Aus Staub wird Gold.
Provisionsreisende in Lumpen.
Tausendmarkscheine werden eingestampit.
Die deutsche papiererzeugende Industrie ist durch den Verlust| anstalten des Kontinents. In den ausgedehnten Anlagen der Firma waldreicher Provinzen zu verstärkter Einfuhr von Rohstoffen gezwungen. So kommt der Altpapierverwertung mit ihrer billigsten Rohstoffversorgung erhöhte Bedeutung zu. Berlin
geworden.
ist in der Nachkriegszeit zu dem größten Altpapierzentrum Europas In einer Zeit; in der die Produktion gedrosselt wird, weil die Läger überfüllt sind und die in Frage stehenden Käufer fein Geld haben, Armeen von Arbeitern sich kaum kleiden und nähren können, ragen wie eine Insel aus dem Meer Industrien aus dem wirtschaftlichen Chaos hervor, deren systematische Organisation den Anschein des Sinnvollen in der kapitalistischen Wirtschaft erwecken. Es ist ein bestechender Vorgang, wenn Panzerplatten abgewracter KriegsSchiffe, ausgediente Lokomotiven und unmodern gewordene Maschinen in den Gießereien zu Brei geschmolzen werden. In der Papierindustrie ist der Vorgang ähnlich. Hier wachsen aus eingestampften Kontobüchern neue Karteien heraus. Zirka 30 Pro3. Altpapier wird bei der Papierbereitung als Rohstoff verwendet. Augenblicklich gewinnt der Altproduktenhandel, wie stets in Zeiten der Not, für die breite Masse der Bevölkerung, die mit jedem Pfennig rechnen muß, an Bedeutung. Und der Verkauf von Papier und Lumpen bringt nur Pfennige. Der Klein händler zahlt heute für das Pfund Altpapier 4 Pfennig, für ein Kilo ½ Pfennig. Für einen Zentner Altpapier bekommt man also sen jammervollen Preis von 25 Pfennig. Welche Gedanken macht sich die Hausfrau darüber, was der Lumpensammler mit der Beitungsmakulatur anfängt? Einwickelpapier für den Krämer oder für die Marktfrau? Die gesteigerten hygienischen Anforderungen verbieten das schon von selbst. Der allergrößte Prozentjazz des Alt. papiers geht auf dem Umweg über die Lumpensammler in die Papiermühlen.
Provisionsreisende auf Lumpen.
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Schimef werden täglich mit einer Belegschaft von 250 Mann 150 bis 200 Tonnen Altpapier verarbeitet. 25 Gespanne bringen die schweren Lasten aus allen Stadtteilen heran. Mecha
mehr erinnern. Nach längerer Berhandlung verurteilt das Gericht Billich wegen fahrlässigen Falscheides zu 70 M. Geldstrafe an Stelle einer Woche Gefängnis.
Orfan über dem Kanal.
Die Meere in Aufruhr.- Ueberall Schiffe in Geenot. London , 12. November.
in der Nacht zum Mittwoch weitere große Schäden an der SüdOrkan über den Kanal. Haushohe Wogen brachen über die am tüste Englands an. In den frühen Morgenstunden raste ein Strand gelegenen Häuser in Sandgate und Hastings , so daß die Bewohner teilweise ihre Häuser verlassen mußten. In Ports mouth stand das Wasser in den Straßen teilweise bis einen Meter hoch. In Pathan wurden die Türen vieler Häuser von In St. Marys auf den Scilly- Inseln wurde der Hafendamm den Wogen weggerissen, so daß die Bewohner flüchten mußten. gestellt werden. Bei Newhaven erlitt ein Fischdampfer Schiffbruch. von den Fluten durchbrochen. Der Dampferverfehr mußte einDie Besatzung fonnte gerettet werden.
