Bearbeitungen statt Originale Bearbeitungen! Das ist die Mode der Zeit. Erfolgreiche Dramen werden in Romane verwandelt, Romane für die Bühne ausgewertet, und der Tonfilm sucht seine Texte in dem verstaubten Hausrat der Schwanfliteratur. Konjunkturverständnis. Gleichzeitig aber auch das Bekenntnis zu einem geistigen Bankrott oder wenigstens zu einem Traditionalismus, der sich scheut, neue Wege zu gehen und neue Werte zu entdecken. Bearbeitungen! Das gute, leichte Geschäft, bei dem die Risikoprämie nicht ins Gewicht fällt! Warum also soll der Rundfunk sich in Unfosten stürzen! Zurück zu den bekannten Stoffen, zurück zu den klingenden Namen! Zwei Bearbeitungen standen auf dem Programm der letzten Woche. Otto Saiz perjuchte sich an Hermann Bangs Novelle ,, Die vier Teufel", und Friedrich Burschell fand Die Leute von Seldwyla" des Schweizer Dichters Gottfried Keller für ein Rundfunkexperiment geeignet. Die Sendung von Bühnendramen scheint an Beliebtheit verloren zu haben, aber statt Sendespiele, Hördichtungen, entstanden aus eigener Phantasie, auf zuführen, bringt man Bearbeitungen. Das Dezemberprogramm sieht ebenfalls eine dieser Bearbeitungen vor. Diesmal sollen Dickens ' ,, Bidmidier" serviert werden. Allerdings sind auch drei Urauf führungen angekündigt; man muß abwarten, ob sie ihre Inszenie rung erleben.
Bearbeitungen sind nicht von vornherein abzulehnen, es fommit nur darauf an, mas bearbeitet wird. Die Literatur bietet eine Reihe von Dramen, Romanen und Novellen, die nichts weiter als
ungeformter Rohstoff sind, interessante Entwürfe, Aufrisse, Dis fuffionen, Erlebnisse mit dramatischen Spannungen, die thre endcültige Form nicht gefunden haben, weil sie einem Routinier und Leinem Künstler in die Hände fielen. Shakespeare bleibt das große Beispiel des genialen Bearbeiters, der diesen teilweise ge forinten Stoff ergriff und aus ihm ein Kunstwerk machte, und Ernst Lubitsch schuf aus dem Alt- Heidelberg- Kitsch einen Film Ernst Lubitsch schuf aus dem Alt- Heidelberg- Kitsch einen Film non größten fünstlerischen Qualitäten. Anders liegen die Dinge in den vorliegenden Fällen. Was sind Bangs, Bier Teufel" in stofflicher Beziehung anderes als jensationsgetränkte Solportage, aber das folportagehafte Element wird durch die Sprachkünstlerische Form überwunden, es wird über wunden durch Aufbau und Anordnung, durch psychologische Ausdeutung der Menschen, und das Ganze ist in die Form der Erzählung gebracht. Das bleibt entscheidend. Löst man diese Form auf, zerstört man den sprachlichen Fluß der Schilderung, seht man sogar einige Szenen aus eigener Initiative hinzu, so tommt man wiederum zum fenfationellen Kitsch, deffen Sensation jedoch durch allzu häufigen Gebrauch abgenutzt erscheint. Otto Rah erkennt, daß das Zirtus milieu über afustische Reize perfügt, und betont siz darum. Das Nebenbei überwuchert. Heberschneidungen der Töne und Geräusche erfreuen den Regisseur, der bei dieser llebung seine Geschicklichkeit demonstrieren darf, aber sie haben innerhalb eines dialogisierten Hörspiels niemals einen Selbstzwed zu erfüllen, sie sind allein An eines Damit soll
entnommenen Sachen erfegen. Eine Beendigung der Ber. | Bezirt der Ehemann feinen Bohnfth hot. Menn ber Mann fernen
waltung tritt ein, wenn über das Vermögen des Mannes der Konfurs eröffnet ist oder wenn die Ehe rechtskräftig geschieden ist.
