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Werkzeugen zu machen. Das Mittel ist auch probat: die ärgften Saufund Raufbolde werden fast ausnahmslos die servilsten Beamten.
Noch eins, ehe ich weiter gehe: Herr Profeffor Roscher meinte in seinem„ wissenschaftlichen" Gutachten, der Vortrag sei durch und durch " wissenschaftlich", und ganz frei von sozi aldemokratischen Jdeen." Der erzgelehrte Herr Konfusionsrath scheint also keine Ahnung davon zu haben, daß die Sozialdemokratie auf dem Boden der Wissenschaft steht, daß die wissenschaftliche Nationalökonomie die Nationalökonomie der Sozialdemokratie ist, und daß der Kathedersozialismus, welchem er das Recht der Wissenschaftlichkeit zuspricht, zur einen Hälfte Quatsch, zur andern Plagiat an der Sozialdemokratie ist. Oder hält etwa der Herr Konfusionsrath den Quatsch für Wissenschaft oder meint er doch wenigftene, der Quatsch verleihe das wissenschaftliche Gepräge, die wahre wiffenschaftliche Weihe?
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Der Sparig als Friedensbrecher und Rebell das ist das Neueste. Von dem„ Ehrenamt" eines Branddirektors, wie von anderen„ Ehrenamtern" entfernt, hat der Sparig, der überhaupt mit dem Gemeinderath seiner Gemeinde Reudnitz seit er nicht mehr regiert auf gespannteftem Fuße steht, dem neuen Branddirektor den Gehorsam versagt und mit Hülfe der paar ihm noch gehorsamen Feuerwehrrüpel eine kleine Emente inszenirt, die neulich um ein Haar zu it feiner Verhaftung geführt hätte, und jedenfalls zu einem Prozeß wider ihn wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, wo nicht wegen Aufruhrs führen wird. Seit der Bursche von seiner Höhe herabgestürzt und Gegenstand der allgemeinen Berachtung geworden ist, hat er sich feiner bekannten Lieblingsleidenschaft mit so ausschließlichem Eifer ers geben, daß er schon Anfälle von delirium tremens hat und auch in lichten Augenbliden" seiner Sinne nicht mehr vollkommen mächtig ist. Sic transit gloria mundi!
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,, Vom Kriegsschauplatz nichts Neues." Unter Gottes gnädiger Fürsorge steht Alles aber gut wofür unserm gottesfürchtigen Herrn Polizeidirektor spezieller Dank geschuldet ist und hiermit auch ausgesprochen sei.
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Viel Vergnügen! Wilhelm, Kaiser von Deutschland, und Franz Joseph , dito von Oesterreich , treffen, wie die Zeitungen melden, am 7. Auguft in Ischl zusammen. In verschiedenen Hotels, heißt es weiter, sind bereits Zimmer für vierzig Ballerinen des Wiener Hofoperntheaters bestellt worden.
Viel Vergnügen!
Aufgepaßt! Aus Bielefeld meldet man uns das Durchbrennen des dortigen Polizeisergeanten Alex Niederée, gebürtig aus der Wiesbadener Gegend. Niederée erfreute sich trotz offenkundiger Schwindeleien der besonderen Protektion seiner Behörden, die auch, als von München- Gladbach die Kunde tam, daß Niederée sich dort gestellt habe, äußerten, man möge ihn nur laufen lassen. Da der saubere Ordnungsheld neben Schuldenmachen in letzter Zeit namentlich das edle Schnüffelhandwerk gegen Genoffen von uns betrieb, so wird vermuthet, daß Niederée, sei es im Ausland, sei es in Deutschland selbst, speziell diesem ehrenhaften Berufe sich zunächst widmen wird. Die Genossen allerorts seien daher vor ihm gewarnt.
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Niederée ist mittlerer Größe, start gebaut, hat dunkelblondes Haar und Vollbart- und hat den er sich vielleicht jetzt abschneiden dürfte hinten am Hals eine tiefe, von einem Schuß herrührende Narbe. Er geht ein wenig geduckt und spricht das„ r" sehr scharf aus. Sein ursprünglicher Beruf war Buchbinder.
