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Morgenausgabe

Nr. 190

A 96

49. Jahrgang

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Der Borwärts erscheint modhentug lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin und im Handel mit dem Titel Dez Abend". Juustrierte Gonntagsbeilage Bolt und Zeit"

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Sonnabend

23. Apríl 1932

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die einipalt. Millimeterzeile 80 B. Reklamezeile 2.- M Kleine An zeigen" bas fettgedruckte Wort 20 Bf. zulässig zwei fettgedrudte Worte, jebes weitere Bort 10 Bf. Rabatt It. Tarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter­zeile 25 Pf. Familienanzeigen Milli. meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, mochentäglich von 8 bis 17 Uhr Der Verlag behält sich das Recht der Ab lehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands

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Die Front für den Volksstaat

Links vom Dom

Panorama vom Luftgarten

Wir marschieren! Wir haben gestern gezeigt, wie stark wir sind, als wir zu Hunderttausenden im Lustgarten aufmarschiert sind! Bei uns gibt es feine Triumphpforten, feine Frauen, die sich mit Kindern im Arm vor das Auto des Führers werfen - aber als Otto Braun die Rednertribüne im Lustgarten betrat, da brausten die Rufe der un­geheuren Massen, die den gewaltigen Plak füllten, wie Donner empor! Das ist die Stimme des arbeitenden Volkes, das dem wahren Führer zu jubelt, dem Führer, der sich unerschütterliches Ver. trauen erworben hat, nicht durch Versprechungen,

sondern durch die Tat!

Die Eiserne Front steht für das neue Preußen! Da ist keiner, der nicht weiß, daß es in zähem Kampfe errungen werden mußte, und was es für die Arbeiterschaft bedeutet. Da weiß jeder: wenn Otto Braun spricht, gibt es keine hohlen Versprechungen, keine pomphaften Ankündigungen, keinen Trancezustand, da geht es um nüchterne, harte Tatsachen, um politische Vernunft aber auch um den eisernen Willen, mit dem die sozial: demokratische Arbeiterschaft in unerschütterlicher Solidarität den Weg nach vorwärts erkämpft hat! Otto Braun und die sozialdemokratische Arbeiter. schaft- das ist eine im Kampf erprobte Einheit! Die Bewährung des Staatsmannes und das Ver trauen der Massen haben sie zusammengeschmiedet.

Diese Einheit, und den Kampfwillen, der sie beseelt, haben wir gestern bekundet! Das war die weitaus mächtigste Kundgebung, die Berlin in diesen Wahlkämpfen gesehen hat! Die Männer und Frauen der Eisernen Front sind wach und kampfbereit. Sie werden Preußen verteidigen, sie wollen zum Angriff vorgehen!

Sie wissen, daß sie der Hort der Republik sind! Stürmische Zustimmung brauste durch den Raum des Lustgartens, als Genosse Breitscheid aus. rief: Wer weiß, ob ohne das Reichsbanner die deutsche Republik noch bestände!"

In diesem stolzen Bewußtsein unserer Aufgabe und unserer Macht werden wir am Sonntag den Faschismus zum dritten Male schlagen! Auf jetzt, Kampfwille und Begeisterung im Herzen, für das neue Preußen, für die Zukunft des Arbeitsvolkes!

Für Braun- Severing!

Für die Sozialdemokratie!

Rechts vom Dom

Gewaltige Massen vor Otto Braun .

Die Republikaner Berlins haben bei den beiden Präsi Bis herüber zum Alten Museum war um 18 Uhr der dentenwahlen große und eindrucksvolle Rundgebungen erlebt Plaz dicht besetzt. Hier bewährte sich eine Anordnung der und mitgemacht. Was gestern der Luftgarten sah, war von Bersammlungsleitung, die den einzelnen Kreisen gewisse Teile so einzigartiger Eindringlichkeit, daß man mit der Behaup- des Plazes zur Belekung angewiesen hatte. In mustergültiger tung nicht übertreibt: im harten politischen Kampf dieses sozialdemokratischer Disziplin waren diese Anordnungen be­Jahres hat die Reichshauptstadt eine solche Kund- folgt worden, und nur so war es möglich, daß troß der lleber­gebung noch nicht gesehen. füllung fast alle Teilnehmer die Ansprachen der beiden Redner Otto Braun und Rudolf Breitscheid mitzuhören vermochten. Einen besonders erhebenden Anblick boten die an einzelnen Stellen zusammengeballten Gruppen der Bannerträger: wie rote Flammen leuchtete es aus dem Grau der Zehntausende.

