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Nr. 190 49. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sozialismus öffnet die Betriebe!

Die Kommunisten in falscher Front.

Die Kommunisten haben eine besondere Fähigkeit, sogar die sinnvollsten Säge durch einen unsinnigen Gebrauch zu hohlen Schlagworten zu machen. Auch die tiefe Wahrheit, daß erst durch den Sozialismus die Wirtschaftskrisen beseitigt werden können, wird im kommunistischen Munde zu einem solchen Schlagwort. Anstatt| die Zusammenhänge aufzudecken, durch die der Weg zur Berwirklichung des Sozialismus bestimmt wird, erzählen die Kom munisten Märchen davon, wie leicht und einfach es ist, das Geld für die Beschäftigung von Millionen aufzubringen. Die Abschaffung der hohen Pensionen und der Fürsten abfindungen, eine Millionärsteuer und ähnliches. Und das alles unter der allgemeinen Barole: Sozialismus öffnet die Betriebe!

Die Sozialdemokraten verlangen auch die Kür­zung der hohen Pensionen, mir waren immer und sind gegen die Fürstenabfindungen, wir prüfen alle Möglichkeiten, durch die Be steuerung der Besigenden die Mittel für die Arbeitsbeschaffung auf zubringen. Eins machen wir nicht und werden wir nie machen: nämlich bei den Arbeitslosen die Hoffnung erweden, daß ihre Not durch solche, im Grunde doch sehr fleine mittel mit einem Schlag beseitigt werden tönnte.

Uns ist es Ernst mit der Erkenntnis, daß die krisen aus der Planlosigkeit der fapitalistischen Wirtschaft entstehen und erst in

der sozialistischen Planwirtschaft beseitigt werden. Aus dieser Erkenntnis folgt nicht, daß Arbeitsbeschaffung unmöglich nder nicht erstrebenswert sei. Im Gegenteil muß die Arbeits­beschaffung mit allem Nachdruck verlangt werden, und sie ist in einem gewissen Umfange auch möglich. Das Wissen über die wirt­schaftlichen Zusammenhänge lehrt uns aber, daß die ungewöhnlich tiefe Erschütterung des. gesamten Wirtschaftslebens, die wir jetzt erleben, nicht mit irgendwelchen Wundermitteln aus der Welt ge­schafft werden kann. Deshalb sehen wir auch unsere Ueberzeugung, daß der sozialistische Umbau und Neubau der Wirtschaft die große historische Aufgabe unserer Generation ist, durch die gegenwärtige Strife poll bestätigt.

Eben deshalb, weil die fürchterlichste Krise in der kapitalistischen Geschichte nicht so leicht und so schnell, mie jeder gewünscht hätte, überwunden werden kann, muß die Aufmerksamkeit vor allem auf die Wurzel des Hebels, d. h. auf die fapita listische Wirtschaft selbst, gelenft werden. Für die Arbeits­beschaffung muß schon heute alles geschehen, mas geschehen kann. Es muß aber heute auch um den sozialistischen Umbau der Birtschaft gekämpft werden. Vor allem gilt es heute, den Zu sammenhang zwischen dem Kampf um Sozialismus

und Preußenwahlen richtig zu sehen.

kann es wirklich jemand ernsthaft glauben, daß die Beseifi­gung der Regierung Braun- Severing und die Machtübernahme

durch die Nationale Opposition" den Kampf um den Sozialismus fördern würde? Daß es leichter sein würde, in einem nach den Wünschen von Hitler , Hugenberg oder Dingelden und Westarp er­neuten und gesäuberten Preußen diesen Kampf zu führen? Würde es eine Stärkung der sozialistischen Kampfpofitionen be­deuten, wenn der ganze Verwaltungsapparat des größten Landes Deutschlands Hitler und Hugenberg ausgeliefert würde? Einkom munistischer Wahlerfolg würde aber eben nur diese Kräfte stärken, da der Hauptfeind" für die kommunisten die Sozial­demokratie, also in Preußen die Regierung Otto Braun ist. Als vor 50 Jahren in Frankreich die Gefahr der Wieder­herstellung der Monarchie drohte, schrieb Friedrich Engels :

,, Eine monarchische Restauration( d. h. die Wiederherstellung der Monarchie) in Frankreich müßte zur Folge haben, daß der Kampf um die Wiederherstellung der bürgerlichen Republik wieder auf die Tagesordnung fäme."

