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ttolSgang£7), a{ff- TCeüerltein: cKßn?b%tJm Muckolsin gab sich selber seinen Namen, als er sein Ich entdeckt hatte. Er stellte sich vor mir ayf, schaute mit seinen blauen Augen zu mir astem Sünder empor und sagte ernsthast: Ich bin das Muifetein." Und dabei blieb es. Heute rattert er an der Tür meines Arbeitszimmers und ver- langt stürmisch, daß ich ihm öffne. Seufzend lege ich mein Schreib. werk beiseite und lasse ihn ein. Muckelsin kommt mit einem Jubel- schrei hereingetrappelt und umarmt meine Leme� Er hat«in rotes Äittelchen an, blaue Höschen und seine besten schuhe. Die weiß­blonden Härchen stehen am Hintertopf wirr noch allen Himmels- richtungen, aber vorn liegen sie sanft und artig auf der Stirn. Muckelein gleicht einem frisch gewaschenen Aepfelchen. Sein jähes Erscheinen, das mein unwillige» Welthsrz gern als einen Ueberfall deuten möchte, soll eine Ueberraschung sein: denn heute ist Sonntag und ich hatte es vergessen. Was willst du denn. Muckelein? Ich muß doch arbstten." Das Traumpferdchcn möchte auf den Höhenrain laufen", ant- woxtet er mtt hohem Etimmchen und zieht ein schäbiges Spielzeug- pferdchen an sich heran, das er an einem Bindfaden hinter sich her schleifte. Das bedeutet also einen Spaziergang. Und gerade heute, wo ich... man sollte den Kindern doch niemals Märchen erzählen! Nun Hilst es nichts. Wir sind schon unterwegs.» Muckelein trappelt vergnügt neben mir her. Das Traum- pferdchen, dos er an seinem Bindfaden erbarmungslos über die Steine zerrt, sieht recht mttgenommen aus. Es besitzt nur noch kümmerliche Spuren einer Mähne, beide Ohren fehlen ihm und auch «in halbes Bein. Es scheint zu leiden und ich hebe es auf. Sofort bleibt Muckelein stehen und zwitschert ängstlich: Ich will ober das Traumpferdchen haben, bitte ssön!" Ich bin Muckeleins Knecht. Er nimmt also das Traumpferdchen unter den Arm und wir steigen weiter. Gebirgler mit Alpenrosen an den Hüten kommen uns entgegen. Ihre Schritte klingen fest und sicher. Sie sind gebräunt von fommer- licher Arbeit und sehen gut aus in ihrer feiertäglichen Tracht. Grüß Gott!"' ruft Muckelein, und fein Gruß wird mit Wohl- gefallen erwidert. Dann kommen Frauen in Miedern und bunten Röcken. Mucke- lein wird von einer Bäuerin hoch empor geschwungen und jubell vor Vergnügen. Das Männchen hat viel« Freunde unter Menschen und Tieren. Nun sind wir oben. Der Höhenrain ist eine große, hügelige Alm, ein waldumlrönztes Aewoge von jungem Grase und von Blumen. Hier weidet das Vieh der Gemeinde. 5?ühe wandern muhend und läutend darüber hin Ziegen klettern von Kuppe zu.Kuppe, und die Trüppchen der Schafe stehen ganz im Grünen verloren. Ringsum ragen eisen- farbene Felsenberge, aus deren Schrunden der Schnee nicht weichen will. Der Höhenrain ist Muckeleins Spielplatz. Eine Weile tollt er umher und verliert fein Holzpferdchen, ohne es zu merken. In leidige Gedanklichkeit verstrickt, hebe ich es auf und stolpere Muckelein nach. Dann gerät er in ein« Kmdergesell- schast. In einer Wiesenmulde, in der sich ein ganzes Heer von Alpenblumen zusammendrängt, sitzen kränze'lechtend lauter blonde, sonnenverbrannte Gebirgskmder, Buben und Mädchen. Wuckelein sieht unter ihnen aus wie ein fremdartiges Flöckchen, das der Zu- fall herongeweht hat. Sie wollen gern mit ihm spielen, ober sie sind schon zu groß für ihn und verstehen seine wichtigen Fragen nicht. Dem Genuß des reizenden Bildes hingegeben, halte ich mit dem Traumpferdchen unter dem Arm auf dem nächsten Hügel Wache, bis er die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen