Der Papst gegen die Frauenbefreiung. Geburtenregelung„ naturwidrig"
bleiben.
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Unterordnung foll
Die neue Enzyklika des Papstes über die christliche Ehe wird heute abend im Osservatore Romano im lateinischen Originaltert veröffentlicht. Sie trägt das Datum des 31. Dezember 1930, baginnt mit den Borten Casti connubii " und befaßt sich nach Mitteilungen aus dem Vatikan mit den hauptsächlichen modernen Ehefragen, zu denen sie eine eindeutige, flare Stellung einnimmt. Nach einer Darlegung der einschlägigen christlichen Glaubenslehre und des chriftlichen Eheideals nimmt die Enzyklifa in threm zweiten Teil gegen die sogenannte Kameradschaftsehe und ähnliche Erscheinungen Stellung und verwirft grundsätzlich jede Segualbeziehung außerhalb der Che als fittlich unzu lässig. Jeder Mißbrauch der Ehe( Geburtenkontrolle) und jede direkte Bernichtung des feimenden Lebens wird als dem Gesetz Gottes entgegen und naturwidrig zurüdgewiesen. Dabei sagt der Papst in seinem Rundschreiben, fein Umstand, der mit der Gesundheit oder mit wirtschaftlichen Berhältnissen zusammenhänge, fönne eine Entschuldigung bieten. Desgleichen wird die auf cugenischer Indikation aufbauende Sterilisation schuldloser Personen abgelehnt. Unter Aufzählung der verschiedenen Irrungen gegen die Treue wendet sich die Enzyklika gegen jede Umstoßung oder Abänderung der von Gott gegebenen inneren Berfassung der Familiengemeinschaft durch Aufhebung jeder Ueberund Unterordnung, um dann in besonders eingehenden Darlegungen der Vermeltlichung der Ehe und dem unberechtigten und leichtfertigen Abschließen von Mischehen und insbesondere der heutigen Ehescheidungsreform entgegenzutreten. die eine erleichterte Auflösung des Chebundes erstrebe. In dem päpstlichen Rund schreiben wird hier auf die verhängnisvollen Folgen der Ehescheidung nicht nur für die Familie, sondern auch für die staatliche und menschliche Gesellschaft hingewiesen. Eine solche Gesetzgebung fönne Staat und Volt nur einer unheilvollen Zukunft entgegenführen. Im dritten Haupttteil schließlich werden religiös- sittliche, aber auch Heilmittel sozialer und politischer Natur namhaft gemacht. Die En3yflita weist in diesem Zusammenhang nachdrücklichst auf die mißlichen Wirtschaftsverhältnisse hin, die nicht an letter Stelle an der Entartung des ehelichen Lebens schuldig seien, und schlägt Mittel zu deren Behebung vor. Dabei wird auch auf die Notwendigkeit und Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat hingewiesen, um so dem weiteren Berfall und völligen Rvin der ehelichen Gemeinschaft entgegenzuwirken.
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Goebbels :„ Wir hätten nicht so viel von Köpfe rollen reden sollen. Man weiß nicht, gegen wen das am Ende ausgeht."
Weiterhin wird die dreifache Emanzipation der Frau Wien , 8. Januar. verurteilt, die physiologische, die sie von den ehelichen und Die Wiener Polizei hat die 7- Uhr und die 9- Uhr- Borstellungen mütterlichen Pflichten befreien solle, die wirtschaftliche, die des Remarque - Films im Schwedentino verboten. stie ihr in der Abwicklung der Geschäfte des Alltags eine verderbliche 11nabhängigkeit einräumen soll, und schließlich die soziale Emanzipation, durch die die Frau in die politischen Wirrnisse hineingezogen wird.
( Soweit dürfte aber auch der Bapst nicht gehen, die Wieder abschaffung des Frauenmahlrechts zu verlangen, zumal die fatholischen Parteien überall, wo es eingeführt ist, mit seinen Ergebnissen sehr zufrieden sind.)
Das Gold strömt nach Frankreich . Und Papiergeld in die franzöfifche Wirtschaft.
