Schwindel um die KremdeolegionDie„narkotisierten Opfer".Vor einer Woche etwa wurde von Lüneburg aus durch die„Telegraphen-Union" eine Meldung verbreitet, nach der zweiFranzosen, die einen Tischlergesellen narkotisiert haben sollten,um ihn in die Fremdenlegion zu verschleppen, vom LüneburgerGericht zu je vier Jahr Zuchthaus verurteilt roordensein sollten.Einzig die Fachleute in den verschiedenen Polizeipräsidien, diedas Ressort„Fremdenlegionswerber" zu bearbeiten haben, lächeltensehr skeptisch über die Kunde aus Lüneburg. Und prompt erwiessich, wie der„Soz. Pressedienst" mitteilt, die Nachricht alsvon A bis Z frei erfunden, als hundertprozentigerSchwindel! Irgendein haltloser Schwätzer hatte r e n o m m i e r e n s-halber erzählt, seinem Bruder sei solches widerlahren und erselber habe jetzt ein Schreiben erhalten, daß die Verschlepp« zuZuchthaus verurteilt worden seien. Das genügte, um die sensationellaufgeputzte Meldung in die Presse zu geben.Daß die Fremdenlegion der vielgerühmten Zivilisationdes zwanzigsten Jahrhunderts alles andere als Ehre macht, dedarfkeiner Hervorhebung. Da die armen Teufel, die ihre Uniformtragen, nicht nur in allen Kolonialkriegen Frankreichs alsbilliges Kanonenfutter verbraucht werden, sondern auchzu einem Hungerlohn und unter unwürdigen Arbeitsbedingungenbei Straßen-, Kasernen- und Bahnhofsbauten hart schanzen müssen,unterliegt der Mensch in dieser Truppe militaristischer Unterjochungplus kapitalistischer Ausbeutung.Für den Sozialisten gibt es also angesichts der Fremdenlegionnur eine Losung: Fort mit ihr!, und die Forderung erhebenauch unsere französischen Parteifreunde bei jeder Gelegenheit. Abereines hat die Legion nicht nötig, Werbeagenten auszusenden,die mit Versprechungen, mit List oder mit Gewalt Rekruten ein-fangen: sie kann der bezahlten Werber aus einem sehr einfachenund banalen Grunde völlig entraten: sie verfügt, namentlich seit demWeltkrieg«, über einenunbezahlten und unbezahlbaren W«b«. der heißtArbeitslosigkeit.Die Arbeitslosigkeit, der Hunger treibt besonders aus Deutschland,aber auch aus den anderen betroffenen Ländern der Legion Re-kruten in solchen Scharen zu, daß nicht nur ihre verschiedenen sehrstarken Infanterie-, Kavallerie- und Artillericformationen überfülltsind und ständig um neue Kaders erweitert werden, fondern daßauch in sorgfältigster Sicbung nur die kräftigsten und gesündestender Anwärter genommen werden. Da zwei Fünftel aller sichMeldenden als untauglich abgewiesen werden, wären diefranzösischen Heeresbehörden irrsinnig, wollten sie Geld für eine soüberflüssige Einrichtung wie Werber zum Fenster hinauswerfen.Die Berichte über Werber, die junge Menschen mit Bier, Schnaps,Zigaretten oder Schokolade betäuben und dann im Auto über dieGrenze bringen, sind deshalb ausnahmslos Märchen. Schon imVorkriegsdeutschland erhielt der Abgeordnete Dr. M ü l l e r- M e i-n i n g e n im Reichstag einmal von der kaiserlichen Regie-rung auf eine Kleine Anfrage den Bescheid:„Die Behauptung, daß auf deutschem Boden eine Werbetätigkeitausgeübt werde, hat sich bisher in keinem Falle erweisen lassenund hat sich in vielen Fällen als erfunden herausgestellt."Und