den Studenten aus Jena und Leipzig stets stark besucht war, scheint es überhaupt in gedachtem Jahre toll hergegangen zu sein, worüber der obengenannte Christian Schöttgen folgendes erzählt:„ Daß die Studenten in Naumburg etwas recht enormes vorgenommen, wissen viele Leute zu sagen, worin es aber eigent lich bestanden, ist weniger bekannt. Einer von meinen alten Präceptoren, der selber noch ein Pennal seyn müssen, hat mir folgendes erzehlet: Die Studenten hätten eine ordentliche Leiche bestellet, mit dem Vorgeben, es wäre einer aus ihrem Mittel Todes verblichen, deswegen auch die Geistlichkeit, Schule, Kirche und alles bezahlet. Als man nun unter ziemlicher Begleitung die Leiche auf den Gottesacker gebracht und daselbst den Sarg geöffnet, so habe ein Hering drinne gelegen. Andere sagen, als eine benachbarte Fürstin, wegen eines großen Schwarmes derer Pennäle in ihrem Wagen still halten müssen, hätte ihr einer den Hut, den sie auf dem Kopfe gehabt, herum gedrehet mit denen Worten: Ich gebe einen Dreyer und drehe einmal. Daß man sich an einer fürstlichen Person vergriffen, kommt mir aus der Ursache wahrscheinlich vor, weil bald darauf Fürsten und Herren sich einen Ernst sein lassen, dieses Unwesen mit Stumpf und Stiel auszurotten."
In demselben Jahre findet der große schon erwähnte Auf stand in Jena statt. 1661 rottet die Universität Gießen das 1661 rottet die Universität Gießen das Pennalwesen gänzlich aus; am 24. Mai wird zu Leipzig und Wittenberg ein furfürstliches Patent angeschlagen. Nach Veröffentlichung des Mandats aber rotten sich zu Wittenberg über 200 Pennäle zusammen, die sich verpflichten und verschwören " über dem Pennalwesen zu halten und es nicht abschaffen zu lassen."
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Gefängnisstrafe zu gewärtigen, Studentenjungen aber, welche , insgemein zu dergleichen Bosheiten geneigt und begierig," sollten für ihre Beihilfe bei einem Duell vom Büttel im Gefängnis mit Ruten gestrichen werden. Derartige Verordnungen zeigen uns, wie schlimm es in dieser Beziehung auf den Universitäten bestellt gewesen sein mag, beiden helfen sie nicht viel, und die blutigsten Raufereien und Konflikte sind während des ganzen 17. Jahrhunderts an der Tagesordnung. Aus vielen Fällen nur einen einzigen:„ Am 4. Oftober 1682 wurde Joh. Christoph Werens, geheimen Rats und Kanzlars zu Merseburg uff der Universität Jehna studirender einziger Sohn, Nahmens Johann Georg, des Nachts in der Johannis- Gassen von einer ihm entgegenkommenden tumultirenden Kompagnie angefallen, ihm anfangs die Nase, sammt einem Stücke von der Leffßen( Oberlippe) abgehauen, hernach aber uff der linken Seite der Brust von oben herein dergestalt gestochen, daß er alsobald darniedergefallen und des Todtes blieben, welchen tödtlichen Stoß Joh. Adolf von Wangenheim, ein adlicher Studiosus, von Buchheim bei Sonneborn, in dem Fürstentum Gotha bürtig, verübt, und darauff sich sobald auff die Flucht begeben."
