Deinicky

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Ginzelpreis 70 Heller. inschließlich& Heller Porto)

demokrat

Zentralorgan d. Deutſchen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei i.d.Tschechoslowakischen Republik.

13. Jahrgang.

Tripein mit Ausnahme des Montag täglich früb.

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Dienstag, 19. September 1933

Nr. 219.

Konflikt mit Rom   Die Schande der ,, Bohemia"

Die wichtigste innerpolitische Angelegen­heit, die gegenwärtig den Gegenstand ernster Beratungen innerhalb der Koalitionsparteien, und der Regierung bildet, ist der Konflikt

der Regierung mit dem Vertreter des Bati­

tans in Prag  , dem Nuntius Ciriacci.

Es ist nicht das erstemal, daß die Tsche­

choslowakische Republik in einen schweren Ge

gensatz zu dem Vertreter des Vatikans gerät.

Jim Jahre 1925 geschah es, daß der dama

Abg. Peters und Chefredakteur Wesselski   auf das schwerste kompromittiert!

Ein Brief des Chefredakteur- Stellvertreters enthüllt die Beziehungen des Blattes zu Hitler- Deutschland

lige Nuntius Marmaggi Prag verließ, weil sich die Regierung an einer offiziellen Husfeier beteiligt hatte. Der Konflikt führte Wir bringen an anderer Stelle zwei damals zu langwierigen Verhandlungen, deren facsimilierte Zitate und weiter einen Auszug Ergebnis der sogenannte modus vivendi aus jenem politisch, journalistisch und übri war, in welchem sich Staat und römische gens auch moralisch einzig dastehenden, von Kirche miteinander verständigten und ihre uns schon am Sonntag erwähnten Brief, der Kompetenzen gegenseitig abgrenzten. dem Nedělni list" in die Hände fiel.

Dieses Einvernehmen ist nun neuerlich Absender ist der von uns wiederholt er schwer gestört worden. Den Anlaß dazu gaben wähnte Herr Gustaf Kauder  , ein aus die bekannten Vorfälle in Neutra, wo der Deutschland   emigrierter Journalist, den die Führer der slowakisch klerikalen Partei, Pater" Bohemia vor wenigen Monaten zu ihrem Slinka, bei einer kirchlichen und nationa- Chefredakteur Stellvertreter gemacht hatte, len Feier in denkbar schärfster Weise gegen Verlagsdirektor Dr. Pohl, während Empfänger des Briefes war der Bohemia". die Regierung auftrat. Diese Ereignisse be­nüßte der Benkov", das Blatt der größten seines Urlaubes in Desterreich. Koalitionspartei, das Organ des Ministerprä- Dieser Brief ist der bisher schlüssigste Be­sidenten, zu einem scharfen Angriff auf den weis für die fascistische Führung der Bohe­derzeitigen Vertreter des Papstes in Prag  . Es mia", er bestätigt unsere monatelang gegen wurde dort darüber Klage geführt, daß der dieses Blatt geführte Kampagne, er zeigt die Vatikan   die Tschechoslowakei   vernachlässige, ganze Gefährlichkeit dieses nunmehr um den was u. a. daraus zu ersehen sei, daß es lei leßten Feßen seiner demokratischen Tarnkappe nen tschechoslowakischen Kardinal gebe, wäh- gebrachten Blattes in Hitlers   Diensten, er rend andere kleinere Länder, z. B. Oesterreich, kompromittiert den Chefredakteur Wesselsti einen Kardinal haben. Dann wurde in diesem und den Abgeordneten der Arbeits- und Artikel auf die seinerzeitige Abseßung des Wirtschaftsgemeinschaft" Dr. Gustav Peters Prager   Erzbischofs Dr. Kordač angespielt, bei in der schwersten Weise als Bundesgenossen welcher der Nuntius Ciriacci seine Sände mit und Liebediener des Dritten Reiches   und im im Spiel hatte. übrigen ist durch dieses Schreiben des neuge Dieser Angriff des Venkov" rief nicht backenen Chefredakteur Stellvertreters das nur den Protest der klerikalen Presse und innere Getriebe der Bohemia"-Redaktion, Parteien sowie der hohen Geistlichkeit hervor, das journalistische Verhältnis dort, in arger sondern auch das Außenministerium war da- Weise bloßgestellt.

