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Augen gegen den Direktor wendend: Die Menschen sind zu gemein!"

mando ein. Als die Soldaten in das Zucht- ¡ nen haus eindrangen, fanden sie viele Sträf linge, die wieder zurückgekehrt waren. Und biele, die gar nicht die Zelle verlassen hatten. Als fie gefragt wurden, warum fie nicht mit den anderen geflohen seien, machten fie eine hilflose Gebärde. Nein, sie wollten nicht fliehen. Sie hätten Angst vor dem Leben da draußen. Sie paßten nicht mehr unter die Menschen. Und einer sagte, die erlosche

Der Direktor aber fuhr sich mit zit ternder Hand an den Kragen und sagte zu dem Kommandoführer: Sehen Sie, die Kerls hams hier viel zu gut. Die woll'n gar nicht wieder raus. Das muß anders werden. Ich werde ein Erempel ftatuieren." Als er über die Leiche eines Aufsehers stolperte, verlor er den Zwicker.

Gedanken für Dich.

Manchmal

laffe ich im Saal

die Maschine Nummer fiebenund vierzig donnern und knirschen und meine Hände sind an der Kurbel,

und meine Augen lesen den Manometerstand,

dennoch find meine Hände weit weg,

eine faßt dich in unaussprechlicher Liebe in deinem Herzen,

und hebt die Hand auf in beschwörender Bittgebärde um Freiheit

und durchstößt den Maschinensaal nach Blau­

dennoch sind meine Augen weit weg

in dem Sonntag von gestern,

auf dem färglichen Hügel gestern,

in Ruß und Umarmung!  

Horch, die Maschine rast der Explosion zu,

höre, ich sage dir

im zwanzigsten Jahrhundert

unvergeßliche, zarte Worte.

Entnommen dent neuen Buche, a meraben, zu euch spreche ich", von Walter Bauer( Verlag Kaden u. Co.,   Dresden, Preis Mt. 3.-). Es enthält auf 112 Seiten Ge­dichte von wundervoller Gestaltungskraft, zartester Snnigkeit, dann wieder voll herrlichen Kampfgeistes. Es ist das Werk eines der besten der deutschen Arbeiterdichter, eines wirklich Könnenden, noch nicht restlos Erfüllendes, aber für die Zukunft Vielversprechendes.

Kleine Lügen.

Dialog zwischen Eheleuten. Von Hermann   ungar.

Der bekannte   deutsch- tschechische aus dem Büro nicht in den Klub gehen wirst, Schriftsteller Dr. Hermann un aber mir fann es recht sein, bitte! Ich werde gar, der neben guten Romanen u. a. dich gewiß nicht mit Zärtlichkeiten belästigen. das in   Berlin erfolgreich gespielte Er: Sch verstehe deine Aufregung nicht. Trofi- Drama Der rote General" Sonderbar... geschrieben hatte, ist an den Folgen Sie: Ich... ich aufgeregt... hahaha einer Blinddarmoperation, 36 Sabre... Du bist aufgeregt, mein Kind, weil ich alt, in   Prag gestorben. Sier nicht dasige und warte, bis der gnädige Herr folgt von ihm eine fleine bourgeoise tommt. Das gute Weib!   Gott, was ist das Chetragikomödie.

Er, Sie. Er sizt am Schreibtisch. Sie tritt ein. Vom Ausgehen gerötet. Betont lebhaft.

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Sie: Du bist zu Hause? Ich dachte, daß bu heute im Klub bist. Guten Abend! Schade, daß du mir das nicht gesagt hast. Ich hätte den Wagen gut brauchen lönnen. Wie lange bist du da?

Er. Eine Stunde, Liebling.

Sie: Du Armer! Eine Stunde. O Gott, man hat dir teinen Tee gegeben. Ich konnte doch nicht ahnen, daß du schon da bist.

Er: Zu Fuß gegangen?

Sie: Sa. Das Wetter ist doch so herrlich. Ich habe mir Schaufenster angesehen. Ueberall wundervolle neue Sachen. Man zeizt schon die Frühlingsmoden. Du mußt morgen mit mir gehen, ja, versprichst du es mir?

Er sieht sie lange an).

Sie( rückt den Hut zurecht, zieht den Spie­gel aus der Tasche): Was siehst du mich so n? Was ist denn los? Geh, du bist komisch! Mergerst du dich, daß ich nicht zu Hause war, bu...( jie neigt sich über ihn. Er wehrt höflich ab.) Bitte! Nur einen Zwang. 3ft dem Herrn etwas über sie Zeber gekrochen?  Gott, ich fann doch nicht ahnen, daß du hente

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gleichgültig, wenn du es verlangt hättest, mein Freund. Ich habe mir ein Auto genommen, an der Uhlandstraße, wenn du es genau wissen willst, es hat zwei Mark sechzig gekostet bis hierher.

Er: Wieso weißt du das?