Die Fehler der franzöfifchen Goldpolitit, bie fich in immer unnatürlicherer Anhäufung der Goldrefernen und einer unaufhaltsamen Preissteigerung außern, haben augenscheinlich die Bant von Frankreich endlich zu befferer Crfenntnis gebracht. Um den Zustrom neuen Goldes nach Paris zu nerhindern, hat dis Bant non Frankreich annähernd eine halbe Milliarde Denisen in der Woche vom 26. Dezentber bis zum 2. Januar aufgetauft. Ihre Devisenreserve stieg damit auf über 26,5 Milliarden. Trogdem hat sich auch der Goldbestand wieder um 160 Millionen Franken auf die Rekordziffer von 53,7 Milliarden Franten erhöht. Mit ihren Devisen und Goldfäufen aber mußte die Bant neues Papiergeld in den Verkehr pumpen, so daß der Notenumlauf um genau 2,5 Milliarden auf die Riesenziffer von 78,9 milliarden Franken in die Höhe schnellte. Diese gefährliche neue Infla tion ist es, die das französische Zentralnoteninftitut zu der jüngst verfügten Diskontsentung bestimmt hat, und es nach Mitteln und wegen suchen läßt, dem Rapitalüberfluß in Frankreich , der durch die aktive Zahlungsbilanz immer höher steigt, Abfluß nach außen zu verschaffen.
Molotoff bestreitet Arbeitszwang.
Mostau, 8. Januar. ( Amtlich.) In seinem Berichte vor der Tagung des Zentralegefutipfomitees der USSR. fam Molotoff auch auf die Antisowjetfampagne zu sprechen und erklärte u. a.: In der legten Zeit entwickelt sich in England unter besonderer Unterstützung durch fonservative Politiker eine Antifomjetkampagne. Die Konservativen suchen sich als Beschüßer der freien Arbeit gegen die angeblich in der Sowjetunion bestehende 3 wangsarbeit aufzuspielen. Tatsächlich wird in der Sowjetunion für alle Arbeiter der fiebenstündige Arbeitstag durchgeführt, während die englischen Konservativen die grimmigsten Berfechter jener Ordnung find, die jetzt zu weiterer Verlänge rung des auch ohnehin schweren Arbeitstages bis zu 10 und 12 Stunden führt. Dabei ist noch folgendes zu berücksichtigen: Wenn es in der Sowjetunion eine 3wangsarbeit" gäbe, wie hätten sich denn da der sozialistische Wettbewerb, die Stoßbrigadenbewegung und die von Arbeitern aufgestellten Gegenpläne sowie andere höchste Methoden proletarischer Attivität entwideln fönnen? Dafür herrscht in jenen Ländern, wo die Arbeiter nicht befugt sind, auf legalem Wege für ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse einzutreten ,,, freie Arbeit". Es ist klar, daß das, was für die Konservativen als freie Arbeit" der Arbeiter gilt, von den Arbeitern lediglich als tapita listisches Joch betrachtet wird. Und bald wird auch der letzte Arbeiter im Auslande erkennen, daß die Sowjetunion , wo den tonservativen Blättern zufolge die Arbeiter unter Zwangsarbeit leben, in Wirklich feit das Musterbeispiel eines Landes ist, wo die Macht in den Händen der Arbeiter liegt, wo die allseitige Berbesserung der Lage der Werktätigen die Hauptaufgabe dieser Macht ist und wo diese Aufgabe tatsächlich auf der Grundlage der gewaltigen Aktivität der Arbeitermassen, ihres Enthusiasmus und Heroismus im Aufbau der freien sozialistischen Gesellschaft verwirklicht wird.
Wieder Beamtenhinrichtungen in Sowjetrußland. Das oberste Gericht der Sowjetunion verurteilte fünf Beamte der Genossen fchaften wegen Schädigung der Intereffen des Staates zum Tode durch Erschießen. Die Beamten haben angeblich waren für mehrere Millionen Rubei verschleudert, um dadurch Stimmung gegen die Sowjets im Dorfe zu machen"." Die Todesurteile wurden durch die Machen der DGPU vollstreckt.
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Der Innenminister gegen Geiß.
Der Innenminister Winkler hat an den Bürgermeister von Wien , Seiz, ein Schreiben gerichtet, in dem er mit Rücksicht auf die gewaltigen to sten, die die polizeilichen Vorkehrungen bei einer Fortsetzung des Films ,, Im Westen nichts Neues" noch verursachen würden, und unter Hinweis darauf, daß der Kulturmert bes Films mohl in feinem Berhältnis zu den Schädigungen wirtschaft licher Natur steht, den Bürgermeister dringend ersucht, unvermeilt die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, damit die weitere Fortführung des Films unterbleibt.
