Einſt hängt ich dich dorthin, uns vor dem grellen Licht des Tages zu schützen; ich brachte dich mit, als ich das Vaterhaus verließ.

Nun nehme ich dich wieder mit zurück! Ich werde dich zusammenfalten und flach in eine Lade legen. Vorhang nehmen?

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Hausvaterwünsche.

Von Wang Chi( etwa 700 nach Chr.). ,, Sag an, was fann ein Mann besseres wün­ſchen, als allein zu ſizen und seinen Becher Wein zu schlürfen?"

- werde ich dich je wieder heraus- sophieren kann, und kein Steuereinnehmer soll

Geschäftsleute.

Von Chen Tzuang( 656-689). Geschäftsleute brüsten sich mit ihrer List und Geschicklichkeit, aber in der Philosophie sind fie wie fleine Kinder.

Sie rühmen sich voreinander ihrer erfolg reichen Gaunereien und vernachlässigen darüber die Betrachtung des endlichen Schicksals alles Irdischen.

Was wissen sie vom Meister der dunklen Wahrheit, der die weite Welt in einem Blumen= gefäß sah, in dessen Gedanken es hell wurde über Himmel und Erde, und der auf dem Karren der Wandlungen einfuhr in das Tor der Un-|

wandelbarkeit.

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Gäste liebe ich mir, mit denen ich philo­fommen und Steuern eintreiben.

Meine drei Söhne sollen in gute Familien heiraten, und für meine fünf Töchter wünsche ich tüchtige Gatten.

Dann könnte ich heiter meine Jahre dahin­schlendern und brauchte am Ende keine Seligkeit.

Sohnes Ankunft.

Von Su Tung p'o( 1036-1100). Wenn in Familien ein Kind geboren wird, wünschen alle, daß es intelligent sei.

Ich, der ich durch meine Intelligenz mein ganzes Leben verpfuscht habe, hoffe nur, das Knäblein möge sich als recht träge und schwer von Begriff erweiſen.

( Uebertragung von Richard Rainer.) ooooooooooooo000000000

In den römischen Katakomben.

Von Max Barthel.  

irrte die zweite Nacht immer noch schrie, ver­ließen sie die Katakombe, wanderten in die Stadt zurück und schliefen unter dem Bogen der Engelsbrücke.

den Karakomben. An diesem Abend wird der eine besonders gut aufgelegt gewesen sein. Viel leicht faßen sie lange zusammen, natürlich haben ſie lange zuſammengeſeſſen und auch Wein ge­trunken. Wenigstens der eine muß viel Wein ge trunken haben. Der andere tat nur so. Er blieb nüchtern. In der Nacht nämlich ſtand er auf, fesselte und knebelte den Freund, der ihn um fünf Lire betrogen hatte, verbaute und ver mauerte das Grab, in dem der andere schlief, mit Steinplatten, türmte los und ließ ihn ver. hungern und erſtiđen.

Nach einem halben Jahr kam ich mit dem langen Karl einmal in diese Katakombe. Und da fanden wir die Leiche, weißt du. Der Mann, der den Mord beging, war schon lange über alle Berge. Ich habe die beiden gut gekannt und bin mit ihnen einmal von Bologna   nach Florenz  getippelt. Wie zwei Brüder waren sie, sage ich dir. Ja, wir fanden die Leiche, und den anderen habe ich niemals mehr gesehen. Der Türke hat gesagt, daß er ihn einmal in Smyrna   getroffen hat..."

Diese Geschichte hörte ich in einer römischen atakombe. Ich war ganz wach, eiskalt sah ich die Dinge vor mir, und als die andern schließen, stand ich auf, verließ die Gräber und kroch aus dem Stollen auf das freie Feld. Viele Sterne bar und goß sein Licht auf die nahe Straße. Wie auf einer Flucht bin ich auf der Via Appia   nach der Stadt Rom   zurückgerannt und schlief dann unter dem Bogen der Tiberbrücke.

In Rom   wohnten wir zwischen der Engels- und dem tierischen Gebrüll, und als der Ver- standen am Himmel. Auch der Mond war sicht­burg und der Peterskirche im alten Borgoviertel. Unsere Herberge hieß Albergo International". Sie lag in der Via de Paline und trug ihren Namen mit Recht, denn international waren auch die Gäste des Hauses. Sie gaben sich mei­stens als Holländer, Schweizer  , Russen, Kana­ dier   oder Franzosen aus und waren deutsche Tippelbrüder, die unter den Fahnen fremder Vaterländer liefen, um ihre Nationalität zu verstecken.

Andere Kunden schliefen auf den Bahnhöfen oder in den antiken Trümmerfeldern der Stadt. die alten Bettler flapperten Tag für Tag die Klöster ab. Ueber den schmierigen Kitteln hin gen Konservenbüchsen, das waren die Teller der armen Leute für die warme Klostersuppe. Der Frühling war noch nicht gekommen, um die Landstraßen zu öffnen. Auch das Asyl wurde be­sucht. Für die Nacht bekam man ein viel zu gro­zes, auf dem Boden schleppendes Mantelhemd. An den ausgelaufenen Füßen steckten hölzere Pantoffeln. Die alten Kleider wurden durch Schwefeldämpfe vom Ungeziefer gereinigt, und jeder Morgen brachte den Kampf um das täg liche Brot.

Das Leben spielte mit diesen Menschen wie mit Schachfiguren. Die phantastischsten Schid fale rollten sich wie Filme ab. Der kurze Film von dem ich jetzt berichten will, spielte in den Katakomben weit draußen vor der Stadt

Rom  .

