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Javier de Viana: Stille UäCk kZSM SlttriYI Originalersählung am dem uruguayfchen Jiamp

Seit dem Abend, da Jsmoel Martinez auflprang, sich den breiten Gautschohut m den Nacken rückte und wüteno ausrief:.Ich verbiete euch, von meiner.Verflossenheit zu redend getraute sich keiner mehr, in seiner Gegenwart die traurige Geschichte zu er- mahnen. Sie war alltäglich wie Winterregen. Ein junger Mann guter Kerl, stark, arbeitsam, nüchtern war ein paar Tage nach der Hochzeit von seiner Frau betrogen worden. Erst wollte «r sie totschlagen: dann dachte er daran, daß weder Peitsch« noch Sporn«inen müden Gaul in Trab setzen. Besser: absatteln und laufen lassen! Er jagte sie davon und hosfle ein neues Leben be- ginnen und daa zerstörte Heim wieder aufbauen zu können. Ein Jahr war seitdem vergangen; immer noch schien Traurig- keit im Herzen des Gautschos zu hausen.Es wird nie anders iverden", sagte er einmal.«Es ist wie ein Zaunpfahl, in dem der Wurm sitzt. Dogegen gibfs kein Mittel!" Er sagte das an einem dunstigen Abend, unter einem alten Ombu, dem seltenen, einzigen Baume des Kamps. Der alte Torcauto, der neben ihm saß, griff da» Wort auf und warf es auf den Rücken wie«in Rind, dem der Lasso ums Genick saust.In frischem Hol,,« steckt kein Wurm!" Als er bemerkte, daß der Gefährte ruhig blieb, nahm er die Ge- legenheit wahr und fuhr fort:.Kein Fleisch ist so zäh, daß man'- nicht braten könnt«! Hör zu! Ich hatte mal einen Freund. Er hieß Diomsio Lafuente. Feiner Kerl: stark und tapfer, dabei gut wie eine Mutter! Ein Unterrock steckte ihm im Kopfe:, er'iebte. Der Pfaff legte ihm denn auch bald das Kumt um. Dionisio war wie Weidegras: je mehr das Vieh davon frißt, desto mehr wächst nach. S i e war wie eine Miomiodistel: was davon frißt, muß krepieren... Er hütete sie wie das beste Rennpferd... Sie kriegten ein Junges... Dionisio verd'oppelt« seine Sorgen für die Frau... Dann kam ein Tag, da erlebte er dasselbe wie du. Wie du hätte er am liebsten ausprobiert, ob sein Messer noch scharf genug sei: aber wie du überlegte er, daß der Bach zu tief sei! Lieber holt« er sich das Ding, womit wir die Potros, die wilden Hengste, zähmen, heizte ihr ein und jagte sie in den Kamp. Di« Stute hatte ihre Kontra- marke(Brandniarke, durch die das Pferd besitzlos wird): das Junge gehört dem, der sie ausbrennt. Jedesmal, wenn ich dich sehe, muß ich nicht daran denken. Geht dir'n Licht auf, Junge?"

