neuen Krieg? Das muß jede selbst entscheiden am| Und nun glaubt ein Greis, altgeworben im militärischen
Denken und Handeln, ein Greis, der sich nach eigenem Bes fenntnis niemals für Politik interessiert hat, er könne noch bie schweren verantwortungsvollen Obliegenheiten eines hohen politischen Amtes erfüllen. Nun glaubt Herr Hindenburg . Reichspräfident gegen die klaffenbewußte Arbeiterschoft, gegen die Sozialdemokratie, werden zu können, wie Herr n. Loebell und Herr v. Tirpit es wollen, damit die Sozialdemokratie und ihr politischer Einfluß ausgeschaltet wird. Daraus wird nichts. Es war leichter für Hindenburg , während des Krieges die jungen Söhne der Arbeitermütter in den Tod zu kommandieren, als aus dem politischen Leben der beutschen Republik den Einfluß der Sozialdemokratie zu ente fernen, wie seine Freunde" das wollen.
26. April. Bei aller Berehrung für den greifen Feldmarschall foll flch jede Frau überlegen, was der Krieg, den er leitete, an Menschenleben, an Menschenglück und Wohlstand vernichtet hat. Und sie foll überlegen, daß ein fommen Der Krieg noch viel wahnsinniger sein würde. Es ist ja inzwischen das Livifitgas erfunden worden, von dem 12 Bomben genügen, um eine Stadt mit zirka 6 Millionen Einwohnern( also größer als Groß- Berlin) vollkommen zu vernichten! Nein, auf dem Wege geht es unrettbar ins Berderben. Es gibt nur eine Zukunftsmöglich keit für das deutsche Volk, das ist die Berständigung mit den anderen Völkern. Dazu muß ein Mann an feiner Spike stehen, der den ehrlichen Billen zu diefer Berständigung hat, dem nachschult ist, um die politischen Machtverhältnisse überschauen zu
dieser Seite hin Inland und Ausland vertrauen fann.
Ein solcher Mann ist Hindenburg nicht, ein solcher Mann ist auch der Kommunist Thälmann nicht, denn er will, genau wie die Nationalisten, die Gewaltherrschaft, nur in anderer Form.
Ein solcher Mann ist Marg. Er ist nicht Sozialist, aber er ist ehrlicher Republikaner . Und gerade wir Sozialdemokraten wissen, daß der Boden für die Entwicklung fozialen und fulturellen Fortschrittes nur die Republik , nie. mals aber die Monarchie fein kann.
Die Sozialdemokratie, die politisch genügend gee tönnen, weiß, daß fie diesmal aus eigener Kraft feinen Brä fidenten der Republik erwählen tann. Sie weiß ferner, daß die Wahl eines Hindenburg das Verderben der demokratischen Republik bedeuten würde, weil die reaktionären Hintermänner, die den unpolitischen Greis zur Rolle des Präsidentschafts fandidaten mißbrauchen, noch andere Ziele haben. Es ist bie Abficht der Vernichtung der Demokratie, und es ist das Ziel einer engftirnigen, machthungrigen Außen politik, die notgedrungen diefe oder die nächste Generation in Tod und Verderben des Krieges führen muß.
Es ist eine ungeheure innere unwahrhaf. tigkeit, daß ein Mann, der sich selber als faiſertreuen Deshalb hat die Sozialdemokratie nicht eigensinnig an Monarchisten bezeichnet, wie Hindenburg es stets getan hat, bem eigenen Kandidaten festgehalten, deshalb hat sie ihren be Bräfident der Republik werden will. Rein ehrlicher währten Kandidaten Otto Braun erneut als Hüter gegen die Mensch fann dies falsche Spiel mitmachen preußische Reaktion beauftragt, meil ein solches Berharren die oder indirekt durch Wahlenthaltung unterstützen. Einen So fichere Wahl eines Rechtsfandidaten, eines Republikjeindes zialdemokraten an die Spitze des Reiches zu stellen, war jetzt und Kriegsfreundes bedeutet hätte. nicht möglich. Um so notwendiger ist es, nun ben Retische Mändigkeit! Es ist hohe Zeit, daß dem Treiben Frauen! Mädchen! Mütter! Beweist eure poli publikaner gegen den reaktionären Mon. archisten zu wählen. Wir Frauen wahren nur durch die der Reaktion Einhalt geboten wird. Dastann geschehen Feftigung der Republik unser Mitbestimmungsrecht am eigenen durch die Wahl des republitanischen Kan Schicksal, an unferer Kinder und unseres Boltes Rufunft. didaten Wilhelm Marg! Darum feine Stimmenthaltung am Sonn. tag! Wir wählen Wilhelm Marg!
Der unmögliche Hindenburg.