eingesehen haben wird. Es dauert nicht lange. Muckelein macht entschlossen kehrt, klettert eilig zu mir empor und fordert sein Spielzeug begeistert ein. Dies alles hat das stürmische Dürschchen ein wenig müde ge- macht. Wir begeben uns daher nach einer Bank, die am Waldrande steht. Eine riesige Buche überschattet sie und durch das Laubwerk schaut der dunkelblaue Himmel herab. Ueber uns ist ein Säuseln und Wispern und vor uns liegt das mächtige Gebirg«. Muckelein stellt das Holzgäulchen sorgsam neben sich, lehnt sich wie ein kleiner Genießer zurück und sagt: Jetzt will ich eine Geschichte vom Traumpferdchen hören, bttte ssön.' Das ist schwer für mich, aber ich hatte es erwartet. Befangen vor diesem Zuhörer, dem meine Worte vielleicht wie Bienengesumme klingen, beginne ich denn ziemlich schüchtern: Unten im Dorf lebte einmal ein Bauer, der hatte wohl ein Stallchen, aber kein Pserd darin, und er wollte gerade ein Pferd zum Pflügen haben, denn Kühe waren ihm viel zu schlecht. Da kam zufällig das Traumpferdchen über den Höhenrain getrabt und sah

Terjcheiikles Srbe Frau Reimers ist jetzt 66 Jahre alt Ihr Mann ist tot, Kinder hat sie nicht, und geschuftet hat sie ihr Leben längs' Nun ist sie müde: nun hat sie genug von den Schmerzen im Rücken, die immer stärker werden, von den 4 Treppen, die sie täglich laufen muß, vom Lärm im Hau», aus der Straße Sie hat keine Angst vorm Sterben: sie freut sich auf das Ausruhen. Ueber'eins nur grübelt sie, macht sie sich Gedanken. Frau Reimers ist nicht etwa eine reiche Frau wie soll das auch eine Proletarierfrau je werden können: aber sie hat sich doch nach der Inflation noch 506 Marl zusammengespart, und sie hat noch gute Wäsche, anständige Möbel und eine alte Vor- stecknadel. Was wird aus den Sachen, wenn sie tot ist? Dann kommen die Neffen und Nichten, die sich nie um sie gekümmert haben, die ihr nie Liebe gezeigt haben, und wühlen alles durchein- ander, streiten sich bei der Teilung um jedes einzelne Stück. Viel lieber hinterläßt sie den ganzen Kram ihrer Nachbarin, mit der sie schon über 20 Jahre friedlich zusammenhaust. Di« hat sich um sie gekümmert, als sie krank war und nicht selbst«inholen konnte: sie hat sie gepflegt, und in der Nacht, als sie auffuhr mit einem Schrei und einer schrecklichen Angst, weil dos Herz plötzlich so einen tomischen Ruck gegeben hat, da ist die Frau Rösicke auf das Stöhnen hin flink hereingekommen, und als sie die Bescherung sah. da hat sie, mitten in der Nacht, sich auf den Weg gemacht und den Doktor geholt. Dos ist nun schon wieder bald vier Wochen her. Frau Reimers wollte ihrer Nachbarin damals gleich die Brosche schenken und eine Tischdecke, die immer noch ihren alten seidig weißen Glanz hat. wie neu vom Ladentisch. Aber es war doch schwer, sich von den guten Sachen zu trennen, und die gute Seele, die Rösicken, hat'» auch gleich weg gehabt.Ach." hat sie gesagt,lassen Se man, Frau Reimers, lassen Se man, ich weiß ja, wie das is mit süne alten Schätze: da kann man sich überhaupt nich von trennen. Und wenn Se überhaupt wollen, denn hatis auch nachher Zeit." Das hat der alten Reimer» denn auch sehr gefallen. Warum