Der Alte hustete, sah zu Ismael hinüber, dem ein« Träne im Auge stand, und sprach w'eiter:Dionisio behielt alse den Gautscho. die Halbweise. In seiner Seele pflanzte er Weidenrute-n, die zwar erst Wurzel schlugen, aber immer verdorrten. Seiue Seele war eben hart und trocken geworden wie ein Derggveg! Eines Tages wurde der Klein« krank. Im Fieber fing er an zu jammern: Mutter, Mutter!" Dionisio trieb erst eine Weile im Sumpfe des Zweifels; dann krempelt« er sich zugleich mit den Hemdsärmeln das Gewisien auf... verstehst du? Rein", versetzte der Gautscho abweisend. Na, er ließ das Weib holen. Beide mühten sich, ihr todkrankes Junges zu retten. Auf dem Schutt des alte» Rantschos(5)ütte) bauten sie einen neuen. Jetzt sind sie die glücklichsten und zusrie- densten Menschen unter der Sonne, die Weizen und Unkraut in gleicher Weis« gedeihen läßt". Schöne Sache für Leute ohne Erinnerungen!" rief Ismael aus. Sieh mal mein Junge" bemerkte der Alte", wenn man von Erinnerungen lebt«, so würde kein Mensch mehr aussäen, sobald ihm der Frost einmal die Ernte verdorben hat. Und keiner würde mehr einen E-ntavo für Schafe ausgeben, wenn ihm ein Gewitter einmal einen Wurf Lämmer vernichtet hat". Der junge Gautscho schwankte eine Weile schweigend zwischen Stolz und Liebe. Dann sagte er:.Hat keinen Sinn! Die Narben verschwinden nicht". Doch!" erwiderte der Alte bedeutsam.Denk mal an die Gäule! Kontramarke hebt Kontramarke auf. Also: Kontramarke machen!" Wieder schwieg Ismael eine lange Zeit, so lang wie ein alter Gautscholasso. Dann er eine Kleinigkeit, sattelte, saß auf und ritt davon. Der alte Don Torcuato sah lächelnd zu, wie er nicht die Richtung, nach seinem Rantscho einschlug, sondern sich in vollem Galopp nach der entgegengesetzten Seite entfernte, nach Süden, wo sich hinter einer Agavenpflanzung eine mit der Peitsche davon- gejagte junge Frau in Langeweile, Traurigkeit, Einsamkeit und Reu« verzehrte. (Berechtigte Uebersetzuns aus dem Uruguayschen von®. H. Zieuendarff.)

&rof. 3)r. K. Mennig:

Iflwimen der Qemtier

Obwohl die moderne Bauweise der Häuser aus Stein und mit festen Dachungen neben den Blitzableitern erhöhte Sicherheit gegen Gewittergefahren bedeutet, leben noch immer viele Menschen in großer Angst,wenn die Wolken getürmt den Himmel schwärzen, wenn dumpf tosend der Donner hallt". Und viele Tausende würden wohl, wenn sie das Wetter zu machen in der Lage wären, die Ge- witter zu allererst abschaffen. Aber tro� aller Schrecken, die ein schweres Gewitter mit sich bringen kann, darf man doch behaupten, daß die Gewitter im Haushalt der Natur für den Menschen sehr viel mehr Nutzen als Schaden bringen. Der Landmann betrachtet daher besonders gewitterreiche Jahre als besonders fruchtbar. Dies ist keineswegs ein bäuerlicher Aberglaube, sondern eine in der Tat berechtigte Auffassung. Sommer, die viele Gewitter bringen,' sind ganz selbstverständlich auch durch reichliche Wärme ausgezeichnet, die im Hochsommer zum Gedeihen aller Vegetation eine sehr will- kommen« Zugabe ist. Andererseits aber verhindert das Auftreten der Gewitter auch wieder die überaus verhängnisvollen Wirkungen einer langdauernden Dürre, die gerade in Wochen mit reichem hoch- sommerlichen Sonnenbrand katastrophale Ausmaße annehmen kann. Fast all« Gewitter bringen reichliche Niederschläge mit sich, und gerode«in häufiger Wechsel zwischen Sonnenbrand und kräftigen Negenfällen ist für das Gedeihen jeglicher Ernte überaus will- kommen allerdings nicht in der Zeit, in der die Ernte selbst ein- gebracht werden und vor Nässe geschützt werden soll. Aber der Grund, warum gewitterreiche Jahre auch besonders fruchtbar sind, leuchtet ein. Auch in den Tropen finden wir ja die größte Ueppig- keit der Vegetation dort vor, wo in den heißesten Monaten stark- Regengüsse, vielfach mit täglichen Gewittern, niedergehen. Die Gewitterregen in der Sommerzeit mögen dem einzelnen Menschen oft überaus unwillkommen sein, wenn er unterwegs von ihnen überrascht wird, und sie richten ja auth nicht selten schwere, Unheil an, wenn die niederstürzende Wassermasse allzu groß wird und lokal« Ueberschwemmungen veranlaßt oder das Getreide umlegt. Doch können wir unserem heimischen Klima gar nicht dankbar genug sein, daß es uns gerode in unseren wärmsten Monaten durchschnitt- lich auch die reichlichsten Regenfälle beschert. Wie sehr uns andere Länder, die im Sommer Regen und Gewitter gar nicht kennen oder nur äußerst selten einmal aufweisen, um diese Eigentümlichkeit unseres Klimas beneiden, vermögen wir Mitteleuropäer uns nicht leicht vorzustellen. Bezeichnend ist eine kleine Anekdote, die man von der früheren Königin Olga von Griechenland erzählt. Sie hatte viele Jahre den Sommer in Griechenland zugebracht, wo die un- barmherzige Sonnenglut nie durch Regen gekühlt wird. Dann weilte sie einmal im Hochsommer in München , und während eines starken Gewitter» wurde sie plötzlich von ihrer Umgebung vermißt. Man suchte nach ihr und fand sie im Park, in dem sie trotz strömenden Regen spazieren ging. Al» man sie veranlassen wollte, ins Schloß zurückzukehren, erklärte sie, man müsse sie doch nicht in ihrerAn- dacht" stören! Hier ist vollkommen treffend die Erkenntnis aus- gedrückt, ein wie unendlich großer Segen diese sommerlichen Gewitterregen sind. Erwünscht sind dabei die stundenlang niedergehenden so- genanntenLandregen", die nicht selten auf ein Gewitter zu folgen pflegen. Gerode der gleichmäßige, ausgiebige und doch nicht allzu sturzartig gehäufte Niederschlag dteser Landregen ist ein Geschenk der Natur, wie es segensreicher nicht gedacht werden kann, mag dabei auch gar manches sommerliche Vergnügen ein trübselig-feuchtes Ende finden. Während des Gewitters ist die Gefahr, daß mehr Schaden als Nutzen angerichtet wird, nicht eben gering. Wolken- bruchartiger Sturzregen, der nicht selten mit ihm verbundene Hagel, Gewittersturm, Windhasen, Blitzschläge, sie alle bergen Gefahren nicht nur für Leib und Leben von Mensch und Vieh, sondern auch für die Arbeit de» Landmannes in sich. Zumal in gebirgigen Gegenden können durch solche Bewitterwolkenbrüch« gelegentlich ganz gewaltige Ueberschwemmungskotastrophen entstehen, die örtlich nicht eben ausgedehnt zu sein pflegen, ober oft Hunderte von Menschen- leben gekostet und ganze Ortschaften völlig verwüstet hoben. Die Erinnerung an solche Vorkommnisse haftet zuweilen johrhunderte- long im Gedächtnis der Menschen. Noch heute spricht man in Thüringen von der großenThüringer Sintflut" des 29. Mai 1kl 3. In unserem Jahrhundert haben zum Beispiel ähnliche Katastrophen das Ahrtal am 13. Juni IfllO und(wie wohl noch erinnerlich) das Gottwrba-Tat, rcha-cholh Aroa, Irch ILA hetrojfeu.

