und es gelang unseren vereinigten Anstrengun gen, den Wagen aus der gefährlichen Lage zu

.

befreien. Unsere Fahrt kann man mit Recht als den Anfang des Automobilzeitalters bezeichnen."

Der alte Benefch.

Von Jan Neruda  .

Benesch stredte launig das Kinn recht hoch empor und die Beine weit von sich. Und frisch­gewichste Schuhe hat er auch Papa feiert heute irgend etwas!"

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In der kleinen Wirtsstube nahe dem Käri- Donnerwetter, Papa hat ja heute eine neue ner- Theater pflegte es alltäglich hoch herzugehen, Krawatte!" heute aber füllte das Gelächter und das Geschrei die ganze fleine Gaſſe. Es kamen hier die Cho­risten und Choriſtinnen der Hofoper und die Orchestermitglieder zusammen, ein aller Sorgen lediges Völlchen, und dies schon darum: wenn sie nämlich die erste Sorge zu sich herangelassen hätten, wären ihr zu viele gefolgt. Menschen, die sich um so freudiger ins Leben stürzen, je weniger Genüsse ihnen das Leben selbst ge­währte.

Benesch runzelte ein bißchen die Stirn. Preß dich nicht beständig an mich, Paula", wandte er sich wieder zu dem Mädchen.

,, Die Luka hat's scharf auf den Papa", rief es in der Runde.

,, Papachen, host net irgend a neichs Liad! Selbst der alte Benesch, der sonst griesgräfiri mi?" So schmeichelte die junge Choristin, mig und wortfarg war, schien heute wie ausge- die später so gefeierte Primadonna. Benesch wechselt; er tranf, plauschte, trank und plauschte schaute sie an. ,, Sauber bist- aber solche Augen wieder. Sein ausdrucksvolles Gesicht war schon hast du doch nicht! nun, das ist egal, aus dir gerötet und ständig mit einem Lächeln bededt. wird etwas, aber bloß aus dir und dem Löwen, Sein historisches Mäntelchen, das im Winter aus den übrigen wird gar nichts. und Sommer stets das gleiche war, hing rück­wäris am Halen, aber der Alte spürte das Feuer des Weines und zog sich bereits die Weste aus. Es fiel niemand auf, daß sich unter dieser ersten Weste aus starkem Stoff noch eine andre Weste, gleichfalls aus didem Stoff, zeigte; man kannte ja den alten Benesch und all seine Eigentümlich feiten zur Genüge.

,, Oho, wer kann das junge Geiger gegenüber. lentiert, Vapa, nun, und Ende

wissen," grollte der Sie waren auch ta­' Er sprach nicht zu|

Nun, und was? Was fonnte aus einem Korrepetitor anderes werden als ein Korrepe­titor? Ich war ein solcher in Prag  , und zulezt bin ich ein solcher in Wien  ."

,, Aber wenn Sie in Prag   ausstudiert hätten?"

Ja, wenn! Wenn ich hinter der Henriette Sonntag   nicht nach Wien   gelaufen wäre!" ,, Sie war wohl schön, was?"

Benesch war chon an die vierzig Jahre Opernforrepetitor. Die weiteren Künstlerfreise fannten ihn als ausgezeichneten Partiturleser", die intimen ais den Komponisten lieber fleiner Liedchen, alle aber als ausgemachten guten Kerl, der zwar ein bißchen griesgrämig, aber Ich weiß es nicht einmal so genau", stets zugänglich war. Deshalb war auch nur brachte Benesch mit einer sichtlich erzwungenen den Leichtsinnigeren der Gesellschaft seine heutige Leichtigkeit hervor. Wie man's nimmt! Als ich Lebhaftigkeit unauffällig, die übrigen ahnten, fie in einer Prager   Gesellschaft zufällig zum daß es bloß eher eine Pose set, daß Benesch fort erstenmal am Piano begleitete, und wie sie mich während plauschte, um etwas zu übertönen, undanblickte, da war's um mich geschehen. O du daß er so viel trant, um etwas herunterzuspü- mein Gott, diese blauen Augen! Für die wäre len. Sie schwiegen aber dazu und waren auch ich noch weiter als bis nach Wien   gegangen!" lustig.

Aha- unser Löwe! Dachte ich mir's doch, daß er heute auch noch kommen werde!" rief Benesch einem Neueintretenden zu. Es war ein Mann mit lebhaften Gebärden, fröhlichem Ge­sicht und flugem Aussehen. Bereitwillig machten fie ihm Platz.

Rev ist heute ein fertiger Lev*)", ließ sich jemand aus dem Hintergrund hören. Papa Benesch, haben Sie heute Lev in der Kirche gehört?"

Sie werden mich ihn kennen lehren!" brauste Benesch auf, und seine zweite Weste sauste vom Körper herunter. Unter dieser zwei­ten gewahrte man eine dritte. Ihr werdet mir sagen, wer für etwas steht! Wenn ihr lieber schweigen möchtet! Aus Lev wird ein zweiter Ronconi. Ronconi war auch so klein, aber er hatte eine Stimme wie eine donnernde Flöte. Sabt ihr schon so etwas jemals gehört? Wenn ich sage, daß aus einem etwas wird, dann wird etwas aus ihm! Diesem jungen Grasaffen jag ich's auch beständig voraus, daß sie groß und berühmt wird wie wie die Sonntag wird sie

werden!"

