anwesenden sich auch nur entfernt solch« Nichtsnutzigkeiten und Bübereien bieten lassen. Eine Volksvertretung aber, die arbeiten will, die auf Würde Anspruch erhebt, muß sich mit aller Energie dagegen zur Wehr setzen! Kaschemmen-«.Revolutionäre�! So kam es, wie es kommen mußte. Genosse Haß, der in seiner gütigen Klugheit wirklich verdiente, einer anständigen Versammlung vorzustehen, sah sich gezwungen, die schärfsten Mittel anzuwenden, die unsere unzulängliche GesckMftsordnung ihm in die Hand gibt. Ein unwürdiges Schauspiel entwickelte sich, das jedem Zuschauer mit Ekel in Erinnerung bleibt. Aber das kann und mutz jeder Ehrlich« mit gutem Gewissen feststellen: Die ganze Schuld lag auf der Seite dieser K a s ch e m m e nr e v o l u ti o n ä r e". die alle Rechte der Voltsvertreter im ausgedehnten Maße in Anspruch nehmen und sich weigern, auch die Pflichten des Volksvertreters. nein des einfachsten Menschen zu erfüllen. Als das Haus gesäubert war. als die ruhige Arbeit ihren Fort- gang nahm, fühlte man sich ordentlich fremd an der Stelle, die man bisher nur als Stätte niedriger Pöbeleien, armseliger Witze und Schimpfereien kennen gelernt hatte. Und nun ging die Arbeit von- statten. Eine große Reihe Vorlagen wurden erledigt. Darunter kommunistisch« Anträge, die zum Teil, einige sogar ein- stimmig, angenommen wurden. Nicht ober kamen infolge des ungeheuren Zeitverlustes, den die Lärmszenen und ihre Beseitigung erfordert hatten, die Anträge zur Verhandlung, die den Vor- wand zu dem ganzen Lärm geboten hatten. So arbeiten die Äommu- nisten für die Erwerbslosen ! Wann endlich neue Geschäftsordnung? Nun aber gilt es, das Eisen zu schmieden und die Geschäfts- ordnung endlich so zu gestalten, daß sie wirklich ohne so langwierig« und widrige Umstände ein ernstes und würdiges Arbeiten gestattet. Nicht nur muß der Vorsteher die nötigen Vollmachten erhalten, muß die Dauer des Ausschlusses und seine Wirtungen nach dvn Vorbild des Reichstags wirksamer gestaltet werden.. Auch sonst sollte die Arbeitsfähigkeit gefördert, Mißbräuchen vor- gebeugt werden..

Grobe Lüge ist es natürlich, wenn fetzt die kommunistische Presse es so hinstellt, als sei derHauptmann mst 20 Mann" gegen Volksrechte eingesetzt worden: als sei der Zweck gewesen, durch .Hinauswurf dieserVolksvertreter" die Verhandlung der Erwerbs- lofennot zu verhindern, ja die Mehrheitsverhältnisse zu beeinflussen. Nur der Schutz der Volksvertretung gegen rohe und hohnoolle Vergewaltigung man muß das Lachen und Schmunzeln der Herren Kommunisten bei den entwürdigenden Szenen gesehen haben um den Ernst ihres Gebarens zu würdigen! kvenn Polizei jemals ihre Ausgabe, Recht und Ordnung nach dem Willen der gewählten Obrlg- keil gegen bösartige Slörer zu schützen, erfüllt hat. dann war es in diesem Fall. Ueberhanpt: welch ein Sehauspiel, die Kosaken des

bluttriefende» Bolschewikenzaren als Verteidiger der Volksrechte gegen Gewalt zu sehen! Alles Lüge wie ihr ganzes Treiben! Man darf auch nicht sagen, daß die Recht« der kommu- nistischenWählerin ihren Vertretern gekränkt seien. Niemals hat man es einem Vertreter der Partei verwehrt, ihre Meinungen und Forderungen zur Sprache zu bringen, fei es auch in einer oft recht ruppigen Art. So wcst aber geht das Recht selbst einer Mehr- hcst, geschweige das einer Minderhest nicht, den Rathouzsaal In eine Kaschemme zu verwandeln. Solange noch Ernst in der politischen Arbeit und Anstand im politischen Verhallen Gellung Hot, solange wallen wir uns wehren und im Notfall lieber ehrlich fallen als uns schimpflich unterwerfen. Aber das brauchen wir nicht zu fürchten. Krankheiten kommen und gehen. Der Höhepunkt dieses Diktatur- siebers welche Sorte jammervollster Diktatoren! wird auch überschritten werden. Don» wird die Zest kommen, die porla- mentarische Ordnung wieder so zu gestallen, wie sie für anständige Menschen gedacht ist. Bis dahin wollen wir uns dieser Pöbeleien nach Kräften im Interesse des arbeitenden Volkes erwehren!