solche Werber gibt es heute erst recht nicht!Wenn gleichwohl diese Fabel immer wieder auftaucht, so einmaldeshalb, weil deutsche Legionäre, nach Ablauf ihrer Dienstzeit odernach gelungener Flucht in die Heimat zurückkehrend, sich schäme n,ihren freiwilligen Eintritt zuzugestehen und lieber der Weltden Bären von der Betäubung und Verschleppung aufbinden. Dannlebt wohl im Unterbewußtsein des Volkes auch noch eine Erinnerungan die Werber Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II.;die„langen Kerle" des„Soldatcnkönigs" und das Kanonenfutterder Schlesischen Kriege und des Siebenjährigen Krieges wurden inder Tat auf die oben beschriebene Art zusammcngcsangen, und wenndie Zeit auch noch keine Zigaretten und Autos kannte, so ging esmit einem halben Liter Schnaps und einer Reisekalcsche ebenso gut.Unschuldig ober ist auch Frankreich nicht an der Verbreitung solcherGerüchte. Der Artikel 179 des Versailler Friedens-vertrag? legt Deutschland die Verpflichtung auf,„deutscheReichsangehörige zu hindern, deutsches Gebiet zu verlassen, um indie Armee, Marine oder die Luftstreitkräfte irgendeiner fremdenMacht einzutreten," ober, heißt es weiter:„Diese Bestimmung be-rührt nicht das Recht Frankreichs, gemäß den französischen Militär«gesetzen und Verordnungen Rekruten für die Fremden-l e g i o n anzuwerben." Durch diesen Paragraphen wahrt sich Frank-reich lediglich das Recht, Deutsche in die Legion einzustellen, seineFassung erlaubt jedoch die fälschliche Auslegung, als plane Frank-reich Legionswerber nach Deutschland zu entsenden.Nicht den Legionswerbern gilt es das Handwerk zu legen, weiles sie nicht gibt, sondern den Brunnenvergiftern, die mit demSchwindel von den Legionswerbern gegen Frankreich und gegen diedeutfch-französische Verständigung die öffentliche Meinung auf-putschen.Oer Mord von Kopsenberg.Maschinengstvehrsalve auf die Arbeiter.Viele tausend Arbeiter, aber auch bürgerliche Republikaner,haben den Genossen K a i n z und G e i ß l e r, den Todesopfernsteisrsscher Heimwehrbanditen, in Obcrsteiermark und dann in Wiendas letzte Geleit gegeben. Eine ganze Anzahl anderer Genossenliegt schwerverletzt im Krankenhaus.Die Kapfenberger Arbeiterbetriebsräte erzählen schrecklicheEinzelheiten über die Schreckenstaten. Nach der Ermordung desKainz rann das Blut in breiten Bächen bis zum Eingang desArbeiterheims herab und auf die Straße. Stephan F r ü h w i r tliegt mit schwersten Verletzungen im Werksspital. Er hat einenLungen- und Herzjchuß. Flöge! wurde mit einer schweren Steck-schußwunde ins Spital von Bruck eingeliefert. Im Arbeiterheimsieht es wüst aus. AlleFenfter sind von den Putschi st eneingeschlagen, die Türen zerdroschen worden. Kainzhinterläßt eine Frau, der tote Franz Geißler eine Frau und dreiunversorgte Kinder.Im Werkshotel, dem Hauptquartier der Faschisten, hat mansechs Maschinengewehre und eine große Wenge Ekrafil undDynamit gefunden.Man konnte es nicht verhindern, daß einige Heimwehrburschen vonden ungeheuer erbitterten Arbeitern die wohlverdiente TrachtPrügel erhielten.Dabei sind die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Industrie-stadt Kapfenberg sehr