fichtbar und legte in dieser Beit etwa 50 Gr. am Himmel zu rüd, fich zuletzt etwas sentend und dann plöglich geräuschloß verschwindend. Das Meteor hatte die scheinbare Geftalt und Größe einer großen Natete und bezeichnete seinen Weg mit einem schnell verschwindenden feurigen Schweif.

Die von dem Uhrmacher Dettmer verwundete Frau Ulrich ist dem B. T." zufolge von ihrer lebensgefährlich er­fchienenen Kopfverlegung so weit wieder hergestellt, daß sie in etwa acht Tagen das königliche Klinikum als vollständig ge heilt wird verlaffen tönnen. Die Kugel freilich, welche Dettmer ihr in den Hinterkopf iagte, wird fie Zeit ihres Lebens mit fich herumtragen müssen; denn dieselbe ist, entsprechend der Voraussage der Aerzte, im Gehirn eingeheilt, ohne weitere Störungen zu veranlafen. Als ein besonders glücklicher Um stand ist es anzusehen, daß, obwohl das Geschoß außer der Schädeldecke einen Theil des Gehirns durchbohrt hat und darin noch steckt, dennoch feinerlei Störung in den Verstandeskräften ber Patientin eingetreten ist. Die Aerzte folgern daraus, daß die Kugel nur solche Theile des Kleinhirns getroffen hat, welche für das geistige und phyfische Leben von untergeordneter Bedeutung find. Derartige glückliche Einheilungen von Ge schoffen im Gehirn find in und nach den legten Kriegen häu figer beobachtet, und Geheimrath von Bergmann, der Direttor des königl. Klinikums, bestt auf diesem Gebiete eine reiche friegschirurgische Erfahrung, die ihn auch den glückliten Aus­gang des in Rede stehenden Falles voraussehen ließ. Die gerichtliche Voruntersuchung und die Anflage gegen den in Moabit   internirten Dettmer find längst eingeleitet, und sobald über den Gesundheitszustand der Frau ein definitives Urtheil abgegeben werden kann, wird das Nachspiel im Moabiter Justizpalast stattfinden.

Vor einiger Zeit wurde hier, wie mitgetheilt, ein junger Mensch verhaftet, der unter dem Namen Wilhelm Graf von Württemberg eine Reihe Betrügereien verübt hatte. Derselbe entpuppte fich schließlich als der 20 jährige Kommis Wilhelm Traugott Eberhard Birt, der wegen Geistesgestörtheit bereits wiederholt in ber Charitee wie in Dalldorf beobachtet worden ist. Am 26. v. Mts. ist er, der Poft" zufolge, auf Grund eines Attestes des Geheimen Medizinalrathes Dr. Wolff aber mals in die Charitee als gemeingefährlich irrfinnig eingeliefert worden.

Gerichts- Zeitung.

Wieder einmal die Liebe hat ihn so weit gebracht". Der Zeichner W. saß in seinem bescheiden möblirten Stüb chen und träumte, die Ellbogen auf den kleinen Sophatisch geftüßt. Seit Herr W. Fräulein Ottilie M. im Schiller  Schlößchen in Gohlis   fennen gelernt hatte, träumte er immer und zwar recht schwermüthig. So viele Verherrlicher und Lobpreiser die Liebe auch gefunden hat, seitdem diese Erfin­dung eriftirt, so hat es doch von jeher auch an solchen nicht gefehlt, die uns die Schattenseite derselben gezeigt haben. Wir wollen nicht von der Potiphar sprechen, auch nicht von Heine, denn der steht wie jene bei unseren schönen Leserinnen in einem etwas üblen Geruche; aber wir lönnen eine Menge unverdächtiger Namen anführen, deren Träger mit Nachdruck vor den Fährlichkeiten der Liebe gewarnt haben. Selbst der alte gute Gellert tann fich einer Warnung nicht ents halten. Nachdem er eine höchst jammervolle Liebesaffaire er zählt hat, ruft er der liebeglühenden Jugend in väterlichem Zone zu:

DJüngling, lern' aus der Geschichte, Die Dich vielleicht zu Thränen zwingt, Was für bejammernswerthe Früchte Die Liebe zu der Schönen bringt!

