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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI

IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. ADMINISTRATION TELEFON 53076. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB. CHEFREDAKTEUR : WILHELM NIESSNER. VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

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14. Jahrgang

Samstag, 6. Jänner 1934

Vier neue Explosionen

Neuerlich fünf Verletzte- Der Schacht bleibt fünf Wochen vermauert?

Duz, 5. Jänner. ( Eigenbericht) Zwischen 12 und 2 1hr nachts wurden am Nelson III unter allerschwersten Gefahren drei Tote geborgen. Es sind dies die Berglente Sarl Mazak ans Herrlich und Treutschek ans Dug. 1m 29 Uhr vormittags mußte die Hilfs- und Rettungsmannschaft die Gruben schleunigst verlassen, da eine neuerliche schwere Explosion erfolgte. Um 349 1hr vormittags erteilte die Aufsichtsbehörde den Auftrag, die Schächte III und IV abzuschließen. Um 12 Uhr mittags war auf den Schächten III and IV eine zweite schwere Explosion, bei der unser Genosse Franz Wolf ans Herrlich verletzt wurde. Er liegt im Du ger Krankenhaus. Es erfolgte eine sofortige Abdichtung, die aber nicht zu verhindern vermochte, daß nm 21 Uhr mittags ein dritter Sprengschlag erfolgte, hervorgerufen durch den ungeheuren Gasdruck in der Grube. Nun wird versucht, den Förder- und Mannschaftsschacht luftdicht abzuschließen. Bei der vierten Explosion nm 42 1hr nachmittags anf den Schächten III and IV wurden vier Arbeiter verlegt. Es sind dies Fikart aus Dug, Schlapa f, Suchy und Vofahlo ans Herrlich.

Nach Mitteilungen der Fachleute dürfte der Schacht vier bis fünf Wochen geschlossen bleiben, weil in dieser Zeit keine Möglichkeit besteht, weitere Bergungsversuche zu unterneh men. Montag nm 3 1hr werden die geborgenen Toten auf dem Marktplah in Ossegg auf­gebahrt werden.

Heroische Rettungs­

versuche

Sicherung der Hauptschächte

Brüg, 5. Jänner( Tschst. P.-B.) Am Don­nerstag, den 4. Jänner wurde der Schacht ,, Nel­son III", soweit er zugänglich war, von dem Ver­treter des Revierbergamtes in Brüg, weiter von dem Sektionschef Ing. Dr. Durych aus dem Mi­

nifterium für öffentliche Arbeiten, von zwei zu gezogenen Bergbausachverständigen und von Ver­tretern des Unternehmens besichtigt. Die Genann ten fuhren in den Schacht bis zur Anschlagbühne, die verrammelt war, weshalb sie die Begehung durch den Gang beim Förderschacht nach der die sem entgegengesetzten Seite fortsetten. Aber auch hier war der Zugang durch Hunte verrammelt. Sie gingen demnach zurück zum Wasserschacht und weiter durch die Gänge zur Seilbahn und diese entlang in südwestlicher Richtung bis zum Streu­zungspunkt der Seilbahn. Die Kreuzung war herausgebrochen und es wurde hier ein größerer Brandherd festgestellt. Es wurde der Versuch ge­macht, dieses Brandherdes durch Minimar- Appa­rate Herr zu werden, doch mißlang der Versuch, weil sich das Feuer immer wieder entzündete. Ein weiteres Vorgehen war wegen Wassermangels nicht möglich, da durch die Explosion die Gruben­wasserleitungen vernichtet wurden. Aus diesen Gründen war auch ein Vordringen entlang der Seilbahn in östlicher Richtung unmöglich. Wie be­reits gemeldet, wurde zur Bekämpfung des Bran. des beschlossen, den engeren Umkreis unt den Brandplak durch sechs Vermauerungen abzuschlie­ßen, um so die beiden Hauptschächte für die wei­teren Rettungsarbeiten zu erhalten. An diesen sechs Bermauerungen wurde Donnerstag nachts noch gearbeitet.

Da aus allen Wetterschächten Nauch aus Strömt, besteht keine Hoffnung, daß sich unter den

Zieht dochi

Nr. 4

die Bilanz!

Von der großen Oeffentlichkeit gänzlich unbeachtet erscheint nun die kommunistische Presse wieder. Nicht weil die kommunistische