Die Straßenfrawalle der Wiener Salentreuzbuben, angefeuert und ausgenutzt von der Presse bes Herrn Seipel, haben ihr Ziel er
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reicht. Der Innenminister Winkler, ein Landbündler, hat sich dem Willen des Wehrministers Baugoin löblich unterworfen, Außenminister Schober hat sich der Hezze gefügt und„ aus Gründen der öffentlichen Ordnung" hat man den Film ,, Im Westen nichts Neues" verboten. Das hatte die Bundesregierung, die über eine Filmzensur nicht verfügt, den Landesregierungen gleich nach dem Heldenstück des Auswärtigen Amtes und des Reichswehrminifteriums in Berlin , vollzogen durch die Film- Oberprüfstelle, zu tun empfohlen und sie hatten gehorsam eingeschmentt. Nur die eine Landesregierung, die nicht unter bürgerlicher Leitung steht, die sozialdemokratische Landesregierung Wiens, hatte dem Film fein Hindernis bereitet. Die Wiener Polizei hat sich als start genug erwiesen, um die Vorführungen störungsfrei zu erhalten. Hätte man durchgehalten, so hätten sich die Radauburschen, besonders nach gebührender Behandlung, verlaufen und wären nicht wiedergefommen. Das Nachgeben ermuntert sie zu weiteren Versuchen, ihren Willen mie bei uns. über Recht und Gesez zu stellen
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Der Polenüberfall auf deutsche Schule.
Steine ins Lehrerinnenzimmer.- Der getötete Polizist.
Rybnit, 8. Januar.
Am zweiten Berhandlungstage im Prozeß gegen die Golassowiger Bauern wurde mit der Zeugenvernehmung begonnen. Der Organist Bigalle aus Golaffowit schilderte, wie er an dem fraglichen Tage von den Aufständischen verfolgt worden sei und wie er in das Haus des Angeklagten Baclamit flüchtete. Die Aufständischen folgten ihm nach und verlangten von ihm die Herausgabe deutscher Stimmzettel. Als der Zeuge erflärte, daß er feine Stimm zettel befize, wurde er von einem Aufständischen ins Gesicht ge fchlagen. Sie durchsuchten dann die Wohnung des Angeklagten Baclamit sowie die des Lehrers Merva, wobei sie heftige Drohungen
besonders gegen den abwesenden Waclawit ausstießen, dem sie
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,, ordentlich mitspielen" würden, weil er allein schuld daran fei, daß in Golafsomis bei den früheren Wahlen sopiel deutsche Stimmen abgegeben worden seien. Wenn die antistaatliche Bropaganda nicht aufhöre, dann würden fie das Gemeindehaus in die Luft sprengen. Der Zeuge Bigalte meldete diesen Borfall dem Polizeikommissariat. Vor Gericht machte er noch nähere Mitteilungen über die Alarmierung der Dorfbewohner am Abend des 23. No Dember, die erfolgte, als in seinem Hause gegen 21 Uhr die Fenster. scheiben eingeworfen wurden. Daraufhin eilten etwa 20 Gemeindemitglieder nach dem Gemeindehaus, dua ter der Bastor Harffinger, der die Leute beruhigte und sie bat, friedlich auseinanderzu gehen. Blöglich wurde Beschrei hörbar und es perbreitete sich das Gerücht, daß drei Aufständische im Gemeindehaus gewesen wären, Don denen einer erwischt worden sei. Später stellte es sich heraus, daß es sich um den Polizeibeamten Schnapta handelte. Bastor Harlfinger empfahl, den verlegten Schnapla zum Arzt zu schaffen, und telephonierte selbst nach einem Arzt, betam aber feine Berbindung. Man bemühte sich dann um ein Gespann und fuhr zum Dr. Scheja in das Nachbardorf Pawlowitsch. Der Zeuge Lur schilderte dann die Borgänge bei dem Arzt, der es ablehnte, mitzufommen. Der Zeuge Lur tat darauf noch ein übriges und hinterließ auf dem Polizeikommissariat in Bawlowitsch einen Zettel mit der Nachricht, daß ein verwundeter Polizeibeamter in Golaffowitz auf gefunden worden sei. Dann schilderte die Lehrerin Erna Fuchs als Zeugin
