Nr. 15
Für unsere Mütter und Hausfrauen
Glas kalten oder heißen Wassers ein erquickendes, durststillendes Getränk. Der Alkohol, der zum ersten Ansetzen der Essenz verwendet wird, kann bei der nachfolgenden starken Verdünnung keinerlei schädliche Wirkungen mehr ausüben.
Apfelsinenessenz 2. Diese ist ganz alkoholfrei. Die dünn abgeschälte gelbe Schale von 15 Apfelfinen und ein bis zwei Bitronen wird nach und nach gesammelt und stark eingezuckert aufgehoben. Dann kocht man drei bis vier Pfund Zuder mit 30 bis 40 Gramm fristallisierter Zitronensäure( aus der Drogenhandlung) in einem Liter Wasser auf und gießt dies über die Schalen. Acht Tage lang wird die Masse täglich einmal umgerührt. Nach dieser Frist seiht man die Flüssigkeit ab und füllt sie in gereinigte Flaschen. Die weitere Verwendung ist wie vorher.
Apfelsinenessig. Das Gelbe von 12 bis 15 Apfelsinen wird nach und nach in Flaschen oder Einmachgläser gefüllt und mit einem Liter Weinessig übergossen aufgehoben. Man läßt die Masse einige Wochen möglichst an der Sonne stehen, seiht sie ab und füllt sie auf Flaschen. Auch hiervon läßt sich eine billige Limonade bereiten. Die nach dem Abseihen zurückbleibenden Schalen enthalten noch so viel Aroma, daß man sie kleingeschnitten unter Apfelsinenmarmelade vorteilhaft verwerten kann, die man rein oder mit Äpfeln oder Mohrrüben gemischt herstellt. Auf daß nichts umtomme, hebe man auch die weißen pelzigen Teile der frischen Schale auf, trodne fie hart und benutze sie als Feueranzünder.
Notizen.
M. Kt.
Geburtenzahl und Kindersterblichkeit bei oberschlesischen Walzwerkarbeitern. Als 153. Band der Schriften des Vereins für Sozialpolitik( Untersuchungen über Auslese und Anpassung der Arbeiter in den verschiedenen Zweigen der Großindustrie) sind zwei Arbeiten vereinigt worden, die sich mit der Erfurter Schuhindustrie und mit der oberschlesischen Eisenindustrie beschäftigen. Der Gewerbeinspektor Dr. Sh= rup- Gleiwitz untersucht die soziale Lage der seßhaften Arbeiterschaft eines Walzwerkes, wobei auch deren Familienverhältnisse gewürdigt werden. Bekannt ist die Fruchtbarkeit der oberschlesischen Arbeiterehen. Von den Ehen, die 243 verheiratete oder verwitwete Arbeiter des untersuchten Werkes eingegangen waren, find 7 unfruchtbar geblieben und eine kinderlos, weil das geborene Kind kurz nach der Geburt gestorben ist. Die übrigen 236 Hüttenarbeiter hatten zusammen 1992 Kinder, so daß im Durchschnitt auf jede Familie 8,4 eheliche Kinder kamen. Die Kinder( lebend oder gestorben) verteilten sich wie folgt auf die einzelnen Familien: 1 Kind hatten 4 Arbeiter, je 2 Kinder 5 Arbeiter, 3 Kinder 8 Arbeiter, 4 Kinder 14 Arbeiter, 5 Kinder 20 Arbeiter, 6 Kinder gleichfalls 20 Arbeiter, je 7 Kinder 24 Arbeiter, 8 Kinder 26 Arbeiter, 9 Kinder 24 Arbeiter, 10 Kinder 31 Arbeiter, 11 Kinder 14 Arbeiter, 12 Kinder 18 Arbeiter, 13 Kinder 12 Arbeiter, 14 Rinder 8 Arbeiter, 15 Kinder 1 Arbeiter, 16 Kinder 3 Arbeiter, 18 Kinder 2 Arbeiter, 19 und 20 Kinder je 1 Arbeiter. Der Hüttenmann mit 20 Kindern war dreimal verheiratet, der mit 19 Kindern zweimal. Es heißt, die große Fruchtbarkeit sei darauf zurückzuführen, daß bei den Heiraten dieser Hüttenarbeiter die Wahl der Frau vielfach nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten" erfolge, sondern daß zumeist die Geschlechtstüchtigkeit" ausschlaggebend sei. Anderseits sei zu beachten, daß eine absichtliche Beschränkung der Kinderzahl nach ärztlichen Aussagen unter der fraglichen Bevölkerung" bis vor wenigen Jahren unbekannt gewesen sei.
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Wurden viele Kinder geboren, so starben jedoch auch wieder viele. Dr. Syrup erklärt, wenn die unter den Hüttenarbeitern beobachtete Ehehäufigkeit und Fruchtbarkeit vom Standpunkt der Bevölke= rungspolitik mit Freuden zu begrüßen sei, so ergäben sich doch„ bedentliche Feststellungen", sobald ermittelt werde, wieviel von den geborenen Kindern am Leben geblieben. Von den 1992 lebend ge= borenen Kindern waren noch 1274 am Leben. Jm allgemeinen wurde festgestellt, daß die meisten Kinder im Säuglingsalter und ein weiterer großer Teil im vorschulpflichtigen Alter gestorben waren. Sterbefälle im schulpflichtigen und nachschulpflichtigen Alter wurden in geringer Zahl verzeichnet. Der Gewerbeinspektor nimmt an, daß von je drei geborenen Kindern nur etwa zwei ins Alter der eigenen Erwerbsfähigkeit gelangen. Von 236 Familien konnten nur 28 alle geborenen Kinder großziehen, während bei 60 Familien die Hälfte oder mehr als die Hälfte der geborenen Kinder gestorben sind. Von 15 und 16 Kindern sind nur 4, von 7 und 8 Kindern nur 2 am Leben geblieben!