Jezt würde in Preußen die Machtübernahme durch Sitler und Hugenberg, die nur ein großer Bahlerfolg der Kom munist en ermöglichen könnte, die gleiche Bedeutung wie die Wiederherstellung der Monarchie haben. Dann fäme der Kampf um die Wiederherstellung des demokratischen Preußen wieder auf die Tagesordnung. Und das soll der fürzeste Beg zum Sozialismus sein?

Der Sozialismus öffnet die Betriebe. Jawohl, so wird es sein, wenn der Sozialismus aufgebaut wird. Der Sieg der Kräfte, die den demokratischen Staat verneinen, würde aber feine Be­triebe eröffnen und viele sfillegen.

Nicht deshalb, weil die Kapitalisten zur Demokratie eine besondere Liebe haben, sondern obwohl sie die Demokratie und namentlich das demokratische Preußen hassen. Die Kapitalisten wären don bereit, eine neue fürchterliche Berichär fung der Krise in Rauf zu nehmen, um die Ar­beiterbewegung vernichtend schlagen zu können. Sie wären schon bereit, sich damit abzufinden, daß die Erschütterung des demokratischen Preußen die Vernichtung aller Voraussetzungen für die Befestigung der Wirtschaftslage bewirten würde. Für die Arbeiterschaft wäre es aber ein Wahnsinn, eine Selbstmordpolitif, Die Kapitalisten in diesen ihren Bestrebungen zu unterstützen. Das aber tun praktisch die Kommunisten. Deshalb muß jeder, der die Arbeitsbeschaffung will, und für den der Sozialismus kein hohles Schlagwort ist, wie heute den Kommunisten, sondern die große Auf gabe unserer Zeit, am 24. April nicht die Liste 4 wählen, sondern

Liste 1, die Sozialdemokratie, Braun- Gevering.

Die sprechen von Korruption!

Hintermänner des deutschen Faschismus.

Die Wirtschaftsverbrecher Lahusen.

Die Preußenregierung und die Sozialdemokratie merden| verwandt bzw. untereinander aufgeteilt, es wurden also dem Unter

in diesem Wahlfampf mit einem Unflat überschüttet, das soge­nannte System" wird der Korruption bezichtigt.

Die Nazis, die materiell und politisch korrupteste und ge­finnungsloseste Partei, die es je gegeben hat, die anderen Rechts­parteien, die unter dem nationalen Mantel Bolitik als Geschäft be­treiben, gemeinsam mit den Nazis sich schüßend vor ein demorali fiertes Birtschaftssystem stellen und sich von dessen reaktionärsten Bertretern aushalten lassen, verfünden, das sie das Pflichtge fühl, die Lauterteit und die Redlichkeit wieder ein fegen werden.

Das Bolt hat im Laufe des letzten Jahres einen Anschauungs­unterricht über die fachlichen und moralischen Qualitäten dieser nationalen Wirtschaftsführer erhalten. Das Musterbeispiel da­für ist der Fall Nordwolle- Lahujen.

Die Kontursberichte über die Nordmolle find Dokumente der schändlichsten privaten Inredlichkeiten der Unter nehmerfamilie Lahusen, die zu den freigebigsten Geldgebern der Rechtsradikalen gehörte. Die beiden legten Konfursberichte zeigen mit aller Deutlichkeit, daß die Nordwolle nicht ein Opfer der Wirt schaftstrife ist, daß nicht in erster Linie geschäftliche Fehler, mie Konzernausdehnung oder Wollspekulationen, sondern vielmehr ein raffiniertes System privater Ausplünderung, Verschiebungen und riefiger Privatipetulationen Mehr als 50 millionen Mark Berluste sind bereits jetzt ein­wandfrei aus privaten Aktientransaffionen, selbstbewilliglen riesigen Darlehen und Entnahmen der Familie Lahujen fest­gestellt. Diese Manipulationen vollzogen fich in folgender Form: Es wurde veranlaßt, daß die Lieferanten für Rohmolle und Rammzug die Rechnungsbeträge tünstlich bis zu 10 Pro 3. überhöhten. Im Laufe der Jahre erreichten diese Zuschläge Duzende von Millionen. Sie mußten pon den Lieferanten der Ultramare überwiesen werden, und die auf diese Weise in Holland angesammelten Riesenbeträge wurden von der Familie Lahusen zu den umfangreichsten Privatspekulationen

