Deutsche Stimmen. Beilage zur Deutschen Freiheit"

Donnerstag, den 22. Februar 1934

Ein Schwerverwundeter wird gehängt!

Das Fieber wühlt-

Mein Herz

verbrennt-

Und niemand kühlt

-

mit leichten Händen meinen Schmerz

Hoch oben, dort- am Firmament

seh'n sie auf mich herab,

vier, fünf Gesichter,

die Roben rot-

Es sind

Und da

-

-

Was sagen sie?- Es sind die Richter! da gräbt man auch mein Grab...

Ich weiß, mein Leib ist ja schon tot. Mein Kopf zersprang in tausend Scherben. Was wollt Ihr denn dann noch von mir? Laẞt mich doch sterben!

Was Ihr fragt- wofür?

Für Freiheit

Freiheit

-

für die Brüder­

Ja ja ich tät es immer wieder -

Sie schreiben's nieder.

Ihre Feder knarrt.

Und vor mir wölbt sich schwarz und hart

ein Felsenhang,

auf dem ich immer höher klimme.

Von fern tönt eine Menschenstimme: Zum Tode durch den Strang!"

Haha ein solcher Scherz

-

erschreckt mich nicht!

Ich klettre weiter himmelwärts

zum Licht...

Doch plötzlich- bin ich aufgewacht?- Es poltern Trommeln durch die Nacht,

ein dumpfer Chor

reißt mich empor

-

Soldaten starr und ohne Blick

An meinem Hals

N- n- nein--

- an meinem Hals

Das kann nicht sein

Das ist ein Traum...

Da zucken glühendheiße Flammen Aufbrüllend bricht der Weltenraum

zusammen.

-

-

der Strick­

Er schöpft aus Gottes Hand

,, Der Reichskanzler sagte ernst"

Dem Kasseler Sonntagsblatt" entnehmen wir mit Freuden ohne Kommentar folgendes reizende Vorkomm­nis aus den Bergen:

Im Spätsommer des vergangenen Jahres ließ sich Adolf Hitler auf seinem Berghause Obersalzberg einen alpinen Garten anlegen. Der erste damit beauftragte Gärtner stellte den Alpengarten nicht zur Zufriedenheit des Kanzlers her. Darauf wurde ihm ein Gartenarchitekt aus Bielefeld emp­fohlen. Der war ein Neffe des bekannten Pastors Kuhlo, des Vaters der Posaunenchöre. Kuhlo besuchte seinen Neffen bei seiner Arbeit in Obersalzberg, und der Zufall wollte, daß zu gleicher Zeit auch Adolf Hitler einige Tage zur Erholung in seinem Bergheim weilte. Er besichtigte die Gartenarbeit und fand bei dem Architekten einen alten, weißbärtigen Herrn stehen. Eigentümlich bei Pastor Kuhlo ist, daß ihn sein Horn überallhin begleitet. So hatte er es auch diesmal umhängen. Der Führer fragte in seiner gütigen Weise nach dem Warum? Ohne jede Antwort setze Vater Kuhlo das Horn an, und die schönsten Kirchen- und Volkslieder klangen von der hohen Warte des

Ereignisse und Gesciiciten

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Das Tier steigt auf

Stellen Sie sich vor, ein junger Mann und ein junges Mä­del stehen vor einem Kino und sehen sich die ausgehängten Bilder an, ob sie hineingehen sollen. Da tritt ein SA.- Mann zum Mädchen, bittet sie auf die Seite und macht höflich, aber bestimmt darauf aufmerksam, daß der junge Mann seinem Aussehen nach ein Jude sei. In dem besagten Fall war das junge Mädchen selbst jüdisch und der SA.- Mann ausnahms­weise höflich, so daß er nach empfangener Aufklärung mit ,, Heil Hitler " sich empfahl. Die beiden jungen Menschen aber atmeten auf und waren froh, daß es diesmal noch so gut abgegangen war". Stellen Sie sich vor: ein Land, in dem man schon so bescheiden geworden ist; in dem man sich also schon gar nichts mehr dabei denkt, jedem in eine braune Uniform gesteckten Menschen Rechenschaft über sein Liebesleben ge­ben zu müssen.

Und nun stellen Sie sich einen anderen Fall vor, der minde. stens so typisch wie der oben geschilderte ist: ein junges Paar, das sich in keiner Weise auffällig benimmt, sitzt in einem Gartencafé. Plötzlich hält draußen ein Auto. Drei SS.­Leute entsteigen ihm, treten an den Tisch des Paares( der ihnen also vorher offenbar genau bezeichnet wurde) und for­dern die beiden Leute auf mitzugehen. Was in dem Auto geschieht, überlassen wir Ihrer eigenen Fantasie: wir begeg nen dem Paar erst wieder in einem anderen Lokal, diesmal in stark demoliertem Zustand, er mit einem Plakat Ich habe die deutsche Rasse geschändet", sie: ,, Ich habe mich mit einem Jordanpantscher eingelassen". Eine geifernde Menge begrüßt die beiden, zwingt sie ,, Heil Hitler " zu rufen, spuckt sie an, zerrt an den Kleidern. Lüsterne Augen, gierige Hände grei­fen nach den gequälten Opfern, die durch ein halbes Dutzend Lokale geschleppt werden.