sich die Gegend an. Es war weit in der Well herumgelaufen und war nun müde. Als daher der Bauer lockte und rief:,.Hollah, Pferdchen, komm nur in meinen Stall, da gibt es gutes Füller!, ging es ruhig mll hinab und stellt« sich an die Krippe. Der Bauer band es fest, machte die Stalltür zu und tanzte draußen vor Ver- gnügen«inen Schuhplattler. Hurrah!" schrie er dann,endlich habe ich ein richtiges Herr- schaftliches Pferdchen zum Pflügen!" Es war ein recht schlauer Bauer, aber er wußte doch nicht, baß«in Traumpferdchen zum Pflügen nicht taugt. Er wußte auch nicht, daß es durch alle Dings hindurchschauen kann wie durch Glas. Als das Traumpferdchen jah. wie der Bauer sich freute, daß er es gefangen hatte, ärgert« es sich. Nach einer Welle kam der Bauer, schüttelte schlechten Hafer in die. Krippe und sagte: Da. Pferdchen. friß. Nachher mußt du pflügen." Aber das Traumpferdchen sah ihm bloß an und fraß nicht. Erst wunderte sich der Bauer und inartete eine Weil«. Dann kratzte er sich den Kopf. Schließlich wurde er böse und schrie: Du schlechter Teufel, nun sollst dn eben gleich pflügen! Rachher wirst du schon Hunger bekommen." Er führte das Traumpferdchen hinaus und stieg auf, well er gern reiten wollte. O wein Gott! Das Traumpferdchen, das erst wie ein ganz gewöhnliches Pferd ausgesehen hatte, bekam plötzlich ein milch- weißes Fell und eine feuerrote Mähne, und seine Hufe glühten wie das gescheuerte Kupfer, das in der Küche hängt. Darüber erschrak der Bauer entsetzlich und wollte herunterklettern, aber er konnte nicht, denn er war festgewachsen. Das Traumpferdchen trabte durch das Dorf und wieherte, daß es wie ein Glockengeläut klang. Die Leute rissen die Fenster aus, sie kamen aus der Kirch« und aus dem Wirtshause heraus, von den Aeckern kamen sie herbeigelaufen und riefen: Sehtz seht, der Wiesbacher Seppl ist Millionär geworden!" Das machte den Bauer freilich mächtig stolz, aber er wäre doch viel lieber abgestiegen wenn er nur gekonnt hätte. Und nun begann das Traumpferdchen zu galoppieren und dann zu jagen schnell und immer schneller. Die Leure aus dem Dorf blieben im Nu zurück und der Wind wollte sich fast die Backen kaputt blasen vor lauter Spaß. Alz das Traumpferdchen über den Höhen- rain lief, berührten sein« Hufe schon gar nicht mehr das Gras, und als es an den Waldrand kam. war es mit einem Husch darüber hinaus in die leere Lust hinein höher und immer höher. Der Bauer jammerte schrecklich und rief alle Heiligen an'. Dos half ihm nichts. Er mußte mit hinauf zu den rosenroten Wolken- wiesen. Da lag die Well tief unter ihm, die Häufer des Dorfes sahen aus wie Brotkrümel und der Höhenrain war so klein geworden wie ein Blättchen. Dort oben macht« das Traumpferdchen hall und fina ruhig an zu weiden. Jesus , Maria und Josef!" bnMe der Bauer,was soll denn nun hier mit mir werden? Bringe mich bloß wieder zur Erde zurück. gutes Pferdchen. Ich gebe dir auch ollen Hafer, der im Dorfe zu kriegen ist." ..Ich esse nur Sonnenstrahlen oder auch Mondftrohlen wie es mir gerade gefällt," antwortete das Traumpferdchen.Und vor ollen Dingen will ich nicht pflügen." Dann weidete es weiter. Ja, ja. ja, ich oerstehe schon. Ich besorge dir nachher sofort einen Sack voll Sonnenstrahlen und einen gehäuften Scheffel voll Mondstrahlen." versprach der Bauer in seiner Angst,wenn du mich bloß wieder in ordentliche Verhältnisse zurückbringst. Du sollst auch nur eine Viertelstunde lang täglich pflügen." Nein, sagte das Traumpferdchen.ich pfüge überhaupt nicht." Doch!" schrie der Bauer und wurde wieder böse,pflügen mußt du und wenn es nur volle zehn Minuten täglich sind. Pflügen ist Pferdearbeit und Arbeit schändet nicht. Außerdem gehörst du mir. Du bist doch wohl an mich angewachsen, nicht wahr?" Ach fvl* sagte das Traumpferdchen,nun, das will ich dir eben mal ander» zeigen." Und es wieherte donnernd, bäumte sich und schlug aus, daß die Wolken auseinanderfuhren und die Blitze krachten. Der Bauer flog noch einmal himmelhoch empor, ober diesmal allein. Dann fiel er durch das Wolkenloch auf die Erde zurück. Es dauert� recht lange, bis er ankam und krach, bums! durch das Dach hindurch in sein Bett fuhr. Davon erwachte er, rieb sich die Augen, schwitzte und freute sich sehr, daß es eben nur ein Traum- pferdchen gewesen war, das ihn besucht hatte... Muckelein ist längst eingeschlafen. Es war wohl kein richtiges Kindermärchen und nicht ganz neu in der Literatur. Wer nun darf ich das Bübchen mitsamt seinem Traumpferdchen nach Hause tragen. Das ist eine viel bessere Geschichte.