Sie: Woher wird sie das wiffen, die Kleine? Nun, denke doch, denke mal ange­strengt nach, woher! Ich will das Geheimnis verraten. Beim Aussteigen zahlte ich. Ich gab fünf Mark und der Chauffeur gab mir zwei Marf vierzig heraus. Ich habe ihm zwan zig Pfennig als besonderes Trinkgeld gegeben. Bist du zufrieden?

Er: Merkwürdig! Wie das Auge mich ge­täuscht hat! Ich sah dich die Tür des Autos zuschlagen und geradeswegs auf das Haus zugehen.

Sie: Dieser Scharfsinn! Ich habe durch das Fenster gezahlt, mein Geliebter. Ich liebe es nicht, auf der Straße zu stehen und zu

warten.

Er: Oh, verzeih! Ich habe an diese Mög lichkeit nicht gedacht, wirklich: Aber diese Chauffeure sind auch zu dumm. Kein Wunder, wenn sie auf keinen grünen Zweig kommen. Sie: Die Chauffeure?

Er: Warum hat er denn den Taxameter nicht wieder auf Frei" gestellt? Er fuhr weiter ohne umzuschalten. Ich konnte es genau sehen. Bei Frei" leuchten die beiden fleinen Laternen links und rechts vom Chauffeur auf. Der Wagen wendete an der nächsten Ecke und fuhr auf der anderen Seite der Straße noch einmal an mir vorbei, ich konnte ihn also noch einmal sehen.

Sie: Ein Verhör!... Das geht zu weit! Ich laffe mir das einfach nicht bieten. Ber­standen? Ich verlange, daß man mir glaubt! Er: Was denn, daß du zu Fuß nach Hause gegangen bist?

Sie: Sch bitte: feine Sronie! Ich weiß nicht, wer von uns beiden mehr Grund hat, ironisch zu werden! Ich lasse feinesfalls ein Berhör mit mir anstellen,( mit tiefster Ber­achtung in der Stimme) Detektiv!

Er: Ich habe nicht die Absicht, dich zu verhören, mein Liebling. Aber gehört besondere Detektivbegabung dazu, anzunehmen, daß du nicht allein im Auto warst?

Sie: Großartig! Ich bin nicht allein im für ein Leben, das ich führe! Zu Hause fizzen Auto gewesen! Selbstverständlich nicht. Ich und warten, immer nur warten! Aufgefehe nicht ein, warum ich das verheimlichen regt, sehr gut, warum sollte ich aufgeregt fein follte. ... Was sind das für Einfälle... Da ist gar nichts sonderbar, mein Lieber. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir fagen würdest, was du da sonderbar_findeſt. Er: Vor allem Aufregung, Liebling.

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wie gefagt deine

Er: Ich auch nicht, mein Liebling. Das ist es ja gerade, was ich nicht einsehe.

Sie: Ich habe Edwin unterwegs getrof fen, er bat mich, mich nach Hause bringen zu dürfen. Ich verstehe dich nicht, wirklich nicht, ... Du warst doch sonst nicht so.( Sie führt Sie: Vor allem! Und dann... Es folgt das Taschentuch an die Augen.) Staun es etwas doch etwas nach, wenn ich richtig verstehe. harmloseres geben, als sich nach Hause brin­Er: Nun, eine Kleinigkeit. Eine optische gen zu lassen, wenn man einen Bekannten Merkwürdigkeit, sozusagen. trifft, einen guten Freund? Kann es einen Sie: Optische? Ich verstehe wirklich nicht| Grund geben, das zu verheimlichen? mehr! Du bist frank, sehr frank!( Sie hat sich Er: Gewiß nicht, wenn es Edwin gene­gefest.) Ich bin ernstlich besorgt. Aber erkläre sen ist. dich näher, was für eine optische Merkwürdig- Sie: Ich verbitte mir jeden Zweifel. feit... hahaha. Er: Warum? Weil du von vornherein die Wahrheit gesagt haft?

Er: Bitte, gerne. Du sagtest doch: zu Fuß gegangen", war es nicht so? Und mir war, als ob ich dich vom Fenster aus einem Auto...

Sie: So, dir war so? Das ist ja herrlich. Also, ich soll wohl bis hierher zu Fuß laufen? Bei diesem Wetter! Der Herr fährt in seinem 80- PS- Wagen, und ich soll mir die Lunge aus dem Leib rennen.

Er: Habe ich das je verlangt, Liebling? Sie: Es wäre mir auch im höchsten Maße

Sie: Du bist fomisch. Du siehst doch, daß ich nun nicht mehr lüge.

Er: Du kannst ganz ruhig sein. Ich habe in das Innere des Autos nicht hineingesehen. Ich könnte höchfiens jetzt Edwin anklin­geln...

Sie: Das wirst du nicht tun( sie ist auf­geftanden). Das verbiete ich dir.

Er: Warum verbietest du es mir? Sie:... Ich will verhindern, daß du