Berfinet ManersteinhSndlevn find oder zu solchen in nahen Be- V-hung-n stehe», den Beilritt abgelehnt. Gevicszks �Ävikung. Wie mau den Nothleidcndrn der Ueberschweinmnngsgebiete in praktischer Weise dienstbar sein kann, kann man jetzt täglich im Kriminalgerichtsgebäude beobachten. Eine wahre Plage snr die Richter sind bekanntlich die Privatbeleidigungsllagen, die in un- endlicher Kette an den einzelnen Stationen der Schöffenabtheilungen voriiberrasscln und in so vielen bunten Bildern vor Augen führen, um welche Bagatellen sonst ganz vernünftige Menschen von dem Klage-Bazillns befallen werden. Diese Plage ruht auch nicht, wenn das Thermometer 25 Grad im Schatten anzeigt: ge> klagt wird in allen Temperaturverhältnissen und der Richter, der jetzt pflichtgemäß seine ganze Beredsamkeit aufbietet, um die Parteien zu einem Vergleiche zu bringe», muß die betrübende Wahrnehmung machen, daß die Giftigkeit der streitenden Parteien mit dem Quecksilber in der Wetterröhre stark empor zu schnellen pflegt. Die Einigungsversuche scheitern gewöhn lich bei der Siedehitze, die jetzt in den Gerichtssälen herrscht. Da ist ein humaner Amtsrichter auf ein Mittel verfallen, welches fast niemals versagt: wenn die Worte der Vernunft nicht vermögen, die Gemüther zu beruhigen, dann wird zuletzt an das Herz der Parteien appellirt und ihnen vorgeführt, wie viel vernünftiger es ist, sich zu vergleichen und a» stelle der etwa zu verhängenden Geldstrafen einen angemessene» Betrag für die armen, durch die Wassersnoth Bedrängten hinzugeben. Das hilft immer: dcrGedanke an die fremdeNoth besänftigt die Gemüther, man verläßt versöhnt den Gerichtssaal und so wird an dieser Stätte auch reichlich Gelegenheit geboten, Thränen der Roth und des Elends zu trockne». Gester» freilich versagte dies probate Mittel in einem Falle. Eine alte Frau, die ihren Flur- nachbaren verklagt hatte, ließ sich durch keinen Appell an ihr Herz beirren, weil, wie sie dem Gerichtshof iviederholt versicherte,„sie zu schwer beleidigt sei." Es war allerdings furchtbar: er halte sie „lahmes Zebra" genannt und da gab es kein Erbarmen.„Ick muß seine Bestrafung haben", meinte die Alte,„denn meine Ehre is mir mehr werth, als die Roth der UeberschwemmtenZ" So kamen die Nothleidenden um das Zwanzigmarkstnck, welches ihnen bei einem Vergleiche zufließen sollte. Ein Maiseiev-Prozeß in Ostpreußen . Der kleine Schöffen- gerichtssaal in Bialla . einem kleinen Städtchen unweit der russischen Grenze im Wahlkreise Lyck-Johannisburg, hat wohl kam» noch jemals soviel Sünder auf einmal ans seiner Anklagebank ge- sehen, als am Mittwoch, den s. d. M. Es standen nämlich unser Parteigenosse E b h a r d t- Kommorowen mit fünfzig seiner Arbeiter und Arbeiterinnen vor den Schranken des Schöffengerichts unter der Anklage, der erstere am 2. Mai d. I. von seinem Gute bis zu seinem Walde einen öffentlichen Umzug veranstaltet z»'haben, ohne daß die polizeiliche Genchmignng dazu eingeholt wäre, die letzteren, daran theilgenomnwn zu haben. Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zu gründe: Genosse Ebhardt veranstaltete, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre für seine Leute ein Ma.isest in dem zu seinem Gut gehörenden Walde. Die Leute zogen am Nachmittag des 2. Mai mit einer rothe» Fahne unter Musikbegleitung in zwanglosen Gruppen längs der Chaussee nach dem Festplatz, um hier sich bei Tanz, Volksbelustigungen und Feuer- werk zu amüsiren. In dieser Festlichkeit soll die strafbare Handlung liegen, deren sich Ebhardt als Anstifter und Leiter und seine Arbeiter als