Die wahre Meinung des Vatikans Dic Nazi- Propaganda in Geni
Die österreichischen Bischöfe erlassen einen scharfen Hirtenbrief gegen die Irrlehren des Nationalsozialismus
Ein hochbedeutsames Dokument über die wahre Lage zwischen Vatikan und Nationalsozialismus liegt vor, wichtiger als alles, was in jüngster Zeit an fatholischen Gleichschaltungsübungen offenbart wurde. Frei von dem Druck des Terrors, in offenem Einverständnis mit Rom haben die katholischen Bischöfe Desterreich einen so scharfen Hirtenbrief gegen die Irrlehren des National sozialismus erlassen, daß er an die Kundgebungen der deutschen Bischöfe aus der Zeit vor dem braunen Terrorregiment in Deutschland erinnert.
Der Hirtenbrief nimmt sehr eingehend gegen die Gewalt afte der Nazis Stellung und erklärt:
,, Darum ist die Revolution auf das entschiedenste zu verurteilen, aber auch jede öffentliche Gewalttätigkeit, die durch Attentate und politische Morde die Träger der Staatsautorität und ihre rechtmäßigen Organe zu beseitigen trachtet. Bomben und Granaten, Böller und Spreng stoffe sind teine erlaubten Waffen des Privatrechtes, sondern nur des Kriegsrechtes. Die staatliche Obrigkeit hat darum das Recht, ungerechte Gewalt mit gerechter Strafgewalt, nötigenfalls auch mit Todesstrafe zu ahnden, um Leben und Sicherheit der friedlichen Bevölkerung wirtsam zu schüßen.
Der Hirtenbrief verurteilt auch den hartnäckig fortgesetzten Ungehorsam und Widerstand gegen die gelezmäßige Regie: rung, wodurch das öffentliche Leben nur ständig der Beun= ruhigung und Bedrohung ausgesetzt ist".
Sehr eingehend nimmt dann der Hirtenbrief zu dem Rons Tlift zwischen Oesterreich und Deutschland Stellung. Dieser Teil des Hirtenbriefes ist wohl nicht nur als Mei nungsausdrud der österreichischen Bischöfe, sondern als Stellungnahme der Kirche zu dem in Deutschland herrschenden Regime von Bedeutung. Es heißt da:
Nicht wir Cesterreicher haben den 3 wist her= aufbeschworen, der Bruderkrieg wurde uns aufgedrängt, wir haben wiederholt die Hand zum Frieden geboten und wir werden sie bereithalten, bis sie in versöhnlichem Geiste angenommen wird. Allerdings kann wahrer Danerfriede nur auf der Grundlage des Rechtes beruhen; und wenn unsere Regierung die volle staatliche Unabhängigkeit Oesterreichs und die ungestörte Selbstverwaltung verlangt, so fordert sie hiermit nur Rechte, die jeder souveräne Staat fordern muß. Allerdings trägt dieser Zwist nicht nur einen politischen Charakter, sondern ist in seinem tiefsten Wesen im religiösen Gedanfentreis des Nationalfozialismus begründet.
Der Hirtenbrief wendet sich im Anschluß daran gegen die Lehren des Nationalsozialismus und stellt ihnen vier Grund wahrheiten entgegen.
heitliche Familie, aufgebaut auf Gerechtigkeit und Liebe. Darum verurteilen wir den nationalsozialisti. fchen Rassenwahn, der zum Rassenhaß und zu Völkertonflikten führt, ja führen muß; desgleichen verurteilen wir das unchriftliche Sterilisationsgesetz, das mit dem Naturrecht und dem fatholischen Christentum in unversöhnlichem Widerspruch steht. Zweite Grundwahrheit: Der wahre christliche Nationa= ( ismus ist von Gott gewollt und wird von der Kirche gebilligt; denn die Liebe zum eigenen Volke und die Anhänglichkeit an das Vaterland sind in der Natur des Menschen begründet. Darum predigen wir die Tugend des christlichen Patriotismus, verurteilen den Verrat am Vaterland und verurteilen den radikalen Rassenantisemitismus.