Ob unser Freund, der Beichner W., gerade an diese Strophe gedacht, das wissen wir nicht. Ihm schwebte aber, und das wiffen wir, seit seiner ,, Verliebung", stets der Refrain jenes Liebes vor: Die Liebe, ach ja die Liebe, hat mich so weit gebracht."

Doch, erzählen wir lieber, wie es ihm eigentlich ergangen ist. Anfangs Januar war er in Gohlis   gewesen und, nach dem er dort mehrere Lokale besucht, ohne daß er sich be friedigt fand, war er am Schillerhäuschen ankommen. Ueber eine Viertelstunde hatte er in weibevoller Stimmung vor dem Kleinen, bescheidenen Häuschen geftanden und batte fich tief versenkt in die Gedan'en an den großen National Dichterbelten. So, wie er da vor dem unansehnlichen Häuschen stand und hinauf schaute zu den kleinen Fensterchen, die einst dem Dichter­fürsten das spärliche Licht des Tages gebracht hatten zu seinen Liedern, die dann Tausend Herzen entzückten, und der jest in der Erde ruht, während seine Schöpfungen auf einfachen Tischchen, sowie auf goldenen Konsolen sich befinden; wie Herr W. das alles so bedachte, da ward ihm erst so recht die Größe deffen klar, den die deutsche Nation mit hobem Stolze fein eigen nennt. Und wie Herr W. so dastand, in erhabene Gedanken versunken, da wedten ihn fröhliche Mädchenstimmen aus seinen Träumen. Aus dem Schillerhäus­chen waren mehrere junge Mädchen getreten, auf welche die Anmuth ihre volle Gaben ausgestreut hatte. Besonders eine von ihnen ließ unferem W. das Blut schneller wallen und als diese an ihm vorüberging, und ihn mit ihren großen dunklen Augen anblickte, da ward ihm stedend heiß zu Muthe. Unwillkürlich wandte er sich um und verfolgte die reizende Mädchengestalt, bis sie mit den übrigen in ein auf der an Als wenn es ihn deren Seite belegenes Haus verschwand. mit tausend Gewalten zöge, ging er ihnen nach und, da es das beliebte und stets start besuchte Schillerschlößchen" war, das Jedermann gegen Bahlung von 30 Pf. den Eintritt gestattet, so betrat auch er den dichtgefüllten Saal. Soeben sollte das Konzert der Jahrow'schen Kapelle beginnen und alles drängte, um noch einen Platz zu erhalten, da kam der Kellner und brachte noch einen großen Zisch herbeigeschleppt und ſepte ihn gerade dahin, wo Herr W. fich befand. Natürlich nahm er fofort Blat, wer aber beschreibt sein Entzücken zugleich mit feinem Erschreden, als fich auch die von ihm verfolgten Damen heransepten, und warum mußte gerade jene schwarzäugige ihn fragen, ob er es geftatte? Denn als fie ihn so ansprach mit ibrer schönen Stimme, die zu Herzen ging, und der allerliebste Meine Mund fich öffnete, um eine wahre Perlenschnur von ichöngeformten Bähnen zu zeigen, da fühlte Herr W., daß es um sein bis dahin von der Liebe unberührtes Herz geschehen war. Fräulein Ottilie, denn so hatten die anderen Mädchen die Schöne genannt, segte sich ihm zu allem Ueberfluß gegen über und wie fie so da saß in bloßer Taille und die Arme verschränkt, tamen ihre zwar nicht üppigen, aber schönen Formen so recht zur Geltung. Die Damen hatten ihre Hand­arbeiten herausgenommen, nur Fräulein Ottilie that dies nicht. Und als fte Alle eine Weile still dagesessen hatten und sich tein Gespräch entwickeln wollte, da faßte Herr W. Muth und begann die Damen zu unterhalten. Nach und nach nahm Die Unterhaltung die Gestalt eines herzlichen Geplauders an und die vielen leeren Flaschen mit ihren langen Hälsen zeigten an, wie wohl berr W. fich bei der Gose   und den Damen befand. Nach Beendigung des Konzerts begann der Tanz und wiederum war es ganz natürlich, daß Herr W. ben ersten Tanz mit Fräulein Ottilie begann. Immer näher famen fich die Herzen der Beiden und als endlich der Tanz sein Ende fand, da er hielt Herr W. die Erlaubnik, Fräulein Ottilie nach Haus zu begleiten. Unterwegs hatte sie ihm erzählt, daß fie in einer Buchhandlung Kaffiterin sei, und daß sie allein in der Welt bastehe, und er hatte ihr erzählt, daß er Zeichner sei und daß er fich ganz gut ernähre. Bis dahin hatte er mit Allem, was er mit seiner Angebeteten gesprochen, die reine Wahrheit gefagt, aber damit, daß er sich gut ernäbre, hatte er die erfte Lüge gesprochen, denn es wurde ihm im Gegentheil recht hera­