Andererseits hat der Mann die Pflicht, das eingebrachte Gut ordnungsmäßig zu verwalten und der Frau auf Verlangen über den Stand der Verwaltung Auskunft zu geben. Dem eingebrachten Gut steht das Borbehaltsgut der Frau gegenüber, auf das sich die Verwaltung und Nuznießung des Ehemannes nicht erstrect. Zum Vorbehaltsgut gehören alle ausschließlich zum persönlichen Gebrauch der Frau bestimmten Sachen, insbesondere Kleidungsstücke, Schmucksachen und Arbeitsgeräte, außerdem das, was die Frau durch ihre Arbeit oder durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschäftes erwirbt. Hier hat also die Frau das alleinige Verfügungsrecht. Wenn sie das Verfügungsrecht auch über ihr eingebrachtes Gut behalten will, so muß sie vor Eingehung der Ehe mit dem Mann einen Ehevertrag schließen, in dem ihr eingebrachtes Gut zum Vorbehaltsgut erklärt wird. Ein folcher Ehenertrag muß bei gleichzeitiger Anwesenheit beider Teile vor einem Notar oder vor Gericht geschlossen werden und muß, damit er auch Dritten gegenüber wirksam ist, in das Güterrechts- Register des Amtsgerichts eingetragen werden, in dessen
Das neile Buch
R.Musil :„ Der Mann ohne Eigenschaften ." Das Desterreich der Borkriegszeit ist die Kuliffe, nor der diese Menschen ihre Komödien aufführen. Es sind also Menschen einer furz vergangenen Zeit, aber gestaltet von einem modernen Geist, der es sich nicht bei Eindrücken und leidenschaftlichen Schreien genug fein läßt, sondern der hinter diese dekorative Front leuchtet und den Mechanismus des seelischen Erlebens erklären möchte, nämlich den Mechanismus des mirklichen, ursprünglichen Erlebens, das in begriffliche Schranken eingeengt ist.
Die Effenz diejes großen Romans Der Mann ohne Eigenschaften ", dessen erster Teil jetzt im Ernst Rowohlt Berlag erschienen ist, liegt in dem Bruch zwischen Denken und Leben. Der Held" Ulrich ist einer der letzten und nach Erkenntnis tollsten in der Reihe tastender und gebrochener Denter, aber fein Schöpfer Robert Musil will ihn und seine Leidensgefährten nicht bedauern, er will an ihnen das in Schlagworten eingewidelte Problem des Erlebens und Handelns demonstrieren. Mufi! tut es an deladenten Vertretern einer dekadenten Kultur. Das Leben folgt anderen Gefeßen als das theoretisierende Denien. Sieht Feucht wonger im Erfolg" den Bruch zwischen offizieller und wirklicher politischer Macht, fo stößt Musil hindurch durch die politische, mirt fchaftliche, fulturelle und soziale Fassade und gestaltet den Unterschied zwischen geredetem, gedachtem und wirklichem Leben.
Wohnsiz nach der Eintragung verlegt, so murß die Eintragung in das Register des sodann zuständigen Amtsgerichts wiederholt werden.
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Wird kein Ehevertrag geschlossen und gelten die gesetzlichen Bestimmungen, so haftet das eingebrachte Gut der Frau aber feinesfalls für Schulden des Mannes. Aus einem Urteil gegen den Mann dürfen zum Beispiel die von der Frau eingebrachten Möbel nicht gepfändet werden. Geschieht dies dennoch, jo muß die Frau den pfändenden Gläubiger durch eingeschriebenen Brief von dem sie zweckmäßig eine Abschrift zurüdbehält auffordern, das Pfandstück freizugeben, indem sie gleichzeitig durch eidesstattliche Versicherung und Hinweis auf die in ihren Händen befindlichen Rechnungen, ihr Eigentum glaubhaft macht und eine Frist von etwa 3 bis 5 Tagen zur Freigabe ansetzt. Ist die Frist abgelaufen, ohne daß die Freigabe erfolgt ist, so fann die Frau por dem Amtsgericht auf Freigabe klagen. Wenn ihre Angaben auf Wahrheit beruhen, entstehen ihr durch die Klage feinerlei Roften, denn diese werden zugleich mit der Berurteilung zur Freigabe des Pfandstücks dem pfändenden Gläubiger des Che mannes auferlegt.
