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Für unsere Mütter und Hausfrauen

nährungsschwierigkeiten zu erklären, sie ist ein Zeichen einge tretener Rüdentwicklung infolge Mangels einer sozialen Fürsorge. Die sogenannten menschenähnlichen Affen sind von der geraden, aufsteigenden Linie der Entwicklung abgewichen, denn diese Linie Tag in der Richtung immer stärkerer Organisation. Sie sind auf einen Nebenweg, in eine Sackgasse geraten, wo nur noch eine be­schränkte Entwicklungsmöglichkeit vorhanden ist. Es trifft das infolge der körperlichen Organisation ebenfalls für die Huftiere, Wiederkäuer usw. zu. Der Affe konnte sich von den warmen Wäldern nicht losreißen. Der Mensch tat dies, er verließ sowohl Wald wie Wärme. Die ganze Erde war nun sein, und er hatte beshalb auch nicht nötig, sich in egoistische Einzelfamilien zu zer­splittern. Wo die Nahrung knapp wurde, brauchte die Horde nicht mehr auseinanderzugehen. Die soziale Organisation, die nicht vom Willen des einzelnen bewußt geschaffen wurde, die sich viel­mehr unter dem Drucke der Umstände, aus Zweckmäßigkeits­gründen gebildet hatte, half durch gemeinsame Arbeit die Schwie­rigkeiten überwinden und damit die Gemeinschaft weiter kräftigen. Nicht alle Menschengruppen werden auf allen Stufen der Kultur auch allen Schwierigkeiten der Lebensfürsorge gewachsen gewesen sein. Trat dieser Fall ein, so haben sie sich wie die großen Affen­arten auch wieder in kleinere Gruppen und Einzelpaare zer­splittert. Wenn diese nicht bald wieder in bessere Verhältnisse kamen, die Gemeinsamkeit ermöglichten, so mußten sie nach und nach im Kampfe mit Natur und besser organisierten Feinden zu­grunde gehen, oder ihre Nachkommen führen heute noch ein arm­seliges Leben. Besonders in Amerika   hat sich in geschichtlicher Zeit in größerem Umfang gezeigt, daß die Zersplitterung der Menschen und der Mangel an sozialer Organisation zu rückläufiger Ent­wicklung führt. Auf den Gebirgen von Mittelamerika   und bis tief nach Südamerika   hinunter lebten zur Zeit der Entdeckung des Erdteils durch die Europäer hochorganisierte Bölfer. Die Europäer zerstörten ihre sozialen Organisationen. Als nach längerer Zeit der schwere Drud aufhörte, waren die Menschen angesichts der veränderten Verhältnisse zur Schaffung einer neuen Organisation nicht mehr fähig. Sie zerfielen in kleine Stämme und sind wieder Halb- und Ganzwilde geworden, die langsam aussterben. In Nord­ amerika   ist schon vor dem Eindringen der Europäer ein höher­stehendes Volt ausgestorben, das allerlei interessante Bauten hinterlassen hat. Die Einwanderer trafen nur Unzivilisierte an, wo heute die Archäologen die Neste einer anerkennenswerten Halb­kultur aus dem Boden graben. Diese Kultur hatte nur durch eine zusammenfassende Organisation entstehen können, die auf dieser Stufe allein bei Kommunismus möglich ist. Sie ist wahrscheinlich untergegangen, weil auf dem erreichten Höhepunkt das Volk sich in egoistische Einzelfamilien oder Klassen auflöſte. Der nämliche Grund arbeitet heute an dem Untergang vieler Negerstämme, weil er sie wie der Natur so dem Europäer gegenüber ohnmächtig macht. Es widerspricht dem Gesagten nicht, daß die sogenannte indo­europäische und auch manche andere frühere Kultur entstanden ist, obgleich bei den in Frage kommenden Völkerschaften die Einzel­familie besteht. Denn die erste größere weiterreichende Organi­sation der Menschheit, die der Großfamilie mag man sie Gens oder anders benennen ist bei allen Kulturvölkern erhalten geblieben. Und nicht nur das, sondern als ihre Zeit vorbei war, ist sie als zusammenfassende organisierende Herrschaft durch den Feudalismus weitergebildet worden. Denn der Seigneur( der Herr), der Kmet   ist der Senior, der Alte. In der Einzelfamilie, die innerhalb des Gens, besibend und herrschend, adlig geworden war, hat er sich in wirklicher Ältestenfolge zum autokra­tischen Herrscher emporgeschwungen. Später erst beruhte die Herr­schaft auf der Erstgeburtsnachfolge. Voraussetzung für das Auf­kommen des ältesten als Herr in der Gemeinschaft war, daß er die Arbeit fruchtbringender organisierte. In der Hauptsache zu seinem Nutzen aber dennoch gleichzeitig nicht zum Schaden der Gesamtorganisation. Diese Herrschaft war einst weniger drückend als heute die des pommerischen Landjunkers, weil jeder fühlte, daß sie auf einer Stufe geringer Entwicklung und Disziplinierung notwendig war, um zu höherer Kultur zu gelangen. An dem Hörigkeitsverhältnis, in das die große Masse gefallen war, wurde außerdem manches gemildert durch die Blutsverwandtschaft des Armsten mit dem Höchsten wie durch die soziale Verpflichtung des letzteren zur Fürsorge für die Gesamtheit.