Theater/ Kunst/ Tanz Die Kunstmeffe Berliner Künstler.

Alfred DöblinsEhe". Llrausfühnrng derMünchener Kammerspiele'. Alfred Döblin enttäuschte die Mehrhest derer, die vom an- erkannten Autor des Alexanderplatzromans eme dramatische Dich- tung erwarteten. Er gibt aus einer ehrlichen Wellanschauung heraus nichts mehr als Reportage in Bildern mst der zutreffenden lieber- schriftGeld regiert die Well". Er stellt zur Jllustrierung von Elendszuständen im Proletariat wieder einmal den§ 218 zur Dis­kussion. Arbestslosigkell. Wohnungsnot, kurz alle Faktoren, die das Unglück der Ehe des vierten Standes verschärfen. Als Gegenbeispiel zeigt er die Ehe in der Bourgeoisie keineswegs typisch, vielmehr die oft geschilderte Rachkriegsehe mit allen Schikanen und Abfindungen, die das Geld ermöglicht. Durch den Projektionsapparat verdeutlicht, werden sämtliche Szenen von einem Sprecher beglestet, dem Verwaller von Prolog und Epilog, sowie im 1 und 3. Bild vom Chor der Bedrängten. Taraus ergibt sich wohl ein Probestück neuer Richtung mit starker Anlehnung an die Dreigroschenoper , aber ohne deren Wirkung zu er- zielen. Stärker noch als bei Brecht-Weill spiell das Musikalische in das Wort hinein, oft hinreißend suggestiv vom Komponisten Corel Rathaus bewerkstelligt. Abgesehen von Wiederholungen ganzer Szenen, die aus Stücken wieCyanlali" bekannt sind, verbleiben einige dichterisch konzipierte Gestalten des Berliner Milieus, etwa die 14jährige Eärtnerstochter. Die Spielleitung war vor«ine ungewohnt große Ausgabe ge­stellt, die durch Ollo Falckenberg und Julis G« l l u e r eine staunenswerte Lösung fand unter Anwendung sehr primitiver deko- ratioer Mistel. Hervorstechend die Leistungen des Sprechers, der proletarischen Eheleute und besonders echt das Proletarierkind. Döblin wurde mit seinen Spielleitern und Darstellern zum Schluß bejubett.__ A.W. Münchener Tänzer in Berlin . Matinee in der Volksbühne. Di« Münchener Kaminer-Tanz-Bühne zeigte ihre sehr eigenartige Kunst dem Berliner Publikum in einer Bolksbühnen-Matinee. Tanzsolge 1Ö30" undBarbarische Suile" nannten sich die Kam- Positionen. Beim ersten flüchtigen Eindruck fielen in derBarbarische Suite" Tanzrhythmen primlliver Völker auf seltsam verseinert, ins Tanzbühnenniähige umgebogen. Aber plötzlich fühlte sich der Zuschauer mitgerissen; er empfand die llnmittelbarkest dieses Tanz­ausdrucks, er begriff, daß diese Rhythmen nicht nacherlebt, sondern neu erlebt sind, daß dieser Tanz verfeinert wirken muß, weil eben nicht der Primllive, sondern der Kullurmensch ihn schuf. Ein Flöten- und Schlagzeugorchester begleitete die Tänze und fachte sie an zu immer neuen Variationen. Die monotone Melodieführung, die Fardigkeit in Klang und Rhythmus bei diesem Orchester erweckte Erinnerunzen an Tanzmusik asiatischer Völker. Aber in der Musik wie im Tanz bezwingt das eigene Kunstempftnden der Gruppe den fremden Einfluß völlig: auch die Musik wirkt unmistelbar empfunden. Das Orchester beglellete auch dieTanzfolge 1930". Diese Tanz- folge schien mehr artistisch konstruiert, mehr Gedankenarbell als einheitlicher Tanzausdruck. Aber auch hier entzückte die wunder­volle Gestattungssähigkest dieser Tänzerinnen, die besonders Hände, Anne und Füße zu vollendeter Beherrschung durchtrainiert haben, und die Geschlossenheit der tänzerischen Komposition. An der Spitze der Tänzerinnenschar steht Maja Lex , die auch die Tänze entwarf und einstudierte. Gunild Keetman ist die Schöpferin der musikalischen Beglestung. Der Beifall, den die Berliner Zuschauer den Darbietungen spendete, war groß.