immer neuen Varianten umspielt, doch nicht gelöst. Musil , gar nicht von dem Wunsch besessen, die Ornamente der äußeren Erscheinung nachzubilden, formt vielmehr die Gedankengänge seiner Menschen. Die Geschehnisse sind im Grunde nur die Auslöser der Gedankenketten. Musil schildert sie mit der Geste des Steptifers. des Ironikers, der sich über seine Geschöpfe luftig macht, und geht von hiaus weiter zur Einordnung allgemeiner Fragen, denen er letzte sprachliche Geschliffenheit geben möchte triebjamieit, die sie um nichts entwickeln. Zum fiebzigsten Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph soll eine große Feier ſtattfinden niemand weiß jedoch, worin sie bestehen wird. Die Idee genügt, un wichtigtuerische Geschäftigkeit zu entfalten und allerlei Ehrgeize hervorzuzaubern. Die Menschen find glüdlich, sich an Phrasen zu berauschen, patriotische und ethische Masten umzubinden und ihre Geschäftigkeit irgendwie zu dirigieren. Bei dieser Gelegenheit taucht in der Gesellschaft der Großindustrielle Dr. Paul Arnheim auf. In seiner geistigen Haltung an Walter Rathenou er innernd, mit dem Kulturfetischismus des Grafen Keyserling behaftet, löst er alle Rätsel durch schön geschwungene Reden, an die er auch glaubt.
Ein Steptifer betrachtet das Spiel der Menschen, ihre Be
Tradition, Bankrott, Vertroffelung und Auflösung einer herr fchenden Klasse, doch nicht von außen gesehen, sondern gestaltet in den finnlosen Kapriolen ihres Geistes, der entwurzelt worden ist und seine Inhalte verloren hat. Ein Zeitbild, das die geistigen Grenzen ftissiert und gleichzeitig ein Bild der Welt, wie sie fich in diesen Gehirnen spiegelt. Ein Aesthet, ein fontemplativer Mensch hat den Roman geschrieben, ihm eine Form gegeben, die in der geistreichen, witzigen Zuspigung gipfelt, in der ironischen UnterAlfred Arna.
daß diefe Töne und Geräuschen it for allerdings nicht gefagt fein, o liegt das wirkliche Leben? Diese Frage wird geſtellt, in malung der Borgänge.
anders gestalteten
Rahmens aufbauende Bestandteile einer Geräusch sinfonie merden können. Die vier Teufel" sind jedoch auf Dialog gestellt, und hier liegt ein neues Problem.
Es soll von den künstlerischen Unterschieden zwischen Drama und Hörspiel abgesehen werden. Ueber alle spezifishen Unter schiehe hinaus haben beide Gattungen jebody ein verbindendes oment: Die Menschen charakterisieren sich durch den Dialog. In Roman und Novelle dagegen tritt an Stelle dieser direften Charakteristik die Schilderung, oder sie kann wenigstens treten. Dadurch erhält der epische Dialog eine ganz andere Färbung. Er gibt nur bestimmte Höhepunkte der Handlung, bestimmte Höhepunkte des Gefühls, der gedanklichen Auseinanderseßung oder der zwischenmenschlichen Spannung. Er ruht eingebettet in der erzählenden Schilderung, wird von ihr getragen oder unternialt. Reißt man diefen Dialog aus feiner Umrahmung, so treten Schwächen herpor, die sonst nicht gemerkt werden, denn der Rhythmus schlägt in der dramatischen Dichtung anders als in der erzählenden. Bang ist Ituit ein Meister des andeutenden Dialogs. In den ,, vier Teufeln", im ,, Michael", den hoffnungsTojen Geschlechtern" oder den ,, Vaterlandslosen" bedeutet der Dialog gewissermaßen eine Etretta, einen Gipfel, er erhält die Farbe von der einrahmenden Schilderung. Dies überfieht Otto Sag und ner gröbert zarte Fäden. Außerdem parfümiert er die Unterhaltung unangenehm mondän.
