Da wir am Abend, um die Krokodile nicht zu verjagen, das Ngomaschlagen verboten hatten, das Verbot jetzt aber nicht mehr in Frage kam, holten di« schwarzen Burschen noch in der dritten Morgenstunde sämtliche Trommeln herbei, um den erledigten Kroko. dilen ihren Totenmarsch zu schlagen. Wir beiden Weißen sahen noch ein Weilchen der Tragikomödie zu, dann begaben wir uns zur Ruhe. Doch schlafe einer bei einem Negertrommelfestl Endlich gegen Morgen glückte es uns,. einzuschlafen. Aber die Ruhe dauerte nur kurze Zeit: um acht kam der ver. onügte Witwer, der uns herbeigeholt hatte. Er hielt vier schwere Messingringe in den Händen, die er vor unseren Augen immer wieder zusammenschlug unter der Versicherung, daß dies die Ring« seiner toten Frau seien. Er hätte sie im Magen eines der toten Krokodile gefunden. Bekanntlich tragen viele Negerweiber Ringe aus Kuvfer, Messing oder Etahl an ihren Beinen, und zwar häufig eine solche Last von Schmuck, daß sie kaum laufen können. Al, wir an das Ufer des Teiches kamen, fanden wir dort ein wüst-idyllisches Bild. Fetzen von zerrissenen Tieren lagen am llfer, stellenweise auch schon.Häufchen des moschusduftenden Koch- fleisches für einen Festschmaus, die sich einzeln« Freßsäcke und Feinschmecker zusammengetragen hatten. Achtundzwanzig Tiere waren schon ausgeschlachtet. Trogdrn lagen noch viele im Wasier umher. Aus„k o fa r i i<l u b e r�', worin der Verfasser zwanzig Jahr« Aden- tcumtrbcn in Afrika Ichilder:(Verlag Georg Westermann, Vraunschweig). Künftkeristhe Körperschulung. Bon Franz Hilter. Eine der wenigen erfreulichen Erscheinungen unserer Zeit ist das wachsend« Interesse aller Bevölkerungskreise, insbesondere der arbeitenden Masse, an einer naturgemäßen Pfleg« und Entwicklung der körperlichen Kräfte. Der lang« mißachtet« und versklavte Menschenleib fordert seine Rechte gegenüber den Tyrannen In- tellektualismus, Kapitalismus und Maschine. Einseitig« Wisiens- bildung, ausbeuterischer Eeschäftsgeist und«ine menscheninörderische Organisation der industriellen Arbeit haben freilich die Volksgesund- l)«it bereits soweit erschüttert, daß di« Gefahr eines Rassenverfalls fast unabwendbar erscheint, um so mehr als di« Hung«rblockad«'des Krieges und di« Ernährungsschwierigkeiten der Nachkriegszeit das heranwachsende Geschlecht besonders empfindlich gemacht haben gegen körperschädigend« Einflüsse jeder Art. Daher ist es zu be- grüßen, daß Turn- und Eportoerbänd« di« Jugend in immer stärkerem Maße zu sich heranziehen, daß di« Schul « bestrebt ist, durch Vermehrung der Turnstunden, durch Cptelnachmittage und Wandertag« den jugendlichen Leib zu kräftigen. Aber die Pflege der Leibesübungen an sich gewährt noch kein« Bürgschaft für die Wiedergesundung und Rass«nv«redlung unseres Belkes. Bor allem ist«in« klare Einsicht notwendig, warum und in welcher Weis« Leibesübungen zu treiben sind. Wo mit der Körperbildung ander« Ansichten und Zwecke verbunden werden, als den Körper in seiner natürlichen biologischen Funktion zu kräftigen und zu entwickeln und ihn gleichzeitig für die Erfüllung zweck- hafter Leistungen bereit zu itrachen, da ist man auf falschem Wege. Dieser eigentlich selbstverständliche Grundsatz wird auch tn den beiden am weitesten verbreiteten Arten der L«ib«sübung, im Turnen und im Sport nicht hinreichend beachtet. Turnen ver- leiht Muskelkraft, Geschmeidigk«tt, Mut und Disziplin. Als Massen- bewegungs- und Disziplinlerungsmittel steht es unerreicht da. Aber es unterdnickt das