Dritte Grundwahrheit: Nation und Staat sind verschieden und der Staat ist über der Nation. Darum verurteilen wir das ertreme Nationalitätenprinzip, verteidigen die geschicht= lichen Rechte unseres Baterlandes und begrüßen die Pflege des österreichischen Gedankens.
Bierte Grundwahrheit: Ueber allem Nationaliamus steht die Religion, die nicht international, sondern übernational ist. Darum verurteilen wir alle Jdeen und Be strebungen, die folgerichtig zu einer Nationalkirche und legten Endes zum offenen Bruch mit der katholischen Kirche führen müßten."
Mit dieser Kundgebung stellen sich die österreichischen Bischöfe mit der ganzen Autorität der Kirche hinter das gegenwärtige Regime. Von den Bischöfen wird nicht nur das geistige Programm des Nationalsozialismus verworfen, sondern im besonderen auch die Art der Taktif und Agitation der Nationalsozialisten auf österreichischem Boden. Damit find manche Vermutungen, die man an die vor einigen Wochen erfolgte Zurückziehung der katholischen Geistlichen aus der politischen Kampffront geknüpft hat, widerlegt: Die fatholischen Kirchenfürsten stüßen durch ihre Autorität die Autorität der Dollfuß - Regierung.
Doch damit nicht genug! Die österreichischen Bischöfe sprechen alles das mit vollkommener Offenheit und Entschiedenheit aus, was die deutschen Kirchenfürsten heute nicht Ueber der katholischen mehr wagen dürfen. Hierarchie in Oesterreich und in Deutschland aber wölbt sich das gleiche Dach des Vatikans. Darum beweist der österreichische Hirtenbrief, daß der innere Gegensatz zwischen Nationalsozialismus und Katholizismus in allen grundsätzlichen Fragen, dem extremen Nationalitätenprinzip, den Rasselehren, den Sterilisationsgesetzen und allen„ totalen" Ansprüchen des„ totalen" Staates in voller Schärfe fortbesteht.
Es geht um Grundgedanken der katholischen Kirche . Darum bleibt, von der evangelischen Kirche ganz abgesehen, die Fivehonpolitication in Deutschland mit Ronflitten
Erste Grundwahrheit: Die Menschlich feit ist eine ein geladen.
Zuchthaus- Arbeitslager
Für 3 Pfennig Stundenlohn
Parallel mit der Aufrüstung Hitler- Deutschlands geht die moralische Aufrüstung. 250 000 Jugendliche sind mehr oder weniger freiwillig in den Arbeitsdienstlagern kaserniert. Die Umgebung formt den Menschen. Von der Tatsache gingen die Faschisten auch aus, als sie eine Viertelmillion Jugendliche in den Arbeitsdienst eingliederten, um sie im Kasernenhofdrill im Patriotismus zu erziehen. Die meisten dieser Arbeitsfreiwilligen sind gezwungen, unter der Drohung des Unterstützungsentzuges, in diese Lager gepreßt worden. Katastrophale Zustände herrschen in vielen Lagern, in denen die Masse der Proletarier jugend untergebracht ist. Windschiefe, gesundheitsschäd liche Baracken dienen oft als Unterkunft, auch für den Winter. Das Essen ist im Vergleich zu dieser schweren, meist 7-8stündigen Arbeitszeit viel zu mangelhaft und wenig. Dabei herrscht ein echt preußischer Drill in diesen Lagern, und wer nicht pariert, wird ins Konzentrations lager verschickt. Aber lassen wir besser Tatsachen sprechen. Nachfolgender Bericht ut aus dem Lager Sulzbach: August 1933.