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Bersagt Katz in allen Einzelheiten, so geben. Burschell und fein Regiffeur Köppen in der Seldwyla Sendung hübsche, tünstlerische Details, doch die Sendung ist ebenfalls auf das Konto ,, Verlorene Liebesmüh " zu buchen, denn hier werden Novellen zu einer Einheit montiert, die diese Montage nicht vertragen.
Bor einiger Zeit veranstaltete Stäppen eine Sendung Balzacs Banopfitum. Ein paar Hauptfiguren traten aus dem reichen Wert des französischen Erzählers in charatteristischen Szenen por den Hörer. Balzacs Bitalität, sein erfinderischer Reichtum vertragen diese Isolierung eher als die Dichtungen Gottfried Kellers . Balzac gibt mohl die großen Zusammenhänge einer Epoche, doch er fügt andererseits auch Mosait an Mosaik, und ein solches Mosait tann aus seinem Gefüge gelöst werden.
Bei Keller jedoch entscheidet der Ton der Erzählung. Hier
ist alles von Anfang bis zu Ende eine geschlossene Einheit, der Humor liegt in der Weltbetrachtung, in dem weisen und lächelnden Spielen mit den Menschen und Dingen. Jede Aenderung der Form zerstört das Ganze und gibt von ihm eine falsche Vorstellung.
Müssen es durchaus Bearbeitungen sein, will man der Mode Bearbeitung vertragen und die nicht dadurch in ihrem künstlerischen Gehalt gefchädigt werden.
des Tages huldigen, dann soll man Werke aussuchen, die eine
Frau, Ehe, Recht
F. Sch.
Unsere heutige Gesezgebung beschränkt die verheiratete Frau im Vergleich zu der ledigen oder verwitweten Frau außer: ordentlich. Es ist daher für jede Frau notwendig zu wissen, welchen gesetzlichen Bestimmungen sie durch Eingehung der Ehe unterworfen mird. Nach§ 1354 des Bürgerlichen Gesetzbuches steht dem Mann in allen das eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten die alleinige Entscheidung zu. Deshalb ist nach unserem Deshalb ist nach unserem geltenden Recht bei Etreitigkeiten der Bille des Mannes allein aus. fchlaggebend. Der Mann bestimmt insbesondere Wohnort und Wohnung, und die Frau muß ihm folgen; es sei denn, daß sein Verlangen sich als Mißbrauch seines Rechts darstelle.
Ganz besonders einschneidend sind die Bestimmungen über das eheliche Güterrecht. Die Frau kann über das, was sie dem Mann in die Ehe mitbringt, nicht mehr selbständig verfügen, fie bedarf dazu der Genehmigung des Mannes, der auch berechtigt ist, das eingebrachte Gut in Befiz zu nehmen. Ihm steht auch die Verwaltung und die Nutznießung an dem Eingebrachten zu, ja, er hat sogar das Recht, ohne Zustimmung der Frau eigenmächtig darüber zu nerfügen. Er darf auch Sachen aus tem Eingebrachten veräußern oder für sich verbrauchen; nur muß er nach Beendigung der Verwaltung der Frau den Wert, der von ihm
WAS DER
NINI
TAG BRINGT
Früher waren fie Herrgottschniger; faßen in ihren niederen Stuben und bastelten aus dem Holz ihrer Bergfichten Kruzifire und Madonnen; hinter ihnen stand die Not, die sie dazu trieb, denn das Ackern und Beiden trug nicht genug auf dem mageren Boden. und alle fünf Jahre spielten sie, alter Ueberlieferung getreu, ein simples, derbes Bassionsspiel, schlecht und recht; die Bauern der umLiegenden Dörfer famen zuweilen und fahen fröhlich zu. So waren fie; und waren, int ganzen, wohl glüdlich.