Theilnehnier schuldig gemacht haben sollen. Aus der Vernehmung der Angeklagten ging hervor, daß Genosse Ebhardt den Auszug weder veranstaltet noch geleitet hatte, er hatte seinen Arbeitern nur die Erlaubniß und die nothwendigen Mittel zu dem Fest gegeben. Von den 50 wegen Bethciligung Angeklagten lvaren etwa 37 übers Feld auf einem anderen Wege zum Festplatz geeilt, ein Theil war später erst nachgekommen und viele waren zum theil an der Musik, zum theil weit hinter der Musik auf dem Felde, nicht auf dem öffentlichen Wege zum Festplatz gegangen. Als Zeugen waren ein Gendarm und die Frau des An- geklagten gelade». Die letztere, die an dem Fest nicht thcilgenonnnen hatte, machte von dem Rechte der Zeugniß- veriveigerung Gebranch, während der Gendarm unter Eid bekundete, daß er eigentlich nichts wisse. Er habe den Zug im Walde erwartet, doch konnte er nicht bekunde», wer daran theil- genonimen. Es habe auf ihn nur den Eindruck gemacht, als ob Ebhardt die ganze Sache leitete; woraus er das schließt, konnte er aber auch nicht angeben. Der Anitsanwalt ist in seinem Plaidoyer der Meinung, daß der größte Theil der Angeklagten mit der Wahr- heit hinter dem Berge gehalten hat und beantragt die Vertagung der Sache, um einen Schäfer, der V« Stunde vor der Musik mit einem der Angeklagten über Feld nach dem Walde ge- gangen ist, als Zeuge zu vernehmen. Genosse Ebhardt wendete sich gegen die Vertagung, da es doch klar ans der Hand liege, daß der vom Amtsanwalt vorgeschlagene Zeuge vom Zuge garnichts gesehen haben könne, denn er habe sich schon früher»ach dem Festplatze begeben. Darauf zog sich der Gerichtshof zurück und verkündete nach dreistündiger Berathung folgendes Urtheil: Ebhardt wird wegen Theilnahme an dem Umzüge zu 15 M. oder drei Tage» Hast verurtheilt. Für ein Vergehe» gegen das Vereins- gesctz, welches darin liegen soll, daß er dem Tapezirer, der ihm Fahne und Feuerwerk herausbrachte, einlud, am Feste theil- zunehmen, also ihn direkt veranlaßt haben soll, sich dem Znge anzuschließen» 45 Mark oder neun Tage Hast. Der Guts« Stellinacher, der den Zug geleitet hat, wird dafür zu 16 M. und wegen Theilnahme an demselben zu 4 M. ver- nrtheilt. Vier Angeklagte, noch ein Stellmacher, der Brennereiführer, der Schmied und der Kämmerer, erhalten wegen Theilnahme.Zda sie etwas mehr Einkommen haben, als die gewöhnliche» Arbeiter, zu 4 M. oder 2 Tagen Haft, während noch 4 Arbeiter zu je 3 M. oder 1 Tag verurtheilt wurden. Der Tapezierer, der die Fahne gebracht hat, wird zu 5 M. verurtheilt, 15 Angeklagte wurden freigesprochen, da sie unter 16 Jahre alt waren und nach Ansicht des Richters auch noch nicht bewußt gewesen sind, daß das Mitgehen mit dem Zuge strafbar sei. Gegen alle übrigen Angeklagten wurde die Sache ver- tagt, um neue Ermittelungen anzustelle», da ihnen nichts nach- gewiesen werden kounte, andererseits aber ihren Angaben kein Glauben geschenkt wurde. Dnellriipelei vor Gericht. Vor der Ferienstrafkammer in Danzig kam am 5. August gegen die beiden Studirenden Kurt P o p ck e und Walter Buchwald ans Danzig , immatrikulirt an der technischen Hochschule in Charlottenburg , eine Strafsache wegen versuchter Nöthigung und versuchter Herausforde- rung zum Zweikampfe zur Verhandlung. Am 25. März, so berichtet die„Danziger Zeitung", standen ans dem Korridor des Jntendanturgebäudes auf Neu garten die Herren Intendant Höfer und Assessor Dr. Domino. In dieser Zeit bc- trat ein Herr jüngeren Lebensalters, wie sich spater ergeben sollte, der Studiosus Popckr, den Korridor und schickte sich an, chie Treppe zu