Sonnabend, 23. April 1932

Hilfe verschobenen und privat verspekulierten Millionenbeträge als eine eiserne Reserve" zu bezeichnen, die sie wegen der Niederträchtigkeit der deutschen Steuergesetzgebung notgedrun­gen über die Landesgrenzen hinauslegen mußten". Die Lahusens haben aber nicht allein die in so vorsorglicher Weise neugeschaffenen Reserven ins Ausland verschoben, sondern sie haben. auch als aufrechte nationale Männer schon in den guten Zeiten privats und Konzernvermögen notgedrungen" über die Landesgrenzen hinausgelegt, um diesen Staat, von dem ja wie es in der Lahusen- Verteidigungsschrift heißt. die Nordwolle ruiniert wurde, die Steuern zu hinterziehen. Dafür zwei kleine Beispiele:

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Karl Lahusen ließ bereits im Herbst 1926 große Aktien­posten aus dem Familienbejiz nach Holland bringen. Für den Konzern gibt er in einem Schreiben an seinen holländischen Ver­trauensmann v. Gosen folgende unverblümte Steuer­hinterziehungsanweisung... Ich möchte Ihnen mit­teilen, daß die N. W. u. K. auf indirektem Wege einen größeren Posten Aktien... ermorben hat, den ich vor dem 31. Dezember hier verschwinden lassen möchte... Ich bitte, in der Gut­Schriftsanzeige feine Begründung irgendwelcher Art zu geben." Also vor Jahresschluß, vor dem Bilanz- und Steuererklärungstermin wer­den rasch noch große Werte zum Verschwinden" gebracht!

Das sind nur ein paar ausgewählte Manöver aus dem schier unerschöpflichen Arsenal der Unredlichkeiten der nationalen Wirt­fchaftsführer Lahusen, die den größten deutschen Textilkonzern

ruinierten.

Diese Führerschicht, hundertfach der Schuld überführt, besitzt die gleiche Heuchelei und Dreiftigkeit, wie auf politischem Gebiete der ,, nationale Führer", dessen Beweguna mit ihrer und anderer großindustrieller Unterffüßung reichlichst gefördert wurde. Die wollen Preußen mit ihrer Lauferfeit und Redlichkeit beglücken.

Hilfe für die Pächter.

25 Proz. Pachtsentung Ein Erfolg der Sozialdemokratie.

der Bachten und um einen Kündigungsschuß für die Der feit Wochen geführte Kampf um eine Berringerung Bachtbetriebe hat jest grundsäglich zu einem Erfolg geführt. Den beteiligten Reichsministerien liegt ein im Reichsarbeits­ministerium ausgearbeiteter Verordnungsentwurf vor, der sich in der Hauptsache an die Anträge der Sozialdemokraten anlehnt.

Nach dieser Berordnung soll der Pachtpreis um 25 Pro3­heruntergesetzt werden. Auch in den Fällen, wo für das laufende Jahr neue Verträge abgeschlossen sind, ist es möglich, durch die Bachteinigungsämter eine Nachprüfung der Verträge vornehmen

zu lassen. Außerdem sieht der Verordnungsentwurf einen Rün­

digungsschutz vor, der sich besonders auf solche Fälle erstreckt,

wo der Pächter nicht durch eigene Schuld, also nicht durch schlechte Wirtschaft usw., mit der Padstzahlung im Rüdstand geblieben ist.

Die Frage der Bachteinigungsämter felbst, gegen die sich die Kritik der Deffentlichkeit in der letzten 3eit start gewandt hat, bleibt offen. Es ist zu erwarten, daß eine zufriedenstellende Regelung gefunden wird.

Die neue Verordnung wird den Pächtern eine starte Ent

taftung bringen. In diesem Zusammenhang set darauf hinge­

wiesen, daß es die Sozialdemokraten maren, die sich hier mit aller Energie für die Interessen der Bächter einsetzten.

