Für unsere KinderNr. 3 o o o o o o c> Beilage zur Gleichheit 0000000>908InhaltöverzeichniA: Ter Strom de« Leben«.>!>on Johann Golltried Herder.(Gedicht.)—Der Fischteich. Ein MSrchen von Fron) Henschel.— Der große Krebs im Mohriner See. vonAugust Kopisch.(Gedicht.)— Zwei Treibhaus pflanzen. von Hebe.(Forts.)— De« Kaisersneue Kleider. Märchen von Andersen.— Gänse-kantate. von Hoffmann». Fallersleben.(Gedicht.)Ver Strom öes Lebens.von Ssllsrled yrrd«.Fließe, des Lebens Strom. Du gehst in. Wellen vorüber,wo mit wechselnder t�oh' eine die anderebegräbt.Mühe folgt der Mühe; doch, kenn' ichsüßere FreudenAls besiegte Gefahr oder vollendete Müh'?Leben ist Lebens Lohn, Gefühl sein ewigerNampfpreis.Fließe, wogiger Strom! nirgend ein stehen der Sumpf!Der Fischteich.Ein Märchen von Franz Lenschel.In einem fernen Lande liegt ein großer Teich,der einst von zahlreichen Fischen aller Art be völkert war. Die meisten dieser Fische warenfriedlich gesinnt; sie führten ein ruhiges, beschau liche« Leben, begnügten sich mit der Nahrung,die ihnen die Natur bot, rind verwandten imübrigen ihre freie Zeil auf die sorgfältige Er ziehung ihrer kleinen Fischkinder. Nichts hättedie Lebensfreude dieser Fische gestört(dennMenschen, die ihnen mit Angel und Netz nach stellten, gab es in jener entlegenen Gegenddamals noch nicht), wenn nicht— die Hechtedagewesen wären. Ja, die bösen Hechte! Siewaren von den übrigen Fischen in jeder Be-i'ehung verschieden. So friedlich dies« waren,so gewalttätig und kriegerisch waren jene ge sinnt. In ihrem Frevelmut gingen sie sogarso weit, daß sie de» anderen, kleineren Fischennachstellten und so viele von ihnen fraßen, wiesie nur irgend bekommen konnten. Und dabei— und das war das Wunderbare an der Ge schichte— gab«S in dem Teich kaum einDutzend Hechte, während die Zahl der anderen,friedlichen Fische wohl ein paar Hunderl be trug! Aber was half ihnen ihre größere An zahl? Sie waren ja viel schwächer al« dieHechte, und so kam es, daß immer mehr vonihnen den Räubern zum Opfer fielen.Das erregte natürlich Erbitterung und Trauerunter den bedrohten Teichbewohnern. Demeinen wurde der Vater, dem anderen die Mutterentrissen, jener verlor seine Braut, dieser hatteden Verlust seiner geliebten Kinder zu beNagen.Niemand konnte mehr in Ruh« seiner Be schäftigung nachgehen, denn keiner wußte, obihn nicht im nächsten Augenblick solch gefräßigesRaubtier packen würde. Viel« waren allerdingsschon so abgestumpft gegen diese Gefahr, daßsie in ihr etwas Selbstverständliches, Unab änderliches erblickten. Aber einig«— und daswaren die Mutigsten und Tatkräftigsten derganzen Fischgesellschast— waren andererMeinung. Sie kamen heimlich zusammen undberieten über Maßregeln, durch die man sichvon den gewalttätigen Hechten befreien tonnte.Doch, 0 Jammer! AIS sie sich noch inmittenihrer Beratung befanden und ein Redner ge rade in den schärfsten Worten die Tyrannei derRaubtiere geißelte— da fuhren einige riesigeHechte, die ihnen heimlich nachgeschwommenwaren, in die erschrockene Versammlung undnahmen die Anwesenden gefangen.Nun wurde«in hochnotpeinlicher Prozeßgegen die Übeltäter angestrengt. Der Führerder Hechte beschuldigte sie, an einer geheimenVerbindung teilgenommen zu haben, die dengewaltsamen Umsturz der bestehenden Teich-versassung erstrebe; dadurch hätten sie sich desHochverrats schuldig gemacht. Der Tag derVerhandlung kam heran. Die armen Ange klagten verteidigten sich, so gut sie konnten.Sie behaupteten, sie seien nicht dazu da, vonden Hechten gefressen zu werden. Sie hättendas Recht, sich dagegen zu wehren. Aber dakamen sie schön an! Der Hecht, der die An klage verlrat, sragte höhnisch, was das dennfür ein Recht sei, in welchem Gesetzbuch dasstände. Natürlich konnten die armen Sünder