soll sie sich heute schon von den Sachen trennen, solange sie noch Freude daran hat: und lang« wird's nicht mehr dauern: das merkt sie ganz genau, und dann kanns die Rösicken, die kräftige Frau, noch lange genug haben. Damit aber auch alles seine Richtigkeit hat. schreibt sie auf «Inen schönen Briefbogen:Alle meine Sachen schenke ich meiner treuen Nachbarin Frau Rösicke: nach meinem Tode soll sie sich olles nehmen. Ida Reimers, Berlin , den 6. April 1930." Frau Rösicke nahm sich den Brief mit und freute sich sehr, denn brauchen konnte sie alles sehr gut. Als es dann so weit war, als man die Mutter Reimers draußen zur Ruhe gebracht hatte, da wollte nun Frau Rösicke sich hie Sachen nehmen, wie es nach dem Willen der Toten geschehen sollt«. Aber da hatten die beiden Frauen die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn nun kamen die Verwandten und sagten, sie seien die Erben.Ja," sagte Frau Rösicke,das kann schon sein: aber«s ist ja nichts da zu erben, denn die ganze Einrichtung und das Geld hat mir ja die Selige geschenkt." Und ruhig legte sie den Schenkungsbrief vor. Die lieben Angehörigen waren zuerst ganz starr. Aber einer war ein ganz Kluger und sagte:Da müssen wir erst einmal sehen, ob die Schenkung überhaupt gültig ist." Da» war sie nun leider nicht, denn die beiden guten Frauen hatten nicht gewußt, daß zur Gültigkeit eines Schen- kungsvsrsprechens die notarielle Beurkundung erforderlich ist, die hier fehlt. Nur wenn die Schenkung bereits vollzogen ist. denn also Frau Reimers beretts zu Lebzeiten die Sachen fortgegeben hätte, dann wäre derMangel der Form wieder geheilt" worden, wie es in der Juristensprache heißt. Ist nun aber ilxr armen Frau Rösicke gar nicht zu ihrem Rechte zu verhelfen, das stärker ist als alle Formoorschristen? Ein« Möglichkeit gibt's: daß der Brief als Testament um- gedeutet wird, das als privatschriftliches nicht der Beurkundung bedarf. Wenn er aber als privatschriftliches Testament gültig sein soll, so müssen folgende Vorschriften beachtet sein: Der Brief mutz eigenhändig geschrieben, eigenhändig unterschrieben sein: er mutz

mit genauem Datum und der Ortsangabe versehen sein. Daß das WortTestament" darüber steht, ist zweckmäßig, aber nicht im- bedingt notwendig, wenn sich aus der ganzen Abfassung ergibt, daß die Schreiberin über ihr gesamtes Vermögen für den Todessall hat verfügen wollen. Da nun Frau Reimers eine sehr korrekte Frau war, hat sie alle Formoorschriften in ihrem Brief erfüllt. Hätte aber nur etwas gefehlt, z. B. das Datum oder die Orts- angäbe, so wäre nichts zu machen gewesen: denn weder war dann das Schenkungsoersprechen vollgültig, noch das Testament. Wenn man solche sehr schwerwiegenden Folgen vermeiden will, ist es schon am besten, daß man schon bei Lebzeiten die Schenkung vollzieht. oder daß man ein ordentliches Testament aufsetzt. Dazu gehört also, daß das Testament von A bis Z allein geschrieben ist(die Hand darf nicht geführt werden), daß es Datum und Ortsangabe und den vollen Namen des Schreibers als Unterschrift enthält.