traurig. Der Stand der Arbeiter ist imBölsterwerk bis auf 1899 herabgesunken. Kurzarbeit herrscht, undgegen diese hungernde Bevölkerung werden nochvon den satten Ingenieuren und Direktoren die Mordbestien los-gelassen.Starhemberg. Pfrimcr und die anderen sind vermögend. Manmüßte sie zum Schodenersatz für die Menschenleben und dieVerwüstungen, die ihre Schergen angerichtet haben, zwingen.Die Genossen in Marein.Otto Bauer berichtet in d«„Arbeiter-Zeitung" von dem Besuch, den er und Genosse S e v e r, Vorsitzender d« Parteiorganisa-tion Wien, in Marein und Kapsenberg gemacht haben. Dort wohnenim Konsumvereinshausc zwei Genossen, davon der eine, GenosseRichter, ein pensioniert« Eisenbahn«, der Lokalvertrauensmonnder Partei ist. Seit dem Btuttag von St. Lorentzen, als die Heim-wehr ein Arbeiterfeft überfiel und mehrere Teilnehmer ermordete— olles straflos—. stehen die Arbeit« von Marein unter demschärfsten Terror. Nur wer sich der Heimwehr verkaufte, behieltseine Arbeit im Böhlerwerk, dessen Besitz« auf Rotary-Tagun-gen und dergleichen mehr humanitäre Reden hält. In der Putsch-nacht eröffneten Heimwehrbanditen, die nicht wagten, ins Konsum-haus einzubrechen, Feuer aus Infonterisgewehren auf die Fenster.Richter sprang, um nicht im Bett erschossen zu Merden, in den„totenRaum" neben der Tür. Vier Stunden hielt« da aus, denRevolver zur Selbstverteidigung in der Hand, während die Ge-schösse spannenbreit an ihm vorbeisausten. Gegemib« dem Konsum-haus ist ein G c n d a r m c r i« p o st e n mit vi« Mann:« hattesich widerstandslos von der Heimwehr entwaffnen lassen. Erst alsnach vier Stunden Genossen von draußen Richter boten, sein undseiner Frau Leben nicht länger in Gefahr zu bringen, ergab er sich,und. wurde als„Gefangener" abgeführt.' Zwei Tage danach hatte die Heimwchr eine Versammlung: diebeiden Genossen konnten es nicht wogen, die Nacht im Konsum-Hause zu verbringen. Noch drei Tage danach war der Heimwehr-sührer, ein Arzt, nicht verhaftet.Um üb«haupt Versammlungen abhalten zu können, haben dieMarein« Genossen einen Ke l l e r r a u m unter dem Konsumhauszu diesem Zweck ausgeschachtet und hergerichtet.Die Genossen hungern, sie werden am Leben bedroht, aber sieverkaufen ihre Gesinnung nicht!Ist die Heldenzeit der sozialistischen Arbeiterbewegung schonvorbei?„Meine Frau— die Hochstaplerin."Glona-Palast.Unsere Zeit gibt dem Hochstapler die ganz große Chance. DieseFeststellung sst sogar in einem Hugenberg-Lichtspieltheater erlaubt.Ab« sie wird weder zur Anklage noch zum Protest, sondern nurzur lustigen Unterhaltung.Das ist zwar sehr kurzweilig: denn Käthe von N a g y ist eineganz entzückende klein« Frau, die ihren Mann mit genau so vielUrwerschömtheit wie Glück in die Position eines Generaldirektorsschiebt. Dieser Mann ist Heinz R ü h m a n n, ein ewig lamentieren-der, tapsiger, gutmütiger Kerl. Er ist nicht nur seiner Frau,« istauch dem mit aller Selbstverständlichkeit und allen Finessen Geschäftemachenden Silbermann versallen. Fritz Grünbaum spielt denso waschecht und so überwältigend komisch, daß bei der Premieremehr als einmal seine Worte im Beisallstosen untergingen.Hermann Vallentin ist der