Weiteres über diesen Burschen sowie über Bielefelder Zustände überhaupt in nächster Nummer.
Bon Nah und Fern. Jn Preußen Deutschland wüthet seit neuester Zeit wieder einmal der Krieg im Frieden". Die oppositionellen Zeitungen wimmeln förmlich von Verichten über Soldaten mißhandlungen, Unverschämtheiten von Offizieren gegen Zivilpersonen und desgleichen mehr. So lange aber dieselben Blätter es nicht wagen, grundsätzlich dem Militarismus zu Leibe zu gehen, wird alles Geschrei über derartige durch die Ausnahmestellung des Militärs geradezu provozirten Uebergriffe wirkungslos bleiben. Dem Schaden gegenüber, den das im deutschen Reiche bestehende Militärsystem in wirthschaftlicher, sozialer und politischer Beziehung dem deutschen Volke zugefügt, fallen die Uebergriffe kaum noch ins Gewitt
Angesichts der vorgeschrittenen Jahreszeit tritt der ohukampf der deutschen Arbeiter nach und nach in den Hintergrund, dagegen werden die organisatorischen Arbeiten um so eifriger betrieben. Von größeren Streiks nimmt augenblicklich immer noch der Tischlerstreit bezw. Ausschluß in Stuttgart unser Interesse in Anspruch. Nach den zuletzt eingetroffenen Nachrichten find die Aussichten für die Sache der Arbeiter günstig. Ausdauer auf der Seite der Ausgeschlossenen, und fortgesette Hilfe von Seiten der nichtstreitenden Brüder find allerdings unbedingt nothwendig, wenn der Sieg errungen werden soll. Bis zum 25. Juli waren von auswärts 4277 Mt. 78 Pf. aus Stuttgart selbst 3468 Mt. 30 Pf. Unterstützungsgelder eingelaufen. In der Liste der auswärtigen Orte fehlt Zürich ; dies findet darin seine Erklärung, daß die Schreiner Zürichs zu gleicher Zeit selbst einen Streit auszufechten hatten, der übrigens mit einem Sieg der Arbeitersache endete. Sie würden sonst sicher nicht die Letzten gewesen sein, die Solidarität der Arbeiter praktisch zu bethätigen.
Das in der letzten Reichstagssession zustande gebrachte Krankentassen gesetz soll am 1. Dezember in Kraft treten. Es ist von der größten Wichtigkeit für die Arbeiter, sich vorher über die Konsequenzen dieses Gesetzes klar zu werden und die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, der ihnen drohenden Beeinträchtigung ihrer bisherigen Unabhängigkeit durch Beitritt zu bestehenden, oder Schaffung anderer fehlender, unabhängiger Krankenkassen vorzubeugen. In Baden und Württem berg hat in verschiedenen, sehr zahlreich besuchten allgemeinen Arbeiterversammlungen der sozialistische Abg. Blos die erste sozialreformatorische Arbeit" des deutschen Reichstages einer scharfen Kritik unterzogen. Jn Mühlburg bei Karlsruhe suchte in einer solchen Versammlung der Volksparteiler Dillinger für seine Partei Propaganda zu machen, fand jedoch in dem Arbeiter Ehrhardt einen heftigen Opponenten, der ihm mit Recht die nationalliberale Haltung der Volkspartei bei der Abstimmung über das Krankenkassengesetz vorhielt. Auf die jammervollen Argumente, mit denen die„ demokratissche Korrespondenz" aus diesem Anlaß die Abstimmung nachträglich zu motiviren sucht, tommen wir vielleicht noch zurück.
Rosen auf den Weg gestreut". Jn Konstanz fand am 22. Juli ein großes Turnfest statt, zu dem extra aus Leipzig ein Extrazug mit 1000 sächsischen Turnern eintraf. Auf ihrem Umzuge durch die Stadt wurden dieselben zu ihrer nicht geringen Ueberraschung mit zierlichen Bouquets förmlich überschüttet. Noch größer war die Ueberraschung, als sie entdeckten, daß in jenem Bouquet etwas verborgen lag, und sie steigerte sich noch, als es sich ergab, daß dieser Juhalt aus sozialdemokratischen Flugblättern bestand. Und da sagt man noch, wir Sozialisten wüßten nicht, was guter Ton ift!