besteigen. Herr Höfer, der den junge» Mann kannte, da er ihm zu seinen Studien behilflich gewesen sein soll, wandte sich an ihn mit den Worten:„Weshalb grüße» Sie nicht?" worauf die Antwort erhielt:„Ich kenne Sie nicht!" Herr Höfer sagte darauf:„Bitte, empfehlen Sie sich", und nach einer nochmaligen Wiederholung dieser Worte ging der Herr denn auch hinaus. Hierbei äußerte Herr Höfer zu Herrn Dr. Domino einige miß- billigende Worte. Am nächsten Tage begehrte der Studios»? Buchwald, Herrn Höfer in seinem Dienftzimmer als Kartell- träger seines Verbindungsgenossen Popcke zu sprechen, wurde aber nicht vorgelassen, und dann folgte noch am Abend desselben Tages ein von beiden herrührender Brief, in dem Herr Höfer zur Anerkennung seines Benehmens aufgefordert wurde. Zwei Tage darauf wurde ihm eine Heransforderung zum Zweikampf auf Säbel übermittelt. Herr Höfer antwortete auch hierauf nicht, und die Folge war die Einleitung des Verfahrens. Assessor Richter tadelte es, daß so jugendliche Personen einem hochgestellten Be- amten ohne triftigen Grund die Forderung übersandt hätten. Er beantragte gegen einen jeden wegen versuchter Nöthigung 200 M. Geldstrafe und gegen Popcke wegen der Herausforderung zum Zweikampf zwei Monate und gegen B. wegen Kartell- tragens sechs Wochen Festungshaft. Der Angeklagte Popcke führte aus, daß er sich, als er aktiv wurde, habe ver- pflichten müssen, denjenigen, der gegen seine Ehre irgendwie auftrete, wenn er satisfaktionsfähig sei, vor seine Waffe zu fordern. Ob er es mit einem gleichaltrigen Se- mester oder einem Beamten zu thun habe, sei ihm bei dieser Ver- pflichtung g l e i ch g i l t i g. Nach kurzer Berathung kam der Gerichtshof zu dem Ergebniß, daß durch das Zugeständniß der Au geklagten der Thatbestand der Anklage voll eriviesen sei. Es wurden daher beide zu 50 M. Geldstrafe wegen Nöthigung und Popcke zu 3 Woche», Buchwald zu 2 Wochen Festung wegen Heranssorderung zum Ziveikampf verurtheilt. Es ist uns kein Versuch der Regierung bekannt, studentische Prügelkorps aufzulösen, wenn diese ihre Mit- glieder zu offensichtlich gesetzwidrigen Handlungen zu verpflichten suche». Anders liegt es natürlich, wen» Arbeitervereine sich in eine der zahllosen Schlingen des Vereinsgesetzes verfangen. Vevfjumnlungen. Der Formerstreik bei der Firma Rössemann u. Kühne- mau» in der Gartenstraße und die Beendigung des Streiks bei der Firma L. Grünauer u. Komp. bildeten die Tagesordnung einer stark besuchten öffentlichen Versammlung der Former und Be- rufsgenossen, die am Donnerstag im Kolberger Salon tagte. Die Differenzen zwischen den Formern und der Firma L. Grünauer ». Komp. sind, nachdem die Forderungen den Ausständige» zu- gestanden worden waren, zu beiderseitiger Zufriedenheil beigelegt und konnte ans diesem Grunde bereits am Montag die Arbeit wieder aufgenommen werden. Die Versammlung nahm hierauf eine Resolution an, in der sie sich mit den in der am 30. Juli statt- gefundenen Sitzung der Arbeitgeber und Slreikkommission be- willigten Forderungen einverstanden erklärt. Eine längere und leb- hafte Debatte zeitigte der Ausstand bei der Firma Rössemann u. Kühne m an», der nicht nur unter den Formern und den ge- sanunten Metallarbeitern Berlins , sondern in ganz Deutschland das größte Interesse wachgerufen hat. In der Diskussion wurde an alle Vorkommnisse, die sich seit den: Jahre 1830, wo die Massen-Aus- sperrung der Metallarbeiter gelegentlich der Maifeier erfolgte, zu- getragen haben und wobei diese Firma die Hauptrolle spielte, er- innert. Es wurde hingewiesen aus die