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Skandalöse Berichterstattung

durch das Radiojournal

Das Prager Radiojournal erregte durch sein merkwürdiges Verhalten am Tage der großen Grubentatastrophe bei Osjet den berechtigten Unmut zahlreicher deutscher Hörer.

Samstag, 6. Jänner 1934

Fünfzig Jahre nach Gregor Mendels Tod

Von Dr. Hugo Iltis- Brünn.

Als am 3. Jänner um 18.25 das Prager Radio die erste turze Mitteilung über das furz vorher stattgehabte Riefenunglück aussandte, er­faßte die Hörer begreiflicherweise Entsetzen. Aber ebenso groß war das Verlangen, vald Näheres über die Folgen der Katastrophe zu vernehmen. Ist Rettung möglich, wie groß fann die Zahl der Opfer sein? Das waren die bangen Fragen, welche die erregten Hörer bewegten. Die deuts schen Hörer rechneten damit, daß man um 20 Uhr der Prager Sendung Details über das schreck­liche Ereignis auch in deutscher Sprache mitteilen werde. Radio Wien berichtete um 21 Uhr abends ebenfalls nur kurz über die Katastrophe bei Ossek . Endlich tam um 22 Uhr abends die tsche= chische Sendung, welche sehr ausführlich über die Situation am Unglücksschachte berichtete. Dann kam eine Propagandarede in franzö sischer Spra ch e. Die deutschen Hörer dach­ten sich in ihrer Ungeduld, nachher fomme be= stimmt noch eine Nachricht in deutscher Sprache. Und das um so mehr, als um diese Zeit ,, schon" in deutscher Sprache von Prag aus gesende! wurde. Wie enttäuscht und erbittert waren die Man schreibt den 9. Jänner 1884. Schwara deutschen Hörer, als es plöglich hieß: Konec ſtarri der Klosterplatz von Menschenmassen. Es flin Dobrou noc gen die Glocken der Altbrünner Stiftskirche, es ord­Das Prager Radiojournal hat es also nicht net sich der Leichenzug. Man führt den Prälaten der für notwendig gehalten, über ein Ereignis, das Auguſtiner in die Gruft, der nach einem an Arbeit die Herzen aller fühlenden Menschen, gleichviel und Kämpfen reichen Leben am Morgen des 6. Jän welcher Nation, zittern machte die deutschen ner an chronischer Nierenentzündung gestorben war. Hörer in deren Wuttersprache zu informieren! Die Spitzen" der Behörden schreiten hinter dem Die Opfer sind zu gleichen Teilen Sara, sie wispern und tuscheln, denn der hohe Wür­Tschechen wie Deutsch e; mit Recht denträger, den sie begraben, war ein Frondeur ge­spricht man von der rührenden Solidarität der wesen, ein Querulant", der den Spißen genug zu schaffen gegeben hatte. In ganz Desterreich war der tschechischen und deutschen Vergleute angesichts des gemeinsamen Unglücks, von der Anteilnahme starrköpfige Prälat bekannt und verrufen durch sei­der ganzen Bevölkerung ohne Un- nen unnachgiebigen Kampf gegen eine feiner Mei­terschied der Nationalität. Die Leinung nach ungerechte Klostersteuer, den er zuletzt tung des Radiojournals ist jedoch weit entfernt ganz allein geführt hatte, selbst von seinen Ordens­von jeder menschlichen Gefühlregung, von der brüdern verlassen, denen im Laufe der Zeit der Erwägung, daß die deutschen Hörer auch das Kampf ums Recht zu fostspielig geworden war. Recht haben( in solchen außerordentlichen Fällen zumindestens) ebenso informiert zu werden, wie die tschechischen.

Zur Frage

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des Akkordverdienstes

und des Aussehens der Werkstättenbedienste­ten der C. S. D.