natürlich« Körpergefühl durch Automatisierung der vom Intellekt kommandierten Bewegungen, durch unnatürliche Verlagerung des Schwergewichts aus dem Beckengürtel, dem natür- lichen Körperzentrum beim Stehen, Gehen und Arbelten, in den Schultergürtcl bei Geräteübungen an Reck und Barren, durch Ueberanstvengung einzelner Muskelgruppen, durch unrhythmische, d. h. mit der natürlichen Atmung im Widerspruch stehend«, Au». fllhrung der Uebungen, nanientlich im Masienturnen, und schließlich durch ein« mehr oder minder große Gleichgültigkeit gegen form und Schönheit der körperlichen Leistung. m Sport, der dem Turnen die Natürlichkeit der Bewegung und die größere Freiheit des einzelnen in der Gebundenheit des Zusammen- spisls oder des gemelnsc�iftlichen Kampfes voraus hat, ist der Höchst- leistungsgedank«, der Zahl«nr«tord, der gefährliche Feind gesunder Körperentwicklung. Kranke Turner und übertrainierte Sportleute sind viel häufiger« Erscheinunaen, als man gewöhnlich annimmt. Besonders kann sportlicher Ehrgeiz dem jugendlichen Alter leicht gefährlich werden und den ganzen Sinn der Körper- schulung zerstören. Wenn hier Unzulänglichkeiten und Auswüchse an Turnen und Sport aufgezeigt werden, so geschieht es nur, um darauf hinzu- weisen, daß sie eine Beseelung durch das Gefühl für wahren Körper- und Menschenwert brauchen, wenn sie ihre volks- bildende Aufgab« erfüllen wollen. Höher als äußerer Zweck, höher als Glanzleistung und Spezialausbildung steht die rhythmisch- organisch« Vollwertigkeit des ganzen Körpers. Ein gesunder frei beweglicher, all« organischen Aufgaben mühelos erfüllender Leib ist das Ziel wahrer Körperbildung. Dieses Ziel oerfolgen die zahlreithen gymnastischen Systeme, die seit etwa 20 bis 30 Iahren in Schweden , Dänemark , Deutschland und anderen Ländern entstanden sind. Sie olle richten ihre Aufmerksamkeit auf die Pflege der natürlichen Körperfunktionen, Ktmung, Blutzirkulation, Spannung und Entspannung des Muskel- systems, lebensvolle Haltung in Stand und Bewegung. Einer der ersten, die solche natürlich« Gymnastik übten und lehrten, war der Däne I. P. Müller, nach dessen System heute viel« berufstätige Männer und Frauen ihren Körper üben und gesund erhalten. Ihm folgte mit einer besonders für die Körperkultur der Frau erdachten Gymnastik di« Schwedin Beß M. Mensendieck. Die Bedin- jjunqen einer richtigen Atmung untersuchte und erprobte in lang- lährigen Erfahrungen die Rotenburger Schul« von Klara Schlaffhorst und Hedwig Andersen . Von anderer Seite her mündeten Musik(Jacques Dalcroze), rhythmische Bewegung(Eliza- beth Duncan) und Raumkunst(Rudslf von Laban) in d-r Gymnastik, so daß dies« neben ihrem zunächst rein-hygienischen Charakter eine ästhetisch-künstlerisch« Form gewann. Ein« solche Beveinigung von hygienischer und ästhetischer Körperbildung stellen heut« besonders di« Lohelandschul« und die Bodegym- n a st i k dar. Das Eigenartig« der Lohelandschule beruht in der Durchdringung und Gestaltung des ganzen Lebens mit dem Grund- gefühl einer beseelten Leibhaftigkeit: ihr Beobachtungs- und Er- fahrungsgebiet erstreckt sich infolgedesien nicht nur auf Gymnastik, sondern auch auf praktische Arbeit, Feld- und Gartenarbeit, Hand- Weberei»nd Korbwinderei, anatomischen Anschauungsunterricht, Musik, Chorgesang, Zeichnen, Farben, Modellierübungen. Das Interessante der Bodegymnastik beruht in der Anwendung der gym- nastischen Spannung«- und Entspannungsübungen auf die rhyth- mische, d. h. körpergerecht« Ausführung von