verschiedenen Beschlüsse des Verbandes der Metallindustriellen, auf das schwarze Kabiuet in der Gartenstraße, auf die Uriasbriefe, alles Dinge, die unsägliches Elend für zahlreiche Familien im Gefolge hatten und wie behauptet wurde, stehen die Einrichtungen mit dieser Firma in engster Verbindung resp. ist sie in den meisten Fällen die Schöpferin derselben. Die Ursache des gegenwärtigen Streiks ist nach dem gegebenen Bericht die strikte Ablehnung der geringen Forderungen, welche die Former gestellt haben, um die ärgsten Mißstände, die in dieser Fabrik vorherrschen, zu beseitigen. Welch' geringfügigen Forderungen von den Arbeitern gestellt wurden, geht aus dem Antwortschreiben der Firma hervor. Die Antwort lautet wörtlich:„Auf die For- dernngen der Arbeiter erwidern wir: Zu 1. Es ist fast immer un- möglich festzustellen, ob der Former am Ausschuß Schuld ist oder nicht. Sind w i r davon überzeugt, daß den Former keine Schuld trifft, wird schon jetzt der Ausschuß bezahlt. In zweifelhaften Fällen kommen wir schon jetzt den Former entgegen. Kerneisen und Schoren werden nicht besonders bezahlt. Im allgemeinen liegt die Entschädigung für die auf dieselben verwandte Arbeit in dem vereinbarten Akkord. In Ausnahmefällen wird bereits jetzt eine besondere Entschädigung gezahlt.— Zu 2. Sämmtliche verfügbaren Leute werden mit Beginn des Gießens in die Gießerei gezogen. Eine Garantie für eine ausreichende Anzahl übernehmen wir nicht.— Zu 3. Wer zum Frühstück kommt, zahlt Strafe. Wer Mittags kommt, wird nur ausnahmsweise in die Gießerei gelassen.— Zu 4. Zuspätkommende haben sich beim Meister zu ent- schuldigen.— Zu 5. Lohn soll uni 5 Uhr gezahlt werden.— Zu 6. Wenn bisher nicht pünktlich Feierabend gemacht werden konnte, lag das meistens an den Formern selbst. Wir werden weiter bemüht sein, pünktlich Feierabend zu machen. Eine Verpflichtung über- nehmen wir nicht.— Zu 7. Eine große Anzahl Arbeiter arbeitet freiwillig bezw. ohne Widerstreben länger; liegt es im Interesse der Fabrik bezw. der oder einzelner Former, so muß länger gearbeitet werden. Unnölhige Ausdehnung der Arbeitszeit widerspricht den Interessen der Firma."— Auf diese Antwort hin und nachdem die dazu beauftragte Kommission kein Resultat erzielte, sondern mit leeren Redensarten abgespeist wurde, legten sämmtliche Former biS auf einen alten Invaliden einmüthig die Arbeit nieder und erweiterten ihre Forderungen folgendermaßen:„1. Former: Der Preis von 0,60 M. und 3,90 M. muß auf 4,— M. pro pCt.-Kilo erhöht werden. Diejenigen Former, welche Piano-Platten vor Hand machen, nicht unter 2 M. pro Stück; diejenigen, die von Gipshälste gemacht werden, nicht unter 1,50 M. pro Stück.— 2. Maschinen- former: Auf Huthrollen, Schraubgabeln und Waagen 15 pCt. Auf- schlag.— 3. Akkord-Kcrnmacher: Pro pCt.-Kilo 5 Pf. Aufschlag.— 4. Lohn-Kernmacher: den Lohn von 35 bis 40 Pf. pro Stunde. — 5. Kerneisen und Schoren müssen unbedingt bezahlt werden.— Ausschuß, wo den Former keine Schuld trifft, muß bezahlt werden.— 7. Former tragen keine Pfanne flüssiges Eisen am Stiel vom Ofen weg.— 6. Nach der 4. Woche 3 Mark Unterstützung für jeden Kranken auS der Stafgelderkasse.— 9. Lohnzahlung an jedem Sonnabend um 5 Uhr.— 10. Feierabend: spätestens um 6 Uhr abgegossen."