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schaftsschicht auf die Nerven gehen." Papa war, ren. Wenn ich doch an diesen Zuständen nichts bon Fefetes Diagnose begeistert. Kein Wun- ändern kann, will ich sie lieber erst gar nicht der...( Nur die Arbeiter in der Fabrit schienen verstehen und durchschauen. Das Leben, wie es fich über meine ,, peinlich- fritische Beobachtungs - jetzt ist, gefällt mir sowieso schon lange nicht gabe" gefreut zu haben.) mehr. Vielleicht gefällt es mir wieder besser als Na, meinetwegen. Sollen sie mich operie-| dummes und unwissendes Kind...

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Besuch im bosnischen Städtchen

Von Božo Lovrić.

Nicht weit vom Rathaus steht der Stall, wo Kühe und Schafe im Sommer gemolfen iver­den. Das brüllt und blökt den ganzen Tag. Dazwischen flingt es in gleichmäßigem Takt: Ticki, tacki, ticki, tacki. Das ist die robuste Po­penfrau Mara, die mit dem Mörser fräftig in den Kupfertessel stampft. Buderpläßchen macht sie zum Fest des Hauspatrons. Sie wird nicht müde dabei, Gott bewahre, das i sie gewohnt! Einen vollen Schlauch Wein hat sie diesmal aus dem Keller geholt. Ganz rot ist ihr Gesicht vor Anstrengung, wie ein Truthahn, wenn er sich aufplustert. Aber das Herz geht unbeirrt sei­nen Gang und schlägt ruhig an wie eine Glocke Was macht ihr das schon aus, wenn sie eben einen Braten verzehrt hat, wie ihn der Selige Selim Beg in seinem Leben nicht. zu essen be­kommen hat, als er noch die Kopfsteuer im bos­nischen Lande einzog!

Vom Rathaus stehen alle Fenster weit offen. Die Frühlingssonne scheint munter in die geräumige Stube und gießt ihr weiches Licht über den Fußboden aus. Der Bürgermeister und die Seinen fißen und spekulieren gerade über den bevorstehenden Besuch der tschechischen Musiker in ihrem Städtchen.

,, Wie nennen sie sich doch?" ,, Quartett!"

fann man eventuell noch einen ganzen Ochsen braten, und das übrige ist leicht zu beschaffen. Aber der Tag wartet nicht. Er fließt da­hin, wie ein Gießbach, der den Abhang her­unterstürzt.

Der Abend ist da. Die tschechischen Musi­fanten haben ihr Programm heruntergespielt, Mozart , Beethoven , Dvořák .

,, Was sind das für Namen?" Der Bürger­meister ist ein bißchen ärgerlich. Er streckt den Hals aus, als hätte er eine schwere anstrengende Arbeit zu verrichten

,, du meine Güte zu Ende sein!"

wann wird das

Er ist schläfrig, die Augen fallen ihm fast zu, aber der Beifall ist wie Donnergebraus. Er springt auf, dehnt seine Glieder, flatscht eben­falls laut in die Hände und denkt sich er­leichtert:

,, Zu Ende..."

Er geleitet die Gäste, damit sie sich nicht im Dunkeln verlaufen. Einige fünfzig Schritt, und fie find schon an Ort und Stelle. Der Markt­platz ist ganz mit Buchsbaum und Fahnen aus­staffiert. Lampions schaukeln an Seilen. Effen, Trinken, Lärm alles ist da. Die Tische sind aneinandergeschoben. Sie bilden einen ge­schlossenen Kreis. In der Mitte hängen die fetten Braten am Spieß über dem Kohlenfeuer.

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,, Na, schön, Quartett", aber wieviel Neben dem Feuer sitzt eine Zigeunerkapelle. Die mögen es wohl sein?"

,, Was denkst du?" ., Ja, nun..

,, Ein tschechisches Quartett..."

Musik dröhnt, daß die Erde erzittert. Die Bur­schen jodeln und liebäugeln mit den Musikan­tinnen, die nur auf ein Zeichen des Bürger­meisters warten, dann geht der Tanz los. Ein farbiges Bild entfaltet sich wie ein Schtvarm

,, Dummer Kerl, das weiß ich selbst. Aber von bunten Schmetterlingen. Rote und blaue wieviel es sind, will ich wissen."

Seide, dazu die leuchtenden Augen wie glühende

,, Das ist nicht leicht zu erraten, solange Kohlen. fie noch nicht da sind."

,, Ob es zwanzig find?" ,, Mehr wohl kaum..."

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,, Es sollen aber mehr sein! Better Toscho soll sein Lebtag dran denken, daß er sie beherbergt hat! Sag den Stadtsoldaten, sie follen alle Stühle und Tische, die im Ort find, vor dem Rathaus aufstellen. Wir werden den ganzen Marktplatz mit Brettern einzäunen, paßzt mal auf, dann haben wir einen Saal, wie ihn selbst eine Stadt wie Prag nicht aufzuwei­sen hat!... Und nun los. Wir wollen ihnen entgegengehen."