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daß zwischen dem, was sie sich und was man ihr versprochen hatte, einerseits, und dem, mas tatsächlich eintraf, andererseits ein beträdyt licher Unterschied bestand, da verklagte sie den Präsidenten des Ausschusses, der sie gewählt hatte, auf Erstattung eben dieses Unterschiedes, den sie auf 45.000 Franken bezifferte. Und als Hauptverfagen hauptamtlich Schönheitskönigin gewesen war, nichtluft führte sie an, daß sie während der drei Monate, die sie sozu Manne
Heute sind sie Herrgottspieler. Statt der Bauern aus dem Nach- fidenten, Herrn Duval, ein Tappenstiel. Und was für den letzten bardorf kommen Autos aus Amerita und allen anderen Erdteilen; ledes bringt Taufende von Dollars ins Dorf. Ein Festspielhaus für Tausende wurde gebaut, es foftete Millionen was machts Geadert und gemeidet wird nicht mehr wer braucht's? wer braucht's? Geschnigt wird nebenbei, lieblos und schlecht die Amerikaner faufen's doch. Aus jedem Bauernhaus ward eine Pension, wenn nicht ein doch. Aus jedem Bauernhaus ward eine Pension, wenn nicht ein Hotel, aus jedem Bauerngeschlecht eine Schauspielerdynastie. Die hinreisen, nehmen das in Kauf, schließen beide Augen, sehen schlichte Bauern, die ihnen religiöse Erbauung bringen. Es wäre gar nichts dagegen zu sagen, wenn niemand dabei Schaden nähme.
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Aber nun ist das so, daß vor dem Garmischer Gericht zur Seit 140 Brozesse schweben gegen die Herrgottspieler, angestrengt von ihren Angestellten, denen die Trinkgelder und Bediemungsgelder nicht ausgezahlt worden sind. Diese Gelder waren den amerikanischen Reisegesellschaften, die in Pauschalen zahlten, angerechnet worden; sie wurden nie an das Personal abgeführt. Einer der ersten, die verurteilt murden, mar der Darsteller des Christus, Anton Lang. Er hat es nicht einmal für nötig befunden, seinen Leuten die Ueberstunden zu zahlen; notwendiger war ihm, sich ein pruntvolles Badezimmer mit religiösen Symbolen ausschmücken zu lassen, das von reichen Amerikanerinnen gegen Eintrittsgeld erschauernd betrachtet wird. Jetzt hat er, in maßloser
Wut über das Urteil, sein gesamtes Bersonal entlassen.
Geschädigt jedoch ist weniger Herr Lang, der Christus, und die anderen Heiligen. Geschädigt sind die Angestellten, denen das erflagte Geid nicht ausgezahlt werden kann, weil es verbraucht ist. Mican hat im Geschäftsleben für dergleichen eine Bezeichnung, die nicht schön flingt. Aber freilich handelt es sich in Oberammergau nicht um geschäftliche, sondern um künstlerische und religiöse Belange. lind in solchen Dingen vergist man gern, daß der Christus, der einst gemiffe Leute aus dem Tempel peitschte, vor dem Festspielhaus in Oberammergau und vor dem mosaitgeschmüdten Badezimmer feines Darstellers nicht haltgemacht hätte..
Das Pech der Schönheitsköniginnen
Roch immer ist es der Wunschtraum von Zehntausenden: Schön beitstönigin zu sein. Noch immer melden sich Tausende. Noch inner fommen Hunderte in die engere Wahl. Aus allen Ständen fommen fie: das Proletariat macht mit bei diesem bürgerlichen Soluspolus, sehnsuchterfüllt, das gutbürgerliche" Mädden läßt sich herab" fie alle gehen den Weg, ter, wie man fie glauben macht, wie fie glauben wollen und müssen, der allernächste zum Glüd ist. Und troßbem: ist es denn damit eigentlich so weit her? Da war die ungarische Schönheitstönigin, Fräulein Simon, die nachher glaube ich, aud) Fräulein Europa wurde: als der erste Rausch vorüber war, hatte die Schönheistönigin ihr gesamtes väterliches Vermögen zugebuttert Röniginsein ohne Untertanen, die zahlen müssen, ist ein fostspieliger Beruf! Fräulein Simon hat refigniert und fájleunigst den Hafen einer bescheidenen Ehe auf gesucht, mohin die Wellenschläge der so schönen wie ieuren großen Welt" nur start abgemildert und fanft plätsdernd geraten. Nicht so ihre französische Kollegin für 1929, Mademoiselle Brillant. Als diese brillante Dame merkte, daß ihre Rechnung nicht aufging,