— Eine Antwort auf diese Forderungen war bis zu der Versammlung den Ausständigen noch nicht zugegangen. In der weiteren Diskussion wurden die Mißstände, die in der Fabrik dieser Firma, deren Inhaber zur Versammlung eingeladen, aber nicht erschienen waren, von den früher und jetzt noch daselbst beschäftigten Arbeitern geschildert. Nach diesen Ausführungen sind die Arbeits- Verhältnisse in diesem Betriebe äußerst schlechte. � Niedrige Löhne und bei den geringen Akkordpreisen sind trotzdem noch Abzüge bei größeren Akkordarbeiten, woran mehrere Arbeiter betheiligt sind, von 40 bis 50 M. gemacht worden. Der Ausschuß, der in den meisten Fällen durch das verarbeitete Material entstanden ist, wird den Arbeitern fast ausnahmslos abgezogen. Durch die primitiven, theil« weise unbrauchbaren Vorrichtungen werden die Arbeiter in ihrem Verdienst noch weiter geschmälert. Ueberein- stimmend wurde nachgewiesen, daß diese Firma auf ver- fchiedene Artikel einen viel niedrigeren Preis bezahlt als er bei anderen Firmen üblich ist. Allerdings soll es der Firma dadurch möglich gewesen sein, wenn auch ans Kosten der Arbeiter, anderen innen gegenüber durch billigere Lieserungen eine nachhaltige onkurrenz zu bieten. Dieses sowohl, wie die Thatsache, daß viele Fabrikanten unter dem Regime der Herren Kühnemann und Genoffen iviederholt schwer zu leiden hatten, rechtfertigten wohl die Annahme, die von verschiedenen Rednern zum Ausdruck gebracht wurde, daß selbst in Fabrikantenkreisen das Vorgehen der Arbeiter freudig begrüßt wird. Aus der weiteren Diskussion war zu ent- nehmen, daß die gegenwärtige Konjunktur eine sehr günstige ist, arbeitslose Former überhaupt nicht vorhanden sind, sondern nicht nur in Berlin , auch in der Provinz verlangt werden. Den Ausständigen, die fest zusammenhalten und auch gut organisirt lud, wurde allgemein die auSgiebigste Sympathie zugesichert und die moralische und materielle Unterstützung bis zur vollständigen Durchführung, des in verschiedener Hinsicht bedeutungsvollen Kampfes versprochen. Von einer in Halle a. S. lagenden Versammlung ging eine Depesche ein, in der sich die dortige» Metallarbeiter mit den Aus- ständigen solidarisch erklären und zum Ausharren, bis der Sieg errungen ist, ausfordern. Nachdem noch von einigen Rednern das Verhalten des Meisters K o p h a n in herber Weise kritisirt worden war, von dem zu erwarten gewesen wäre, daß er sich wenigstens nicht gegen die Arbeiter erklärte, da derselbe, wie angeführt wurde, längere Jahre selbst in der Arbeiterbewegung stand, wurde ein- stimmig folgende Resolution angenommen: In Erwägung, daß die Firma Rössemann u. Kühnemann alte, bereits seit einem halben Jahre bewilligte Forderungen illusorisch zu machen be- strebt ist, so erklärt sich die am 5. August tagende Versammlung der Former und Berufsgenossen mit der Arbeitsniederlegung der genannten Firma einverstanden. Die Kollegen können sich der Synipathie sämmtlicher Arbeiter versichert halten und wird von denselben für die Unterstützung in jeder Beziehung gesorgt werden. Außerdem wurde beschlossen, dieselbe Taktik bis auf weiteres zu befolgen wie bei den letzten Ausständen. Das heißt, sämmtliche Arbeiten der Firma Rössemann und Kühnemann können bis auf weiteres in allen Gießereien, wo dies verlangt wird, gemacht werden. Nach einigen Mittheilungen unter Verschiedenem erfolgte der Schluß der Ver« sammlung mit einem begeisternden Hoch auf die Arbeiterbewegung. Ter Fachvcrein der Stuckateurc Berlins und Umgegend nahm in seiner Generalversanimlung am 2. d. M. den Bericht der Revisoren entgegen und wurden auf Antrag des Kollegen Krebs vier neue Revisoren gewählt und zwar die Kollegen Kerbe r, Daschitt.H. Grünenberg und L i p k e. Dieselben sollen die Kassenbücher einer nochmaligen Prüfung unterziehen. Zu Punkt 2 der Tagesordnung: Zentral- oder Lokalorganisation, theilt der Vorsitzende Liebenau mit, daß