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Was sagt Papa Benesch?" fragte ein neben ihm sitzendes hübsches Mädchen.

Nichts, nichts, Grasaff'", und er streichelte ihr das Haar. chen?"

"

Was hörtest du Neues aus Zlonitz, Löw­

Schon seit längerer Zeit gar nichts! Aber,

*) Löwe tschechich Lev.

=

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Benescha Haupt fant auf seine gefalteten Hände herab, ringsum herrschte Schweigen, und feiner sprach ein Wort mehr. Ein quälendes Schweigen, das nur durch das laute, unaus­fprechliche Schluchzen des Greises unterbrochen wurde.

Lange währte des Alten Weinen, und nie­mand wagte es, ein Wörtchen zu flüstern.

Plößlich verstummte das Schluchzen; der Greis erhob fich und bedeckte seine Augen mit der Hand. Gute Nacht!" sprach er fast flüsternd und wankte zur Tür hinaus.

Frauen und Liebe.

Gedanken und Aphorismen von Was. Nemirowitsch- Deutschento.

Der in Prag   lebende Nestor der ruf­sischen Literatur, der fast neunzigjährige Schriftsteller Wasili Nemirowitsch- Dan­tschenko( ein Bruder des Direktors des Moskauer   künstlerischen Theaters, Wla­ dimir Nemirowitsch- Dantschenko  ) ver­öffentlicht in der Rigaer Sewodnja" eine Reihe geistreicher Gedanken über Liebe und Frauen. Wir bringen diese Aphoris­men in deutscher Uebertragung.

Das Buch der Liebe besteht aus vier Ka piteln:

Das erste Kapitel: Mujit ohne Worte. Das zweite Kapitel: Worte und Musik. Das dritte Kapitel: Worte ohne Musik. Das vierte Kapitel( das längste und lang­weiligste): Weder Worte noch Musik.

Man sollte das Buch am Schluß des zwei­ten Rapitels weglegen...

*

Die Frau soll sich lieber nicht umsehen. Eine Frau hat es versucht und wurde zu einer Salzsäule.

Mit viel größerem Eifer lehren wir Engelm die Sünde, als dem Teufel Moral. Erstens ist das angenehmer für den Lehrer und zweitens ist der Engel zufrieden.

*

Ich fragte einmal eine Tame: Wie heißen Sie?"

,, Wie Sie wünschen!"

"

Wie alt find Sie?"

,, Wie Sie es für gut befinden!"

Hören Sie: entweder machen Sie sich lustig über mich oder..."

,, Nein, ich bin nicht dumm. Ich will Ihnen nur angenehm erscheinen."

Ich begreife nicht..."

,, Nicht jeder liebt die Frau, so wie sie ist, sondern wie sie ihm scheint, und ich wünsche, daß Sie in mir das finden, was sie suchen."

*

Die Frau hat ihren eigenen Diktionär: Niemals" bedeuter jojort und morgen be­deutet niemals.

Niemand fragte ihn weiter aus, aber Be nesch verstummte nicht. Als ob er unter einem 3wange wäre, in launiger und scherzhafter Weise von dieser Sache weiterzuerzählen. Es genierte mich nicht, daß auch andre ihr zuliebe herfamen- ein junger Ulan beispielsweise ich wußte, daß sie wie ein Engel gut war, du mein Gott, diese Augen, so weidh, so himmlisch! Weshalb soll ich es jetzt nicht sagen, was liegt dran; ich war ein Narr, so verliebt, und hab' mich wie ein Narr benommen und geschwiegen. Sie hat mich selbst kuriert. Plötzlich verschwand sie wie man erzählte, wegen der Angriffe ge­wisser Hoftreise auf ihre Tugend und ließ mir die geschriebenen Worte zurüd: Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre Dienste, und empfan­gen Sie beiliegende drei Hunderter als Dank für die anstrengenden Korrepetitionen." Nun also, jetzt wußte ich, was ich ihr war, ihr Korre- stumm. petitor. Und ich besaß zum erstenmal in meinem Leben drei Hunderter und-" Er wollte irgend otwas Spaßiges sagen, aber plötzlich verstummte er. Sein ganzer Körper erbebte, als ob er vom Fieber geschüttelt würde. Seine Züge wurden Die strengsten Richter der Frau, die einen starr, sein Auge war auf den Boden geheftet, den Freund hat, sind gewöhnlich jene Frauen, die Mund hatte er ein wenig geöffnet. Die gefalteteinen mehr haben können. ten Hände erbebten im Krampfe. Und als sie an dieser mexikanischen Cholera starb das ist gar nicht einmal so lange her," fragte der ihm nahefißende Schauspieler, vielleicht nur, um dem Gespräch eine andre Richtung zu geben.

Am 11. Juni 1854", antwortete Benesch mit Todesstimme.

,, Am elften- heute haben wir ja gerade.

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Die Liebe macht die schwazhafteste Frau

Die luge Frau spielt oft die Rolle der Dummen, und das ist ihre stärkste Waffe.

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Der Teufel braucht junge Frauen, die alten überläßt er großmütig den Engeln Sie sind dem Himmel notwendiger, als auf Erden.

Die lugen Männer find oft unglaublich dumm in der Liebe daher das Glüd der

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Dummen in der Liebe...