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und Polizisten ausgesucht, die ihm den Rücken kalt halten mußten. Kaum also war dieser Patron auf Germania angekommen, so haben auch wir schon die schöne 9-10ßtündige Arbeitszeit wieder; aber der Herr Direktor Grau war so muthig, 10 Minuten bevor der obige Utas angeschlagen wurde, ins Bad zu reisen, damit er seine Hände in Unschuld waschen könne. Die beiden Betriebsführer mußten die Sündenböcke spielen und die von ihm eingebrockte Suppe ausleeren, was ihnen freilich nicht gut bekommen ist.
Unter dem Anschlage befand sich außerdem noch die Bemerkung, daß diejenigen Arbeiter, welche mit der neuen Einrichtung nicht einverstanden seien, sofort ihre Abkehr erhalten könnten. Besonders der letzte Paffus war es, der die Arbeiter erbitterte, da die gegenseitige Kündigung vierzehn Tage vor Ablauf des Monats, also am 15. erfolgen muß und nicht willkürlich verfügt werden darf. Von einem Bergmann wurde deshalb am Schacht angeschrieben:" Nicht anfahren!" Dies wirkte, nur wenige wollten die Arbeit unter den so veränderten Verhältnissen aufnehmen, aber auch diese wurden zurückgehalten. Die Arbeiter wählten nun ein aus drei Kameraden bestehendes Komite, welches sich zu dem Betriebsführer begab, um von diesem die Zurücknahme der Neuerung zu erlangen, oder ihn zu ersuchen, der Belegschaft zu erklären, aus welchen Gründen diese Neuerung eingeführt werde. Der Betriebsführer ließ sich jedoch auf gar Nichts ein, zeigte sich auch der erregten Volksmenge nicht, die nun vor sein Haus zog.
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Viele wollten daselbst eindringen, um Antwort auf die gestellte Frage zu haben, wurden aber von zwei Gensdarmen es waren solche seitens der Zechenverwaltungschon vorher requirirt worden zurückgedrängt. Hierbei erlaubte sich der Gensdarm Hußmann die Frechheit, sein Gewehr durch das Fenster auf die erregten Arbeiter zu richten, um sie, falls sie nicht„ pariren", niederzufüfiliren. Dies war das Signal zu einem fstürmischen Erzeß. Die ohnehin erregte Menge begann das Haus des Betriebsführers und des daneben liegenden Zeichnenbüreau zu bombardiren. Alles, was den Arbeitern in die Hände kam, wurde als Wurfgeschoß benutzt, und die beiden Gebäude ganz schauerlich zugerichtet, sogar die Mobilien in den Zimmern find zum Theil zerstört. Nach allen Richtungen hin ward nach polizeilicher Hilfe telegraphirt, denn die beiden anwesenden Gensdarmen hatten nichts Eiligeres zu thun gehabt, als durch ein Fenster im Hinterhause die Flucht zu ergreifen, um schleunigst nach Dorf Marten zu gelangen, wo die Bauern behufs Allarmirung einer Bürgerwehr Sturm läuten sollten. Aber der größte Theil der Bewohner find Bergleute, die auf der Zeche waren, und die Uebrigen lehnten das Anfinnen des Herrn Gensdarmen ab. Schließlich tamen Gensdarmen aus dem ganzen Bezirk und Polizeilente aus Dortmund , aber sie konnten alle nichte ausrichten. Die Mittagsschicht, ein Theil der Frühschicht, zu welcher sich schließlich noch die Abendschicht gesellte, wich nicht vom Plaze, und wenn auch keine Exzesse mehr vorkamen, so war doch die Haltung Vieler eine keineswegs friedliche. Die Wirthschaften waren auf polizeiliche Veranlassung sämmtliche geschlossen worden. Seitens des königl. Oberbergamtes erschien Geheimrath Runge, und gab sich die größte Mühe, die Ruhe herzustellen. Da aber Seitens der Zechverwaltung eine bündige Erklärung nicht erfolgte, so dauerte diese Volkeansammlung bis 11 Uhr Abends, um welche Zeit es den Bemühungen des Polizeikommiffarius Wagner aus Dorstfeld gelang, die Arbeiter zum Weggehen zu bewegen. Seinem ruhigen und besonnen en Auftreten ist es zuzuschreiben, daß von weiteren Exzessen Abstand genommen wurde.