Einstein fährt nach Amerika . Professor Einstein hst eine Reise nach Kalifornien angetreten, deren Ziel Pasadena ist. Sein Besuch gllt dem dortigen California Institute of Technology sowie dem unweit davon im Gebirg« gelegenen Mount� Willon-Observatoiy und einer Fühlungnahme mit den Gelehrten dieser Institute, deren Einladung zu einem Gedankenaustausch Professor Einstein Folge gibt. Die genannte Warte, die in 2000 Meter Höhe aus dem Mouist Wilson liegt, kann sich des größten Spiegelteleskops der Welt rühmen. In Pasadena wird Einstein auch mll Michelson von der Universität Chikago zusammenkommen, der seine Forschungen im besonderen der Relativitätstheorie widmet. Proteststreik der Dresdener kunstakademiker. Wie die Studie- renden der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Dresden . mitteilen, haben sie an den Sächsischen Landtag die Bitte gerichtet, daraus hinzuwirken, daß Prof. Wrba seines Lehramtes und der ehrenamtlichen Tätigkeit im Akademischen Rot sofort enthoben werde Den Grund zu diesem Vorgehen boten die moralischen Zu- stände, die im Atelier Wrba herrschten und zu einer Disziplinar- bestrasung geführt haben. Zum Zeichen ihres Protestes gegen Brrn. Wrba beschlossen die Studenten einen eintägigen Proteststreik. Auch forderten sie die sofortig« Wiederzulassung der entlassenen studieren- den Reinhold und Prussog. Zu der komischeu vprr beginnen vom t. Dezember an zu kleinen Vrei'en Me Nack>m>Itag«voistelllmgen für Kinder von.Schneewittchen.» Dieses MZichenipiel wird von»GlauerS LUiputaner-Truppe, also von wiritichen Zwergen, dargestellt. Jrlh Müller. partentirchen gibt in der Kesellsch-st st-r Deatlche« Zchristtum DIenSIag, 8 Uhr, einen heiteren Abend im FlilgverbandS-Hanfe, BlumeShoj 17. Zm Znslitut für Rfee-eskuude SM Dienstag. S llbr. KorvettenkapitZn Kurze einen Vornag: Vit den Ve'.lneffungSfchissen der ReichSmarin« in die Nord- und Ostsee (mit Lichtbildern).

Eine Kunstmesse veranstaltet die Jurys reic in ihrem Haus« am Watz der Republik Nr. 4 bis zmn 23. Dezember. Zeit und Begriff besagen: hier sind ernsthafte Kunstwerke zu billigstem Preis« zu haben. Di« obere Grenze sst 300 Mark, sehr viele aber sind in entsprechendem Maßstab ungewöhnlich reduziert. Man traut feinen Augen nicht: Oelgemälde und große Aquarelle von Rerffer- scheid, Otto Herbig , Annot , H. Schwarz, Wetzel sind für 100 bis 300 Mark zu haben, kleinere Aquarelle und Zeich- nungen klettern bis zu 30 Mark herab: es ist«in echter Weihnachte- markt von erschwinglichen Kunstwerken. Es geht also wirklich! Vergibt man sich etwas, wenn man seine Preise mit 150 statt mit 1500 Mark beginnen läßt, und ist wirklich erst der angenehme Druck einer solchenKunstmesse" notwendig, um dem heutigen Stand der Geldbeutel entgegenzukommen? Dem Publikum aber kann nur geraten werden, hinzugehen, zu prüfen und zu«rwerben: diesmal gibt's hier wirklich keine Ueberforderung. Wenn ein paar Namen von jüngsten und von schon bekannteren Künstlern genannt werden. so bedeutet das nur«ine persönliche Geschmackswahl; es ist hier für jeden gesorgt. Am besten gefielen: Susann« Eisendieck mit reizenden Gondelsahrten", L. F. Kellers anmutsvolle Terrakotten. Sand« tuhls lebendiger Halbakt, die Pseudoplastik des sehr begabten Theunert, Schröder-Wiborg tinteressanter Mehr-als- Dilettant), B a r c z y n s k i, der malerisch feinfühlige H. R o e s ch, ein ernsthaft anfstrebendes Talent, M. Pfahl, Aquarelle von K u t t n« r und Schmidt-Coroll, und F. Nußbaum. p. f. scb. Das Schiller- Theater wird frei. Die preußische Regierung hat bekanntlich das Charlottenburger Schillertheater bis zum 31. August 1932 gepachtet. Schon seit längerer Zeft war darüber kein Zweifel, daß der Staat dieses Pacht. Verhältnis nicht fortzusetzen gedenkt. Di« Schillertheater A.-G. ist davon benachrichtigt worden und hat es ihren Aktionären in der Generalversammlung am Sonnabend bekanntgezeben. Wie sich die Zukunft des Schillertheaters gestalten wird, ist vor- derhand noch nicht zu sagen. Eigentümerin des Theaters ist die Stadt Berlin . Vielleicht wird sie ihr Theater wieder an die Schiller, theater A.-G., die vor dem Staat Pächterin war, überlassen. Die V o l k s b ll h n e hat für das nächste Jahr noch einen Bertrag mit dem Schillertheater auf Lieferung von Vorstellungen. Ob und in welcher Weise dieser Vertrag fortgesetzt werden kann, hängt von der weiteren Gestaltung der Lage ab.'