An» Spielzeug im Orieni Die Puppe spielte und spielt im Leben der Völker eine be- deutende Rolle und unsere Kulturhistoriker beschäftigen sich oft und gern mit erhaltengebliebenen Puppen, um von ihnen Auskunst über längst vergangene Zeiten einzuholen. Die Puppe, einst religiöser Phantasie entsprungen, ist schon seit langem Kinderspielzeug. Und die deutsche Puppenindustrie, die in der Hauptsache in Thüringen beheimatet ist. hat sich zahlreiche Länder als Ausfuhrgebiete er­obert. Wir können uns die Puppe aus dem Bestände de� Spiel­zeugs der Mädchen einfach nicht hinmegdenken. Darum ist die Frage berechtigt, spielt die Puppe auch in den islamischen Landern, die eine persönliche Du�stellung ablehnen, eine Rolle? Natürlich ist zur Zeit in der Türkei , die einst Hort des Islam war, ein Umschwung zu verzeichnen. Aber, was machte os aus, wenn Mustafa Kemol sich in Stein hauen läßt untt sich selbst Denkmäler errichtet? Er betont dadurch nur:Ich bin der Diktator der Türkei , ich führe in meinem Reich europäische Ktütur durch Militärbesehl ein." Die großen Reiche des Islam kennen nach wie vor keine figürliche Darstellung, sie sind noch immer eivgesponnen in eine klare Schönheit der Linie und in die ungeheuer dekorative Wirkung der arobischen Schrift. Gilt doch bei manchen islamischen Sekten selbst der Perser als kein guter Moslem, weil er einen Löwen in seiner Fahne hat und hin und wieder aus Porhängen die figürliche Darstellung liebt. Dieserhalb ist es interessant zu wissen, daß selbst in streng islamischen Ländern die Puppe nicht entbehrt wird und sie z. B. in Arabien genau so heimatberechtigt ist wie bei uns. Freitich ist man dort nicht auf die Einfuhr oder auf die Industrie angewiesen, nein, die Mutter, die Tante oder die ältere Schwester verfertigen die Puppe aus Stoff, dem sie ein Holzgerüst unterlegen. Sie bemalen auch die Puppen und überdies schaut noch manche orientalische Mutter mit großem und letzten Endes berechtigtem Stolz auf eine selbst gebaute Puppenstube. Die Mäd- chen spielen gerne mit Puppen und wenn Puppenhochzeiten gefeiert werden, dann finden viele, viele Kinder der Nachbarschaft sich ein. In letzter Zeit ist nicht nur bei uns, sondern in zahlreichen Ländern europäischer Kultur und sogar darüber hinaus, der Teddy­bär ein beliebtes Spielzeug geworden. Er hat bislang noch nicht seinen Eingang in den Orient gefunden. Fürs erste sind die Ein- geborenen istamischer Länder viel zu arm, um ihren Kindern ein- geführtes Spielzeug geben zu können und zweitens versperrt dort unserm Freund Petz dos Kamel den Weg. Ist doch das Kamel aus Knochen mit Stoff bezogen das Spielzeug für Knaben und Mädchen. Fragt man nun Araber:Was spielen eure Kinder?", so ist man doch baß erstaunt darüber� wie international manche» Kwder- spiel ist. Kennt man doch Drachensteigenlassen und Seil springe n, das Brummkreiselspiel und die Marmel. Unter dem Brummkreisel befestigen die Kinder des Orients einen ganz großen Nagel, der von ausschlaggebender Bedeutung bei den lustigen Drehungen ist. Und wenn ein in der Wettgeschichte sehr bekannt gewordener orien- talischer Diplomat durch ruhige Straßen Berlins ging, auf denen Kinder es wagen durften zu spielen, so sah er sich immer die Brummkreisel an