Die Stürme über dem Kanal dauern fort und richteten
nische Entladungsvorrichtungen befördern die Säcke und Ballen auf Drahtgittern Papierspäne aus und sortieren sie nach zahlreichen den Boden des Fabrikgebäudes. Hunderte von Frauen breiten über Gesichtspunkten. Mühsam ist die Arbeit. Fein- und Mittelfeinpapier, Druck- und Tapetenpapier muß nach Farbe und Stärke getrennt werden. Allein 29 Rohstoffarten werden unterschieden. Das erfordert ein geschultes Personal, denn unachtsame Auslese macht sich bei der Papierbereitung außerordentlich unangenehm bemerkbar. Als man Ende des vorigen Jahrhunderts dazu überging, Altpapier einzustampfen, weigerte sich die Papierindustrie, namentlich die Fein- und Mittelpapierindustrie, Altpapier zu verwenden, tieren. Es mußte deshalb ein Stab von geschulten Sortiererinnen da es außerordentlich schwer ist, Altpapier maschinenfertig zu sorgeschaffen werden, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Trotz aller erdenklichen Vereinfachungen ist die Handarbeit vorherrschend. Stadtverordneter als Nazi- Häuptling. Laufende Drahtbänder dienen dazu, das Altpapier von Fremdförpern( Kirschfernen, Zigarettenstummeln, Bindfäden) zu reinigen. Spezialpressen formen die gewonnenen Rohstoffe zu quadratischen Blöcken. Durch Rutschen fallen die Ballen in die Lagerfeller und werden dort versandfertig gemacht. Wertvolles Altpapier wird mit Sackleinen und Tüchern umhüllt, damit keine Nässe eindringen kann. Die größten Schwierigkeiten traten anfangs in der Wiederverwenbung bedruckten Papiers, besonders der Zeitungsmakulatur, auf. Die chemischen Erfinder haben auch diese Hindernisse beseitigt. Die Druckerschwärze wird mit chemischen Mitteln aus dem Papier herausgezogen. Allerdings ist dieser Prozeß nur einmal möglich, da das weiße Papier bei diesem Umwandlungsprozeß eine graue Färbung annimmt.
Millionen werden zu Staub.
Eine fein verzweigte Organisation der Auffäufer beherrscht den Berliner Markt. Die Händler, die sich durch den bekannten Ruf: Das vor einem halben Jahrhundert noch verachtete AbfallLumpen, Flaschen, Papier " auf den Höfen und in den Straßen produkt wird in Tausenden von Tonnen der Wirtschaft wieder bemertbar machen, sind Provisionsreisende in Lumzugeführt. Selbst die Noten banten, bie regelmäßig unbrauch pen". Unternehmer stellen ihnen Karren, Waage und Sad und zahlen für die gesammelten Produkte eine Provision. Je höher die foziale Stufenleiter erflettert wird, desto vereinfachter ist das Sammelverfahren. Man spezialisiert sich. Es gibt Spezialisten für Lumpen, Flaschen, Metall und Papier. Fast in allen Stadtteilen gibt es Keller, in denen Altprodukte angekauft werden. Zwischen meterhohen Ballen, die 3 bis 4 Zentner wiegen, stehen im Halb dunkel patriarchalische Gestalten und fortieren die Altprodukte fein fäuberlich.
bar gewordene, schlechte, abgegriffene Geldscheine ausrangieren, feßen die Papierverwertungsindustrie in Nahrung. Untenntlichmachung von Wertpapieren und Geheimatten ist an der Grenze der Vervollkommnung angelangt. Die Geldscheine werden zu Papier staub gemahlen. Jeder Mißbrauch wird ausgeschlossen. Als man noch die Banknoten durch Verbrennen beseitigte, war diese Methode nicht nur sehr tostspielig, sondern auch mit dem Rifito verbunden, da nicht alle Scheine völlig verzehrt wurden. Die Reichsbant, die laufend Noten außer Kurs fett, nimmt die Unkenntlichmachung selbst vor und verkauft den verhältnismäßig teuren Papierstaub.
Falscheid auch mal billig. Leichte Geldstrafe für früheren Pintsch- Direktor.
Glühlampenwert Pintsch in Fürstenwalde als Der Direktor Adolf Billich stand jahrzehntelang dem Direktor vor. In den letzten Jahren war der Buchhalter Paul Lehmann seine rechte Hand. Im Februar 1929 tam man im Glühlampenwert größeren Unterschlagungen auf die Spur und es wurde deshalb merkwürdigerweise Lehmann der Prozeß gemacht. Hauptbelastungszeuge war der Direktor Zillich.