den Ueberfall der Aufständischen auf die deutsche Schule, der um Mittag erfolgte, als die Zeugin gerade Unterricht erteilte. Die Aufständischen, etwa 15 uniformierte und mit Revolvern und Gummifnüppeln bewaffnete Leute, riffen die Klassentür auf und forderten die Zeugin auf, mitzukommen. Sie durchsuchten sodann das Schulgebäude nach deutschem Agitationsmaterial und fragten nach dem Schuldiener, dem Angeklagten Waclawit. Während der Durchsuchung äußerte ein Aufständischer:„ Wenn ihr verfluchten Lehrer mit der antistaatlichen Erziehung der Kinder nicht aufhört, dann fliegt ihr mit der Schule in die Luft." Erst um 16.30 Uhr nachmittag fuhren dann die Aufständischen nach Bilgramsdorf. Die Lehrerin erklärte weiter, daß die Aufständischen vor ihrem Abmarsch
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die Schulkinder aufgefordert haben, Hochrufe auf Pilsuditi auszubringen. Die Kinder waren vollständig eingeschüchtert und begannen zu jammern und zu weinen. Sie fonnten nur mit Mühe von der Lehrerin beruhigt werden. Gegen 21 Uhr flogen dann drei Steine in das Zimmer der Lehrerin, wobei die Fensterscheiben zertrümmert wurden. Dann erfolgte der Alarm, und die Gemeindemitglieder fanden sich zum Teil im Gemeindehaus ein. Auf die Frage des Richters nach dem Grund des Alarms erwiderte die Zeugin, daß man auf diese Weise Hilfe herbeischaffen wollte, da man einen erneuten Ueberfall der Aufständischen befürchtete. Pollace" ist feine Beleidigung.- Schwachsinnige Zeugen in Marienburg.
Marienburg, 8. Januar.
Am zweiten Verhandlungstage wird zunächst die Bernehmung über die Borgänge in der Nacht zum 21. Oktober fortgesezt. Es handelt sich um eine Schlägerei zwischen einer Horde Bolen und den beiden Angeklagten Gusowfti und Cholewius. Im Verlauf dieser Schlägerei sollen die beiden durch das Dorf gezogen sein und untermegs noch einmal drei Polen bedroht haben, wobei der Bolenführer Lewicki, der hinzufam, geschossen haben soll. In der Hauptsache dreht fich die Verhandlung wieder darum, ob der Ausdrud Bollad" eine Beleidigung ist. Der Zeuge Lewandowski erklärt, wenn man einen Bolen Bollad" nenne, fei das teine Beleidigung, er als Deutscher habe sich jedoch dadurch beleidigt gefühlt. Später wird noch einmal festgestellt, daß sowohl Ausbrüde wie Bole" und Bollad" teine Beleidigungen feien, daß ferner Bole" und„ Bollad" gleichbedeutend feien, und daß diese beiden Ausbrüde nur eine Beleidigung sein könnten, wenn eine bestimmte Betonung auf sie gelegt
werde.
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Einem polnischen Befizer find Fensterscheiben eingeschlagen morben, der Sohn des Besizers wurde tätlich beleidigt. Der als Zeuge auftretende Sohn des Besizers ist schwachsinnig und gibt ganz verwirrte Antworten. Auch dem Dolmetscher gelingt es nicht, in sein Stammeln und seine Gesten einen richtigen Sinn zu bringen. Der Vater, ein 72 Jahre alter Mann, macht ebenfalls einen etwas ge= störten Eindruck.
Zuckermaffen verbrannt.
Kleinbauernrevolte in Kuba wegen der Preisfürze. Habana, 8. Januar. ( Eigenbericht.)
In den Zudergebieten von Ruba ist infolge der schlechten Wirtschaftslage unter den Bauern eine große Terrorbewegung ausgebrochen, die sich darin austobt, daß überall 3uderfelber. in Brand gefeßt werden. Bis jetzt sind nicht weniger als 7000 Tonnen Zuckerrohr eingeäschert worden. Die Regierung hat nunmehr einen großen Polizei- und Militärapparat aufgezogen, um weitere Brandstiftungen zu verhindern.