Es ist eigenartig, daß in manchen Iahren die auftretenden Gewitter auffällig oft die Tendenz haben, zu bedeutenden Kata- strophen auszuarten. So waren die beiden Sommer 1S2S und 1927 durch«ine merkwürdig große Zahl von Gewitterkatastrophen in Deutschland ausgezeichnet, während die beiden nachfolgenden Jahre 1928 und 1929 ihrer nur eine kleine Zahl brachten. Der Grund dieser verschiedenen Haltung der einzelnen Sommer ist bisher nicht llar. Eine ehemalige Hauptgefahr der Gewitter ist freilich vom menschlichen Geiste ganz bedeutend eingeschränkt worden. Zündende Blitzschläge nämlich hoben bei weitem nicht mehr die Bedeutung wie früher. Gewiß kommen sie noch alljährlich vor bei strohgedeckten Ställen, Getreidemieten usw. Aber so gewaltige Brandkatastrophen infolge von Blitzschlag, wie sie uns etwa Schiller in seinerGlocke" schildert, oder noch ungeheuere, wie sie im Mittelalter gelegentlich ganze Städte in Asche gelegt, Pulvertürme zur Explosion gebracht und Hunderte von Menschenleben vernichtet haben, sind heute in den Kulturländern als ausgeschlossen zu betrachten. In den modernen Städten stehen die Brände, die auf einen Blitzschlag al» Ursache zurückgehen, seit langem sozusagen auf der Aussterbeliste, während zum Beispiel noch vor 200 Iahren, am 29. Mai 1730, in Berlin 44 Häuser durch einen Blitzschlag in den Petrikirchturm nieder» brannten. Heute kann nur bei unzweckmäßiger oder gar fehlender Blttzableiteranlag« auf besonders exponierten Gebäuden in Städten gelegentlich noch ein Brand entstehen, wie e» die Danziger Kacharinenkirche am 3. Juli 190S zu ihrem Schaden erfuhr, auf der man ausErsparnisgründen" unterlassen hatte, eine ordentlich« Blitzableiteranlag« anzubringen: Blitzableiter und Steinbau haben uns von einer der größten Gcwittergefahren alter Zeit nahezu befreit, und so können wir denn wohl behaupten, daß die moderne Technik und Architektur erheblich dazu beigetragen haben, daß die segensreichen Begleiterscheinungen der Sommergewitter stets beut- licher in den Vordergrund treten, während die verderblichen ein- geschränkt werden.

o. 3,*r-. Qelähmle Vfafdiine Eigentlich kannRobot" ja gar nicht sterben, weil er kein leben- de» Wesen, sondern nur«in Maschinemensch ist. Und Maschinen- mensch hin und her, auch ein Maschincnmensch ist weiter nichts als eine Maschine und Hot mit Menschen oder lebenden Wesen nur das eine gemein, daß er sich bewegt und äußerlich dem Menschen ähnlich sieht. Wenn ein Mensch stirbt, dann ist das etwas Besonderes, denn dann ist sein Leben abgeschlossen. Aber wenn eine Maschine still- steht, dann ist das nichts Außergewöhnliches, denn man kann sie einfach wieder anturbeln. Oder auch nicht. Oder auch nicht? Der von einem englischen Ingenieur vor Iahren konstruierte MaschinenmcnschRobot" hat eine» Schlagonsall erlitten und damit ganz London in recht heitere Stimmung verfetzt. Gleichzeitig aber hat er uns etwas Achtung vor sich selber cinslößen wollen, denn schließlich ist ihm mit diesen' Schlaganfall etwas durchaus Mensch­liches geschehen. Hot er damit bewiesen, daß er uns Menschen ähn- licher ist als wir glauben wollte»? Der Erfinder ist entzückt über de» Schlaganfall, obwohl er bisher noch nicht feststellen konnte, wo- durch sichRobot" ihn zugezogen hat. Robot stand nämlich seit einiger Zeit als mechanischer Verkehrs- Polizist an einer Kreuzung der Londoner Außenstadt und machte seine Sache ausgezeichnet, besonders da er voin Fenster eines benachbarten Hauses aus. Nüttels elektrischer Leitungen glänzendbedient" wurde. Druckte der Beamte auf den rechten Hebel, dann hob Robot den rechten Arm, drückte er auf de» linken Hebel, dann hob Robot den linken Arm, und so dirigierte der Maschinenmensch gewiß ein eigenartiger Anblick den Londoner Verkehr. Plötzlich konnte er nicht mehr. Robot hob nur noch den rechten Arm, senkte nur noch den rechten Arm. Er war linksseitig gelähmt! Die erst« Folge war ein« furchtbare Verkehrspanik, ein gräß- liches Durcheinander, denn daRobot" sowohl den rechten Arm hob, gleichzeitig ober den linken nicht senkte, blieben alle Fahrzeuge stehen. Straßenbahnen, die es nur in den Außenbezirken gibt, stauten sich kilometerweit, die Autobusse fuhren fast aufeinander. Robot, der Maschinenmensch, war nicht mehr zu bewegen, sich zu bewegen. Die linke Seite blieb stumm, war gelähmt, tot. Aber Robot selber lebte noch, denn den rechten Arm hob und senkte er zur Freude des Beamten, der dadurch noch mehr Wirrwarr in den Ver- kehr brachte. Mit einem einfachen Verkehrsturm hätte man nicht soviel Aufhebens gemacht, aber Robot ist«den etwas anderes, ist ein Maschinenmensch. Daher lies der Beamte hinunter auf die Straße und versuchte, Robot gut zuzureden, wie man das mit Menschen zu tun pflegt, die plötzlich anderen Sinnes geworden sind. So hatte auch ihn die Psychose gepackt, dieser Robot sei nicht nur eine Maschine, sondern gleichzeitig etwas Besseres. Wer würde jemals auf den Gedanken kommen, einer kaputtgegangenen Näh- Maschine oder einem zerbrochenen Zweirad gut zuzureden? Aber beim Robot versucht man's. Robot aber antwortete nicht, hielt den linken Arm steif in die Luft und ist bis heute weder geheilt noch hat man herausfinden können, was ihm eigentlich fehlt. Gerechterweiss hätte man einen Arzt holen müssen, weil die Mechaniker sich nicht zu helfen wußten. Zur Zeit hat man ihn abmontiert und in einer Werkstatt untergebracht, um den Schlaganfall zu beheben. Aber ob Robot seine Stelle als Verkehrsschutzmann wieder beziehen wird, ist höchst zweifekhast,-denn, wie man sieht, bringt diese»Wesen" allerlei Berwirrung in die menschlichen Gemüter, und nur, weil es aussieht wie unsereiner. Aber einen Menschen kann man nicht nach- machen, und eine Moschine bleibt eine Maschine und wird kein Lebe- wesen, auch wenn sie noch so viel« Schlaganfälle bekommen sollte.