Herbstkonzert der ChöreOben'pree* in Treptow . Nachdem ich am Freitag bei einem führenden bürgerlichen Männerchor(mit dergoldenen Kette") ein fast unausstehlich lang- welliges Programm und ein« selbstzufriedene Interpretation ge- nassen hatte, lauschte ick) am Sonnabend mit wahrem Ver» gnügen im Realgymnasium von Treptow den Darbietungen eines Männerchors, der etwa ein Zwanzigstel der Mitglieder ienes Chors besitzt, und eines Gemischten Chors, der kaum über 50 Männer und Frauen umfaßt. Der Männerchor, der als solcher zuviel nach großem Ton strebt, leistet als Ensembleglied ganz ausgezeichnete Dienste. Nichts Eunuchenhaftes, die Tongebung gesund und satt» olles von einer vorbildlichen Deullichkeit und doch immer be- scheiden im Hintergrund. Die Frauen zeigen dieselbe vornehme Kultur, dieselbe geistlg-musikalische Regsamkeit, stören nie durch grelle nick, hart« Töne. Nur die etwas flache MiUellage muß noch revidiert werden. Das Programm, das zunächst Mendelssohnsche und Schubertsche Chöre brachte, gipfelte in drei reizenden, machtig einschlagenden Volksliedern, in der Bearbeitung von Meister Sieg- sried Ochs. Der junge Dirigent W. König, der erst dreiviertel Jahr an der Spitze der Sänger steht, besitzt ausgezeichnete Quali- täten: Ein Musiker, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, aus das feinste Maß hält, nie posiert und nur manchmal bei den lang- sameren Liedern allzusehr sich in Einzelheiten verliert. Ein künst- lerischer Charatterkapf. Der Solist Armin Liebermann, der Meister der Deli- katesse, sanq sich mit seinen Cello-Vorträgen wieder in alle Herzen ein. H. M. Ein Mozart-Denkmal von Fritz Klimsch . Im Atelier vcm Pros. Klimsch . Schillerstrahc 21, steht das Modell eines Mozart-Dentmals, das der Künstler zu Ehren des 175. Geburtstages(Januar 1931) für Mozarts Vaterstadt Salzburg entworfen hat. Es ist kein Standbild: der Geist Mozarts chor Musik hat in jugendschlanken Mädchen und Jünglingen Gestall ange­nommen. Auf der Höhe des Steinblockes hebt sich der Genius lauschend empor; um den Sockel reichen sich die vier Verkörperungen sinfonischer Tonart die Hand. Wichtiger als symbolische Deutbarkeit ist die Musikalität des Aufbaus, der zarte und schwingend« Rhythmus der schlanken Geschöpfe, die in ihrer Gesamtheit wirklich etwas von Mozartischer Melodik und Inbrunst besitzen. Da» Wert gehört auf den SalZburger Marktplatz, an dem Mozarts Wohnhaus liegt; es ist für diesen reizenden Ort gedacht, und man möchte sehr wünsche». daß es musikliebenden Kreisen gelingt, die Ausführung in Stein zu finanzieren. lv S.