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Was aber das männliche
quin sein fonnte, welchem Beruf sie bis dahin obgelegen hatte. Und das Gericht entschied zu ihren Gunsten 10 000 Franten murden ihr zugebilligt, vermutlich weder für sie noch für den armen Prä: das furchtbarste ist: die Schönheitstönigin für 1930, Fräulein Ta ponnier, hat sich, ermutigt durch den Erfolg ihrer Kollegin, auch schon gemeldet. Was Herr Duval nun tut, weiß niemand; vermutfich dankt er seinem Schöpfer, daß es noch nicht allzu lange Schön heitsföniginnen gibt, die ihn vertlagen fönnen, und wird umgehend überzeugter Schönheitsrepublikaner. Geschlecht anbetrifft, das vermutlich in einer Schönheitskönigin die erstrebenswerte Blume höchster und zartester Beiblichkeit zu sehen geneigt ist: es sei gewarnt und auf das Beispiel der Schönheitsfönigin von Merito, der Senorita de Linda, verwiesen. Eenorita de Linda nämlich hat soeben ihren Bräutigam und ihr Kind angeschossen und lebensgefährlich verlegt. Wer hat Lust, sie heimzuführen? Die flügste Schönheitstönigin jedenfalls, die sich nicht unliebfam enttäuschen lassen will, scheint unser Fräulein Deutschland 1931 zu sein. Sie hat einen Tango fomponiert mit dem Text, Jede Frau ist schön" und verkauft ihn höchstselbst in einem hiesigen Marenhaus. Das tröstet erstens die Frauen, die nicht ebenfalls Königin werden konnten, und zweitens die Männer, die feine Königin zur Frau friegen tonnten, und bringt drittens was wenns auch nicht wahr sein sollte!
ein
Herr Braunmüller und der Teufel
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Dr. phil, 5 ans Ludwig Braunmüller nannte sich der Mann, dem es, nach seinen eigenen Andeutungen, dant mühevoller und langwieriger Forschungen gelungen war, den Teufel zu befchwören Man sollte meinen, daß in der bigotten Gegend von Kufstein in Tirol, wo dieser„ Psychoaſtrologe auftauchte, dercrtige höllische Beziehungen genügt hätten, um Herrn Dr. Braunmüller als einen Ausgestoßenen unter den Frommen erscheinen zu lassen; auch sollte man annehmen, daß man den Umgang mit ihm ängstlicy mied allein dem war nicht jo. Nämlich der Gott, zit bem man betet, hat sich verschiedentlich ganz energisch gegen den Dienst am Mammon, gegen das Hängen an den Schäzen, welche die Motten und der Rost fressen, gegen den Reichtum auf Kosten anderer überhaupt ausgesprochen die Gutsbesizer um Kufstein herum hörten's nicht gerne, denn ihr Herz war von der höchst irdischen Liebe zum Gelde nicht ganz frei; um jo lieber aber lauschten sie Herrn Braunmüller, der ihnen versicherte, daß der Teufel in solchen Dingen ganz anders dente, ja, daß er denen, die ihm dienen, jogar fünffaches Geld bringe! Und also erschienen sie haufenweise um Mitternacht, zur Geisterstunde, an dem Drt, dahin Herr Braunmüller sie bestellt hatte, fie brachten ihr ganzes Barvermögen mit, wie Herr Braunmüller es ihnen geheißen hatte, fie erfyauerten bei dem sinnlosen Abrakadabra, das Herr Braunmüller ihnen vorführte, fie gaben das Ehrenwort, niemandem etwas zu verraten, das Herr Braunmüller ihnen abgefordert hatte und sie warteten geduldig auf das Geld, mit dem Herr Braunmüller ihnen durchbrannie.... Gie warten noch heute, denn Herr Braunmüller wurde andersmp und anderweit verhaftet; er war nicht Doftor der Philosophie und nicht Psychoastrologe, sondern ungelernter Arbeiter; er hatte feine nähere Betanntschaft mit dem Zeufel, mohl aber eine sehr ausgiebige mit dem Zuchthaus gemadt. uns an Senntnissen besaß er nur eine: bie allerdings sehr genaue Kenntnis von der Dummheit, der Habgier und der Leichtgläubigkeit bes bigotten Menschen
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