er sich mit dem Vorsitzenden des Zentral-Ver- bandes der Stuckateure Deutschlands in Verbindung gesetzt habe und verliest darauf die Antwort Odenthals, in der Kollege Oden- thal das in Berlin verbreitete Gerücht, er beziehe ein Gehalt von 2400 M., widerlegt und erklärt, daß kein Vorstandsmitglied des Zentralverbandes der Stuckateure Deutschlands irgend ein Gehalt bezieht. Aus dem von Odenthal gesandten Material geht hervor, daß 40 Städte mit 1800 Mitgliedern dem Zentral- verbände angehören. Nach einer zeitweise sehr erregten Debatte bc- schließt die Versammlung mit 39 gegen 9 Stimmen, sich dem Zentral- verbände der Stuckateure Deutschlands anzuschließen. Auf einen diesbezüglichen Antrag werden darauf die Kollegen P. Liebenau, Daschitt, H. Grünenberg. Röhr und L i p k e in die Liquidations« und Agilationskommission gewählt. Charlottcnbnrg. Am 5. Angnst fand hier im Lokale Bismarckshöhe die ordentliche vierteljährliche Generalversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins für Teltow-Beeskoiv-Storkow- Charlottenburg statt. Aus dem vom Kassirer Genossen Dörre erstatteten Bericht crgiebt sich eine Einnahme für das II. Quartal von 363,70 M., der eine Ausgabe von 368,45 M. gegenüber steht, so daß ein Defizit von 4,75 M. in das III. Quartal mit zu übernehmen ist.— Auf Antrag der Revisoren wird dem Kassirer Decharge erlheilt.— Hieran anschließend macht der Vorsitzende Genosse G ö r ck e bekannt, daß dem Wahlverein zur Zeit 306 Mit- glieder angehören, im verflossenen Vierteljahr schieden 7 Mit- glieder ans, während 30 Mitglieder neu hinzutraten.— Es erhielt nunmehr der Genosse F a b e r- Berlin zu seinem Vor- trage das Wort. Derselbe erledigle sich seiner Aufgabe zur vollständigen Zufriedenheit der Zuhörer. In eine Diskussion wurde nicht eingetreten. Zu Punkt 4, Wahl eines Ablheilungsführers für den neu errichteten 7. Bezirk, wurde nach einer kurzen Debatte der Genosse Meißner, Schlüterstraße 9, gewählt. Zu Punkt 5 bringt Genosse G ö r ck e nochmals den Besuch der Urania, welcher am Sonntag, den 19. September, vormittags 9 Uhr, stattfindet, in Er- innerung, und ersucht um rege Agitation hierzu. Die Billets werden in nächster Zeit erhältlich sein. Betreffs der Lese-Abende wurde beschlossen, dieselben vorläufig ausfallen zu lassen, und dem Vorstande anheimgegeben, zur gehörigen Zeit einen Antrag einzu- bringen, nach welchem dieselben wiederaufgenommen werden sollen. Nachdem der Vorsitzende noch ersucht hatte, die Listen der Genossen, welche sich zwecks der Kontrolle der Wählerlisten eingezeichnet haben, anfzubewahren, da dieselben zur weiteren Benutzung seitens des Vorstandes abgeholt werden sollen, wurde die Versammlung mit dem üblichen Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen. VepeMzen und letzke Mnchvichken. Dresden , 6. August. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Gesammlverkehr auf Strecke Roßwein— Hainichen— Niederwiesa am 5. d. M. wieder aufgenommen, während Wiederaufnahme auf der Linie Dresden — Bodenbach , Dresden — Freiberg zwischen Dresden und Tharandt und Freiberg — Chemnitz zwijchen Falkena« und Flöha am 8. d. M., Pirna— Berggießhübel zwischen Pirna und Nenndors am 9. d. M. erfolgen soll. Dagegen wurde auf der Linie Frciberg— Moldau zwischen Mulda und Nassau der Verkehr am 5. d. M. wieder eingestellt. Wilhelmshaven , 6. August. (B. H) Wegen eines bei der Probefahrt entdeckten Kesselschadens mußte daS Panzerschiff „Beowuls" sofort außer Dienst gestellt werden; es wird in der, Zwischenzeit wahrscheinlich durch„Heimsdall" ersetzt werden. Trieft, 