Vom Arbeitsami Nunberg wurden wir 20 Mann hoch hierher gesandt, um im Stammlager Sulzbach untergebracht zu werden.( Jedes Stammlager hat 216 Mann Belegschaft. Wer nicht freiwillig ging, dem wurde mit Unterstüßungsentzug gedroht. Das Lagergebäude war das ehemalige Sulzbacher Frauenzuchthaus. Vergitterte Fenster, Stahltüren, eingebaute Aborte und Arrestzellen, alles war noch im früheren Zustand und machte auf uns von Anfang an einen schlechten Eindruck. Der Feldmeister forderte furz nach unserer Anfunft ehemalige Kommunisten und Sozialdemokraten auf, sich freiwillig zu melden und vor die Front zu treten. Reiner war so dumm, sich zu melden. Sein Vortrag schloß mit der Drohung, daß jeder ins Stonzentrationslager fomme, der sich im Lager staatsfeindlich betätige oder einen Disziplinbruch begehe. Unsere Arbeit bestand im Bau eines Schwimmbeckens. Die Arbeitszeit betrug 7 Stunden. Das Essen war hundsmäßig zubereitet, so daß auf unserem Saale mit 25 Mann Belegschaft allein dauernd 7( davon 5 magenfranf) revierkrant waren. Nach mittags mußten wir meistens noch 2 Stunden ererzieren. Der Drill war echt preußlich. Die einzelnen Schlaffäle waren überfüllt. Die Betten waren einfache Holzaejtelle, Strohlad jomie 2 dreckige Deden. Schränke gab es hier nicht. Deshalb waren Diebstähle an der Tagesordnung. Unfere ganze Kleidung bestand aus einem abgelegten Reichswehr - Trillig, der von Dred stroßte und aus einem Paar Schaftstiefeln. Da Uniformen nicht vorhanden waren, mußten wir außer der Arbeitszeit immer in un feren Kleidern sowie Unterwäsche herumlaufen. Trotz aller Drohungen machten sich immer wieder linke Tendenzen im Lager bemerkbar. Was unsere persönliche Freiheit be trifft, so
im füblten wir uns wie im Konzentrationslager
Vor dem Eingangstor stand Tag und Nacht immer eine drei Mann starte mit Gummifnüppein bewaffnete Wache, die niemand ohne Erlaubnis der Lagerleitung passieren
ließ. Die geringsten Disziplinvergehen wurden mit Ausgangssperre, ja jogar Arrest, bestraft. Und das alles für 1,80 Mark in der Woche.
Aber nicht überall herrschen solche Zustände. SA.- Leute und bürgerliche Elemente usw. waren in besseren Lagern untergebracht, in denen weniger Wert auf Arbeit, dafür aber um so mehr Wert auf militärische Ausbildung gelegt wurde. Die Insassen dieser Lager wurden für den Eintritt in ein Truppführer- Ausbildungslager vorbereitet. Aber lassen wir lieber einen Bericht aus einem solchen Lager sprechen:
Oftober 1933.
Unser Lager im Gruppenftammlager der Gruppe 205 ( ftrategische Einteilung) ist mit 80 Mann belegt. Wir waren in einer ehemaligen Schmirgelfabrik untergebracht und mußten für den Bau einer neuen Kaserne aus einer Kiesgrube Kies beschaffen. Dieser Bau sollte uns für den Winter aufnehmen. Als der Bau aber fertig war, stellte es sich heraus, daß diese„ Neue Kaserne" für die militärische Ausbildung der grenzländischen SA. verwendet würde. Diese Ausbildung stand unter der Leitung eines aftiven Reichswehr - Oberleutnants. Mitte Oktober wurde unsere Mannschaft geteilt. Ausgesuchte 30 Mann( SA.Leute, bürgerliche Elemente usw.) blieben im Lager, während die anderen in Massenlager wie Ottebeuren, Wester heim usw. abgeschoben wurden. In diesen Lagern war natürlich der Aufenthalt viel schlechter.
Wir verbliebenen 30 Mann brauchten nicht mehr zu arbeiten. Täglich mußten wir vormittags und nachmittags ererzieren. Wir mußten uns z. B. auf Kommando in den Dreck schmeißen, fnien, mit Stäben ererzieren und Handgranaten werfen. Dies wurde Formübungen genannt. Diese Uebungen waren dem Reichswehr - Ererzier- Reglement entnommen. Das Kommando führte der Oberfeldmeister Koes, ein ausgedienter Reichswehroberleutnant. Der Drill war unerträglich. Mehrmals sagte der Oberfeldmeister, wir müßten strammer daherkommen als die Reichswehr und es dauere nicht mehr lange, dann hätten wir Knarren statt Stäben in den Händen." Unsere Klei dung bestand meist aus Beständen der Reichswehr und
Schupo. Wir hatten z. B. die grünen Uniformen der wie beim Militär ab. Ober- wie Feldmeiſter batten feber feinen Burichen. Aussagen über Vorgänge im Pager in der Oeffentlichfeit wurden frena nerbelt m
Landespolizei. Das ganze Leben im Lager spielte sich
und Gefängnis bedroht. Auch die ideologische Verbum
mung der Lagerinjasjen wurde mit
Täglich wurden uns von Obertruppführern Vorträge ge halten, wie„ Dentiche U- Boote im Weltfrieg oder„ Hitler als Arbeiter in Wien " usw. Trotzdem war die Unzufrie denheit bei einigen Freiwilligen sowie Truppführern groß. Bezeichnend dafür ist, daß gerade Truppführer von Frei willigen dabei überrascht wurden, als sie am Radio Straß
moralische Aufrüstung vorwärts gengvoller werden hits So wird fieberhaft und systematisch die materielle und getrieben. Je mehr gerüstet wird, desto größer und schwungvoller werden Hit lers Friedensbeteuerungen.