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In Berlin hat die Polizei die Bücher der May Hirsch'schen Arbeiter Invalidenpensionstasse tonfiszirt, und zwar auf die Beschwerde eines früheren Kaffenmitgliedes hin. Es ist ein Standal, und für die Hirsch'schen Manipulationen charakteristisch, daß selbst fortschrittliche Blätter die Maßregel der Polizei ale nicht ungerechtfertigt bezeichnen müffen. Nachdem diese Invalidenkaffe von Generalversammlung zu Generalversammlung ihre Beiträge erhöht hatte, die sie Anfangs, um Bauernfang zu treiben, lächerlich niedrig normirt hatte, hat sie auf der letzten Generalversammlung die Karenzzeit mit rüdwir tender Kraft(!) von 5 auf 15 Jahre erhöht, und da sie
außerdem für Zwiftigkeiten mit ihren Mitgliedern einen schönen Bassus hat, der den gerichtlichen Weg ausschließt und ein aus Mitgliedern der Kaffe bestehendes Schiedsgericht vorschreibt, so sind die mit ihren Maßregeln nicht einverstandenen, um ihre Beiträge betrogenen Mitglieder absolut wehrlos. Auf diese Weise war es möglich, daß einem Arbeiter, der sechs Jahre Mitglied war und Invalide wurde, nicht nur die Pension verweigert, sondern er außerdem aller seiner Ansprüche an die Kaffe für verlustig erklärt wurde! Da hört schließlich Alles auf!
Die österreichischen Sozialtonservativen haben neuerdings ein soziales Programm ausgeheckt und nach großer Wichtig- und Geheimthuerei in die Welt hinausgeschleudert, das auf die alte Utopie von der ständischen Verfassung hinausläuft. Von den Arbeitern wird dieses von frommen. Phrasen triefende Machwert mit dem verdienten Hohngelächter beantwortet werden.
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Aus Amerika liegen jetzt Berichte über die Vorkommnisse vor, welche den Ausschluß der Newyorker Cigarrenarbeiter zur Folge hatten. Sie lauten ähulich, wie wir voraussetzten. Die Mitglieder der Jnternational Union" haben bei einem Konflikt in einer Werkstatt( Ottenberg Brothers) ihre Kameraden von der„ Progressiv Union in schmählicher Weise verrathen. Es arbeiteten in der betreffenden Werkstatt ca. 150 Mitglieder der Progressiv Union" und nur 40 Mitglieder der Internationalen Union". In einem Konflikt mit den Prinzipalen nun es handelte sich um den Modus der Lohnauszahlung waren es gerade die Letzteren gewesen, die scheinbar von einem Nachgeben nichts wissen wollten, als aber die Prinzipale zwei Mitglieder der Arbeiterkommission entließen, und wunderbarer Weise just die, welche der Progressiv- Union angehörten, da blieben sie einige ehrenhafte Mitglieder ausgenommen ruhig an der Arbeit anstatt mit ihren Kollegen zu streiken, bis die widerrechtliche Entlassung zurüdgenommen war. Infolgedeffen wurden sie von den Streikenden als Stabs", d. h. Antigewerkschaftler, betrachtet und ihre Entlassung gefordert. Das gab der Prinzipalloalition Veranlassung, im Jnteresse der Freiheit der Arbeit" den Ausschluß aller Unionsmitglieder zu inszeniren. So weit bis jetzt Nachrichten da sind, ist die Stimmung der Arbeiter eine entschlossene und siegesgewiffe. Möge sie die Oberhand behalten und das schmutzige Manöver, denn es handelt sich da sicher nicht um einen zufälligen" Streit, sondern es soll ein ,, test"-case, ein für die Zukunft maßgebender Fall, entschieden werden. Schmach aber über die Verräther an der Arbeitersache! In Genf haben die Arbeitslosen eine Demonstration veranstaltet, um die Regierung zu veranlassen, für Arbeit zu sorgen. Durch die Dazwischenkunft der Polizei entstanden, wie gewöhnlich, Unruhen, die zu Verhaftungen führten. Mene tekel!