Seit dem Bestehen einer S- Kaserne in der Lohmühlenstraße in Treptow vergeht jetzt fein Tag, ohne daß die Nationalsozialisten versuchen, die arbeitende republitanische Bevölke rung Treptows zu provozieren. Bei Eintritt der Dunkelheit sieht man die Hakenkreuzhelden die Straßen unsicher machen. Sperrtetten über die ganze Straßenfront werden gebildet und jeder, der versucht, an die Horden vorbeizukommen, muß sich erst eine Kontrolle gefallen lassen, ob er nicht Mitglied des Reichsbanners oder einer sozialistischen Organisation sein tönnte. Haben die Nazis dann jemand erfannt, der als Republikaner ver dächtig erscheint, so fann der betreffende damit rechnen, daß er beniffe für die Firma Bintsch auszumuzen. Direttor Billich mußte sich Schimpft, gestoßen und geschlagen wird, wenn ihm nichts Schlimmeres geschieht. Bor längerer Zeit hatten die Nazis schon einmal die Schaufenster der Vorwärtsbuchhandlung in der Graeßstraße zertrümmert. Da man mit einem Attentat noch nicht genug hatte, versuchten am Montag diese Horden einen erneuten Angriff auf die Buchhandlung, fie vermuteten, daß alles zur Massenkundgebung der Sozialdemokratie im Sportpalast war, so daß sie ungehindert das Eigentum der Arbeiterschaft hätten zerstören fönnen Gegen 19 Uhr 30g eine Horde von 70 Mann aus der SA.- Kaserne durch die Graeßstraße, um Leute zu belästigen und dann den Vorwärts" hochgehen zu lassen, wie sie sich ausdrückten. In der Nähe befanden sich zufällig nur vier Reichsbannerleute, die fich fofort zum Schuß des Ladens zur Verfügung stellten. Die Nazis tobten und lärmten, schlugen gegen die Scheiben und versuchten, ihren Plan auszuführen. Nur das auf Anruf erschienene Ueberfallkommando konnte das schlimmste in letter Minute verhindern Die Provofateure wurden dem Polizeipräsidium zu geführt. Eine dankbare Aufgabe der Polizei wäre es, die S. Kaserne mehr denn je zu beobachten und auch zu kontrollieren.
Großer Landfriedensbruchsprozeß in Oranienburg.
3n Oranienburg bei Berlin saßen gestern im größten Saal der Stadt 55 Nationalsozialisten auf nofdürffig hergerichteten Anklagebänken; sie hatten sich wegen Landfriedensbruchs
zu verantworten.
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Am 24. September d. J. waren, damit ,, endlich mal mit den Kommunisten aufgeräumt wurde, rund 250 SA. Leute mit Schlagringen und nütteln, mit Batten und Stahlruten bewaffnet, vor dem fommunistischen Verkehrslokal erschienen. Angeblich hatten sie diese sonderbare Ausrüstung auf dem Jahr marft gefauft, der gerade in Oranienburg stattfand. Vor dem Rommuniſtenlofal freilich tam es zu einer Revolverschießerei. Die einen sagen, es waren die Nationalsozialisten, die anderen erklären, waren die Kommunisten, die geschossen haben. Interessant iſt die Rolle des
es
Oranienburger Stadtverordneten Fuchs, der die nationalfozialistische Ortsgruppe von Oranienburg leitet und beschuldigt wird, der Rädelsführer zu sein.
Seine Parteigenossen nehmen ihn natürlich in Schutz: der wadere Stadtverordnete, der nach der Ueberzeugung der Polizeibeamten das Kommando ,, Feuer" selbst gegeben haben soll, will nur dabei gewesen sein, um Ruhe und Ordnung zu stiften und seine Leute vor Unbesonnenheiten zu bewahren. Die SA.- Leute sind natürlich nur zufällig am Tatort gewesen, einmal, weil sie sich auf einem Spazier weg, zum anderen Mal, weil sie sich auf dem Heimweg befanden. Stöcke und andere Gegenstände hätten sie nur bei sich getragen, weil sie sich gegen tommunistische Drohungen schützen müßten. Für den Prozeß sind rund 14 Tage vorgesehen Freitag und Sonnabend werden die Angeklagten vernommen, am Montag beginnt die Beweisaufnahme, die interessante Ergebnisse haben kann.