Was den Gensdarm Hußmann anbetrifft, der sich bei dieser Gelegenheit so gut benommen hat, so erfolgt hier eine Charakteristik dieses Burschen. Der H. besitzt die Freundlichkeit, bei den Wirthen Biere und Speisen zu prüfen, ohne zu bezahlen, daß sein kurzes Gedächtniß daran schuld daran sei, möchten wir bezweifeln. Alsdann treibt der Herr für eine Firma, Seifarth in Camen, einen Nähmaschinenhandel, für jede verkaufte Maschine erhält er 10 Mark Provision. Wer nun bei dem Herrn gut anges chrieben sein will, wuß wohl eine Nähmaschine nehmen. Ferner geht der Herr mit einem bekannten Branntweinbrenner, Tönnis aus Kley, herum, Branntwein zu verkaufen, und wer den Herrn Hußmann nicht böse machen will, muß gleichfalls kaufen, sonst bleiben die bekannten Polizeiftrafen nicht aus.
Mit Gruß und Handschlag!
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Ein Arbeiter.
Der Ausgang der Affäre ist leider der gleiche wie bei allen derartigen Widerstandsversuchen unorganisirter Arbeiter. Die Zechenverwaltung gab insofern nach, als die neue Arbeitsordnung erst vom 15. September ab in Kraft treten soll, und die Arbeiter traten, nachdem ihnen ,, Ju demnität“ zugesichert war, allmählig wieder an.
Das heißt, die Indemnität bezog sich nur auf das„ Nicht anfahren!" Die Rädelsführer" der Erzedenten wurden nachträglich verhaftet, die vier zuerst Verhafteten transportirte mau sogar in Ketten, und sollen die Einen auf Grund des§ 153 der Gewerbeordnung, die Andern wegen Landfriedensbruch und anderer schönen Dinge prozessirt werden. Das Ende vom Liede wird also sein, daß mehrere Arbeiter, die ihrer Wuth über eine als unverschämt anerkannte Zumuthung in unüberlegter, aber nur zu gerechtfertigter Weise Luft machten, auf Monate, vielleicht Jahre in's Gefängniß wandern müssen, damit der Gerechtigkeit" Genüge geschehe. Dem aufreizenden Gensdarmen geschieht natürlich nichts. Werden die Arbeiter aus diesen Vorgängen die handgreifliche Lehre ziehen? Werden fie fich aufraffen aus ihrer Lethargie, um Organisa tionen zu schaffen zur Wahrung ihrer wirklichen Interessen? Oder werden fie fortfahren, abseits der großen Arbeiterbewegung zu stehen, bis ihnen wieder und immer wieder neue Laften aufgebürdet werden, unter deren Wucht sie schließlich zum denkunfähigen, energielosen Arbeitsthier herabfinten müssen?
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Wacht auf, Ihr Sklaven der Grube, rafft Euch auf! Nicht gelegentliche Ausbrüche Eurer gerechten Wuth helfen Euch, sondern bewußte Thätigkeit für die endgiltige Befreiung der Arbeiterklasse insgesammt, Nur durch planmäßigen Kampf könnt Ihr Freiheit und Brod erringen! Oder wollt Ihr ewig Stlaven bleiben?
- Aus Sachsen . Sonntag, 15. Juli, fand irgendwo in Sachsen sagen wir im grünen Gewölbe- die Landesversammlung der sächsischen Sozialdemokraten statt. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildeten die bevorstehenden Landtagswahlen. Die gefaßten Beschlüsse werden den Gegnern und Feinden durch die Ausführung rechtzeitig bekannt werden. Für jetzt sei nur erwähnt, daß einstimmig der Beschluß gefaßt wurde, bei der Wahl keinem einer anderen Partei zugehörigen Kandidaten die Stimme zu geben.