und hatte das Empfinden, daß er, obwohl in Amt und Würden, bestimmt viel besser Brummkreisel spielen konnte, als die europäischen Kinder. Natürlich spielt man' im Orient Fang- ball, Schlagball, Fußball und die vielen sportlichen Abänderungen der Ballspiele. Desgleichen ist dort unser Blindekuhspiel unter dem TitelDie schlecht sehende Mutter" bekannt, während das Spiel Himmel und Hölle den gleichen Namen trägt. Ferner ist das Bock- springen beliebt, wobei die sich bückenden Kinder die Böcke sind und nach unseren Wzählspielen jauchzen und tollen in Sand und Glut- Hitze Kinder. Unter den Nomaden, den seßhaften Viehzüchtern und den Acker- bauern spielt das lebende Tier als Kinderspielzeug eine Rolle. Doch gibt desgleichen der Moslem in der Stadt(die Muslimen leben, ob- wohl oft geographisch weit voneinander entfernt und staattich scharf getrennt, in ganz fest geschlossenen Kulturkreisen), seinem Kinde gerne ein Lämmchen zum Spielen. Die Welt des Tieres und die Welt des Kindes ist einander nahe. Beide betrachten die Umwelt vom reinen Jchstandpunkt, beide find unabgeschliffene Ich wesen, darum will der Moslem aus dem Umgang mit dem Tier erforschen. was in der Seele seines Kindes steckt. Das Kind ist kein kleiner Erwachsener, da» Kind ist eine zu leitende Seele, die in das große Gemeinschaftswesen des Islam hineinwachsen soll. Für den Knaben spielt ferner die Flinte eine sehr bedeutsame Rolle. Man gibt sie ihm, was von unserem Standpunkt aus ein- fach unbegreiflich ist, in die Hand, damit er die Spatzen im Garten totschießt. Das tut der Knabe selbstredend mit Freude, auf Grund der Urraubtierinstinkte des Menschen. Wenn der Knabe aber un- vorsichtig war und Nachbars Sohn anschoß, dann sagt man keines- wegs,Allah hat es zugelassen", sondern der vorwitzige Schütze bekommt eine gehörige Tracht Prügel.

Japan , das Land des Lärm». Wir bilden uns ein, der ferne Osten, das Land des Lächelns, sei eine Oase wundersamer Ruhe und stiller Beschaulichkeit. Das maa nielleicht einmal gewesen sein. als man Japan noch das Land der Kirschblüte zu nennen berechtigt war. Das moderne, industrialisierte Iapar« ist heute in Wahrheit eine Hölle de» Lärms. Dort ist es nicht allein die Straße, die den Lärm verursacht, sondern das Uebel wird noch wesentlich da- durch oerschärft, daß in javanischen Städten zwischen Wohn- und Fabrikvierteln kein Unterschied besteht.Mit Ausnahme der Ge- schäftshäuser modernen Stils", so schreibt der in der Millionenstadt Osaka, dem Hauptsitz der japanischen Textilindustrie, erscheinende Äainichi",dienen die meisten Häuser dem Doppelzweck des Ge- werbebetrie'-s und de? Privatleben». Dadurch aber wird die Lärm- plage auf den Straßen und die der Maschinen in Fabriken und Werkstätten geradezu unerträglich. Man lebt ständig inmitten des größten Getöses. Nun ist aber das Ohr ein Organ, das des Selbst- schutzcs gegen unerwünschte Nervenreizungen entbehrt. Es ist des- halb unerfindlich, daß man nicht das geringste tut, um unser hilf- loses Gehörorgan zu schützen." Zwanzig Millionen Llulkörpcrchen sterben in einer Sekunde. Wir können keinen Finger und kein Glied bewegen, können nicht sprechen, nicht lachen, denken oder sonst irgend etwas tun, ohne daß Tausende von ihnen umkommen.