Sin förandmal für neugeborene Die Rew-Dorker Frauenkliniken und Säuglingsheime wollen fortan die ultravioletten Strahlen dazu benutzen, neugeboren« Kinder mit einem Brandstempel zu versehen, der ihre spätere Identifikation sicher verbürgt. Die bisherigen Versuch« hoben guten Erfolg gehabt und darüber hinaus den Beweis erbracht, daß das Verfahren durchaus schmerzlos ist. Sobald«in Kind geboren ist, wird an seinem Halse ein Schild mit dem eingestanzten Namen angebracht, und die ultravioletten Strahlen lassen dann die Buch- staben des Namens in dunkclroter Farbe auf der Haut de« Kindes erscheinen. Di« Schrist bleibt über zwei Wochen sichtbar. Dos neue Verfahren soll die werdenden Mütter vor der Zwange­vorstellung bewahren, daß ihre Kinder mit anderen verwechselt werden, wie es erst kürzlich wieder in einem Säuglingsheim in Chikago geschah. Der Fall führte zu einer Schadenersatzklag« in Höhe von 100 000 Dollars. Nach ausgedehnten Erörterungen der Sachverständigen muhten die maßgebenden Stillen schließlich zu- geben, daß zwei Kinder, die im selben Saal und am selben Taxe geboren worden waren, vertauscht worden waren.