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Staatssozialismus und Staatshumanität. Ju der letzten Sitzung des Reichstags vor Sessionsschluß brachte Liebknecht den Fall eines Hilfsbriefträgers, Namens Teifel aus Borsdorf bei Leipzig , zur Sprache, der, in seinem Berufe schwindsüchtig geworden, bei schlimmstem Wetter noch über Land gehen mußte, weil er sonst mit seiner Familie hätte verhungern müssen, da keine Krantenunterstützung bezahlt wurde. Als der Mann absolut nicht mehr fort konnte, übernahm die
hochschwangere, schwächliche Frau den Dienst, nur um die Mart Lohn welche der großmüthige Arbeitgeber Staat dem Landbriefträger für eine halb tägige Arbeit bezahlt, zu verdienen. Einige Wochen darauf starb der Mann. In ihrer Verzweiflung wandte die unglückliche Wittwe sich an die kaiserliche Postdirektion in Leipzig mit der Bitte um Unterstützung. Sie wurde jedoch abschlägig beschieden. In diesem Stadium war der Fall, als er von Liebknecht vor den Reichstag gebracht wurde. Herr Stephan, obgleich von Liebknecht scharf provozirt, antwortete damals nicht; ein Regierungskommissar, welcher die Poftverwaltung in jener Sigung vertrat, erklärte, es sei Alles in Ordnung; die Poftdirektion in Leipzig habe durchaus korrekt gehandelt, indem sie der Familie des bis zum Tode vom Arbeitgeber Staat ausgebeuteten Borsdorfer Landbriefträgers jegliche Unterstützung verweigerte.
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Die Wittwe machte hierauf noch einen letzten Versuch; fie richtete ein Unterstützungsgesuch direkt an Herrn Stephan, den großen, mit seiner Gelehrsamkeit und chriftlichen Korrektheit prahlenden General Post- Pascha. Die Antwort ist jetzt eingetroffen. Sie rührt gar nicht vom edlen Herrn Stephan her, denn dieser hält es nicht mit seiner Würde vereinbar, an ein armes Proletarierweib zu schreiben er hat die Sache einfach an die Leipziger Poftdirektion zurückgegeben, d. h. an die Behörde, welche das Gesuch schon früher abschlägig beschieden hatte und gegen deren Entscheid an ihn appellirt worden war. Und die Leipziger Generalpoftdirektion blieb natürlich bei ihrem ablehnenden Bescheid; sie hielt es jedoch, gleich dem edlen Herrn Stephan, ebenfalls nicht mit ihrer Poftwürde vereinbar, direkt an das Proletarierweib zu schreiben, sondern stellte dem Postagenten in Borsdorf den Bescheid zu, mit dem Auftrag, ihn der ängstlich harrenden Wittwe mitzutheilen. Was dann auch geschehen ist. Die Frau des Borsdorfer Landbriefträgers mag nun sehen, wie sie mit ihren 5 Kindern - davon das jüngste ein Säugling- hinkommt. Der großmüthige Arbeitgeber Staat wäscht seine Hände in Unschuld; er kann Arbeiter genug unter denselben Bedingungen erlangen, und so wäre es unwirthschaftlich" gehandelt, wollte er durch Unterstützung der unglücklichen Wittwe gar noch das Heirathen und Kinderkriegen der unteren Beamten ermuthigen". Kurz, der Staat als Arbeitgeber hat in diesem Fall wieder einmal gezeigt, daß er an schmutziger Selbstsucht und Herzlosigkeit dem roheften manchesterlichsten Privatarbeitgeber nicht nachsteht. Und sage man nicht, wenigstens insoferne unterscheide fich der Arbeitgeber Staat vortheilhaft von einem Privatarbeitgeber, als dieser für seinen Privatnutzen, der Staat dagegen für das Gemeinwohl die Arbeiter ausbeute. Für den heutigen Klaffen-, Polizei- und Junkerstaat eriftirt das Gemeinwohl gar nicht er kennt blos das Wohl der herrschenden Klassen und verbraucht den Schweiß und das Blut der von ihm ausgebeuteten und geknechteten Arbeiter zu den verwerflichsten und niedrigsten Zwecken: zur Erhaltung eines ungeheuren Heeres und einer Armee von Spitzeln und sonstigen überflüssigen und gemeinschädlichen Beamten hohen und niederen Grades; zur Unterdrückung, Verdummung und Aussaugung des Voltes.
Also auch in dieser Beziehung hat der Staat als Arbeitgeber vor dem schlechtesten und gemeinsten Privatarbeitgeber nichts voraus.