Oder die Frau, der man eine Kindesmißhandlung vorwirft, wird auf ähnliche Weise derart körperlich und seelisch ge­martert, daß sie am nächsten Tag, mit vom Wahnsinn ver glasten Augen, in eine Nervenheilanstalt überführt werden muß. Und die Zeitung bringt ihr Bild, zu Ansporn und Nach­ahmung. Und zahllose Zeitungen Deutschlands bringen täg­lich eine Rubrik mit Namen und Adressen von ,, rasseschän

Imola derischen" Liebesverhältnissen. Das Verbot der Pranger.

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Boll.

,, Das sind die drei größten Männer, die Gott dem deut­ schen Volk geschenkt hat. Von Friedrich dem Großen habe

tafeln soll nur Herrn Pilatus Hitler ermöglichen, seine Hände in Unschuld zu waschen.HOT VI

Wer selbst einmal eine solche Straßenszene mitgemacht hat, wer die Lippen dieser entfesselten Weiber und Männer in sadistischer Gier zittern sah, der erschrickt davor, wie dünn die Kruste der Zivilisation über diesen tierischen Trie­ben liegt. Unsägliche Not vieler Jahre hatte die Fesseln der in Jahrhunderten gebändigten Triebe gelockert: eine skrupel­lose, die Schwäche ihrer Stützen verspürende Tyrannenherr­schaft hat sie systematisch freigelegt. Denn man sage doch nicht, jede sich in revolutionären Formen vollziehende Be­wegung wirble auch solche Instinkte auf. Nein, hier bedient sich die letzte barbarische Herrschaftsmethode einer unter­gehenden Gesellschaftsordnung dieser dunklen Kräfte zu ihrer Erhaltung, wie je und je die Neros in der Geschichte

taten.

Jahrzehnte wird es einst dauern, bis diese einmal ent­fesselten Triebe wieder eingedämmt werden können: So wird dieses verwesende System auch noch unsere, die sozialistische Weltordnung, die es nach unserem Willen ablösen soll, mit H. seinem schrecklichen Erbe belasten.

ich die Tapferkeit gelernt und von Bismarck die Staats- Kleine Kostprobe

kunst. Der größte von den dreien ist Dr. Martin Luther , denn er hat die Einheit der deutschen Stämme erst dadurch ermöglicht, daß er ihnen durch seine Verdeutschung der Bibel eine gemeinsame Sprache schenkte. Seit ich hörte, daß Bismarck an jedem Morgen die Losungen der Brüdergemeine gelesen habe, tue ich das auch. Ich kann Ihnen versichern, daß mir bei allen wichtigen Entscheidungen, die ich treffen muß, die Tageslosung der Brüdergemeine wertvoll gewor Tageslosung de dergemeine wert den ist."

Eine Schwester konnte es sich nicht versagen, zu.ragen: ,, Herr Reichskanzler , woher nehmen Sie den Mut zu den großen Umgestaltungen im ganzen Reiche?"

Da zog der Kanzler aus seiner Tasche das Neue

Ueber den ermordeten Professor Theodor Lessing und den in allen zivilisierten Ländern hochgeachteten Sexualforscher Dr. Magnus Hirschfeld heißt es in einer mit dem Hitlerbild geschmückten Nazibroschüre: Theodor Lessing empfahl aufs angelegentlichste das Buch eines ausländischen Zuhälters, das eine einzige Sammlung von Zoten ist. Hirschfeld entfaltete eine maßlose und scham­lose Propaganda der Perversitäten aller Art, angefangen von der Homosexualität und geendet mit dem Lustmord, der nicht mehr als ein Verbrechen, sondern als eine interessante Abart des Geschlechtstriebes hingestellt wird."

Testament Dr. Martin Luthers, dem man ansah, Die Deutschen , die Deutschen !

daß es viel benutzt wurde, und sagte ernst: ,, Aus Gottes Wort!"

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Obersalzberges über Berg und Tal. Da drückte Hitler dem Wagner marées­

Posaunengeneral bewegt die Hand und sagte: ,, Sie haben mir eine unendlich große Freude bereitet!" Voll Staunen hörte der Kanzler, daß Kuhlo schon fast 80 Jahre alt sei und staunte über dessen Rüstigkeit. Da sagte Kuhlo: ,, Herr Reichskanzler, ich habe auch nie ge­raucht!" Ich auch nicht," erwiderte der Kanzler. Ich habe auch nie Alkohol getrunken!" sagte Kuhlo weiter. ,, Ich auch nicht," erwiderte Hitler . Ich esse aber auch fast gar kein Fleisch!" Tue ich auch nicht!"