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Die Forschung hat das Bestehen von Großfamilien, die noch nicht durch Befiz- und Herrschaftsverhältnisse zerklüftet sind, in den verschiedensten Entwicklungsstadien in aller Welt nachge= wiesen. Bei den südeuropäischen Slawen besteht sie noch ver­einzelt, wird aber hier durch die Berührung mit der heutigen tapitalistischen und Geldwirtschaft schnell dem Verfall entgegen­

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geführt. Die Großfamilie löst sich in Einzelfamilien auf, was die Verteilung des Gesamtvermögens an diese in sich begreift. Schlim­mer entwidelten sich die Dinge dort, wo im eigenen oder fremden eroberten Lande neuer Adel künstlich geschaffen und für Kriegs­und Fürstendienste mit stamm- und blutsfremder Bevölkerung be­lehnt wurde. Da schwand jede Rücksicht. Der neue Regent herrschte meist über mehrere, nun als Dörfer organisierte Gentes und steckte mehr den Herrn als den sorgenden Vater heraus. Er war nur durch seinen Egoismus mit dem Ganzen verbunden und ließ sich die Fürsorge für die Gesamtheit nicht allzu angelegen sein.

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In der Entwicklung Europas   ist der Feudalismus im allge­meinen dem Kapitalismus gewichen, und dieser hat den bis dahin noch vorhandenen Zusammenhang der Adels- und Großfamilie bollends aufgelöst, der freilich aus Wohltat zur reinen Plage ge­worden war. Die Mehrzahl der unterdrückte Familienelemente sind nun zu gänzlich freien Einzelfamilien geworden. Dadurch wurde aber ein Kampf aller gegen alle neu entfacht, den die Menschheit in ältester Zeit bereits ebenso überwunden hatte wie das höhere Tier, das nur noch den Kampf von Art gegen Art fennt. Wohl war im Zusammenhang mit der ganzen Entwicklung ein neues Gebilde entstanden der Staat. Er übernahm die Ge­samtfürsorge und mußte die allerschlimmsten Auswüchse des Egois­mus der Besizenden im eigensten Interesse bekämpfen. Jedoch dieser Staat war immer nur ein Staat der Besitzenden unter sich, ein Staat der herrschenden Klaffen. Zwar hat die Bureaukratie, die ihn bildete, stüßte und vorstellte, auch dem Einzelegoismus entgegengesetzte Interessen. Allein in ihren Gesamtinteressen: Klassenherrschaft und Ausbeutung der Arbeitenden, geht sie mit allen Besitzenden zusammen. Daher die Zwiespältigkeit des Staates, sein ewiges Wanken und Schwanken, das er für einen Ausgleich der Interessen" ausgibt. Daher die Tatsache, die schon seit den Zeiten der römischen Republik   immer wieder und sehr genau zu beobachten ist: der Staat gibt Gesetze zum Schuße der Schwachen", der allzu schwer Benachteiligten, drückt aber dann stets beide Augen fest zu, wenn diese Geseze von den Herrschenden nicht beachtet werden. Auf der einen Seite möchte er die nährende Herde nicht ganz zugrunde richten lassen, auf der anderen jedoch seinen auf Ausbeutung erpichten Stüßen" nicht allzu nahe treten. Wo er nicht den Mut hat, sich als einfache Gewaltherrschaft zu geben, ist der Staat ein unglückliches Zwittergebilde.

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Dieses Schwanken kann nur unter einer Bedingung aufhören. Ter Staat muß als Ausbeutungsgemeinschaft einer beschränkten Anzahl besibender Einzelfamilien verschwinden und einer demo­fratischen Organisation des Gesamtvolkes Platz machen. Eine solche Organisation aber kann heute nur eine sozialistisch- kom­munistische sein. Sie wird sich von der alten kommunistischen   Or­ganisation zwar in allen Einzelheiten unterscheiden, ihr aber in dem Grundgedanken gleichen. Dieser Grundgedanke ist, daß das gesamte Produktions- und Betätigungsfeld allen Gliedern der Ge­sellschaft ohne Unterschied zu eigen gehört, daß einer für alle und die Gesamtheit für jeden einzelnen eintritt. Wohl ist es möglich, daß dann einige haarfeine, glasspröde Spitzen der heutigen Kultur zerbrechen, daß gewisse überfeinerungen und Auswüchse dieser Kultur flöten gehen. Aber kein Vernünftiger wird sie vermissen. Die heutige egoistische Einzelfamilie als wirtschaftliche Einheit muß sich mit dieser Entwicklung auflösen, als sittliche Einheit kann die Familie nun erst recht leben und sich entwickeln. Keine Macht der Welt kann auf die Dauer etwas erhalten, hinter dem keine wirtschaftliche Notwendigkeit mehr steht, und die wirtschaftliche Notwendigkeit schafft auch, wenn die Einzelfamilie wieder fällt, dem menschlichen Dasein einen höheren Gehalt.

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Für die Hausfrau.

Praktisches und einfaches Kinderkleid. Mit der geringsten Zuschneide- und Herstellungskunst kann die Mutter das sogenannte Hemdenkleid für Kinder herstellen, das auch als Herrgottsfittel oder Idealkleid bekannt ist. Und dieses Kleid ist obendrein ebenso zweckmäßig wie schön. Es erfordert wenig Stoff, ist also leicht zu tragen, beengt das Kind nicht, beeinträchtigt keine seiner Bewegungen; es läßt sich ohne große Mühe reinigen, waschen und bügeln; es paẞt sich gefällig den anmutigen Linien des kindlichen Körpers an, hat einen entsprechenden Faltenwurf und kann mit schönen Handstickereien, Börtchen usw. verziert werden. Zum Kleid für ein Mädchen von 5 bis 7 Jahren braucht man 2 Meter Wollstoff, dabei ist ein recht breiter Einschlagfaum zur späteren Verlängerung mitgerechnet, die in diesem Alter ja stets ins Auge gefaßt werden muß. Der Stoff wird in seiner Breite doppelt zusammengelegt, und seine Bruchkante