Jedenfalls ist es nöthig, bei jeder Gelegenheit den Herren Staatssozialiften und Aposteln des praktischen Christenthums" den Spiegel der Praxis vor die Augen zu halten, den Widerspruch zwischen Theorie und Wirklichkeit zwischen Worten und Thaten durch den Gegensatz klar und augenfällig hervortreten zu lassen und dem heutigen Staatssozialismus das Brandmal niederträchtigster Heuchelei und VerIogenheit auf die freche Stirne zu drücken. Gleich korrupt und volksfeindlich wie das französische Kaiserreich des Lumps Bouftrapa*) hat das deutsche Kaiserreich auf dem Gebiete der politischen Heuchelei" zehnmal mehr geleistet als das französische: in diesem Punkt hat die Bismarck 'sche Kopie das Bonaparte'sche Original unzweifelhaft weit hinter sich gelassen- und gerade die ,, Sozialreform" ist das Feld, wo die Gleißnerei der deutschen " Staatskunft" sich am ekelhaftesten breitmacht.
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- Der Niedergang des Kleingewerbes. Nach einem in der österreichischen„ Statistischen Monatsschrift" erschienenen Aufsatz nahm in der Zeit von 1869 bis 1880 zwar die Zahl der selbstständigen Gewerbetreibenden Wiens um 5,665 zu, bei einem Bevölkerungszuwachs von 118,591 Personen(?), aber die Erwerbssteuer stieg nur von 1,012,561 Gulden auf 1,064,880 fl., betrug also pro Gewerbtreibenden 1869 22,08 fl., 1880 dagegen nur noch 20,67 fl. Die Einnahmen der Gewerbetreibenden haben sich also im Durchschnitt verringert. Diese Verringerung ist wesentlich dem Niedergange des Kleingewerbes zu- zuschreiben. Es betrug nämlich die Zahl der Unternehmer in Wien Im Gewerbe der
Bäcker
Schneider
Weber
Hutmacher
Buchbinder
Tischler
Drechsler
Faßbinder
Man sieht hier unverkennbar, schreibt die„ Neue Zeit", der wir diese Notiz entnehmen, wie der Untergang des Kleingewerbes und die Konzentrirung des Kapitals in wenige Hände mit Riesenschritten vorwärts gehen. Was geschieht nun mit den Zugrundegegangenen? Theils werden fie Lohnarbeiter, theils aber wenden sie den letzten Rest ihres Vermögens auf, um sich selbstständig zu erhalten, und werden 3 wischenhändler. Man zählte in Wien
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chen verarbeitet, es ging aber beim besten Willen nicht. Ebenso unglücklich war man mit dem Wilhelmshafener Landesverrath", durch den das„ rothe Gespenst" in recht gruseliger Gestalt heraufbeschworen werden sollte. Die Genossen werden seinerzeit in den Tageszeitungen gelesen haben, daß vor etwa 9 Monaten in Wilhelmshaven urplötzlich ein Maschinenzeichner von der kaiserlichen Werft und ein Werftarbeiter verhaftet und gleich darauf gegen einen Oberbootsmannsmaten, Namens Glöge, wegen Landesverraths ein Steckbrief erlaffen wurde. Es sollte sich um die Auslieferung von wichtigen Staatsgeheimnissen an die französische Regierung handeln und die Thäter sollten mit Gewalt Sozialdemokraten sein. Vor 5 Jahren ein sozialdemokratisches Attentat, jetzt ein sozialdemokratischer Landesverrath schönster Sorte. Nun die Zeiten haben sich doch etwas geändert; unbesehen, wie vor 5 Jahren, nimmt das Publikum heutzutage kein Attentat und keinen Landesverrath mehr hin, und so mußten denn wohl oder übel Beweise herbeigeschafft werden. Das hatte jedoch seine Schwierigkeiten. Neun volle Monate lang inquirirte man in der probaten Weise der alten Herenprozesse an den Gefangenen herum nur daß man statt der physischen Daumenschrauben die moralische Folter anwandte und statt Daumenschrauben zu appliziren, dem Einen die Familie, dem Andern das Geschäft und die Existenz vernichtete allein es half nichts. Beweise, welche das Licht der Oeffentlichkeit ertrugen, waren nicht zu beschaffen, und so mußte man wohl oder übel die zwei Gefangenen, nachdem man sie zu Grunde gerichtet hatte, in Freiheit setzen und den Steckbrief gegen Glöge zurückziehen.
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Ein andermal wird man es besser zu machen suchen.
Herr Bismard, sagten wir zu Anfang, braucht wieder ein Attentat oder etwas Aehnliches. Und wozu hätte man die Polizei, wenn fie der artige ftaatsmännische Bedürfnisse nicht befriedigen kann?
