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Für unsere Mütter und Hausfrauen
Halb offen lächelt unter ihnen klar Und blau sein Aug' er träumet wohl- und doch Von was? Von Eden? Träume nur davon,
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Ach mein enterbtes Kind! ein Traum ist's nur, Denn nimmermehr wirst du, noch deine Söhne An dem verbotnen Ort der Freude wandeln. Adah: Nein, lieber Rain, hauch' über unsren Sohn Solch leidvoll Sehnen nicht nach dem Vergangnen! Warum willst stets ums Paradies du trauern? Und können wir kein andres schaffen? Rain:
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Wo?
Adah: Hier wo du willst wo du bist fühl ich den Verlust des vielbeklagten Eden nicht.
Hab' ich nicht dich, den Sohn, den Vater, Bruder, Und Zillah, unsre Schwester, und die Mutter, Der wir nebst der Geburt so vieles danken? Kain: JaAdah: Kain
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für den Tod find wir ihr auch verpflichtet. jener stolze Geist, der dich entführte, Hat dich noch düsterer gestimmt; ich dachte, Die Wunder, die du dort gesehn Gesichte, So sagst du, jeziger und vergangner Welten Sie hätten deinem Geist verliehn die Ruhe Befriedigter Erkenntnis; aber ach,
Der Führer, seh' ich, tat dir Böses; dennoch Kann ich ihm danken und verzeihn, da er So bald dich uns zurückgab.
Rain:
Adah:
Bald?
Kaum sind es
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Zwei Stunden, daß ihr schiedet- wohl zwei lange Für mich, doch nur zwei Stunden nach der Sonne. Rain: Und nah' der Sonne war ich doch- und Welten, Auf die sie früher schien und nimmer scheint Und die sie nie erhellte, sah ich; Dacht' ich inzwischen hingerollt. Adah:
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Jahre
Kaum Stunden.
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Kain: Der Geist kann also auch die Zeit umfassen, Nach dem sie messend, was er sieht, ob's freundlich, Ob's schmerzlich, klein ist oder groß. Die ewigen Werke schrankenloser Wesen,
Ich sah
Zerstörte, wie verlöschte Welten und Mich dünkte, als die Ewigkeit ich schaute, Es sei von ihrer Unermeßlichkeit
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Ein Tropfen auf mich fommen; doch ich fühle. Jetzt wieder meine Kleinheit und der Geist Sprach wahr, daß nichts ich sei. Adah:
Jehova sprach es nicht.
Rain:
Nein
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Warum denn sprach er's?
ihm genügt's Uns zu dem Nichts zu machen, das wir sind. Erst schmeichelt er mit einem Blick auf Eden Und die Unsterblichkeit dem Staub, und löst In Staub ihn wieder dann warum? Adah:
Für unsrer Eltern Sünde.
Rain:
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Du weißt's
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Doch was kehrt
Sie uns! Sie fündigten und müssen sterben! Adah: Du sprichst nicht recht noch ist es dein Gedanke- Ihn gab der Geist dir ein, der bei dir war; Könnt' ich für sie doch sterben, daß sie lebten! Kain: Dies dent' ich auch, sofern ein Opfer ihn,
Der stets nach Leben dürstet, sättigte,
Und unser kleiner, süßer Schläfer hier
Nicht Tod und Erdensorgen schmeckte, noch
Auf die, die ihm entstammen, sie vererbte.
Adah: Wer weiß, ob nicht durch solche Sühnung unser Geschlecht erlöst noch wird.
Rain:
Indem, wer schuldlos,
Geopfert für den Schuld'gen wird? Und Sühne Nennst du's? Unschuldig sind wir weshalb sollten
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Die Opfer wir für eine Tat vor unsrer
Geburt jetzt werden? oder Opfer brauchen,
Bu büßen jene Sünde ohne Namen,
Wenn's Sünde je, zu streben nach Erkenntnis?
Adah: Ach, Kain, jezt fündigst du; denn gottlos flingen
Mir deine Worte.