lich sauer, mit seinem schmalen Verdienst sein Auskommen zu haben.

Seit jenem Abend aber, an dem er sein Herz verlor, war er mit seiner Ottilie öfters zusammengetroffen, und nach und nach hatte er auch ihr Herz gewonnen. Und seit sie ihm dies gestanden, und seit fie fich Beide innig gefüßt, waren ste jeden Abend und jeden Sonntag Nachmittag ausgegangen, der erften, reinen Liebe Glüd mit vollen Bügen genießend. Das aber ist der Fluch der bösen That, daß fie fortzeugend Böses muß gebären." Er hatte gelogen, als er ihr gesagt, daß er sich aut ernähre, und das rächte fich bitter an ihm, denn Fräulein Ottilie fand es ganz selbstverständlich, daß er ihr öfters Ge schente machte, fte fand es natürlich, daß er jedes Mal die Beche bezahlte, und daß er fie des öfteren ins Theater führte. Das Alles aber kostet viel Geld und das gerade hatte ja Herr W. nicht. Und weil er es nicht hatte, da machte er Schulden. Diese wuchsen für seine Verhältnisse riesen­groß an, und wenn er fich ab und zu einen Ueberblick über dieselben machte, da ward ihm ganz bitterweb ums Herz, Denn fie alle zu bezahlen, dazu war verzweifelt wenig Aussicht vorhanden.

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An jenem Tage nun, als wir ihn in seinem Stübchen figen saben, da war er geradezu in Verzweiflung. Nicht daß er gerade heute von einem Schuldner hart bedrängt ward, nein, das war es nicht. Er sollte vielmehr heute Abend mit feiner Angebeteten zum Kränzchen gehen und hatte teine Stiefel. Das eine Paar, das er besaß, war völlig zerriffen, und gerade am Oberleder, so daß an eine schnelle und billige Reparatur nicht zu denken war. Für die fünf Mart, die er vorhin auf dem Leihamte für seinen Ueberzieher erhalten, Lonnte er fich teine neuen kaufen und dann mußte er doch auch einige Groschen für heute Abend haben. Wie er nun so traurig finnend dasaß und ab und zu nach dem Tage blatt" gegriffen batte, das auf dem Tischchen lag, da ging es plöglich wie ein Lichtstrahl durch sein düsteres Sinnen. Er hatte einen jener bekannten Iyrischen Ergüffe gelesen, die Staert's Nachfolger" von Zeit zu Beit in der hiefigen Tages­preffe fließen läßt, und nun schien ihm geholfen zu sein.