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Sozialistische Presse und Literatur. Aus Mai land erhalten wir die erste Nummer eines neuen sozialistischen Wochenblattes Il Fascio Operajo"( Das Arbeiterband). Dasselbe erscheint in großem Format und wird, wie es scheint, von dem„ Verein der Söhne der Arbeit" herausgegeben. In dem Antrittsartikel wird dem tiefempfundenen Bedürfniß Ausdruck gegeben nach Zusammenfassung aller Arbeiterelemente Italiens in eine Italienische Arbeiter Liga", deren höchstes Ziel wäre die volle Befreiung der Arbeiter von der Unterdrückung des Kapitals und die internationale Verbindung aller Arbeiter der Welt."
Es heißt dann weiter:
,, Gleich entfernt von ausschließlichen Settirereien wie von unbesonnenen Mitteln, die nur dazu dienen, die Befreiung der Arbeiter zu verzögern, wollen wir den breiten Weg des praktischen Vorgehens einschlagen, wie ihn der gesunde Menschenverstand, das Studium, unsere Erfahrung und der Rath unserer Arbeitsgenossen erheischen."
Wir begrüßen den neuen Mitstreiter aufs Wärmste. Ferner ist auf unserem Redaktionstisch eingetroffen:
B. Malon, Manuel d'Economie sociale Paris , Derveaux. Wir behalten uns eine eingehende Besprechung dieses 382 Druckseiten umfassenden Buches vor.
-Frankreich . Wie wir bereits in vorletzter Nummer schrieben, hat es sich bei den Unruhen von Roubair nicht um einen anarchistischen Putsch, sondern um einen von der übereifrigen Polizei provozirten Krawall gehandelt, der allerdings und mit Recht die radikal gesinnte Arbeiterschaft dieser Stadt aufs Höchste erbitterte. Die verhältnißmäßig hohen Strafen, mit welchen die„ Tumultuanten" belegt wurden, haben zur Steigerung dieser Mißstimmung nicht wenig beigetragen. Es ist ein wahrer Standal, wie schüchtern die französischen Gerichte gegen die monarchistischen Krakehler sich benehmen, die von Tag zu Tag frecher auftreten und mit Drohungen und Aufrufen zur Vergewaltigung der Republik nur so um sich werfen, während sie die ,, Ausschreitungen" wirtlicher Republikaner nicht hart genug strafen können. Hätte ich eine weiße Fahne" das Abzeichen der Legitimisten ,, in der Hand gehabt, so wäre ich billiger als mit einem Jahre davon gekommen", sagte dieser Strafe verurtheilte Paul Bury, und die Pariser " Justice" setzt hinzu:„ Treffender konnte man sich nicht ausdrücken". Der bisher in Lille erschienene Forçat" ist eingegangen, dafür erscheint jetzt daselbst, im gleichen Sinne redigirt, Le Vengeur"( Der Rächer.)
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Der Grund zu dieser Veränderung ist wohl in den Prozessen zu suchen, mit denen der treffliche Kämpfer der Arbeitersache überschüttet wurde. Ferner werden für Amiens , Armentières , St. Pierre- lezCalais und Roubair Separatausgaben dieses Blattes unter entsprechenden Titeln herausgegeben. Ueberhaupt geht es mit der sozia listischen Bewegung in Nordfrankreich unzweifelhaft vorwärts.
Es würde wohl auch an anderen Orten besser gehen, wenn nicht die Spaltung unter den Sozialisten wäre. Das hat sich auch letzthin bei der Wahl in Narbonne gezeigt. Bei den Wahlen von 1881 war der Revolutionär Digeon mit 7000 Stimmen in die Stichwahl getommen, wo er 8074 St. erhielt, diesmal erhielten Fournière( sozialistischer Kandidat) 2318 Stimmen, Digeon, der übrigens wiederholt erklärt hatte, unter keinen Umständen anzunehmen, aber trotzdem von seinen Anhängern aufgestellt ward, 1790 Stimmen, und zum Ueberfluß war noch ein dritter Arbeiterkandidat aufgestellt, der aber nur 63 Stimmen auf sich vereinigte.