Pastor Kuhlo blieb noch einige Wochen in Berchtesgaden . Vor seiner Abreise stieg er mit mehreren Schwestern von Bethel , die in Berchtesgaden ein Heim haben, zum Obersalz­berg hinauf. Die Schwester des Führers empfing sie und teilte ihnen mit, daß ihr Bruder am nächsten Tage kommen würde. Aber dann sei er so ermüdet, daß er nichts als Ruhe haben wolle. Danach aber sei er immer völlig erfrischt. Die Schwestern verließen wieder das Berghaus, nach einigen Tagen aber kam der telefonische Anruf von Hitlers Schwester, sie möchten heraufkommen und ihren Bruder mit einigen Liedern überraschen; der würde sich bestimmt sehr darüber freuen. Gern folgter die Schwestern dem Rufe und sangen im Garten vor dem Haus ihre Lieder. Da kam auch schon der Kanzler, begrüßte sie und lud sie in sein Heim ein. Natürlich war das den Schwestern eine große Freude, zumal sie ergriffen waren von der Schlichtheit und Güte des Kanzlers, mit der dieser ihnen begegnete. Sie betraten das Heim und sahen voll Erstaunen an der Wand die Bilder von Friedrich dem Großen, Luther und Bismarck hängen. Da sagte Adolf Hitler:

udmax I Hildebrand nojak

Halbjuden in der deutschen Kunst Arnold Zweig schreibt im Februar- Heft der in Amsterdam erscheinenden, von Klaus Mann geleiteten Zeitschrift Die Sammlung" über das durch die Arier- Gesetzgebung in Adolf Hitler

:

,, Was nicht gute Rasse auf dieser Welt ist, ist Spreu." Preußische Jahrbücher, Januar 1934: ,, Wollte man die Schwarzen fragen, wen sie zu Herren haben wollen, sie würden weit über die Grenzen unsrer alten Schutzgebiete hinausrufen: Die Deutschen ! Die Deutschen !" Deutschland

aktuell gewordene Thema Halbjuden. Er Zeit- Notizen

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erwähnt die vielumstrittene Frage von der nichtarischen Ab­stammung Richard Wagners und analysiert als deutsche ,, Drittes Reich " und ,, drittes Haus" Halbjuden den genialen Maler Hans v. Marées, den be­rühmten Münchener Plastiker Adolf v. Hildebrand, den Dichter Paul Heyse . ,, Alle drei", so sagt Arnold Zweig , stehen unter dem Gesetz der klassisch mittelmeeri­schen Form." Im folgenden beschäftigt sich die Studie mit dem Halbjuden Chaplin. Arnold Zweig gelangt zum Schluß ,,, Nationale Pflicht" für Stuten daß sehr oft durch Rassenkreuzung die festgefahrenen Rasseneigenschaften aufgelockert werden, zurücktreten, um höheren seelischen und geistigen Neuerweckungen Raum zu geben".

Herr Dr. Anselm Lippisch schreibt im ,, Völkischen Beob­achter": Das dritte Reich " und sein Führer sind eine sicherere Aussicht auf die Zukunft als die günstige Konstella­tion von Uranus und Jupiter im ,, dritten Haus"."

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Adolf v. Hildebrand hat München mit seinen monumen­talen Brunnen geschmückt. Bisher galten sie als herrlichste Aeußerungen klassizistischer Kunst, die auf bayerischem Boden entstanden sind. In jeder Kunstgeschichte wird Hans v. Marées als echt deutscher Maler gepriesen, der eine Epoche höchster Blüte nach langer Niederung eingeleitet habe.

Wie schwer wird es die neue Generation der Kunst­historiker mit dem Nachweis haben, daß beide nicht wert sind, den Namen deutsche Künstler zu tragen!

Der Generalsekretär der Obersten Behörde für Vollblut­zucht und-Rennen, Rittmeister a. D. Altenberg, erklärt: ,, Jeder Vollblutzüchter muß es als seine nationale Pflicht und als im Sinne des nationalsozialistischen Aufbauwerkes be­trachten, wenn er allen Miesmachern zum Trot jede Stute, die zur Zucht geeignet ist, in diesem Jahre decken läßt."

Werfels neuer Roman verboten...

Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 28. Februar 1933 wurde der neue Roman Franz Werfels ,, Die vierzig Tage des Musa Dagh " verboten. Der Roman ist im Verlag Paul Zsolnay erschienen. Die vorsichtige, allzu vorsichtige Zurückhaltung Werfels hat den erwarteten Erfolg nicht gehabt.