Kain:
Dann verlaß mich.
Ada:
Niemals,
Verläßt dich auch dein Gott.
Rain:
Doch was ist hier?
Adah: Dein Bruder Abel machte zwei Altäre, Dieweil du fern, hier unsrem Gott zu opfern Bei deiner Rückkehr.
Rain:
Doch wie wußt' er, daß Ich so bereit sein werde zu dem Opfer, Das er mit glatter Miene, deren Demut Mehr niedre Furcht als wirkliche Verehrung Verrät, dem Schöpfer als Beste chung darbringt? Adah: Er tat gewiß doch recht. Rain: Ein Altar reicht Schon hin ich habe nichts zu opfern hier. Adah: Der Erde Früchte und die frischen Knospen Und Blüten und des Tales Blumen sind Dem Herrn ein wohlgefällig Opfer stets, Wird's reuigen und frommen Sinn's gebracht. Rain: Jch mühte mich und schwitzte in der Sonne Dem Fluch gemäß ist dies noch nicht genug? Warum soll ich noch fromm sein? Weil ich kämpfen Mit allen Elementen muß, bis sie Mein Brot mir geben? Und wofür denn dankbar? Weil Staub ich bin und in dem Staub ich krieche, Bis ich dem Staub verfalle? Bin ich nichts, Soll ich für nichts ein Heuchler sein, zufrieden Mit meinen Leiden scheinend?- Warum reuig? Des Vaters Sünde ist bereits gefühnt
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Durch das, was wir erduldet, und sie wird Mehr als gefühnt noch werden durch die Leiden Dereinst, die unfrem Samen prophezeit. Wie wenig ahnet unser Kleiner Schläfer, Daß er den Keim zu ewigem Elend für Myriaden in fich trage? Besser wär' es, Ihn weckend an dem Fels ihn zu zerschmettern, Als leben ihn zu lassen, um
Adah:
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Gott Berühre nicht mein Kind dein Kind, o Rain! Kain: Sei unbesorgt! Nicht um die Macht, die all Die Sterne lenkt, würd' ich mit rauherm Gruß Als eines Vaters Auß mein Kind erwecken. Adah: Warum ist dann dein Wort so graus? Kain:
Er stürbe besser jetzt, als daß er Leben Dem Gram all gebe, den er selber dulden Und einst vererben muß; doch da dies Wort Dich hart berührt, so laß uns einzig fagen Es wäre besser, wär' er nie geboren.
Nr. 20
Ich sagte,
Adah: O sag' es nicht! Wo wären dann die Freuden Der Mutter, zu bewachen und zu stillen
Und lieben ihn?- Still-
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er erwacht mein Enoch! ( Geht zum Kind.)
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O Kain blick' her o sieh, wie voll des Lebens, Der Kraft, der Schönheit und der Freude und Wie ähnlich mir und dir er, wenn du freundlich, Denn ähnlich sind wir dann uns alle, Mutter Und Sohn und Vater unsre Züge spiegeln Sich ineinander, nicht wahr Kain? Und wie Im flaren Quell gespiegelt, find sie freundlich, Wenn du es bist; drum liebe uns und liebe Dich selbst um unsrer willen, wie wir dich. Sieh wie er lächelnd seine Ärmchen ausstreckt
Und auf zu dir die blauen Augen schlägt,
Den Vater grüßend,
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wie die kleinen Glieder
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Vor Freude beben! Rede nicht von Leid: Die kinderlosen Engel könnten dich Beneiden um dein Vaterglück- o segne Das Kind mit Worten kann es zwar nicht danken, Doch wird sein Herz es und das deine. Kain:
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Sei Gesegnet, kann dich eines Menschen Segen Vom Fluch der Schlange retten.
Adah:
D- er wird's. Gewiß kann eines Vaters Segen auch Der List der Schlange wehren.
Rain:
Doch segn' ich ihn.
Dies bezweifl' ich.
Berantwortlich für die Redaktion: Frau- Klara Bettin( Bundel), Wilhelmshobe,