Der Beginn der Veranstaltung war auf 18 Uhr fest gefeßt. Schon von 17 Uhr ab strömten die Massen herbei. Ein Fahnenwald im Schwarzrotgold der Republik und im flam­menden Rot der Sozialdemokratie türmte fich auf. Geschlossen rückten, zum Teil in Berufstracht, die Hammerschaften an. Die Firma Herrmann hatte wieder den Bogel abgeschossen, sie war als erste zur Stelle. Besonderen Beifall fanden die uniformierten Genossen von der Berliner Verkehrsgesellschaft, die mit ihrem Banner vor dem Schloß Aufstellung nahmen. Männer und Frauen, alte und junge waren in unabschätzbarer Stärte vertreten. Die Musikkorps unserer Reichsbanner fameraden vom Friedrichshain und vom Bezirk Mitte , vom Prenzlauer Berg und vom Wedding empfingen die Genossen aus den Betrieben mit den Kampfweisen von Republik und Partei. Ein Flugzeug der Hakenkreuzler, das durch Kreisen über dem Plaze diese Kundgebung stören zu können glaubte, murde mit Pfiffen begrüßt.

Braun und Breitscheid,

Ein Tusch ertönte, dann bestieg der Vorsitzende des Ber­finer Bezirksverbandes der Sozialdemokratischen Partei, Ge­noffe Künstler, das Rednerpult. Er sagte:

,, In 48 Stunden findet eine Wahlschlacht ihren Abschluß, die an Heftigkeit alle voraufgegangenen Rämpfe meit überragt. Mit Lüge und Verleumdung, mit Haß und Niedertracht ist der Kampf von den Faschisten bestritten worden. Was man sich mit unserem Cart Severing herausgenommen hat, ist ein Bubenstück von Goeb­ bels ohnegleichen. Diesem elenden Wicht kann man taum mit an­ständigen Argumenten beikommen, weil er und seine Bartei durch und durch moralisch verlumpt sind.( Stürmische Zustimmung.) Die 2ufgeblasenheit und Ruhmredigkeit eines Hitler, der niemals für Bolt und Staat das geringste geleistet hat, ist ein Anzeichen für eine Krankheit, die, wenn überhaupt, nur in ihren Anfängen geheilt werden kann.( Erneute Zustimmung.)

Nachdem die Jugendgenossin Schmidt unter stärkstem Beifall und in portrefflicher Rezitation Dr. Goebbels gefenn­zeichnet hatte, nahm, mit Hüteschwenken, Hoch- und Frei­Heil- Rufen und minutenlangem Beifallsorkan begrüßt, der preußische Ministerpräsident

das Wort.

Genoffe Otto Braun

,, Eine furze Spanne Zeit trennt uns von einem Tage der Entscheidung. Wir wollen die ruhige, zähe, republikanische Aufbau­arbeit fortseßen, die allein dem deutschen und prenßischen Volke den Weg zum Wiederaufstieg aus dem Zusammenbruch des Weltkrieges geebnet hat. Wir lehnen es ab, Experimente schlimmster Art, wie fie die Nationalsozialisten mit uns vor haben, mitzumachen. Wir wissen, daß solche Experimente zum Zusammenbruch und zum lluter­gang von Volt und Staat führen müssen.

Seit der Wahlkampf um Preußen eröffnet ist, bin ich vom Norden zum Süden, vom Osten zum Westes gereist. Ueberall habe ich den eisernen Willen ge­gefunden, die republikanische Bastion Preußen nicht nur zu verteidigen, sondern zum Angriff über­zugehen.

Uns steht die sogenannte nationale Front von Harzburg gegenüber. Sie lief auseinander wie Harzer Käse, sie marschierte getrennt, um vereint geschlagent zu werden. Ihr Angriff richtete sich gegen das