Daß auch die von den adlichen Studenten beanspruchten Vorrechte häufig Veranlassung zu Händeln und Raufereien gaben, zeigt uns ein Vorfall in Jena vom Jahre 1607. Ein preußischer Adliger Kaspar Frobner hatte seine adlichen Kommilitonen gegen ihre bürgerlichen Mitbrüder dergestalt aufgehezt, daß es zu einem förmlichen Kampfe mit Degen und Schießgewehr zwischen beiden Parteien fam; nur mit Mühe konnte durch das Zwischentreten des Professors Arumäus und des schon wiederholt genannten Rektors Wolfgang Heider , der bei dieser Gelegenheit verwundet wurde, die Ruhe wieder hergestellt werden.-
Man fragt sich billig, wie es möglich sein konnte, daß unter den Augen der Professoren und Lehrer derartige Rohheiten getrieben werden durften und sich der Pennalismus so lange erhalten und solche Ausdehnung annehmen konnte, troz aller Verordnungen, Mandate und Drohungen? Wenn auch die Wirren des verheerenden Krieges es oft schwer machten, den gegebenen Verordnungen den nötigen Nachdruck zu verschaffen, und es den Uebeltätern erleichterten, sich den verhängten Strafen zu entziehen, so wirkten doch noch andere wichtigere Faktoren mit, die Unterdrückung des Uebels zu verhindern. Es war nicht
Am hartnäckigsten sträubten sich die Pennäle selbst gegen die Abschaffung des Pennalismus, und doch liegt dies in der menschlichen Natur: man wollte, wie ich schon oben andeute, nicht umsonst ein Jahr lang alle Peinigungen ertragen haben und sodann nicht selbst als Herren der Jüngeren auftreten zu fönnen. Schwer hielt es namentlich die Ablegung der so unwürdigen Pennalkleidung durchzusezen. Da zu Wittenberg die Pennäle in dieser Richtung den Gehorsam verweigern und viele die Universität deshalb verlassen, ergeht ein landesfürstliches Reskript„ daß wer sich weigern oder die sächsischen Universitäten aus Troz verlassen würde, der sollte, dafern er ein Landeskind, sich keine Beförderung in fur- und fürstlich sächsischen Landen zu getrösten haben, wären es aber Fremde, solle es ihren Obrigkeiten gemeldet und sie deshalb zur Strafe gezogen werden."- Werfen wir noch einen furzen Blick auf das Duellwesen, die Streitigkeiten und Schlägereien der Studenten zu jener Zeit. Schon auf der pariser Universität war nach dem Zeugnis von Limneus das offene oder heimliche Tragen von Waffen verboten, und nach diesem Vorbilde auch auf sämmtlichen deutschen Universitäten. Allein troz dieser Verbote war das Tragen von Waffen unter den Studenten allgemein, und daß sie rasch zum Schwert griffen, infolge dessen kein Wunder. Daß außer anderen handelt wurde. Uebeln auch die Rauflust durch den dreißigjährigen Krieg neue
selten, daß während des dreißigjährigen Kriegs die Professoren keine Besoldung erhielten, wodurch sie sich gezwungen sahen, um sich und ihre Familien ernähren zu können, Studenten in Wohmung und Verköstigung zu nehmen. Da dies eine sehr gute Einnahmequelle für sie wurde, so bewiesen sie sich gegen die Vergehen und Ausschweifungen ihrer Haus- und Tischgenossen
sehr nachsichtig, um diese nicht zu verlieren, ja sie nahmen dieselben bei jeder Gelegenheit in Schuz und halfen ihnen durch, so daß schließlich diejenigen Professoren angewiesen werden mußten
abzutreten, über deren Konviktualen jeweilig im Senate ver
Der schon genannte Dr. Joh. Matthäus Meyfarth legt ganz
zur Last, indem er in seinen„ christlichen Erinnerungen" sagt: Sie haben dazu große Ursache gegeben durch unbedachte Strengig
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keit, durch schädliche Lindigkeit, durch verhaßte Ungleichmäßigkeit, durch verfluchte Geißigkeit, durch schnöde Betrüglichkeit. welche Parthy recht, welche unrecht hatte: jedoch wußten sie die
Denn obwohl viel Rectores aus den Umständen wohl merkten,
Karte flüglich zu vermischen, mit Vorwenden der Beweiß müßte flärer seyn, die Sache wäre noch zweifelhaftig 2. c. Oftmals waren die leichtfertigen Agenten den Rektoren, Professoren, Dok
Nahrung bekam, ist ganz natürlich. Sah doch die studirende offen den Rektoren und Professoren einen großen Teil der Schuld Jugend das Tragen von Waffen als ein Privilegium an, das sie Waffen ebenfalls streng verboten war, auszeichnete. So kam es denn, daß aus jener Zeit eine Unzahl Fälle von Duellen und Raufereien der Studenten unter einander, häufig mit tödtlichem Ausgange, gemeldet wurden. Daß dergleichen Kämpfe nicht blos am Tage, sondern auch Nachts stattfanden, lehrt uns eine Verordnung der akademischen Behörden in Jena vom 7 Juni 1635, in welcher der Herausforderer mit allgemeiner, der Geforderte bei Annahme der Forderung mit privater Relegation toren und Magistern verschwägert, vervettert und sonst verauf längere oder kürzere Zeit bedroht wird. Spätere Verordnungen sind noch schärfer, sie belegen die Duellanten mit drei große Ursache dazu gegeben, wenn sie mit akademischer Jugend und vierjähriger Gefängnisstrafe, ewiger Landesverweisung und gefressen, gesoffen, geſpielet, gejauchzet, gefluchet, kniend gesoffen, Einziehung des vierten Teils des Vermögens; bei tödtlichem geblöcket, geschwermet: wenn sie unter dem Fressen und Sauffen Ausgange sollte der Gefallene vom Nachrichter auf der Richt- die Geiger und Trompeter holen und die Feldstücke zum Fenster stätte eingescharrt, der Täter aber mit dem Schwerte gerichtet hinaus blasen lassen: wenn sie neben der akademischen Jugend werden. Sekundanten hatten eine sechswöchentliche bis cinjährige theils auf offenen Pläßen, theils in Stuben, auf Sälen, in
wandt..... Andere Professores auf manchen Universitäten haben