Auch die Hauptschächte Bewegung im geringsten eine Gefahr für die geräumt

tapitalistischen Klassen bedeutet, sondern nur weil die Staatsmacht nicht den Schein erwecken Dng, 5. Jänner. Heute gegen 5 Uhr früh wollte, daß sie die antidemokratische Hakenkreuz­war in der Grube ,, Nelson III" eine Detonation partei unterdrücke, während sie gleichzeitig eine zu hören, verbunden mit starken Erschütterungen, andere antidemokratische Partei, die kommuni welche aus dem Ditteil der Grube tamen. Ausstische, schonungsvoll behandle, wurde die kom dem Wasserschachte, welcher als Basis beziehungs­munistische Presse auf einige Monate verboten. weise Ausgang der Rettungsarbeiten dienen soll­Gar manche der bürgerlichen Parteien hat nur te, steigt mit Rauch gemischter Wafferdampf auf. schwersten Herzens zu dieser Maßregel ihre Deshalb ist es den Rettungsmannschaften nicht möglich, von dort bis zu dem abgesperrten Teil ustimmung gegeben. Die kommunistische Par­der Grube vorzubringen, und es mußte bei die­tei hat ihnen alle Last und Mühe des Kampfes sem Stand der Dinge im Interesse der Sicherheit gegen die ihnen unbequeme und verhaßte So­der arbeitenden Mannschaft von der Absicht den zialdemokratie abgenommen, hat sich durch den Stützpunkt im Umkreis der beiden Hauptschächte, in die Reihen des Proletariats seit vielen Jah­des Förderungs- und des Wasserschachtes, aufren hineingetragenen Bruderkrieg als Prellbock rechtzuerhalten, Abstand genommen werden. Man schritt daher an die Ausführung des Vorschlages der Untersuchungskommission, die gesamte Mann schaft, welche in der Grube die Absperrungsarbei ten durchführte, ausfahren zu laffen und die bei den Hauptschächte obertags abzumanern.

Ein ernstes Wort

an das Gewissen unserer Oeffentlichkeit!

Die furchtbare Katastrophe von Dug ruft| Rücksichtslosigkeit, welche diese verbrecherische unser aller Gewissen auf! In den Flammen und Hinrichtung unschuldiger Leute verdient, gestraft Rauchschwaden des Nelsonschachtes bei Offegg werden. wurden über 140 junge Leven unserer Bergar­

beiter vernichtet. Der Schrecken dieser Tragödie läßt sich nicht schildern. Die verkohlten Leichen dieser Märtyrer der Arbeit liegen in Tiefen von 300 Metern unter der Erde. An dem Massengrab dieser Arbeiterhelden klagen heute über hundert verlassene Witwen und über zweihundert kleine Waisen. Ganz Nordböhmen und mit ihm auch die ganze Republik ist mit einem schweren Bahrtuch tiefster Trauer bedeckt. Wir stehen erschüttert vor dem Schrecken des Bergarbeiterlebens, welcher auf die Häupter jener fiel, die unter den schwer ſten Bedingungen jeden Tag dem Tode ins Auge fehen, die aus dem Dunkel der Erde die größten Schätze der heutigen Zivilisation hinauftragen: Licht und Wärme.

Bis in die Tiefen unserer Seele entsetzt ob der Schwere dieses Schicksals, neigen wir uns vor der Majestät des Todes der gefallenen Bergarbei­ter und wir wenden uns mit dem Ausdruck der aufrichtigsten Teilnahme an alle Hinterbliebenen, die Witwen und Waisen, denen wir unser Beileid und unseren unendlichen Schmerz verdolmetschen. Unsere gesamte Arbeiterschaft in der Republik und jedes Gewiffen und jedes Herz ehrlicher Men­fchen unserer Deffentlichkeit stehen heute hinter ihnen. Ihre Sache ist zu unserer gemeinsamen Sache geworden.

Wir sind uns auch alle dessen bewußt, daß

gegen den Sozialismus so trefflich bewährt, daß man die heimlichen Tränen, welche die Bour­geoisie bei der Einstellung der kommunistischen Zeitungen vergoß, begreift. Während der Dauer der Einstellung verhielten sich die Kapetschiſten musterhaft brav, trübten kein Wässerchen und nicht die leiseste Regung verriet, daß es über­haupt eine kommunistische Partei gebe. Nad) so braver Zurüdhaltung darf nun die kommuni­stische Preise wieder erscheinen und fie erweist sich der herrschenden Bourgeoisie dafür dadurch) dankbar, daß sie ihre die Kampffähigkeit der Arbeiterklasse unterminierende Schandarbeit mit berdoppeltem Eifer aufgenommen hat.

Gaben sich die kommunistischen Schädlinge früher wenigstens den Anschein, als führten fie neben der Hetze gegen die Sozialdemokratie auch

diese Katastrophe unbedingt zu allen notwendigen einen Stampf gegen die Kapitaliſtenklaſſe, ſo Maßnahmen nicht nur adminiſtrativen, sondern haben jie jetzt offenbar aus Vorsicht aud auch geschgeberischen Charakters führen muß und auf diese Geſte verzichtet. Was man ſo Elan daß hier nicht nur alle zuständigen Aemter, son- nennt, das verbrauchen sie nunmehr einzig und dern auch die Nationalversammlung selbst ein allein auf das Verspritzen ihres reichlich vor­greifen müffen. Es ist nicht mehr zu ertragen, daß handenen Geifers gegen die Sozialdemokratie. aller Gewinn des größten Reichtums des Landes immer in der Hoffnung, das; es ihnen zu ihrer in die Hände einiger Familien von Kohlenbaro- und der Bourgeoisie Freude doch gelingen werde, nen falle und alle Schrecken des Bergarbeiter­risikos durch Opfer der Republit, unserer Steuer­etliche durch die Folgen der Krise verwirrte so­zahler und unserer gesamten Deffentlichkeit auf- zialdemokratische Arbeiter in ihre schütteren gewogen werden müffen. Die heutige Zeit der Reihen herüberzulotſen. Unter anderem geht Demokratic ruft nach Ordnung und Gerechtigkeit zur Zeit durch die kommunistischen Zeitungen in diesem überaus verantwortungsvollen Tätig ein Artikel Sozialdemokratische Arbeiter, keitsbereich der Bergarbeiter. Niemand kann es macht Bilanz!", in dem tühn und frech be­weiter verantworten, daß der Arbeiter für frem den Gewinn gezwungen werde, sein einziges Gut, nämlich seine Gesundheit und sein Leben, zum Opfer zu bringen.