Ich fann es begreifen, daß ein alter Offizier des monarchi schen Systems, ein treuer Diener feines hohen Herrn" deutichnational ist. Aber ich begreife nicht, daß der felbe Mann, der in der verhängnisvollen Zeit des Krieges von Oberbefehl über ein Millionenheer hatte, den Willen haben fann, Präsident der Republit zu werden. Dieses Millionenheer blühender Männer war von Anfang an start durchsetzt von Sozialdemokraten. Auch deren Leiber wurden von Granaten zerfetzt. Auch fie verfamen in den Sumpf löchern der Schlachtfelder, verfamen mit ihrem leidenschaft lichen Hoffen und Wünschen, mit ihren Idealen, mit ihren guten, zu Hoffnungen berechtigenden menschlichen Anlagen genau wie alle anderen. Auch von ihnen kam ein Teil heim els Krüppel und Gebrochene, Bitterkeit im Herzen. Auch den fozialdemokratischen Soldaten war ihre Weltanschauung heilig, fie hatten fie fich erworben im Lebenskampf und im heißen Ringen mit sich selbst.
Der Generalfeldmarschall von Hindenburg stand über seiner Generalstabsfarte gebeugt und verfolgte nach den ihm zugehenden Nachrichten die Wege der Truppen. Er nickte ficher zustimmend zu den Borschlägen des Herrn Ludendorff. Ich habe mich sehr oft gefragt, ob die Herren bes Großen Hauptquartiers fich in folchen Stunden immer bewußt ge wefen find, daß es Väter, Gatten, Söhne liebender angst erfüllter Mütter waren, lebende Menschen, die sie durch einen furzen Befehl, durch eine in das Telephon gerufene Anweifung in den Tod zwangen. Der alte Offizier, der den Oberbefehl hatte, verlangte, getreu feiner soldatischen Anschauung, Den gleichen Gehorsam von allen, von den fungen Arbeiter. föhnen wie von den Söhnen des Bürgertums- auch wenn es den sicheren Tod bedeutete. Für ihn waren es in dieser Zeit feine lebendigen Menschen mit heißem Herzen, mit der Liebe zum Leben, mit eigenen Wünschen und Hoffen. So hat er befohlen über Sold iten.
So aber sieht es im Staatsleben nicht aus, heute nicht mehr. Die Menschen fühlen sich nicht als Soldaten, sondern als Staatsbürger. Sie wollen mitdenken und mithandeln, wollen mitverantworten. Und nicht nur die Männer, sondern euch die Frauen haben jetzt diefes Recht und diesen Willen.
Welche Arbeiterin sollte wohl darüber im Zweifel fein, welchen von beiden Präsidentschaftskandidaten sie am Sonntag ihre Stimme gibt.
Die Wahl Hindenburgs würde bedeuten Sieg der Rechtsparteien, Sieg alfo derjenigen Parteien und Kräfte, die im taiferlichen Deutschland mit allen ihnen verfüg baren Mitteln den Aufsticg der Arbeiterklaffe zu befferen Lebensbedingungen verhindert haben. Die Wahl Hindenburgs würde bedeuten Sieg derjenigen Kräfte, die im kaiserlichen Deutschland einer fleinen Schicht von Menschen ein Erbrecht auf Bildung und Wohlergehen gegeben haben und die es diesen dauernd erhalten wollen auf Kosten der großen Masse von befizlosen Menschen, unter denen die auf Erwerbsarbeit angewiesenen Frauen und Mädchen om schwersten um ihre Existenz und um einen angemessenen Blak im Leben ringen müssen. Die große Masse der befiklofen Menschen existierte nur für fie als Steuerzahler. Berständnis für heren Lebenslage oder wohl gar der Wille, der unbemittelten Bevölkerungs fchicht zu helfen, war in den Kreifen der herrschenden Gewalten nicht vorhanden.
Als Beweis für diese Behauptung dürfte wohl allein der Hinweis auf das Verhalten der Regierungsgewalten der Vorfriegszeit zum Heimarbeiterschutz ausreichend sein. Es sind jetzt beinahe zwei Jahrzehnte vergangen, daß durch die Heimarbeitsausstellung im Jahre 1906 der Deffentlichkeit furchtbarste Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, vor cllen Dingen der Frauen und der Kinder, zur Kenntnis ge bracht wurde. Obgleich diese Kenntnis auch bis in die höchsten Regierungsfreile gedrungen war, gefchah doch nichts zur Besserung der Arbeitsbedingungen durch die Gesetzgebung. Der ganz minimale Lohnfah des Hausarbeitsgefehes vom Dezember 1911, der durch Fachausschüffe erfolgen sollte, trat erst nach dem Sturz der faiserlichen Reglerung in Kraft.
Erinnert werden muß ferner daran, daß die früheren Machihaber, die durch die Wahl Hindenburgs wieder zu Ein fluß fommen wollen, den Beftrebungen der auf Erwerbsarbeit angewiesenen Männer und Frauen, durch Organisation, alfo auf dem Wege der Selbsthilfe das zu erreichen, was ihnen freiwillig nicht gewährt wurde, allerschärfften Widerstand ent gegengesetzt haben. Erst unter dem Eindruck der Kriegsstimmung, erst im Jahre 1917, ist eine Bestimmung der Gewerbe