Sie haben nicht die Polizei benachrichtigt. Vielleicht hätte der junge Mensch gerettet wer­den können, aber die Furcht der Geseziosen vor dem Gesetz hemmte den letzten Schritt, um den schreienden Mann zu bergen. Unter der Engels­brücke erzählten sie anderen Kameraden von dem Verirrien. Der Regen goß. Der Tiber   ging hoch, die Nacht war durchaus nicht lieblich, es war eine endlose Nacht, und trotzdem verschwo­ren sich die Obdachlosen, niemals mehr in den Katakomben zu schlafen. Aber sie schliefen iroß­dem wieder in den Katakomben.

Wir lagen in den Grabkammern. Eine kleine Totenlampe flacerte, warf unheimliche Schatten an die Wände, aber es war doch wenig­stens Licht in der Tiefe. Plößlich begann ein Mann mir gegenüber zu erzählen. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, wußte auch nicht, wer das Wort hatte, die Stimme schallte dumpf aus dem schwarzen Grab.

,, Drei Jahre tippelten sie zusammen, weißt du, drei Jahre, und waren in ganz Europa  ," dröhnte es durch den Raum, drei Jahre ist eine lange Zeit, und sie haben immer zusammenge­halten und standen sich näher als Brüder. Bis sie endlich nach Rom   kamen. Da lernte einer von ihnen an der Spanischen Treppe einen dent­Einmal wanderte auch ich mit anderen Kaschen Maler kennen, der erst vor einigen Tagen meraden über die Via Appia  . Es war später Nachmittag. Die schwarze Campagna war vom letten Licht vergoldet. Wir bogen von der Straße ab und kamen auf freiem Feld an einen halb verschütteten Stollen. Das war der Eingang zu einer Katakombe. Wir krochen in das dunkle Loch und bauten uns am Rande der irrsinnigen Gänge in dumpfen Grabkammern unser Nacht lager.

nach Italien   gekommen war. Er gab zehn Lire! Zehn Lire ist ein schönes Stück Geld, und ich kann es verstehen, warum er seinem Freund davon nichts gesagt hatte. Aber der verdammte Maler mit dem verdammten Geld hat eine drei­jährige Freundschaft kaputt gemacht, weißt du.

Der andere nämlich bekam doch Wind von

der Sache, irgendein Kerl wird das verpfiffen haben, und von dieser Stunde an belauerte nun Um die Katakomben geisterten graufige Ge- der eine den andern, der ein ungeschriebenes Ge­schichten. Aus Abenteuerluſt ging einmal ein set der Landstraße gebrochen hatte, das Gesetz junger Bursche mit hinaus und wagte sich allein nämlich, kameradschaftlich alles zu teilen. Er in die Tiefe, verirrte sich, brach in verstedte war freundschaftlich wie immer, vielleicht noch Gruben ein, wurde halb verschüttet und schrie freundschaftlicher, aber das war nur eine Maske, zwei Tage und zwei Nächte. Zwei Tage ver- weißt du. Berstellung. Er teilte jeden Saldo, suchten die Kameraden die Rettung. Sie seilten jedes Stück Brot, jede Flasche Wein und ſain sich an und liefen die unterirdischen Gänge ab, auf Nache. aber in der funjivollen Anlage der alten Gräber- Die Beiden schliefen gewöhnlich im Forum, felder unter der Erde war alles vergeblich. Sie weißt du. Einmal überredete der eine den an­Tamen beinahe selbst um vor Entseßen, wurden dern, einen neuen Schlafplatz aufzusuchen. Der halb verrückt von dem gespenstischen Wimmern andere war einverstanden. Sie tippelten nach

Gedanken- Gplitter.

Jeder Mensch trägt eigentlich, wie gut er auch sei, einen noch besseren Menschen in sich, der sein viel eigentlicheres Selbst ausmacht, dem er aber wohl einmal untreu wird. Und an die sem inneren und nicht so veränderlichen Sein, nicht an dem veränderlichen und alltäglichen muß man hängen, auf jenes dieses zurückführen, und manches verzeihen, woran jenes tieferere Sein unschuldig ist. W. v. Humboldt.

Man beugt uns nur, weil wir uns beu­

gen lassen! Man haßt uns nur, weil wir verferrt zu hajsen!

Man schändet uns, weil wir geduldig jind!

Aus Frik Rosenfeld: Kerfer.

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In einem normal fühlenden Menschen sind Erkenntnis, Wille und Empfindung nicht ge­trennte Rodtaschen, die nichts miteinander zu tun haben, sondern wovon das eine Gefäß voll ist, das quillt notwendig in das andere über. Wille und Empfindung stehen im Dienste der Erkenntnis und werden von ihr beherrscht... Die einmal erlangte Erkenntnis von der Man­gelhaftigkeit oder Schädlichkeit einer bestehenden Einrichtung muß allerdings notwendig in jedem normal fühlenden Menschen für sein ganzes Le­ben den Willen hervorbringen, diese Einrich tung, wenn möglich, zu ändern.

Lassalle

( Die Wissenschaft und die Arbeiter).

Polnische Sprichwörter. Ruse nicht den Wolf aus dem Walde.

Besser die Tugend im Schmuß, als die Un­tugend im Golde.-

Einem, der Unrecht gelitten hat, kann man wohl den Schaden erseyen, aber niemais die Tränen.