Also
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Die Freigebung der Süddeutschen Post durch die so genannte Reichsbeschwerde, alias Reichsgalgen Kommission hat in einem Theile der Presse zu optimistischen Schlußfolgerungen Anlaß ge geben, welche von mehr Phantasie als gesundem Menschenverstande zeugen. Wenn die optimistischen Phantasiepolitiker oder-Kannegießer Recht hätten, wäre eine neue era in der Handhabung des Sozialistengesetzes einge tre ten, und hätte jetzt eine ,, milde Praxis" begonnen, welche den Ueber gang zur gänzlichen Abschaffung dieses freilich ebenso dummen als schuftigen Gesetzes bilden würde. Obgleich wir nicht glauben, daß irgend einer unserer Parteigenossen einer so kindlichen Auffassung der Dinge fähig ist, so wollen wir doch kurz nachweisen, warum die erwähnten Schlußfolgerungen jeden Grundes entbehren.
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Es ist wahr, die„ Süddeutsche Post" hatte eine schärfere Sprache ge führt, als verschiedene Preßorgane, welche seit Jnkrafttreten des„ ,, Sozia listengesetzes" unterdrückt und schließlich auch von der Reichsgalgentom mission" erdroffelt worden sind; und wahr ist ferner, daß die ,, Süddeutsche Post" notorisch und eingestandenermaßen zum großen Theil von Sozialdemokraten gehalten wurde ein Moment, welches früher in Preußen und Sachsen zur Unterdrückung einer Zeitschrift ausreichte.
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Allein, wenn die Reichsgalgenkommission der Süddeutschen Poft gegen über eine andere Praxis befolgte, als in früheren Fällen, so erklärt sich dies zur Genüge aus dem Umstand, daß das Verbot der„ Süddeutschen Post" von bayrischen Behörden ausgegangen war. Bayern ist in Berlin nicht gut Kind", wie das von Hrn. Nostiz- Wallwitz elegant der Annexion zugeführte Sachsen und, wie jeder halbwegs Eingeweihte weiß, macht es der preußischen Regierung viel Spaß, den Bayern etwas im Beuge zu flicken, und liebt sie es notorisch, verhaßten Parteien und Regier ungen den Stein der Sozialdemokraten in den Garten zu werfen. Dur einen Formfehler, dessen auch in den Entscheidungsgründen der Reicht galgentommission gedacht ist, hatten die bayrischen Behörden es versäumt, Artikel anzugeben, deren Inhalt, außer dem Verbot einer einzelnen Run mer, die Unterdrückung des Blattes und das Verbot seines Weitererscheinens, motivirten oder motiviren sollten
dieses, allerdings grobe Versehen, gab dann der Berliner Oberbehörde die willkommene Gelegenheit zu einer Ohrfeige an die Adresse der bayri schen Bundesbrüder. Also nicht der Sozialdemokratie eine Gefälligkeit erzeigen, sondern den bayerischen Behörden einen Schlag versezen, wollte die Reichskommission. In München hat man das auch verstanden.
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, Der Appell an die Furcht findet teinen Wider hall in einem preußischen Herzen!" Am 27. Juli ver findet das Deutsche Tageblatt" offiziös, der Reichskanzler verspüre trot eingetretener Befferung, sehr wenig Luft, diese körperlich günstige Pofition zu benutzen und die erforderliche Reise nach Kissingen anzutreten, möchte den Sommer dort( in Friedrichsruh ) gänz vielmehr lieber
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Der Eingangs zitirte Ausspruch rührt von Niemand anders her als von Bismard.
Vorsicht ist der beffere Theil der Tapferkeit, sagt- Falstaff.
Aus Leipzig schreibt man uns: Zu dem„ Fall" des jüngs ausgewiesenen Studenten habe ich einen höchst interessanten Nachtrag liefern. Das Manuskript des Vortrags, welcher zu der Ausweisung und den sonstigen Polizeimaßregeln geführt hat, ist von Profeffor Roscher geprüft, und der Vortrag von diesem in einem amtlichen Gutachten aus drücklich als durch und durch wissenschaftlich" bezeichnet worden.( J muß hinzufügen, daß der Vortrag strikt nach dem Manuskript gehalte wurde und Ertemporationen nicht vorkamen.) Nun ist zwar Profeffor Roscher der größte aller lebenden( und vielleicht auch der todten) Katheder und sonstigen Konfusionsräthe, aber trotzdem für die Gelehrtenwelt eine Autorität auf dem Gebiete der Nationalökonomie und jedenfalls beffer als ein Polizei- Affeffor im Stande, zu beurtheilen, was wissenschaftlic und was nicht wissenschaftlich ist. Daß Herr Polizei- Affeffor Hohl feld hierzu nicht im Stande ist, das weiß sogar der Herr Polizei Affeffor Hohlfeld.