Ein neuer Göbbels - Schwindel aufgedeckt
G. Genf, 27. Dezember. Obschon die Regierung des dritten Reiches" es zur Erreichung ihrer dunklen Ziele für notwendig erachtet hat, die von ihren Vorgängern in Genf erfämpfte Stellung mit großer Geste preiszugeben, ist sich der Reichsminister Göbbels doch nach wie vor der Bedeutung dieses Zentrums des internationalen Lebens bewußt geblieben. Für diesen Meister der Heuchelei war es auch nach dem Rückzug unerträglich, auf den Einfluß zu verzichten, der durch die Anwesenheit so vieler Journalisten aller Weltteile auf die öffentliche Meinung in allen Ländern ausgeübt werden kann. Deshalb hat er aus seinem Ministerium einen Mann nach Genf delegiert, der des äußeren Scheines wegen als Vize= konsul des deutschen Konsulats getarnt worden ist. Der Herr mit dem arroganten Auftreten trägt den klangvollen Namen Edler von Puttlig.
Seine Aufgabe besteht darin, in deutschen Kreisen für die jeweils finientreue Politit seines Herrn und Meisters das nötige Verständnis zu verbreiten, vor allem aber Beziehungen zu den nichtdeutschen Journalisten zu pflegen, die im Bedarfsfalle, nach dem bekannten Korruptionsprogramm der 45- Millionen- Propaganda auch mit diskret verteilten Banknoten ermutigt" werden sollen. Das dritte Reich" hat es ja dazu.
Um von vornherein etwaigem Mißtrauen zu begegnen, gibt er sich bei den Journalisten außerdeutscher Rationalität als Gegner des gegenwärtigen Regimes in Deutschland aus nud ist sehr besorgt, zu verbergen, daß er, der Edle von Puttlig, Mitglied der nationalfaschistischen deutschen Ar= beiterpartei und der SS. ist. Er ist sich in echter Naziverblendung offenbar gar nicht bewußt, welche Zu mutung er damit an die Höflichkeit der Journalisten stellt, die genau wissen, daß im heutigen Deutschland jeder, der nicht verhungern will, der regierenden Gangstergesellschaft angehören muß.
Das falte Mißtrauen, mit dem man Herrn Puttlitz in Journalistenfreisen begegnete, wurde aber von einem anderen Ereignis in höhnische Verachtung verwandelt. In den Genfer Kinos lief vor kurzer Zeit ein deutscher Propagandafilm, der Herrn Dr. Göbbels zeigte, wie er von einem amerikanischen Journalisten interviewt wurde. Die in englischer Sprache gestellten Fragen dieses Journa= listen wurden dabei von dem bekannten Dolmetscher Stresemanns, Dr. Schmitt, übersetzt. Dieser amerikanische Journalist, mit dem sich Herr Dr. Göbbels auf seinem Propagandabildstreifen vor dem deutschen und internationalen Kinopublifum dicke tut, war bis dahin in Genf gänzlich un= bekannt. Erst neuerdings hatte man das zweifelhafte Ver= gnügen, seine verblüffende Bekanntschaft zu machen.
Er ist nämlich niemand anderes als der Edle von Puttlig, jezt deutscher Vizekonsul in Genf !