Das sieht nichts weniger als ermuthigend aus. Es ist unzweifelhaft, daß die revolutionäre Tradition, welche die Franzosen vor uns Deutschen voraus haben, wie beiläufig alle Traditionen, einer gesunden Parteibildung mehr hinderlich als von Nugen ist.
Wie günstig im Grunde die Situation einer wohlorganisirten soziali. stischen Partei wäre, hat sich wieder am legten Sonntag bei der Gemeinderathswahl im 13. Arrondissement gezeigt. Dort haben sämmtliche bürgerlich radikalen Kandidaten es für nöthig gehalten, sich den Titel sozialistisch beizulegen. Das zeigt, wie stark die öffentliche Meinung dem Sozialismus sich zuneigt. Und wie viel Stimmen erhielt der Kandidat, der von Rechtswegen den Sozialismus vertrat? Von 1576 abgegebenen Stimmen fielen auf den Arbeiter Boisson ganze 130. Jm fünften Arrondissement erhielt der Arbeiter Chabert 261 von 3107 Stimmen. In der Kammer streiten sich Radikale und Opportunisten wegen der Eisenbahnfrage herum. Die Ersteren sind für Rückkauf der den großen Kompagnien gehörigen Bahnen durch den Staat, während die Oppor tunisten für Verträge mit den betreffenden Gesellschaften stimmten. Da unter den heutigen Umständen beim Rücklauf der Preis auf jeden Fall ein zu hoher sein würde, so können wir in die Entrüftung der Radikalen über die Ablehnung der Verstaatlichungsprojekte nicht einstimmen, wenngleich wir gar nicht bezweifeln, daß es die Kompagnien, beziehungsweise Rothschild , an„ Trinkgeldern" nicht haben fehlen lassen. Trinkgelber
würde auch bei der Verstaatlichung nicht gefehlt haben, denn auch da gibt es, wie Deutschland zeigt, was zu handeln".
Gegen die Redaktion der ,, Bataille" und verschiedene Revolutionäre ift wegen Beschimpfung und Bedrohung der Richter, die Louise Michel verurtheilten, Anklage erhoben worden.
Korrespondenzen.
Rendsburg , 22. Juli. Die Wahltampagne hat für unsere Polizei-, richtiger Pascha wirthschaft mit einem großen Fiasko geendet, so daß zwischen unserem Kandidaten und dem Fortschrittler eine Stichwahl stattfinden muß, was seit dem Jahre 1874 nicht mehr vorge tommen ist.
Trotz aller erdenklichen Chikanen, welche man uns in den Weg legte, erlangte unser Kandidat, Genosse Heinzel, eine Stimmenzahl von 6651, also 1826 Stimmen mehr als bei den allgemeinen Wahlen im Jahre 1881.
Der miser-, pardon liberale Professor Hänet hatte ein Stimmendefizit von 1450 Stimmen und der konservative Kandidat Graf Reventlow mußte ebenfalls mit einem Defizit von 273 Stimmen abschließen, was auf Konto Nachläffigkeit und Gleichgiltigkeit zu setzen ift; bei einer etwas größeren Rührigkeit der Konservativen hätten dieselben mindestens einen Zuwachs von 1000 Stimmen erhalten, welche dem großen Hahn abgezapft worden wären, denn auch hier tommt das Sprichwort:" Der Bauer will für sein Geld etwas sehen und hören!" zur Geltung. Darum heraus mit den öffentlichen Wählerversammlungen, in denen die verschiedenen Meinungen sich geltend machen können! Nur so ist ein richtiges Wahlresultat zu erzielen.
In Nachstehendem will ich über die Polizei, resp. Paschawirthschaft in Rendsburg vor und während der Wahl einige Details mittheilen.