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538
1617
2140
509
806
520
845
523 297 328
Es zeigt sich hier deutlich, wie albern es ist, in der Vermehrung der Zwischenhändler die Ursache der wirthschaftlichen Nothstände zu suchen, während sie in Wahrheit eine Folge derselben ist. Die Bestrebungen auf Einschränkung oder gar Beseitigung des Zwischenhandels laufen daher in letzter Jnstanz nicht darauf hinaus, das ehrliche Handwerk" zu heben, der„ redlichen Arbeit zu ihrem Rechte zu verhelfen" und wie die schönen Phrasen sonst noch lauten, sondern einfach einer Anzahl ruinirter Existenzen die letzte Zuflucht zu rauben. Vom Standpunkt des revolutionären Pessimismus könnte man daher im Grunde nur einer solchen Maßregel zustimmen, für eine solche Untergrabung der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung" überlassen wir aber gerne die Verantwortung den Stöcker und Konsorten.
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Kein Attentäter da? Bismard braucht wiederum ein Attentat oder Aehnliches nicht um die Verlängerung des Sozialistengesetzes durchzusetzen( daran liegt ihm nicht sonderlich viel und er hat sie, Dank der Gefügigkeit des Zentrums, ohnehin bereits in der Tasche), aber um sich dem Kronprinzen, der nun doch im Laufe der Natur" demnächst auf den Thron kommen muß, unentbehrlich zu machen und auch nach dem Thronwechsel seinen Posten zu behalten. Das Mylauer Unglück hätten seine Subjekte gar zu gerne zu einem hübschen Attentät
*) Bouftrapa
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der Beiname des sog. Napoleon III ., zusammengesett
aus den Anfangs filben der Orte, wo dieser kaiserliche Hallunte sein Mord- und Rau bhandwerk besonders eklatant ausübte: Boulogne , Straßburg , Paris .
Wohlan, das Gutachten des Professors Roscher hat die Rücknahme des Ausweisungs- Utases nicht nur nicht zur Folge gehabt, sondern die Polizei noch zu weiteren Verfolgungen angeftachelt. Nicht genug, dem Arbeiterbildungsverein einen heimtückischen Dolchftoß versetzt zu haben an welchem sich diese hochnützliche Bildungsanstalt wahrscheinlich ver bluter wird, hat die Polizei nun noch den Plan gefaßt, den Studenten Berein, in welchem der, die Ignoranz des Polizei Affeffor Hohlfeld - enthüllende, Vortrag zuerst gehalten wurde: die freie wissenschaftlich Vereinigung" durch Chitanirungen und Maßreglungen jeder Art 3 Grunde zu richten. Die freie wissenschaftliche Vereinigung" ist ein fo genannter Debattirklub hiesiger Studenten; er hat politisch absolut kein Farbe, und wenn bei der Diskussion nationalökonomischer Themata dil fathedersozialistische Richtung hervorgetreten ist, so liegt dies darin, da der Kathedersozialismus jetzt auf sämmtlichen deutschen Universitäte vorherrscht. Der wahre Grund, warum dieser Studentenverein unsere Polizei und den Reaktionären überhaupt ein Dorn im Auge ist, hat indeß mit der Politik nichts zu thun: die Mitglieder sind kein Biersäufer und keine Raufbolde alias Duellanten, und da paßt nicht in unser heutiges System, welches die Verduselung Verrohung des Voltes erstrebt, weil es ohne sie nicht bestehe tann. Gewöhnten die deutschen Studenten sich das kommentmäßig Saufen und Pauken ab, so würden sie nicht, im Vergleich zu der studi renden Jugend anderer Länder, eine so flägliche Rolle spielen und Vor tämpfer der Freiheit sein statt, wie jetzt, blinde Berehrer des Despotismus der die niedersten Justinkte in ihnen pflegt, um sie zu desto fügfamere