6. August. (B. H. ) Der hiesige Magistrats hat einen viel kommentirten Schritt zu gunsten der streikenden Bäckergesellen gethan, indem er bei! den Eigenthümern der hiesigen Volksbäckerei für die Ueber- gäbe der letzteren an die streikenden Gesellen garantirte. Dieselben wollen eine Genossenschaft bilden und abwechselnd arbeiten. Der Magistrat molivirle den Schritt mit der Roth- wcndigkeit, für die Bevölkerung Sorge tragen zu müssen. Wien , 6. August. (W. T. B.) Die Donaudampfschiffe haben. den Verkehr zwischen Linz und Passau und Linz und Wien wieder aufgenommen, berühren die Zwischenstationen aber nicht. Madrid , 6. August. (W. T. B.) Ans Anlaß der Verpachtung des Oktroy herrscht große Erregung. Viele Läden sind geschlossen. Menschenhaufen durchziehen die Straßen und fordern taut die Schließung der noch geöffneten Geschäfte. An den Schlagbäumen kam es zu tumultarischen Szenen. Budapest , 6. August. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm in der allgemeinen Berathung die Strafprozeß-Vorlage an. Die Weiterberathung wird Montag fortgesetzt werden. In Be- antwortung einer Interpellation betreffend den Schnitter- ausstand gab Minister Daranyi eine Uebersicht der Maß- nahmen und der Thätigkeit der Staats- und Gemeinde- beamte», sowie des Landwirthschaftlichen Vereins, welche den ruhigen Verlauf der Ernte-Arbeilen sicherten. In Zukunft solle gegen die internationalen Agitatoren energisch vorgegangen werden. Die Regierung gedenke eine Arbeitsvermittelung in der Weise zu organisiren, daß in der Regel nur heimische Arbeiter in staat- lich unterstützten Unternehmungen verwendet werden sollen. Noch im Laufe des Jahres werde eine Vorlage über die Regelung der fliechtsverhältnisse zwischen den Arbeit- gebern und Arbeitern dem Hause zugehen. Der Finanzminister werde einen Gesetzentwurf vorlegen über die Organisirung von Kreditgenossenschaften, welche es den Arbeitern ermöglichen sollen, Kleinbesitz zu erwerben. Jnsgesammt seien 5717 Reserve-Arbeiter bei der Ernte in Anspruch genommen worden, 3926 Arbeiter ständen noch in der Reserve. Das Haus zollte dem Minister lebhasten Beifall. Briissel, 6. August. (B. H) Der Advokatenkongreß hat bc- schloffen, in Brüssel ein intcrnalionales Advokatenbureau unter dem Namen„permanenter Advolntenkongreß" zu entrichten. Der Zweck dieser Einrichtung soll der sein, allen Hilfe suchenden Advokaten moralisch und materiell beizustehen. Saloniki, 6. August. (B. H. ) Starke Truppenabtheilunge» mit Munition sind von hier per Bahn nach Nitrovitza abgesandt worden. London , 6. August. (B. H. ) Gestern herrschte in ganz Süd- England ein schweres Unwetter, durch welches öffentliche Gebäude und Verkehrswege stark gelitten haben. Nach den bisher aus den Provinzen eingelaufenen Nachrichten tödtete der Blitz 12 Personen. London , 6. August.<W. T. B.) Wie das„Renter'sche Bureau" aus Simla von heule meldet, nahmen einem amtlichen Telegramme aus Malakand zufolge, sänimtliche Stämme an dem Aufstände theil. Bei den Angriffen ans Malakand und auf das Fort Tschakdara hatten die Aufständischen 2700 Tobte sowie zahlreiche Verwundete. Die Ausständifchen sind sehr entmnthigt. Konstantinopel , 6. August. (W. T. B.) Heute ist eine Ab« theilung Taucher nach Volo abgegangen, um die von den Griechen versenkten Kanonen und sonstiges Kriegsmaterial zu heben. -ewortlicher Redakteur: Angnst Jacobey in Berlin . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Tb. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin . Hierzu 1 Beilage.
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