Vor Allem reifte der wirkliche" Bürgermeister zwei Wochen vor der Wahl auf vierwöchentlichen Urlaub, wahrscheinlich um mit seinem Anstands- und Rechtsgefühl allen Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen. Nach erfolgter Abreise erhielt sein Stellvertreter, Senator Lehmann, das Szepter in die Hand gedrückt, der es auch mit aller Wucht über die bösen Sozialdemokraten schwenkte und Alles, was von uns herrührte,„ vernichtete".
Unser erstes Flugblatt, welches in allen den Bevölkerungsklassen, an die es gerichtet war, mit großer Befriedigung aufgenommen ward, wurde auf Anzeige des Herrn Lehmann bei der Regierung von derselben verboten. Eine angesagte allgemeine Wählerversammlung wurde an demselben Tage, da sie stattfinden sollte, von Lehmann verboten; die dazu angeklebten Plakate wurden auf Anordnung Lehmann's( die Lehmann's scheinen von guten Vorfahren abzustammen) von den Polizeidienern mit und ohne Mordinstrument abgetragt, und zwar mit„ beglacéten Tagen" ein töftliches Schauspiel. Die Folge dieser Maßregeln war, daß sich die unabhängig denkende Bevölkerung Rendsburg's auf Seiten der Unterdrückten stellte, was sich auch am Wahltag dokumentirte. Im Jahre 1881 hatte einzel hier 293 Stimmen erhalten, diesmal erhielt er 414, also ein Mehr 121 Stimmen, während Hänel 177 Stimmen weniger erhielt als im Jahre 1881. Also nur immer so weiter gewirthschaftet, Herr Lehmann, dann erhalten Sie auch als sozialdemokratischer Agitator das Prädikat:„ Sehr gut!"
Unser zweites Flugblatt ereilte ein noch viel schnelleres Geschick, denn der sozialdemokratische Agitator Lehmann ließ dasselbe ohne Verbot von Haus zu Haus wieder abholen mit dem Bemerken, das Flugblatt ist verboten." Auf Anfrage eines Genossen bei Lehmann, wer denn das Flugblatt verboten habe, konnte demselben nur mitgetheilt werden, daß die Flugblätter von der Polizei tonfiszirt werden, und als sich Lehmann und der Polizeikommissär Arps belehren lassen mußten, daß das Verbreiten eines nicht verbotenen Flugblattes kein Vergehen sei, wurde der Arps wild wie ein angeschossener Eber. Denn was die Polizei thut, ift wohl gethan." Wir gemeingefährlichen Sozialdemokraten aber wollten das nicht einsehen( pfui!) und sorgten für Ersatz der konfiszirten Exemplare.
Am Vorabend der Wahl erhielten die Nachtwächter Ordre, für diese Nacht eine Stunde länger Dienst zu thun, und der Dienst der Polizisten begann darauf Morgens 4 Uhr, Alles natürlich unentgeltlich. Der Polizeipascha Lehmann war in furchtbarer Aufregung, es war doch unbedingt für diese Nacht eine sozialdemokratische Hauptaktion geplant, und diese wollte der Herrscher von Rendsburg mit seinen Gimpeln verhindern. Es wurde uns erzählt, daß es ein recht genußreicher Morgen gewesen sei, als alle 14 Polizeibeamte( Nachtwächter mit eingerechnet) Straße auf und Straße ab trabten, um die bösen Sozialdemokraten auf frischer That zu ertappen. Aber Alles umsonst, denn wir hatten schon Abends vorher von all' diesen Vorsichtsmaßregeln Wind erhalten und leisteten uns just an diesem Morgen einen langen und stärkenden Schlaf, zum Aerger der Polizei. Morgens 8 Uhr begannen wir unser Wert, und den ganzen Tag über wurden die Leute fleißig ermuntert, was das obige günstige Resultat zur Folge hatte. Es mag vielleicht von Manchem gefagt werden, wir haben aber doch schon in Rendsburg auf unseren Kandidaten 607 Stimmen vereinigt! Diesen diene hiermit Folgendes zur Information: daß Rendsburg , eine Militär- und Beamtenstadt, in den beften Jahren 1873-78 mindestens 2-3 mal mehr Arbeiter beschäftigte als gegenwärtig, und daß die noch vorhandenen Arbeiter in ihrer Meinungsäußerung so sehr gedrückt find, daß es mehrfach vorkommt, daß dieselben mit Stimmzetteln versehen von ihrer Arbeit nach dem Wahllokal geführt werden. Und das nennt man freies Wahlrecht"!" Schwamm darüber!
