Für unsere Kinder
Nr. 5ooooooo Beilage zur Gleichheit oooo ooo 1909
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Inhaltsverzeichnis: Ein Lied aus alter und Nur die Menschen konnte sie nicht so recht neuer Zeit. Von Emanuel Geibel. ( Gedicht.) leiden. Dann und wann kamen ja liebe, Die Kiefer. Bon Fr. Pritschow. Spiele der muntere Kinder, die sangen mit den Vögeln Tiere. I. Bon ed. Alte Geschichten. Von um die Wette, sprangen und tanzten um die Friedrich Wilhelm Weber. ( Gedicht.) Die Bäume und versteckten sich hinter den SträuBamsen. Von Robert Grötzsch . Wind! II. Von B. D. Die Geschichte von Karr und Grau- chern. Sie scheuchten das Eichhörnchen aus fell. Bon Selma Lagerlöf. ( Schluß.)- Staro. seinem Neste und freuten sich über seine lustigen Von Emma Dölz.( Gedicht.) Sprünge, fie liefen den Schmetterlingen nach furz, sie waren so recht nach dem Herzen der Kiefer. Oft sah diese auch Leute, die keinen
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Ein Lied aus alter und neuer Zeit. Sinn für die Schönheiten des Waldes hatten
Sieh, das ist es, was auf Erden Jung dich hält zu jeder Frist: Dass du ewig bleibst im Werden, Wie die Welt im Wandeln ist. Was dich rührt im Herzensgrunde, Einmal kommt's und nimmer so; Drum ergreife kühn die Stunde, Heute weine, heut sei froh!
Frei dich wandelnd und entfaltend, Wie die Lilie wächst im Feld, Wachse fort und nie veraltend Blüht und klingt für dich die Welt.
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Die Kiefer.
Eine alte Kiefer steht abseits von ihren Schwestern an einem Gartenhaus und bewegt traurig ihre Zweige.
Sie hatte einst bessere Zeiten gesehen. Da stand sie mitten im Walde zwischen anderen Kiefern, einzelnen Eichen, Buchen, Birken und Sträuchern, freute sich mit ihnen ihres Lebens und streckte der Sonne ihre Zweige entgegen. Der Wald war der gastliche Aufenthalt allerlei Getiers: Würmer, Käfer, Spinnen, Schmetterlinge, Raupen, Vögel, Hasen, Eichhörnchen und viele andere ließen sich von den Gräsern, Blumen, Sträuchern und Bäumen des Waldes ihre Nahrung reichen. Und auch die Kiefer bot ihnen, was sie hatte, und ließ sich von ihren Gästen viel gefallen. Sie freute sich, wenn es ihnen schmeckte, und wenn sie sich sicher bei ihr fühlten.
und über allerlei dummes Zeug redeten. Das verdroß die Kiefer und sie hüllte sich vor solchen Besuchern in verächtliches Schweigen. Doch recht zornig rauschte sie mit ihren Zweigen, wenn Menschen mit Beil und Säge kamen und viele von ihren Kameraden umschlugen. Manchmal sahen sie auch nach der Kiefer hinüber, die wurde dann ganz still.
So war es gekommen, daß ein Baum nach dem anderen verschwunden war, und daß die Kiefer endlich fast ganz allein stand. Die Menschen hatten ihre Häuser zwischen den Bäumen gebaut und immer mehr davon wegschlagen lassen. Nur in den Gärten waren einige schöne Bäume und Sträucher stehen geblieben, darunter auch die Riefer.
Kein Eichhörnchen kam mehr zu ihr, und die Eichelhäher tummelten sich nicht länger in ihren Zweigen und flogen nicht mehr krächzend über sie hinweg. Nur Kleinere Vögelchen in grauen und bunten Kleidern blieben da. Sie fanden reichlich ihre Nahrung und sangen in den Zweigen der Kiefer ihr Liedchen. Wenn sie tamen, wetten sie ihren Schnabel an den Asten der Kiefer, hatten sie doch Beeren genascht. Dabei bekam dann wohl die Rinde der Kiefer einen kleinen Riß, in dem ein Samenkörnchen haften blieb, das noch am Schnabel eines Vögelchen geklebt hatte. Das Samentörnchen trieb Kleine Wurzeln und grüne Blätter und nährte sich vom Lebenssaft der Kiefer. Nach vielen Jahren war aus den höchsten Zweigen der Kiefer ein ganzer Busch von grünen Zweigen gewachsen. Es war ein Mistelbusch. Er trug auch wieder Beeren, und die Vögel naschten davon. Nun sah es ganz so aus, als ob die Riefer ein graues Haupt bekommen hätte, denn hoch oben hatte sie ihre Nadeln verloren, weil der Mistelbusch den Asten die Nahrung entzog.