vollkommene, Wohlhabenheit reprä-sentierende Großkaufmann, obwohl sich weit mehr als ein Kuckuckbei ihm zu Hause eingenistet hat. Theo L i n g e n ist als Managerein Ekel übelster Sorte, während Alfred Abel sehr res«vi«t undsympathisch einen unwahrscheinlich reichen Amerikaner zeichnet.Kurt Gerron hatte als Regisseur nicht den Mut, ohne Schla-ger auszukommen, sie unterbrechen störend die Handlung. Gerron,der als Regisseur von Kabarettsilmen Versager auf Versag« lieferte,fuhrt sich als Tonfilmregisseur sehr nett ein. e. b.Em G«harl-Hauptmi-nn-TheaI« in Breslau. Dos Thalia-tbeater in Breslau ist jetzt von der Breslauer Volksbühneerworben worden und joll in Zukunft den Namen„Gerhart-Haupt-mann-Theater" tragen. Für die Leitung der Bühne ist ein auf fünfJahre vorgesehener Vertrag mit dem Intendanten Barnay abge-schlössen worden. Für das nächste Jahr ist ein Umbau des Theatersgeplant.Maria J-rifca wird vor ihrer Fahrt Amerika an der Berliner Staats-vper am Sonnabend 26. September, zugunsten der WohIfahrtSlassen desVereins„Berliner Presse" eine ihrer berühmtesten Partien, die„ToSca',singen.Im Rase-Theater wird„R o i e Bernd" nur bis einschl. 26. Septem-der gegeben, da anläßlich des 2üiähngcn Jubiläums am 27. September,abends 9.15 Uhr, als Fcstvorstcllung„Der Talisman" von JohannNestrov in moderner Bearbeitung in Szene geht. Tie Premiere ist am27. September, abends 6 Uhr.Dl- Sefsing-Bochschnle wird im Herbstguartal eine Reihe aktueller Bor-träge über„Fragen des Tages" veranstalten. Zunächst spricht Dienstag,8 Uhr, Arnold Rechbcrg über„Rettung aus der Kapital-Verknappung, WirtschastSkrisiS. Arbeitslosigkeit"i« ReichSwirtschastSrat.Ter Film„Kanonen oder Traktaren" verbaten. Tie Filmoberprüf-stelle hat auf Antrag der Regierungen von Bavcrn, Württemberg undJaden die Zulassung des Bildstreifens„Kanonen oder Traktoren", der vonAowkmp Moskau hergestellt wurde, widerrufen.Sollen wir Goethe seiern?Die Frage klingt etwas m«twürdig. die in der„LiterarischenWelt" aufgeworfen wird:„Soll das Goethe-Johr 1932 gefeiertwerden?" D« Herausgeber möchte mit einem Nein antworten,da unsere Zeit Goethe zu fremd gegenüberstehe, um ihn ohneHeuchelei würdigen zu können, und da wir heute„ganze andereSorgen" hätten. Er hat auch bei manchen der hervorragendenDichter und Gelehrten, die sich geäußert haben, Zustimmung ge-Kunden. So meint Jakob Wassermann:„Der Gedankeeiner Goethe-Feier erscheint mir in der Tat manchmal so absurd,als wenn in einem Chikagoer Schlachthaus plötzlich ein Tierapostelaufträte, um mit heiliger Inbrunst das Ochsenevangelium zu pre-digen." Ebenso ist Rudolf P a n n w i tz der Ansicht, daß wirden Goethe-Tog nicht feiern dürfen:„Erst eine ungeheuere voll-kommen« Umkehr— und zu der mag Goethe Helsen und da mager genannt werden— und dann, nachdem das deutsche Volk durchdie Tat bewiesen hat, daß es noch in irgendeinem Sinn fein werdenwill, dann sei eine schlichte und ehrwürdige Feier einmal wiedergestattet."Die Mehrzahl der Antwortenden weist aber diese negative Ein-stellung zurück: auch sie erkennen die Schwierigkeiten und Hemmnissean, die heut einer Fei« im Sinne des Meisters entgegenstehen, undWilhelm Schäfer