Englands neue Zollpolitik.

nehmen dauernd Millionenbeträge entzogen. Dieses System war so arrangiert, daß die beiseite geschafften Millionenbeträge zum größeren Teil zunächst auf poesievolle Konten Sonne ( alt)", Sonne( neu)" ,,, Taube", Garantie tonto" u. a. m. ver­bucht wurden. Der Kontursverwalter hat in Berbindung mit den Hohe Eisen- und Stahlzölle.- Schärferer Proteftionismus Treuhandgesellschaften an Hand einer Fülle von Belegen festgestellt, daß es sich bei all den auf diesen Konten abgewickelten Trans­aftionen um reine Privatgeschäfte der Lahusen handelte, und auch der Aufsichtsratsvorsitzende, Senator Rodwald, hat dies ausdrücklich bestätigt.

Ein großer Teil der verschobenen Beträge wurde auch buchhaltungsmäßig fofort in Brivat guthaben der Brüder Lahufen umgewandelt; das geschah allein im Umfang von 18% Millionen Mart. Darüber hinaus aber überzogen sie ihre Privatfonten noch mit 6% millionen Mart Darlehen. Die Verluste sind in erster Reihe durch Ankauf großer Posten Nordwolle Aktien zu überhöhten Kursen, mit denen dann hin und herfpetuliert murde, ent­standen. Es wurden aber auch zahlreiche andere private Attien­spekulationen, mie der Ankauf von Erdölaktien u. a. m. getätigt, spekulationen, mie der Ankauf von Erdölaktien u. a. m. getätigt, Privatschulden Karl Lahusens bei deutschen Konzernfirmen wurden mit den., ausgesonderten" Beträgen verrechnet, für den priva ten Aufwand und allerhand dunkle lleberweisungen große Be­träge entnommen.

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Für ihre komplicen und Schühlinge ließen sie auch etwas abfallen.

England hat gestern durch drei Verordnungen seine Zoll­politif auf neue Grundlagen gestellt.

Die neue englische Zollregelung liegt auf der Linie eines Industrieschutzes, der Dauerzustand werden soll, während England bis jetzt die Notstandskulisse porschob und seine Zölle als Notstandszölle deflarierte. Damit fut England einen meiterent Schritt in Richtung des Zollprotektionismus. Die jetzt verordneten Zölle dürfen während des nächsten Jahres mohl ermäßigt, aber nicht erhöht werden. Wenn man die Bedeutung berücksichtigt, die die Einfuhrzölle für die englischen Staatsfinanzen heute fchon haben, offenbart sich der Dauerzustand. Nur für Eisen und Stah! fönnen während des nächsten Vierteljahres Aenderungen getroffen merden. Daß man hier faum an eine weitere Verschärfung denkt, geht wohl aus der Tatsache hervor, daß die Eisen- und Stahleinfuhr nach England, besonders durch Deutschland , auch schon jetzt nicht mehr lohnend ift.

Unter Einfluß des wachsenden Proteftionismus in aller Welt hat man non der neuen Zollregelung in England das Schlimmste befürchtet. Es muß festgestellt werden: diese schlimmen Befürch tungen haben sich nicht ganz vermirflicht. Man hat gewissermaßen ein Rompromiß zwischen den Antidumpingzöllen, den soge­nannten Notzöllen, die 50 Proz. ausmachten, und dem allgemeinen Tarif, 10 Broz, gefunden. Der neue englische 3oll stellt sich z. B. für Fertigfabritate, für die man überall einen Zoll von 33 Proz. befürchtete, auf 20 Proz. cin. Mit 20 Broz. merden z. B. Stahl­

Un die Direktoren der Sächsischen Wollgarnfabrik Tittel u. rüger A.-G., die bereits als noch selbständiges Unternehmen in die Schwindeleien( Fakturenzuschläge) einbezogen war, murde anfäß waren( Messer, Berkzeug usm.), nerarbeitetes Holz mit Ausnahme lich der Fusion aus den in Holland angesammelten Beiträgen die Kleinigkeit von 700 000 Gulden oder 1,2 Millionen Mart verteilt.

Die Brüder Cahujen hatten noch vor wenigen Wochen die Stirn, ihre private holländische Schwindelgesellschaft und die mit deren

von Baumaterialien, Tertilgewebe, Konfektion, elektrotechnische Waren, Gemüsekonserven usw. betroffen. Landwirtschaftliche Geräte und Baumoterial aller Art mit 15 Broz., Photopapier, verschiedene Ledermaren, Zellstoffe merden mit 25 Broz. belegt und mit 30 Broz. Toiletteartikel, Bijouterien, Peizwaren, Schmuck und vor aliem

BIER ENDLICH BİLLİGER

FLAICHE 20