�ollheilen des S

Wie eng das Große neben dem Lächerlichen wohnt, steht man wohl nirgends klarer als in der Geschichte der Erfindungen. Wie viele geniale Gedanken des Meisichengeistes sind zunächst verspottet und verlacht worden, um erst von späteren Geschlechtern in ihrer Be- deutung erkannt zu werden! Aber solche nachher gerechtfertigten Kühnheiten sind sehr selten gegenüber den phantastischen Plänen, mit denen alle Patentämter überhäuft werden und die nichts weiter sind als bunte Seifenblasen, an denen sich toller Menschengeist erfreut. Der englische Gelehrte Prof. A. M. Low. der eine Autorität in allen Patentfragen ist, führt iil einer Londoner Zeitschrist einige be- zeichnende Beispiele der neuesten Ausgeburten der Erfinderphantasie an. Er berichtet, daß die wissenschaftlich interessierten Laien sich in der letzten Zeit besonders heftig mit dem Rakete»probl e,m beschäftigt haben und daß diese Neigung durch die Erfolge Professor Piccards noch sehr verstärkt worden ist. Die abenteuerlichsten Ideen für die Herstellung von Rateten werdcn eingesandt. Solche Er- findungen sind aber doch verhältnismäßig vernünftig gegenüber an- deren Plänen, die allen Ernstes ausgearbeitet werden.Vor einiger Zeit", schreibt Law,las ein Mann einen Aufsatz, in dem ich erwähnt hatte, daß unnötiger Lärm«ine große Kraftverschwcndung bedeute. Dieser'Gedanke ließ ihn nicht los, und er arbeitete eine Idee aus, nach der die Reden der Abgeordneten im Unterhaus dazu verwendet werden sollten, mit mit dioser verschwendeten Kraft den Saal elektrisch zu beleuchten. Er konnte nicht begreifen, daß sogar der Lärm eines großen Blechorchesters noch nicht einmal soviel Kraft hervorbringt, um ein«inzstles Streichhol., anzustecken. Noch phantastischer war der Vorschlag eine, anderen Erfinders, der eut- deckt haben wollte, daß es bestimmte Strahlen gibt, die wir nicht sehen und die durch ein« Lampe ausgestrahlt werdcn könne», die man aus dem Kops unter dem Hut trägt. Sein Gedanke war, einen Lichtkreis um den Menschen zu oerbreften, der jeden von uns für den anderen unsichtbar macht, so daß wir keine Kleider mehr zu tragen brauchen. Solch« Entwürs« werden von Leuten gemacht, die im übrigen geistig votllommen gesund sind. Einige von ihnen bssürden sich in

augejeheoe» Stelliinjyn, tot ouL Verstand und Geschicklichkeit. b& gleicht zu machen.

anspruchen, und beschäftigen sich mit den schwierigsten Wissenschaft- lichen Fragen. Wenn solche Leute mir ihre Erfindungen erkläre», dann zeigen sie bedeutende Kenntnisse, bedienen sich gelehrter Aus- drücke und kommen doch zu Ergebnissen, über die jedes Kind lachen muß. Ein solcher Phantast war auch der Mann, der anregte, einen Tunnel nach Australien zu graben. Er hatte die Hitze iin Erdinnern genau berechnet und war fest davon überzeugt, daß man, wenn man nur einmal erst tief genug in, Erdinnere eingedrungen sei, die unnötigen Flüsse der Erdoberslöche in dieses Loch leüen könne. Di« Hitze im Innern würde dos Wasser in Dampf verwandeln und mit diesem könnte man Maschinen heizen, die immer tiefer und tiefer durch den Erdball bohren würden. Dieser Monomane, der olles über elektrotechnische drahtlose Detektoren genau studiert hatte, bildete sich schließlich ein, sein Gehirn funktioniere wiej-ii, Detektor und irgendwer beeinflusse sein Gehirn so, daß es im Schlaf beständig an seiner großen Zehe zerre. Ich besprach den Fall mit cinein Arzt und riet mit dessen Einverständnis denPatienten", seine Zehe mit einer dünnen Blcischicht zu um- wickeln, zum vchtitz gegen die Strahlen. Dadurch wurde der Mann geheilt. Woh! die tollst« Idee unter vielen Hunderten, die mir vor- gekommen sind, war das Schiff mit einem Loch im Boden, dessen Vcnvciidung von einen, focht klugen und geschickten Mann empfohlen wurde. Er behanplcte, daß das Wasser rasch genug einströmen würde, uni einen Motor zu treiben, der wieder die Kraft hervor-- bringe» sollte, das Wasser zu entfernen usw. Die überschüssige Krojt sollte zum Antrieb des Schiffes verwendet werden. Ueberaus erfinderisch ist der Menschengeist in der Angabe von Alarmsignalen. Da empfindet einer eine große Focht die niederschlägt, wenn ein Fenster geöffnet wird, ein anderer die' An bringung eines Grammophons, da? selbsttätig eine Platte spielt die das Geräusch von rennende» Menschen und bellenden Hunden wiedergibt und dadurch den Einbrecher erschrecken soll. Ein solche Erfinder vergeudet« sein- ganzen Ersparnisse im Werte von 1200" Mark aus den Versuch. Beton aus. Federn hcrzchtellen, um es ganz