In dem Wahlkreis Riel Rendsburg, welcher aus 5 Städten und 250 bis 280 Dörfern besteht, bedarf es noch harter Arbeit, ehe ein Sozial demokrat in den Reichstag gesandt wird, denn aus dem Landkreis Rends burg allein ist in 49 Dörfern nicht eine einzige Stimme für Heinzet abgegeben worden! Und was ist diesmal aufgewendet worden, um die Bauern zu befehren! Aber Alles umsoust, und wie hier, so noch an vielen Orten.
Unsere Stimmzettelausträger auf dem Lande wurden wiederum verhaftet, eingekerkert, bis auf die Haut entkleidet, ja sogar ihre Stiefel und Strümpfe wurden nach staatsgefährlichen Schriften untersucht, aber Alles umsonst, so daß man sie nach zweistündiger Freiheitsberaubung wieder loslassen mußte. Aber Alles geschah von Rechtswegen".
Unseren Genoffen in Kiel und Neumünster für das erzielte gute Wahlresultat ein donnerndes Hoch! Möge die Stimmenzahl bei der Stichwahl sich verdoppeln, damit Eurem Mühen der Lohn, und der Sieg der unsere wird!
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In unsern Mauern existirt ein Auch"-Arbeiterverein mit zirka 400 Mitgliedern, welcher das schöne Prinzip verficht: Aufklärung und Belehrung unter den Arbeitern zu verbreiten. In diesen Verein meldeten sich im April d. J. 12 wirkliche Arbeiter, um auch etwas von obiger Lehre zu empfangen; fte wurden aber sämmtliche mit dem Vermerk abgeschubst, daß, wenn sich diese Anmeldungen wiederholen, der Vorstand von seinem Poften gedrängelt wird. Folglich muß ein Vorstandssiz im Arbeiterverein es gibt deren 11 ein einträgliches Geschäft sein.
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Die hiesige Spar- und Leihkasse gibt aber auch zum Wohle des Vereins jährlich 1200 Mt. her, d. h. für den Vorstand, Professoren, Doktoren, Lehrer, Fabrikanten, Kaufleute, Handwerker und eine Portion Speichellecker, von denen mehrere mit Gefängniß und einer sogar mit Zuchthaus bestraft sind; aber alle sind„ Auch"-Arbeiter. Ehrlichen Arbeitern jedoch, welche sich im Schweiße ihres Angesichts Tag für Tag abrackern, wird die Aufnahme verweigert, man erklärt sie somit für ehrlos. Der Adminis ftration der Spar- und Leihkasse rathe ich daher, bei einem im nächsten Jahre zu vertheilenden Geldüberschuß darüber nachzudenken, ob das an den Arbeiterverein gegebene Geld zum Nutzen der Insassen Rendsburgs verwendet wird. Ich sage bestimmt Nein, denn da, wo für den Arbeiter etwas geleistet werden soll, schließt man den Arbeiter aus.
Den Arbeiterverein wird dasselbe Schicksal erreichen, das im Laufe dieses Jahres der allgemeinen Krankenkasse, einem von der Spar- und Leihkaffe im Laufe der Zeit mit 6666 Mt. unterstützten, durch und durch forrumpirten Inftitut, pafsirte, nämlich sich von dem wirklich gesunden Institut, der von Arbeitern verwalteten Krankenkasse, trotzdem diese durch das Sozialistengesetz start belästigt wird, in Gnaden aufnehmen laffen zu müssen. Sobald das Vereinsrecht durch Aufhebung des Sozia listengesetzes wieder Giltigkeit erlangt, werden die wirklichen Arbeiter Rendsburgs einen gefunden und kräftigen Arbeiterverein schaffen, und dann ade„ Auch"-Arbeiterverein! Die Administration der Spar- und Leihkaffe