Verhängnisvoller Irrtum eines Arztes. bo Drei Geistestrante durch Morphiumeinsprißung getötet. Wien , 12. November.( Eigenbericht.) 3m Krantenhaus von Neutra( Tschechoslowakei ) wurden drei Geistesgestörte die Opfer einer verhängnisvollen Verwechslung von Arzneimitteln. Den Kranten waren während eines Tobsuchtsanfalls von dem diensthabenden Arzt Injektionen verabreicht worden. Am lösung bestand, die in der verabreichten Dosis unbedingt tödlich ergab, daß die Injektionsflüssigkeit aus einer Morphium nächsten Morgen fand man alle drei tot auf. Die Untersuchung
lampenwert nicht unerhebliche Gelder dafür verwandt wurden, der Die verschiedenen Verhandlungen ergaben nun, daß im Glüh Ronturrenz tüchtige Kräfte abspenstig zu machen und deren Kenntnachsagen lassen, daß er verschiedentlich die Erfindungen und Ver befferungen dieser Kräfte der Generaldirektion gegenüber als seine 1½ Jahre Gefängnis für Banfier Securius. eigenen ausgegeben hat. Bertrauter des Direktors und der Mann, der dafür auch die Geldmittel flüssig machen und entsprechend verbuchen mußte, war aber Lehmann, der im Prozeß behauptete, daß er feine Gelder unterschlagen, sondern für die erwähnten 3mede auf Anordnung des Direktors Zillich verbraucht habe. Wegen der Unterschlagung läuft das Verfahren noch, wegen der Urkundenfälschung erfolgte Freispruch Lehmanns. Im letzten Termin hatte Zillich auf den Vorwurf, daß er bei seinem glänzenden Einkommen 80 000 bis 100 000 m. pro Jahr feinen Sohn wegen einer fleinen Zechschuld den Offenbarungseid' leisten ließ, unter Eid erklärt, daß das Geld längst bezahlt gewesen sei und er mur erzieherisch auf seinen Sohn einwirken wollte. Verschiedene Beugen befunden nun, daß Zillich betont habe, daß die Schuld bereits vor Ableistung des Offenbarungseides beglichen war. Aus den in Frage kommenden Atten geht jedoch hervor, daß 3. junior im Februar 1929 den Offenbarungseid geleistet hat, die Schuld aber erst im April bezahlt wurde. Billich tann sich an nichts
Medicus
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die goldene Medaille!
So kunstgerecht, den anatomischen Gesetzen angepasst, steht das Fussgerüst im MEDICUS- Schuh! Eine Notwendigkeit für Knick-, Senk- und Ballenfüsse eine Wohltat für den gesunden Fuss!
Leiser'
Das Schöffengericht Berlin- Mitte verurteilte den Banfier Securius wegen Verbrechens und Bergehens gegen das Depotgesetz nach Antrag des Staatsanwalts zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis. Securius, der sich elf Monate und eine Woche in Untersuchungshaft befindet, nahm die Strafe an, so daß das Urteil rechtsträftig wurde. Nach Verbüßung von weiteren drei Wochen der Strafe soll Bankier Securius für die legten sechs Monate Bewährungsfrist erhalten. Securius hatte nach größeren Verlusten im Jahre 1923 furz nach der WährungsStabilisation Käufe und Verkäufe ohne Aufträge vorgenommen und Rundenpapiere beleihen lassen. Die Unterschlagungen beliefen sich auf rund 200 000 Mart.
Revifion im Hansmann- Prozeß. Wie die Justizpreffeftelle aus Düsseldorf mitteilt, ist in dem Prozeß des Landrats Hansmann gegen Dr. Gisevius von der Staatsanwaltschaft vorsorglich Revision eingelegt worden.
Herren
1850 Damen 1650
Die Vorzüge:
1. Doppelseitige Gelenkstütze
2. Ausgearbeiteter Ballen
3. Filzbrandsohle
4. Stahlgelenk
5. Spezialformen für alle Arten
Einlagen
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