mit nicht einverstanden und das Organ Wie der Brief dem Střibrny- Blatt in die Benešs, die Prager Presse", stellte fest, daß Hände fiel, ist bisher nicht bekannt geworden, das Vorgehen des Venkov" den Gebräuchen ist ja aber auch nebensächlich.*) Bat Bedeutung internationaler Höflichkeit nicht entspreche. höchstens insoferne, als es beleuchtet, welche Ge­wissenhaftigkeit in politischen Dingen mant Auch der Ministerpräsident und das Präji Serren zutrauen könne, die solche Briefe in die dium der Agrarpartei erklärten, daß sie mit Hände der Gegner fallen lassen. Aber es ist ein dem Vorgehen des Venkov" nicht einverstan- vahrhaftes Glüd, daß die Verantwortungslosig den seien und diese Erklärung wurde auf feit sich auch auf diesen Punkt erstreckt, denn die privatem Wege dem Nuntius übersandt. Die sem Umstand dankt ja die demokratische Deffent­Erklärung war das Ergebnis der Verhandlun- lichkeit nun die restlose Entlarvung des Sitler­gen, die Beneš mit dem Ministerpräsidenten Kurses der Bohemia". Die erste bezeichnende und politisch bela­geführt hatte. Beneš wurde zu diesen Beritende Stelle in diesem Briefe ist die Mitteilung handlungen auch veranlaßt durch einen Brief, Rauders über das Eingreifen des Chefredakteurs den ihm Ciriacci geschrieben hatte und in Wesselsti im Falle des ausgebürgerten großen welchem er sich über die Angriffe, denen er Schriftstellers Heinrich Mann  ; über Hein­fortwährend ausgesetzt sei, beschwert hatte. rich Mann soll nichts hergemacht" werden, es So schien die Angelegenheit beigelegt, follum Gottesvillen" nicht etwa an diesem als der Nuntius an Hlinka   den bekannten Beispiel die Kulturlosigkeit des Dritten Reiches  Brief richtete, der auch in die Tagespresse aufgezeigt werden, denn- und nun kommt das gelangte. Das war wieder ein ungewöhnlicher Entscheibende: Schritt seitens des

Bertreters d

Vatikans,

*) Die Mater der Facsimile wurde uns vom der dem Führer einer Partei, die in Oppo Prager Montagsblatt" freundlichst über­fition zur Regierung steht und die von einzel- laffen.

"

Herrn Wesselsti ist aus Deutschland  | lichen Stellen, bekommt von dort Weisungen eine weitere Schonzeit für die Bohemia" für die Haltung der Bohemia". Und Herr Wes­zugesichert worden, wenn sie nur unbeirr felsti will( jetzt kann man aber wohl jagen: bar brav um Sympathien für Deutschland   ivollte) demnächst nach Deutschland   fab­wirbt, sich über Hitlers Reden und Taten ren, um die Sache( lies: die Richtlinien für 1. Seite des Bricfes.

Deutsche Zeitung Bohemia/ Prag  

1. Sillengale 13- Briefabrese: Drag L, Postfach 491- Gegründet Im Jahre 1828

Abt.

( Bitte to bet atori este

sit fod duamdogo na

Drabfoot@ ter Pres. Betemmer Setroos. Desfaget: Bergeroog- Me- Gabro- 9ale 246­

Pres. Sonntag 08

Lieber Dr.Pohl.

vielen Dank für Ihre Karten es wird alles richtig besorgt werden.Bevor wir alle Ihre Grüsse erwidern und Ihnen beste Erholung von den ganz überflüssigen Schmerzen win­schen, muss ich Ihnen noch tischen berichten.

Merged En

Wess.kehrt allmählich ins Leben zurück und mit einer verdoppelten, weil solange zurückgedrängten, aber nicht unbe­denklichen Vitalität. L.) er erzählte mir beiläufig.dass er nach seiner Gesundung als aller erstes nach Deutschland   fahren müsse, " um die Sachen wieder bis: then in Ordnung zu bringen..

2t) er klingelte mich am Heinrich Mann   Tage an, wir sollten doch um Go'stenwillen nichts von der Sache her­machenier habe gerade eine 1 Brief aus Deutschland   erhalten, worin ihm für die B.eine neue Se tonfrist gegen das Verbot sugesichert worden sei, wenn wir uns je tzt gut verhielten.

2. Seite des Kauder- Briefes.

Das war die" auptsache.Sonst ist fest nichts zu berichten. Tohrisek ist mit einer trockenen Rip enfellentzündung zurückgekommen die aber wohl schnell beseitigt sein wir Kegel hat sein epot erhöht, wegen der übrigen deutschen   zungen were met weedigen und Ihnen dabis berichten in Hann in Dortmund   bewirbt sich um die Alleinvertretung im Ruhrgebiet   ein Verschleiener in Breal au meldete sich als neuer Be zélher.| Ein schöner warmer Herbst hat hier eingenesst. Prag   ist sie­* sehr voll. Dass sie das Esplanade Cafis nicht in seiner überwältigenden De­koration aus zionistischen   Mandenfar zen, Oleander, Lorbeer und Blumen erleben werden Sie sich nie verseihen können