Eine halbe Stunde später befand er sich in dem großen Geschäftslokal jener Firma und war im Schmeiße seines Angesichts thätig, fich aus der Maffe ihm vorgelegter Stiefeln ein passendes Paar herauszuwählen. Aber so viele es auch waren, wollte doch merkwürdiger Weise teines paffen. Ach, möchten Sie nicht so gut sein," sagte er zu der ihm bedienen den Dame, und mir lieber einige Baar in meine Wohnung senden, bort kann ich mir bequem und in aller Ruhe ein paffendes Baar auswählen, und ich sende Ihnen die anderen morgen früh mit dem Gelde für das behaltene Baar zurüd." Der liebenswürdige Prinzipal hatte gar nichts dagegen und Herr W. den, wie wir gesehen haben, die Liebe erfinderisch ge macht hatte, schwamm in Wonne, als er mit einem Baar funkelnagelneuer Stiefeln bas Kränzchen besuchen konnte. Am anderen Morgen padte er sämmtliche, ihm von Staert zur An­probe gesandten Stiefel ein und ließ diesem sagen, es passe auch von diesem fein Paar und er werde gelegentlich selbst hintommen und etwas wählen.

Herr Staert's Nachfolger aber war natürlich nicht sonderlich erbaut von der Unverfrorenheit des Herrn W. und als dieser fich auch nach Verlauf von 14 Tagen nicht hatte sehen lassen, da besuchte er ihn, wobei er ihm, als er gemerkt, daß Herr W. nur für den einen Abend die Stiefel hatte benugen wonen, mit Recht den Vorwurf machte, daß solches Verfahren einem Geschäftemanne gegenüber nicht anständig sei. Da aab nun ein Wort das andere und schließlich fam es zu Bes leidigungen die fich Herr Staert's Nachfolger natürlich nicht gefallen laffen wollte. Aber weiter als zum Friedensrichter fam die Sache nicht, denn, als Herr W. dem beleidigten Kläger die Geschichte seiner Liebe erzählte, da verzieh ihm dieser urd Herr W. brauchte nur eine Mart Kosten zu bezahlen, und dafür hatte er doch an jenem Abend die neuen Stiefel getragen.

Fräulein Ottilie aber und Herr W. lieben sich noch

immer.

Vereine und Versammlungen.

"

hr. In der gut besuchten Delegirten- Versammlung der Tischler, welche am Dienstag Alte Jakobstraße 37 ftatt fand, wies Herr Lenz in einem kurzen Referate über die Frage: Wie erhalten wir unsere Ronkurrensfähigkeit in Ber lin?" in überzeugender Weise nach, daß die Berliner   Möbel­fabritation, die für den Export produzirt, dadurch, daß die Ar beitgeber die von der Lohnkommission gestellten Forderungen ( 9 einhalbstündige Arbeitszeit und Minimallohn von 18 Mart wöchentlich) bewilligen, feineswegs tonkurrenzunfähig werde. Er konstatirte, daß die Preise für Möbel in Hannover  , Stutt gart, Hamburg   bedeutend höher find, als in Berlin  . Es wür Den nicht in bereits 890 Werkstätten die Forderungen bewilligt morden sein, wenn die Schundfabrikanten mit ihrer Behaup. tung, daß dadurch die Konkurrenzfähigkeit Berlins   in Gefahr tomme, recht hätten. In der Diskussion wurde darauf hin­gewiesen, daß die Konkurrenzfähigkeit und der Export Berlins  dadurch, daß die Schundproduktion in Berlin   beseitigt wird, nur gewinnen fönnen. wird, nur gewinnen fönnen. Es folgte dann die Be­Arbeitsverhältnisse in den Werkstätten Sprechung der