Arbeitsbewegungen. Hier ergeben sich weitwirkend« Möglichkeiten für eine menschen- würdig« Gestaltung der industriellen Arbeit, also Perspektiven, die ganz besonders den Arbeiter und den Sozialhygieniker interefsieven. All« dies« gymnastischen Bestrebungen führten bis vor kurzem ein getrenntes und nicht genügend in der Oeffentlichkeit bekanntes Dasein. Es ist das Berdienst des Bundes entschiedener Schul- reformer, in seinen pädagogischen Veranstaltungen immer wieder auf di« Wichtigkeit der freien Gymnastik für«ine vernünftig« Leibeserziehung der Jugend und des Bolkes hingewiesen zu haben. Nachdem bereits einzelnen Systemen Gelegenheit gegeben war, ihr« Arbeit einem größeren Publikum zu zeigen, faßt« der Bund den Plan einer großen Gymnastiktagung in Berlin , auf der die bisher getrennten gymnastischen Bestrebungen«in Gesamtbild ihrer Leistungen und Bestrebungen geben sollten. Der Plan fand die bereitwillige Unterstützung des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht,»nd unter HInzuziebung des Deutschen Reichsausschuffes für Leibesübungen und der Zentralkommission für Sport- und Körperpfleg«(Bertretimg der Arbeiter-Turn- und-Sportverbänd«) wurde im Oktober 1922 di« Tagung für künstlerisch« Körperschulung veranstaltet, di« von einem überaus zahl- reichen Publikum besucht war. Die Borträg« dieser Tagung über di« Grundgedanken der einzelnen Systeme und die theoretischen Grundlagen der künstlerischen Körperbildung sowie über di« Auswirkung dieser Bestvebungen auf Erziehung und Bolkskultur liegen jetzt«druckt und mit 22 ganz- seitigen Abbildungen versehen in einem Bande vor, der bei F. Hirt in Breslau unter dem Titel Künstlerische Körper- schulung", herausgegeben von Ludwig Pallat und Franz Hilter, erschienen ist(Grundpreis 7 M.). Es Ist das erste Werk, das«ine zusammenfassend« Uebersicht über all« Fragen einer freien Körperschulung gibt, und all«, denen es ernst ist mit der körperlichen Erziehung unseres Volkes. Turner, Eportleute, Cr- zieher, Eltern und Jungvolk, sollten sich mit den darin behandelten Problemen auseinandersetzen. Außer der Erkenntnis des richtigen Weges fordert freilich«in« wirkliche Körperkultur des Bolkes nach wie vor als Voraussetzung «in« soziale Organisation von Produktion und Wirtschast: Raum, Licht und Luft in Wohnstötten und Arbeitssälen: hygienische Er- ziehung und Aufklärung: gemeinnützig« Ausgestaltung der ärzt- lichen Hilfe und des gesamten Gesundheitswesens: und als sofort durchführbare Maßnahm« die Umgestaltung unserer ungesunden Lern- und Sitzschul« in eine alle jugendlichen Kräfte entwickelnde Arbeits- und Lebenssckul«. So münden die Forderungen einer naturgemäßen Körperbildung zuletzt wieder ein tn die allgemeinen sozialen Forderungen unserer Zeit. ?m Schatten. Bon Else v. Holten-Klien. Verwehte Stimmen zwitschern vogelgleich Durch schmale Gassen der Millionenstadt, In der kein Baum, kein Vogel Wohnung hat, Und rufen nach des Frühlings hellem Reich. Die düstern Mauern überfingert weich Die blonde Sonn«, mütterlich und matt, Die hier nicht Raum zum Ruh'n und Lachen hat. Denn einem Brunnenschächte gleich fallen die feuchten Mauern in die Tiefen. Und alles Leben löscht an ihnen aus. Rur vogelgleich klingt in die Nacht hinaus Der Chor der Kinderstimmen, die hier schliefen, Die niemals spüren Duft und Sommerwind, Sich niemals durch betaute Felder wühlen Und nur an ihrem Lied der Sehnsucht fühlen, Daß sie ins Schattenreich verstoßen sind.
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