Jetzt machen Sie aber schnell mit Ihren altjüdischen Krank­heiten, dazu schickt man sie nicht au' 1 Urlaub! Lintechi und Frau Jose 1h lassen herzlich grüssen. Und am allerherzlicht en gruset Sle Ihr alter

Jei boligen hat im ausgetage,

bis Gehale in Kachorlatend

Jikide

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recht begeistert zeigt und alles verschweigt, was die Bohemia") in Ordnung zu bringen. Und es den tschechoslowakischen Lesern die Augen über geht ja aus dem Briefe auch sonnentlar hervor, das wahre Geficht Deutschlands   öffnen tönnte! weshalb Herr Wesselski, eine Reise durch die Herr Wesselski erhält also Briefe aus Konzentrationslager plante! Um dort alles in Deutschland  , von amtlichen oder halbamt bester Ordnung zu finden, die Greuelmärchen" der roten Bagage" so ungefähr denkt nämlich Herr Wesselsti über uns zu zerstreuen, damit das Prestige Hitlerdeutschlands in der Tsche­ choslowakei   zu heben, zur Nachahmung anzn= eifern und damit das Geschäft der Bohemia" bei den Dummen im Lande zu verbessern, gleichzeitig aber die Aufenthaltsbewilligung" der Bohemia" in Deutschland   zu verlängern!

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ſen

nen Regierungsparteien jogar einer an Hoch berrat grenzenden Politik beschuldigt wird, seine Zufriedenheit und Anerkennung zum meks in der Slowakei  , Partei ergriffen hat. von einem solchen hat nämlich der Nun­ gedankt. Ausdruck brachte. Darin ist zweifellos feitens Die Abhängigkeit der Kleritalen vom Vatikan tius in seinem Brief gesprochen des Nuntius, der schließlich nicht offiziell be ist aber so groß, daß die bedingungslos dem Ebenso dankte Hlinka   im Hauptorgan feiner leidigt, sondern vom Blatte einer Koalitions Nuntius Gefolgschaft leisten müssen. Die Partei, in welchen Worten dies geschah, weiß partei nur angegriffen wurde, eine Ein- tschechischen flerifalen Minister haben im man freilich nicht, denn der Slovák  " ist an mischung in die Innenpolitik des Landes, ein Ministerrat eine andere Lösung der Frage nicht weniger als elf Stellen tonfisziert. des einer paigeschlagen, find aber in der Minderheit So ist aus den Borfällen in Neutra ſtelif geppt bone atte 28 een berichtet bef fremden Macht ganz ungebührlicher und un- geblieben und haben, wie die Lidové listy" nachträglich noch eine ernste politische Kriſe Graufopf als freundlichen Berichterstatter in die gehöriger Vorgang zu sehen. Der Nuntius ausdrücklich feststellen, gegen den Beschluß geworden, vor allem dadurch, daß sich die in Konzentrationshöllen führen sollte, ist der Abg. unterstützt durch diese Tat," so schreibt das des Ministerrats gestimmt. In der Sonntags  - der Regierung befindliche klerifale Partei mit Dr. Gustav Peters belastet, der Verbin­" Právo Lidu, unmittelbar die Irredenta ausgabe der Lidové Listy", die an nicht dem Nuntius in eine Front gestellt hat. Der dungsmann, jener Herr, den wir seit Mo­und den Hochverrat. Das darf unser Staat weniger als an sechs Stellen fonfisziert wurde, Konflikt zwischen der Tschechoslowakei   und naten als einen der Hauptschuldigen an dent weder um den Preis eines innenpolitischen wird dargelegt, daß die Folgen der ganzen dem Vatikan   hat damit zu einem Konflitt fascistischen Kurs der Bohemia" erkannt bat­noch außenpolitischen Konfliktes dulden." Angelegenheit nicht abzusehen sind. Dazu innerhalb der Regierung geführt und man ten. Nun hat es der Chefredakteur- Stellvertreter Kauder unfreiwillig ausgeplaudert, daß der mit Die tichechische klerikale Partei nimmt in fommt noch, daß natürlich Hlinka   aus dem kann heute in der Tat noch nicht sagen, welche Respekt zu sagen: demotratiſche Flügel in der sehr entschiedener Weise den Nuntius in Nuntiusbrief politisches Kapital schlägt. In Weiterungen die Angelegenheit haben und Bohemia"-Führung an Herrn Peters keine Schutz. Es ist für Sramet nicht leicht, sich an einer Sundgebung der Slowakischen   Volks welche Folgen sie für die politische Herbst- Stüße hatte, die Seite des Nuntius zu stellen, der ja ganz partei in Velké Levary hat Hlinka   dem Nun fampagne mit sich bringen wird. entschieden für Hlinka  , den Gegenspieler Sra- tius für dessen Liebe zum slowakischen Volt"|

daß Herr Peters um jeden Preis bemüht war,

die ein wenig schwankend gewordene Gunst