von Hecht, Wafferthorstraße 27, von Lange, Ludauerstraße 11, von Hübner, Grünstraße 19, und in den Tischlereien Koch  , Jotisch, Larsen und Böttcher. In Bezug auf alle diese Wert stätten wurde von Solden, die früher in denselben gearbeitet haben, konstatirt, deß die in denselben arbeitenden Kollegen mehr oder weniger den Forderungen, welche im Intereffe der Gesammtheit gestellt sind, nicht entsprechen. Die Weidenbach'sce Werkstatt betreffend, gab Herr Lenz die Erklärung ab, daß, wie Die Lohnkommission fich durch genaue Information überzeugt babe, Alles, was in der Sonntags. Versammlung von einem Kollegen zu Ungunsten dieser Werkstatt ausgesagt worden sei, auf unwahrheit beruhe. Die dann folgenden Debatten über zwei Unterstüßungsgesuche führten zu dem Ergebnisse, daß das eine dieser Gesuche abgelehnt, das andere, welches ein Kollege zu Gunsten eines frank datniederliegenden früheren sehr thäs tigen Mitgliedes der Lohnkommission gestellt hatte, durch Bes willigung von 15 Mt. aus der Unterstügungskaffe und durch den Beschluß, Sammlungen in den Werkstätten zu veranstalten, erledigt wurde.

Im Fachberein der Schmiede sprach am Montag Abend im Vereinslokal( Bratweil'iche Bierhallen) Herr Regierungs. baumeister Keßler über Unfallversicherung. Redner behandelte das Thema in durchaus sachlicher Weise und sprach sich schließ lich dahin aus, daß daffelbe trop aller Mängel ein Fortschritt lich babin aus, daß dasselbe trop aller Mängel ein Fortschritt in der Arbeiterschußgefezgebung set. Der als Gaft anwesende Herr Tischlermeifter mit an dagegen war der Meinung, daß Der Nachtheil größer denn der Vortheil sei, das hätten die Ar beiter Abgeordneten auch eingesehen und deshalb gegen das Gefeß gestimmt. Herr Drew is gab den Vortheil der Un fall Versicherung gegen das Haftpflichtgeset in manchen Fällen zu, sprach aber fein Bebauern darüber aus, daß daffelbe nicht für das ganze Schmiedegewerbe eingeführt sei, obgleich fein Handwerker so sehr wie der Schmied, trop größter Vorsicht ( Redner führt mehrere Beispiele an), Unfällen ausgefegt sei. Herr Mathees berichtete dann über den Streit in Breslau  , bei welcher Belegenheit Herr Drewig darauf hinwies, an dem Breslauer Streit zu lernen, denn nur durch eine gute Alsdann Drganisation set etwas durchzuführen.

wurden

einem in Noth gerathenen Mitgliede 10 Mart bewilligt. Nach Erledigung des Fragekastens machte der Vorfißende bekannt, daß die 3. ordentliche Generalversammlung am 13. April in demselben Lolale stattfindet. Der Verein zählt bereits 425 Mitglieder, ist also erfreulicher Weise in stetem Wachsen.

Der Fachverein der Stellmacher Berlins   hielt am Montag, den 30. v. M., eine regelmäßige Versammlung im Vereinslokal, Inselstraße 10, ab. Auf der Tagesordnung stand: 1. Kaffenbericht. 2. Vorstandswahl. 3. Statutenbe rathung. 4. Verschiedenes. Der Kaffenbericht wurde, nachdem er verlesen. ohne Widerspruch angenommen. Bei der Vors standswahl wurden folgende Herren gewählt: Heider, Eisens bahnstraße 5, 1. Borfißender; Graad, Marienburgerstraße 15, 1. Schriftführer; Hering, Rommandantenstr. 11, 1. Raffirer; Glaubis, Seelmann und Böhm zu deren Stellvertretern; Tausch, Köhlert und Rockohl zu Revisoren. Bei der Statuten berathung wurde§ 2 bahin geändert, daß der Arbeitsnachweis unentgeltlich stattfindet, wo hingegen früher 25 Pf. bezahlt werden mußten. Bet ,, Verschiedenes" macht Herr Menzel bekannt, baß am 2. Osterfeiertag, Borm. 10 Uhr, im Lokal ,, Deutscher Kaiser", Lothringerstraße, eine öffentliche Generalversammlung der Stellmacher Berlins stattfindet und bittet um rege Bethet ligung. Am Schluß wurde noch der Antrag des Vorsitzenden: Der Verein wolle fich dem Robleder'schen Rechtsschußbureau Neubaus, München  , als Abonnent anschließen, angenommen.