hauptet wird, unter den sozialdemokratischen Arbeitern herrsche über die Politik ihrer Partei ungeheuere Erbitterung" und sie aufgefordert werden, sich einer bewährteren Führung anzu­In diesem schwersten Augenblick der Duger vertrauen. Wer anders könnte diese bewährtere Katastrophe, in der bei Tag und Nacht über 300 Witwen und Waisen über dem brennenden Grab Führung sein als die revolutionäre Front des Klaffenkampfes", die kommunistische Partei. Ja, des Nelsonschachtes verzweifeln, wenden wir uns an unsere gesamte Deffentlichkeit, sie möge dieser so revolutionär ist diese Front des Klassen­Opfer so viel als möglich durch ihre Hilfe und fampfes", daß an ihr die Feinde der sozialisti durch ihre Beiträge gebenten. Es ist notwendig, schen Arbeiterschaft grinsende Freude empfinden das furchtbare Leid der Hinterbliebenen zu lin- und sich versucht fühlen müßten, an Stalin , der Bei dem heiligen Gedenken an die Toten im dern und die Tränen der gebrochenen Witwen seine Söldner so beharrlich darin unterweist, ih brennenden Bergwerk Nordböhmens find wir ver- und Waisen zu trocknen. Denke jeder daran, was nen Schüßendienste zu leisten, Danktelegramme pflichtet, zu sagen, daß alles geschehen muß, was mit seiner Familie wäre, wenn ein so maßloses zu senden. in der Kraft der Wissenschaft und der menschlichen Unglück fic treffen würde, und trage jeder mit Technik steht, damit ähnliche Schrecken einem Wir

Die Berechtigung, sich als die Front des

in ben Schächten Gingefchloffenen, noch gebende ſengrabes bei uns fich nie mehr wiederholen. Alle ben Beitrag bei, den er beſteinfame. Sadje ber revolutionären Atlaſſentompies" muszugeben,

befinden könnten.

Montag Begräbnis

der geborgenen Toten

Das gemeinsame Begräbnis der Opfer der

Offeler Katastrophe wird am Montag, den 8. Jän­

ner, um 15 Uhr in Offet stattfinden. Um 12 Uhr

werben die Särge auf einem Katafalt auf dem

Schuldigen diefer düsteren Katastrophe müssen mit Menschlichkeit, unseres Gewissens und unseres leitet die kommunistische Partei wohl daraus größter Beschleunigung festgestellt und mit aller Herzens erfüllen.

Die Vorstände der tschechoslowakischen und deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartel

her, daß sie ihre Anhänger von Schlappe zu Schlappe führte, so daß sie sich längst schon den Namen einer Virtuosin der Niederlagenſtrategie errungen hat. Nichts, aber auch rein gar nichts, hat bisher irgend eine Arbeiterschichte an Er­folgen und Errungenschaften der kommunisti­einzelne Arbeiter diese mit tausendfachem Recht tariats geschwächt und dessen Todfeinden be.

Schwerer Unfall bei den und wurde mit bedeutenden Verlegungen in das der Schuld anklagen, die Stampftraft des Prole. Absperrungsarbeiten

Er stürzte aus 12 Meter Höhe vom Stamin abschen Bewegung zu danken, dagegen darf jeder

Strantenhaus überführt.

Die Gerüchte, daß drei Mitglieder der Net- harrlich in die Hände gearbeitet zu haben. Sich Marktplatz von Dffet aufgebahrt werden und um In der Nacht von Donnerstag auf Freitag dabei noch als Anklägerin anderer aufzuspielen, 15 Uhr wird sich der Leichenzug auf den Offeker verunglückte der vom Alexander" abfomman- tungsmannschaft heute die Opfer einer neuerlichen ist eine Frechheit, die bisher nur von den fasci­Friedhof in Bewegung fehen. Nähere Dispositio- dierie Facharbeiter So wa Vojtěch aus Herrlich Explosion geworden seien, haben sich glücklicher- stischen Gegenspielern der Moskauer Agenten, men werben usch getroffen. bei den Reparaturarbeiten am Mannschaftsschacht. I weise nicht bestätigt. den Nazis, übertroffen wurde.