Auf dem Bahnhof wehen die Fahnen. Es ist ein Geschrei und Durcheinander, als wäre Markttag.

Es ist an Mitternacht. Der Mond neigt sich. als wollte er die Schatten, die ums Feuer huschen, genauer betrachten

Die Gäste sind vergnügter Stimmung, wie beim Hochzeitsschmaus. Der Wein hat allen die Zunge gelöst.

und läßt sich dröhnend also vernehmen: Da schlägt der Bürgermeister auf den Tisch

Willkommen, Brüder Tschechen ! Schönen Dant, daß ihr unser gedacht habt. Es lohnt schon, daß ihr gekommen seid. Zwar der Weg ist weit zu uns, aber wenn ihr die ganze Welt umfahrt, einen Bürgermeister wie Vetter Toscho, genannt Prepečenac , findet ihr nimmer. Und solche Truthähne, Enten und Hühner habt Ihr Euer Lebtag noch nicht gegessen. Ich füttere sie auch mit Mais und Weizenkorn! Eßt und Der Schnellzug faucht heran. Ein ohren- trinkt, was die Stehle hält! Und wenn ihr dreist betäubender Ruf aus einer Kehle: ein ganzes Jahr hier sauft meinen Keller werdet ihr nicht leer trinken! Ich habe drei ment könnte ich darin unterbringen, so breit und mächtige Fässer voll Wein. Ein ganzes Regi­tief sind sie. Von den übrigen Fässern, Bot tichen und anderen Gefäßen gar nicht zu reden! Von dem scharfen Branntwein hab ich allein so viel wie Taufwasser! Alles ist im Ueberfluß da- nur ihr seid zu wenig! Musiziert habt ihr wader, aber unsere Zigeuner verstehens ihr wader, aber unsere Zigeuner berstehens beffer! Ich will euch damit nicht betrüben, Gott

,, Hurra! Unsere tschechischen Brüder!" Das Quartett steigt aus. Vier verfrorene fchwarze Gestalten.

Allgemeines Staunen, daß es nicht mehr sind...

Der Bürgermeister wackelt vielfagend mit dem Kopf, aber sagt tein Wort. Sicher werden die übrigen mit dem nächsten Zug kommen... Hauptsache, daß alles vorbereitet ist. Bis Abend

Meine Herren

dies Glas

leeren wir bis zum Boden.

behüte, aber ich sage euch das, damit ihr wißt, ich verstehe auch was vom Geigenspiel! Thr macht nicht genug Geräusch- das ist es! Euer Spiel ist so dünn, so geziert und zaghaft und jammernd im Ton, wie die Bulgarenlieder! Da, seht euch unsern Janosch an, wenn der den Bogen anfeßt, springt mir das Herz in der Brust! Nein, ich will euch nicht tadeln. Ihr versteht auch etwas von eurer Kunst. Brabe Kerle seid ihr, aber ihr seid zu wenig! Ein andermal wenn ihr wiederkommt, müßt the mehr sein. Es können ruhig auch Gesellen mit drunter sein Gesellen sind auch Menschen! Paßt mal auf, wie unserem Janosch die Augen übergehen werden, wenn er euch zählt! Habt ihr mich verstanden, Brüder Tschechen ? Nein, laßt euch nicht unterkriegen, betrügt ihn meinets wegen nach Strich und Faden, daß seine ganze Sippschaft sich im Grabe herumdreht! Ich ber stehe was! Ihr müßt euch auch mal belehren laffen!... Und spart mir nur nicht zu sehr. Schafft euch ruhig noch zwei, drei Bauten an, für die Kosten werden wir schon aufkommen. Wir sind ja Brüder! Živio!"

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Man feierte sie und ließ sie hochleben bis in den Morgen hinein. Janosch platten alle Saiten bis auf eine, die dünnste, und mit der rührte er den Bürgermeister zu Tränen. Ime mer wieder mußte er die Musikanten vom Tschechischen Quartett" umarmen und an sein Herz drücken. Er hätte sein väterliches Haus niederreißen mögen nur ihnen zu Gefallen! Alles wollte er ihnen schenken: Hunderttronens noten, Pferde und kostbare goldbeschlagene Flinten

Sie sollten selbst sagen, was fie sich wünschten! Alles war ihm recht. Nur über eins fam er nicht hinweg: daß sie so wenig waren

Vierzig müßtet ihr sein! Dann spannten wiz ,, Vier Leutchen! Schämen sollt ihr euch! die Wagen an und führen durch Dörfer und Städte bis nach Belgrad ! Von dort könnt ihr dann leicht die Donau runter fahren nach Bus dapest und Wien ....!"

( Berechtigte Uebersetzung aus dem Serbes froatischen von W. H. Lann.)