Der Fachverein der Rohrleger hielt am 29. v. D. eine Versammlung im Lotale der Herren Wolf und Krüger in der Staligerstraße ab. Herr Dr. Bohn hielt einen Vortrag über Die Verhältnisse im Sudan  , der dortigen Sklavenhandel, die Sitten und Gebräuche der Eingeborenen und die Entstehung bes ipigen Krieges. des jßigen Krieges. Die nächste Versammlung findet am 12. Mai statt.

S

Den Mitgliedern des Vereins der Einseher Berlins  ( Tischler) zur gefälligen Nachricht, daß am Dienstag, den 7. April, Vormittags 10 Uhr, im Vereinslokale, Neue Friedrich ftraße 44, eine General Bersammlung stattfindet. Tages­Drdnung: 1. Raffen- und Revisions- Bericht. 2. Publitation der gestrichenen Mitglieder. 3. Verschiedenes. 4. Fragefaften. Quittungebuch legitimirt. Die Kollegen werden ersucht, recht zahlreich am Blaße zu sein. Neue Mitglieder werden vor und nach der Versammlung aufgenommen.

Vermischtes.

Ein exzedirender Magnat. Jm Bahnhofe der Defter reichisch- ungarischen Staatsbahn in Budapest   gerieth jüngst, wie das Budapester Tagblatt" berichtet, ein Paffagier mit dem Fialerfutscher, welcher ihn zum Bahnhofe geführt hatte, wegen eines zu wenig gezahlten Betrages in Streit. Polizei tommissar Balla erschien deshalb in dem Wartesalon erster Klaffe, wohin fich der Passagier begeben hatte, und forderte Diesen auf, dem Kutscher noch 40 fr. zu geben, da er dieselben rechtmäßig zu fordern habe. Kaum hatte der Kommissar aus­gesprochen, als der Fremde auf ihn losstürzte und ihn miß­handelte. Auf das Inspektionszimmer geführt, sagte derselbe, er sei Fürst Anton Balffy. Als der Kommissar fich hier miß­billigend über das Benehmen des angeblichen Fürften äußerte versezte dieser ihm wiederum zwei wuchtige Ohrfeigen. Der Lärm loďte zwei Herren in das Inspektionszimmer, von wel chen der eine ein Abgeordneter war, welcher den von einem so unerklärlichen Wuthanfalle ergriffenen Herrn als den fiebenbürgischen Baron Geza Apor ertannte. Der Polizei­Rommiffar nahm nun ein Protokoll über die Angelegenheit auf und ließ dann den Baron frei. Baron Apor ist Oberhaus­Mitglied.

Eine verloofte Braut. In einer von einer Wittwe ge­haltenen Biekneipe verkehrten, dem Kijemol." zufolge sehr eifrig vier unzertrennliche Freunde vom Militär", nicht sowohl, weil dort das Bier besonders gut war, sondern weil alle Vier an den Augen der hübschen Tochter der Wirthin Feuer ge fangen batten und nicht abgeneigt waren, das Mädchen als Frau heimzuführen. Um nun ihr fameradschaftliches Ver hältniß nicht zu trüben, was unfehlbar geschehen wäre, falls der Eine oder der Andere der vier Freunde seinen Kameraden den Rang abgelaufen hätte, beschlossen sie, den Gegenstand ihrer Liebe unter fich zu verloofen. Es wurden vier Bapter­streifen, von denen der eine die verheißenden Worte mein Gold" trug, zusammengestellt. Der Glückliche, dem dieses Billet zufiel, machte auch sofort einen Heirathsantrag und wurde afzeptirt. Die drei übrigen Freunde trösteten sich damit, daß fie ihre Theilnahme an der bevorstehenden Hochzeit des fungen Paares als Schaffer zufegten.

Kleine Mittheilungen.