Dieser schwere Regiefehler wirft ein grelles Licht auf den Schwindel der gesamten Göbbelspropaganda für das Ausland, das der Berliner Größenwahn für zu dumm verkaufen möchte. Ihm verdankt auch der Edle von Puttlig den geradezu landesverräterischen„ Erfolg" seiner Propagandabemühungen in Genf , wo man über gewisse private Sitten dieses Herrn genau so verständnisvoll hinwegsieht, wie das im„ dritten Reiche" in der unmittelbaren Umgebung des Führers" geschieht.
Loebe enthaltete blon Nur wegen schwerer Krankheit
Der Prager Sozialdemokrat" schreibt:
Bon Mitgefangenen unseres alten Freundes Paul Löbe , die als Ausländer das Glück hatten, nach ihrer Freilassung aus diesem Deutschland ausgewiesen und abgeschoben zu werden, erhalten wir die Nachricht, daß der langjährige Präsident des Deutschen Reichstages, Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold, Borsigender des DesterreichischDeutschen Volksbundes, im Ausland vielfach bekannt als Teilnehmer interparlamentarischer Tagungen und von Vortragsreisen, mit Rücksicht auf einen neuen Anfall seines überaus schmerzhaften Gallenleidens aus der Haft entlassen worden ist, die ihn fast ein halbes Jahr gefangen gehalten hat. Er war nicht ins Ausland gegangen und vertrat die Meinung auch persönlich, die Partei müsse sich dem Druck fügen. Das hat ihn nicht davor bewahrt, zuerst ins Breslauer Konzentrationslager gesperrt zu werden. Als man sich genötigt jah, wenigstens einem Heines die Macht über politische Gefangene aus ganz Preußen abzunehmen, wurde. Löbe nach Osnabrück gebracht. Seine Frau appellierte an Hindenburg , dieser wandte sich an Hitler und schließlich wurde Löbe ins Polizeigefängnis Spandau überführt. Von da gings ins Polizeipräsidium Berlin, wo sich nach den gewordenen Berichten ehemaliger Mitgefangener Löbes SS.- Beamte daran erlustigten, diesem republifanischen Führer höhnisch zuzurufen, jetzt habe nicht mehr er, sondern sie hätten nun zu befehlen. Einige Tage war Löbe auch in dem neuerrichteten Gefängnis der Gestapo ( Geheimen Staatspolizei) in der ehemaligen Kunstgewerbeschule an der Prinz- Albrecht- Straße gegenüber dem Landtag. Dort wurde er vernommen.
Soviel wir wissen, ist zwar an Löbe nicht direkt Hand angelegt worden, aber dieses ganze Leben voll Bitterfeit und Entbehrungen hat gewiß starf dazu beigetragen, daß schwere Krankheit den hoch in den Fünfzigerjahren stehenden Mann aufs Lager geworfen hat. Von dem gleichfalls neu eingerichteten Gefängnis in Schöneberg , Gothaer Straße, ist nun Löbe entlassen worden. Nicht durch Amnestie, nicht wegen Weihnachten, nicht auf Hindenburas Verwendung man entläßt ihn nur, damit er nicht noch im Gefängnis ganz zugrundegeht.
Das Gautschen
Was jetzt Gewerkschaften machen
zeigt typisch ein Versammlungsbericht aus Dillenburg Herborn . Zuerst teilt der ernannte„ Ortsgruppenführer ( grui) mit, welche Veränderungen er innerhalb der Amis walterschaft anordne. Die Mitglieder haben schweigend an zuhören, wem sie von nun ab befehlsgemäß ihr Vertrauen zuzuwenden haben. Dann erklärt der Verbandsfreisleiter, baß die Mitglieder an" Schulungsabenden" der NSDAP . teilzunehmen haben und verkündet, daß auch in der Orts gruppe in Sinfunft solche Abende stattfinden würden. Bon Gewerkschaftsangelegenheiten ist überhaupt nicht die Rede, eder doch:„ Nach dem Hinweis, daß es Wille des Führers sei, alte ehrwürdige Handwerksbräuche wieder zu pflegen, angeordnet, bas dann mit allen Zeremonien vor fich ging wurde das Gautschen der ausgelernten Buchdruckerlebrlinge So ist als einzige Tätigkeit der Buchdruckergewerkschaft tas Gautschen" geblieben.