hebt hervor, daß wir immer Unglück hattenmit unseren Goethe-Feiern, so mit dem 199. Geburtstag, der 1849gerode in den Katzenjammer nach dem„tollen Jahr" fiel und jetzt1932:„aber," fragt er,„sollte nicht aus der falschesten Beschäftigungmit Goethe noch ein Körnchen Segen aufgehen können?" Entschiedengegen das„Schweigen über Goethe" wendet sich Thomas Mann:„Die Welt schickt sich an, das Fest zu begehen. Das Theütre Fran-eais will den„Faust" spielen. Die Columbia-Universität inNew Tork hat Gerhart Hauptmann zum Redner bestellt und wirdihm ihren Ehrendoktor verleihen. Die Kominission für Literaturund Kunst beim Völkerbunde wird Frühjahr 1932 ihre Sitzungenin Frankfurt a. M. abhalte», und die erste soll ausschließlich undfeierlich dem Gedächtnis Goethes geweiht fein. Und Deutschlandsoll sich in düster-oieldeutiges Schweigen hüllen? Es geht nicht."Auch Thomas Mann sieht die Schattenseiten einer solchen Feier,„und doch," schließt er,„wenn ich die Macht hätte, ich würde denDeutschen nicht verbieten, ein paar Wochen lang von Goethe zureden."„Ob wir vorbereitet, fähig, würdig und innerlich berechtigt sind,den Todestag Goethes zu feiern, kommt gar nicht in Frage," erklärtder Münchener Romanist Karl Voßler.„Wir sind dazu ver-pflichtet. Jede Gemeinschaft, die mit europäischem Bildungswesenzu tun hat, ist es: keine kann so arm sein, daß sie einem Kaiserim Reiche des Geistes nicht Ehre erweisen könnte: hörbare, sichtbareEhre. Auch glaube ich nicht, daß die Nacht, in der wir leben, dadurchverkürzt wird, daß man die wenigen Lichter, die noch brennen,zudeckt." Emil Ludwig schlägt vor,„am Gedenktage eine Aus-wähl Goethischer Aussprüche über die Deutschen in allen deutschenBlättern, Universitäten, Schulen, Parlamenten, Vereinen durch denZwang einer Notverordnung zu publizieren. Hiervon könnten dieDeutschen eben jetzt mehr lernen als durch alle die Festreden, indenen sie sich nach einem hundertjährigen Mißverständnis in ihmzu spiegeln wogen werden."Theater am Nollendorsplah.Max Adalbert im„Beschleunigten Personenzug".Im„Beschleunigten Personenzug" von Hans R e i m a n n undHeinrich S p o e r l entwickeln sich die Komplikationen aus einemaltbewährten Schwankmotiv, aus dem Seitensprung. Die Kleine,die dem Herrn Stadtobcramtmann Brinkmann aus der Provinz zueiner vergnügten Nacht in Berlin verholfen Hot, klaut aus dem Hoteldie Bettwäsche. Da sich Herr Brinkmann teils aus angeborenerKorrektheit, teils aus Unersohrenheit mit seinem richtigen Namenins Gästebuch eingetragen hat, erfolgt gegen ihn und seine Frauein Ermittlungsverfahren. Aus begreiflichen Gründen will er diewahren Zusammenhänge natürlich nicht ausdecken, und seine Fraukann ihn auch nicht entlasten, denn sie hat in derselben Nacht eben-falls einen Seiteusprzmg gewagt. Und so kommt es zur Krönungder Posie, zur Gerichtsoerhandlung, in der Max Adalbert-Brinkmannzum Vergnügen der Zuschauer den undisziplinierten, naiv-unver-schämten Angeklagten spielt.Aber auch dies letzte der fünf Bilder des Schwanke entschädigtnicht für die Längen und die Althergebrachtheit der Eingangsbilder.Denn ein Verhör vor dem Kriminalkommissar und eine G«ichts-Verhandlung haben