Diese Ziffern weisen eindringlichst darauf hin, wie wichtig es ist, die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der verschiedenen Arbeiter
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fategorien recht gründlich zu untersuchen und die praktischen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Nämlich die Lebens- und Arbeitsbedingungen so zu gestalten, daß gesunde Eltern gesunde Nachkommen zeugen und unter gefunden Umständen für Leib und Seele großziehen.
h.
Seinen neuen Kursus zur Ausbildung von Hortnerinnen und zur Fortbildung von Hortleiterinnen beginnt das Sozialpädagogische Seminar des Vereins Jugendheim, Char lottenburg , Goethestraße 22, am 3. April dieses Jahres. Der Hortnerinnenkursus dauert anderthalb Jahre und schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. Die Anstalt hat sich entschlossen, einen besonderen Kursus für die Ausbildung zur übernahme von Stellen in der offenen und beratenden Kinder fürsorge einzurichten. Durch die Kriegszeit hat fich in immer stärkerem Maße ein Mangel an geschulten Kräften zur Übernahme von solchen Stellen herausgestellt. In Stadt- und Landkreisen fehlt es an Persönlichkeiten, die geeignet sind, die allgemeine Kinderfürsorge zu übernehmen und als Vertrauensperson den einzelnen Familien Rat und Auskunft in der Pflege und Erziehung ihrer Kinder zu geben; es fehlt an Persönlichkeiten, die durch tatkräftiges Eingreifen imstande sind, Abhilfe etwaiger Mißstände herbeizuführen, indem sie zu diesem Zwecke schon vorhandene Anstalten der Kinderfürsorge durch rationelle Ausnutzung in eingehendstem Maße dienstbar machen, oder wo es nötig erscheint, neue Einrichtungen ins Leben rufen und so in Verbindung mit Schule, Kirche und Behörden eine Vereinheitlichung der gesamten Jugendfürsorge bewirken.
Dieser neue Kursus dauert anderthalb Jahre. Die Ausbildung besteht im ersten Halbjahr in praktischer Schulung in Säuglingsund Kinderpflege und Hauswirtschaft; im zweiten und dritten Halbjahr in theoretischer und technischer Unterweisung und in Mitarbeit in der offenen Fürsorge. Der neue Kursus der allgemeinen Sprengelschen Frauenschule, die dem Jugendheim angegliedert ist, beginnt nach den Osterferien am 26. April.
Ferienwanderungen für Arbeiterkinder in Chemnik. Vor einigen Jahren wurde in Chemnitz eine Ferienwanderkommiffion der Genoffinnen mit der Aufgabe gegründet, die Arbeiterkinder spazieren zu führen. Dieser Ausschuß hat auch während des Krieges versucht, seiner Arbeit gerecht zu werden. Freilich in anderem Maße. Während in Friedenszeiten allwöchentlich zwei große Wanderungen gemacht wurden, mußten wir uns in der schweren Zeit mit einer Tagespartie zufrieden geben. Die Brotrationen waren zu knapp bemessen, als daß die Kinder sich zwei Tage in der Woche davon hätten nähren können, obwohl die Kommission sie mit warmer Mittagssuppe und Nachmittagskaffee bewirtete. Freilich war auch der Kassenbestand im Gegensatz zur Friedenszeit gering. Immer hin haben wir 1000 Mahlzeiten geben können. Wenn die Zahl auch nicht groß ist, so legt sie doch Zeugnis davon ab, daß die Genofsinnen versucht haben, den Kindern eine Freude zu bereiten. Aber auch die Spielnachmittage nach den Ferien waren gut besucht und erfreuten sich allgemeiner Beliebtheit. An Stelle der geplanten Rodelpartie, die wegen Schneemangel ausfallen mußte, fand im Volkshaus eine Winterunterhaltung statt. Ein wahrer Festtag für die 400 Kinder, die daran teilnahmen. Es wurden fleine Theaterstücke aufgeführt, gesungen, Rätsel geraten, von flein und groß vorgetragen und herzlich gelacht. Zum Schluß hatte Knecht Ruprecht noch mancherlei überraschungen, die nur das Schlimme hatten, zu wenig zu sein. Den Bezirksführerinnen sowie all den Genoffinnen, die keine Mühe und Arbeit scheuten, um sich der Kinder anzunehmen, sei hier herzlich gedankt. Hoffentlich ist der Krieg bald zu Ende, damit wir nach unserem alten Plane unsere uns liebgewordene Tätigkeit wieder aufnehmen können. Rosa Meyer, Vorsitzende.
Feuilleton
( Fortsetzung.)
Eine nordamerikanische Bahnbrecherin der Frauenbewegung. Was die Frage der Sklavenbefreiung selbst anbelangt, so war fie für Luch Stones glühendes Gerechtigkeits- und Freiheitsempfinden keine Frage, sondern eine Sache entschiedener Gewißheit. Deshalb nußte auch das junge Mädchen eifrig jede Gelegenheit aus, um dieser Sache zu dienen. So legte Luch zum Beispiel im Lesezimmer des Seminars, das sie eine Zeitlang besuchte, das Blatt aus„ The Liberator"( Der Befreier). Es wurde von William Lloyd Garrison herausgegeben, einem der leidenschaftlichsten und be=