Rottbus, 30. März.( Sozialdemokratische Demonstration.) Gestern Nachmittag hat hier das Begräbniß eines Sozial­demokraten stattgefunden. Zwischen 500 und 600 Parteigenonen, darunter solche aus Spremberg  , Forst 2c., folgten, alle mit rothen Schleifen oder rothen Blumen im Knopfloche. Auch ein Kranz mit mächtiger rother Schleife wurde im Zuge ge tragen. Natürlich erregte der eigenartige Bug bedeutendes Aufsehen unter den Passanten. Auf dem Friedhofe ange tommen, legte einer der Wortführer der hiesigen sozialdemo­fratischen Partei mit einigen wenigen Worten den Kranz auf den Sarg, und gleichzeitig begannen die Umstehenden ihre rothen Blumen und Schleifen in das Grab zu werfen. Von der Polizei waren der Herr Inspektor und ein anderer Be amter erschienen; dieselben fanden teinen Anlaß zum Ein­schreiten.

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Ueber die Gruben- Katastrophe in Dombrau veröffent licht die Wiener Prefe" nachstehenden amtlichen Bericht des vom Ackerbauministerium nach Dombrau entsendeten Ober Berglommiffärs Bechner: Jedes der beiden mit dem Bettina Schachte aufgeschloffenen Flöße Wilhelm" und Ludwig" hat einen eigenen Wetterstrom; die Abbau- Methode in Strebbau. Die Explosion war ausgedehnt und wurde wahrscheinlich durch Kohlenstaub, da die Grube sehr trocken, die Koble mager und febr ftaubig ist, bis zum Füllorte des Förderschachtes fortge pflanzt. Die Schachte, nämlich der Förderschacht und der Wetterschacht selbst, find nicht beschädigt, ebenso der Bentilator, welcher im Gange blieb. Die Ursache der Explosion war muth­maßlich ein verbotener Sprengschuß im Drtsbetriebe auf der ftrede des Ludwig- Flößes. Bur Zeit der Explosion waren die Baue auf dem Wilhelm und Ludwig Flöße mit 86 Mann belegt; hiervon find, wie durch das Mannschaftsbuch und die Verlesung der Arbeiter tonftatirt wurde, neunundfünfzig ver­unglückt. Gerettet wurden siebenundzwanzig Arbeiter, von denen fünf schwer und sechs leicht verlegt find. Die Verlegten werden sämmtlich aufkommen. Bis jest find 37 Leichen aus der Grube geschafft worden. Die Verunglückten hinterlaffen 39 Witt wen, die Anzahl der Waisen wird heute festgestellt; die Gewerk schaft hat zugesagt, für die Hinterbliebenen in ausgiebiger Weise zu sorgen. Die Beerdigung der bei der Dombrauer Katastrophe Berunglückten fand, einem Telegramm der Breffe" zufolge, am 29. d., unter Theilnahme einer nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge statt. Um 3 Uhr Nachmittags septe fich der Leichenzug in Bewegung. Demselben schritten die Kars miner Bergkapelle und Abtheilungen der uniformirten Berg­knappen sämmtlicher Betriebe voran; dann folgte der Wagen mit ber Leiche des Oberbäuers Krajner; dahinter schritten der Bezirkshauptmann Kortüm, der Bergkommissar Bechner und die Beamten von sämmtlichen Gruben des Dftrau. Rarwiner Reviers; nun tamen tie schwarz ausgeschlagenen Wagen mit den zweiunddreißig Leichen der verunglückten Bergleute, sämmt­lich in reich geschmückten Särgen begleitet von den Angehörigen. Bergknappen mit brennenden Grubenlampen bildeten Spalter. Der stundenlange Bug bewegte fich in musterhafter Drdnung langsam nach den Drlauer Friedhöfen, der katholische und der protestantische liegen nebeneinander. Einige Leichen wurden von den Wohnorten der Verunglückten aus in den benachbarten Dörfern beerdigt.

Berantwortlicher Redakteur R. Grongeim in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.

Sieran eine Beilage.