wir schon einmal, und zwar im„Ekel" gesehen,Szenen, in denen Adalbert eine wahrhaft umwerfende Komik gezeigtHot. Die vielfachen Anklänge an diese Adalbertsche Paraderollewirken im„Beschleunigten Personenzug" nahezu peinlich.Die Kunst Adalberts hebt das Stück über das Niveau der reinenPosse hinaus. Wenn der korrekte Beamte durch tausend Verlegen-heilen gehetzt wird, so ist das die übliche Klamottenkomik, MaxAdalbert dämpft aber diese Komik und erzielt gerade damit diestärksten Wirkungen. Seine Gestalt behält auch in den verzwicktestenSituationen überzeugende Natürlichkeit, und sein trockener Humorhat ewas rührend Menschliches.Das sehr zurückhaltende Publikum geht erst in der Gerichtsszeneaus sich heraus, in der Adalbert zwischen Verstocktheit und poltern-der Frechheit lustig hin- und herpendelt.Das neu hergerichtete„Theater am Nollendorfplatz" wird mitseinem Eröffnungsstück nicht viel Glück haben. In Anbetracht des„Ekels" ist es kein„Beschleunigter Personenzug", sondern eineRetourkutsche. ckxr.„Oer Damenfriseur."Tholia-Theater.Die Franzosen A r m o u t und G e r b i d o u, die Verfasserder Komödie„Madame hat Ausgang", schrieben ein Lustspiel umden Pariser Damenfriseur Antoine. Dieses Lustspiel hat RobertBlum zu einem musikalischen Schwank verarbeitet, für dessen MusikWalter Bramme verantwortlich zeichnet. Das Thalia-Theat««öffnet damit die Winterspielzeit.Mario ist der Mann, den die Frauen umschwärmen. Eronduliert wundervoll die Bubiköpfe mit Fingern, deren Berührungerregend wirkt. Von der Köchin bis zur gnädigen Frau wird dies«Herr mit dem sex appeal angehimmelt. Das führt zu Kom-plikationen in der Ehe, denn Marios Frau, eine hübsche, inAnständigkeit eingepökelte Provinzlerin entfesselt sich in Eifersucht.Am Schluß sieht sie ein. daß alles nicht so schlimm war.Ein routiniert gezimmerter Schivank ohne Ambitionen, der inder Szenenführung Raum für Tanzchansons läßt. KurtSchwabachs Texte sind nicht geiswvll« als die übliche Pro-duktion, und Walter Bromme schreibt einen Tango und ein Tanz-duett, die vielleicht die Anwartschaft auf Schlager haben. Sonstbewegt sich die Musik aus den bekannten Jazz-Bahnen.Kurt Fuß spielt den bezaubernden Figaro. Er ist scharmant,tänzerisch graziös und bringt die Chansons mit dem sicheren Gefühlfür Wirkung. Reben ihm Werner Gill«, ein kultiviert«Bonvivant, der auch zu charakterisieren versteht. Grit Haid singtnoch mit etwas unsicherer Stimme. Herbert D ö b l i n entwirfthübsche Bühnenbilder.— t.lOOmal„Die schöne Helena". Im Kurfür st endamm-Theater beging gestern Offenbachs ewig junge„schöne Helena"unter Reinhardts Regie das Jubiläum der 199. Aufführung. DerGlanz und die Frische, das wundervolle Jneinanderspiel all« Künstesind immer die gleichen. Frau N o v o t n a ist von ihrem Urlaubzurückgekehrt und ist wieder die Krone aller Helenas.keine Schließung der Stüdiischcn Oper. Der Arbeitsausschußdes Aufsichtsrats der Städtischen Oper A.-E. beschäftigte sich in seinerFreitagsitzung unter Vorsitz von Bürgermeister Lange mit der Wirt-schaftslage d« Städtischen Oper. Es wurde übereinstimmend fest-gestellt, daß eine Schließung der Städtischen Oper nicht in Betrachtkommt.