e
D
D
t,
3
t
3
t
t
Für unsere Kinder
Nr. 4ooooooo Beilage zur Gleichheit oooooo° 1908
-
Berner Alpen . Eine Hundegeschichte. Von J. B. Widmann. Meeresstrand. Von Theod. Storm. ( Gedicht.) Stiefel auf der Reise. Von Ernst
Juhaltsverzeichnis: Spruch. Aus Goethes| verzichtet, weil er Gefahren für Leib und Leben " Faust". Aus der Schule: Stadtmaus und mit sich bringt:„ Du bist keinen Augenblick Feldmaus. Von Brand. Herbsttage in den sicher," sagt die Feldmaus zu der Stadtmaus. Wie flug! Nicht wahr? Und wie bescheiden! Und warum will sie zurück in ihr winziges Feldlöchlein? Um sicher und frei" leben zu tönnen. Sicher und frei! Klingt das nicht wie Opferfreudigkeit? Lieber arm sein, aber frei! Ist die Feldmaus also nicht eine luge, bescheidene und opferfreudige Maus?
-
Almsloh. Zwei Treibhauspflanzen. Von Hebe. Die fleine Her.( Gedicht.)
( Schluß.)
-
Spruch.
Jetzt würde ich etwas darum geben, wenn
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan; ich wissen könnte, wer von euch meine letzte Und keinen Cag soll man verpassen,
Das mögliche soll der Entschluss
Beherzt sogleich beim Schopfe fassen;
Er will es dann nicht fahren lassen,
Und wirket weiter, weil er muss.
O O O
Aus der Schule. Stadtmaus und Feldmaus. Ihr werdet die kleine Fabel von den beiden Mäusen sicher kennen, denn sie steht in fast allen Schullesebüchern. Eine Feldmaus wird von einer Stadtmaus eingeladen, ihre Armut zu verlassen und in die Stadt zu ziehen; dort sei Überfluß an allen schönen Dingen. Die Feldmaus folgt der Einladung. Als sie aber bei dem ersten Besuch der Speisekammer in Lebensgefahr gerät, verzichtet sie freiwillig auf den Überfluß und kehrt in ihre Armut zurück. Beim Abschied spricht sie zu der Stadtmaus die Worte: Bleibe du eine reiche Stadtmaus und friß Würste und Spect; ich will ein armes Feldmäuschen bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor den Fallen; ich aber bin daheim sicher und frei in meinem winzigen Feldlöchlein."
Wenn man das liest, dann klingt es, als ob nichts dagegen einzuwenden sei; und ihr seid höchstwahrscheinlich fest überzeugt, daß die Feldmaus durchaus im Rechte ist mit ihren Worten und mit ihrer Handlungsweise.
Laßt mich einmal versuchen, ob ich eure Meinung errate. Ihr denkt wahrscheinlich so: Wie verständig ist es von der Feldmaus, daß sie freiwillig auf die Genüsse des Reichtums
Frage mit" Ja" beantwortet. Dem würde ich ins Gesicht sagen: Mein Freund, du hast in diesem Falle deinen lieben Menschenverstand nicht so zu Rate gezogen, wie man es eigentlich von dir erwarten darf. Nun höre also meine Meinung: Nein! Die Feldmaus ist nicht flug und nicht opferfreudig, sondern nur demütig und dumm. Ja, sie ist die dümmste aller Feldmäuse, die nicht einmal weiß, daß einer Feldmaus zehnmal mehr Gefahren drohen als einer Stadtmaus. Die Stadtmaus muß sich vor Fallen und Katzen hüten; das muß die Feldmaus auch; aber außerdem hat sie noch viele andere Feinde: Füchse, Dachse, Marder, Wiesel, Maulwürfe, Bussarde, Falken, Raben, Krähen, Störche und manche anderen Tiere, sie alle stellen den Feldmäufen nach; hinzu kommen überschwemmungen und harter Frost, wodurch Hunderttausende von Feldmäusen alljährlich vertilgt werden.
Und das nennt die Feldmaus sicher und frei"! Das kommt mir gerade so vor, als wenn ein Gefangener sich seiner Fesseln rühmte. Ist das flug? Wäre die Feldmaus wirklich eine kluge Maus, dann hätte sie sofort einsehen müssen, daß sie sich gegen die wenigen Gefahren, die einer Stadtmaus drohen, viel leichter schützen fonnte, als gegen das Heer von Feinden, mit denen sie selber umgeben ist. Auch mit der Opferfreudigkeit ist es nichts; denn die Freiheit, für die das Opfer gelten sollte, ist ja gar nicht vorhanden. Was bleibt also übrig? Eine einfältige Maus, von der man sagen muß: Sie hätte ihr elendes Leben mit einem besseren vertauschen können; aber sie war- zu dumm dazu.
Aber ein Ruhm bleibt ihr doch: Sie ist be
scheiden. Wahrhaftig! So bescheiden ist sie, daß sie nichts Besseres will, als ihr lebelang