Seine Zeit ist gekommen. Dreißig Jahre war die unscheinbare Arbeit in den Verhand Die Zentralsekretariate der sozialistischen Lungen des Brünner Naturforschenden Vereines ver- Eisenbahnergetvertschafts- Organisationen geben schollen geblieben um die Jahrhundertwende ist folgendes bekannt: sie dann nicht durch einen Zufall, sondern weil Der vorgestrige Bericht über die Verhand­ihre Gedanken sozusagen ,, in der Luft hingen" lungen der Vertreter der Werkstättenbediensteten an drei Orten Europas ( in Amsterdam , Münster der C. S. D. mit Präsidialchef Noel ist nicht und Wien ) fast gleichzeitig wiederentdedt worden. ganz richtig. Präsidialchef Noset gab den Organi­Für den Nachruhm seiner Entdeckung war ihr lan-| sationsvertretern bekannt, daß die Höhe der Af­ges Puppenſtadium nur ein Glück gewesen. Und als fordentlohnung von der Regierung festgesetzt und glänzender, von der staunenden Welt bewunderter in den Voranschlag aufgenommen wurde, so daß Schmetterling flog sie jetzt über Länder und Meere. die Kompetenz des Eisenbahnministeriums voll­Das fleine Heftchen in den Brünner Verhand fommen ausgeschaltet ist in dieser Sache eine lungen, hat fast allen Gebieten der Biologie An Aenderung vorzunehmen. Er gab allerdings die regung und Förderung gegeben, hat es bewirkt, daß Versicherung, daß er den Eisenbahnminister über die Vererbungsforschung zum Zentralproblem der den Gegenstand des Einschreitens der Organisa biologischen Wissenschaften wurde. Hatte Charles tion schleunigst informieren werde, ohne daß er Darwin , mit dem man Mendel vergleichen darf, was ja selbstverständlich ist über Auftrag

die Beränderlichkeit der Organismen des Ministers verhandelte, oder schließlich mit zum Objeft feiner Untersuchungen gemacht, so wies anderen Faktoren verhandeln konnte. Mendel auf die relative Beharrlichkeit Die Organisationsvertreter haben gerade der Merkmale und ihrer Erbanlagen mit Rücksicht auf diese Situation und den Stand­hin. Er zeigte, daß sich bei jeder Streuzung und punkt des Amtes dem Präsidialchef loyal bekannte als Krenzung ist jede Befruchtung zu bezeidmen, gegeben, daß sie sofort nach Rüdlehr der Mitglic­wenn die Eltern in einer oder mehreren Eigenschaf der der Regierung beim Ministerpräsidenten, dem ten von einander verschieden sind die Erbanla Finanzminister und dem Vorsitzenden der ministe= gen nach bestimmten zahlenmäßigen Verhältnissen riellen Personalfommission vorsprechen werden, aufspalten und mosaifartig wiederkombinieren, so um ihnen die Konsequenzen der einseitigen und daß man auf Grund der Mendel 'schen Regeln" die äußerst harten Beschmeidung der Bezüge der lann. Die lapidare Formel dieser Anlagenspaltung, Nebendienstbezüge bereits mehrere Male als den Beschaffenheit der Nachkommenschaft voraussagen Wertstättenbediensteten darzulegen, denen die das berühmte Mendel'sche 1: 2: 1, ist zu einem Bau- anderen Kategorien gekürzt wurden. Es ist daher berschlüssel geworden. Der Tier- und Pflan die Behauptung nicht richtig, daß der Präsidial­dezüchter hat es heute in der Hand auf Grund chef Ing. Nofel die Bereitwilligkeit geäußert der Methoden Mendels, so die Merkmale verschiede hatte, im Auftrage des Eisenbahnministers mit ner Tier- und Pflanzenrassen zu neuen callen in Betracht kommenden Faktoren zu verhan bensformen willkürlich zu tombinic beln, ihnen die Forderungen der Organisationen ren. Mendels Entdeckung ist aber nicht nur bahn vorzulegen und diese zum Gegenstande einer brechend geworden für die theoretische Forschung neuen ernsteren Verhandlung zu unterziehen, im und für die Praris der Tier- und Pflanzenzüchtung, Gegenteil, die Organisationsvertre jie bildet auch die Grundlage für die moderne Lehre er werden diesen Wegselbst be= der Vererbung beim Menschen und für schreiten. die menschliche Eugenif, die Wissenschaft Die Entscheidung des Eisens von der Veredlung des Messchengeschlechtes. bahnministeriums über die Ein­Mendels Arbeit ist heute in allen Sprachen stellung des Aussehensaus der Are übersetzt, auf dem Mendel - Platz in Altbrünn steht beit in den Werkstätten ist aller= sein leuchtendes Marmordenfinal. Die dankbare For: dings in Gültigkeit und ist die= schung aber hat den Namen Mendels ein Denkmal se I bebereits durcheine Verfügung Weit hinter der Obrigkeit drängen sich die Schagejebt, dauernder und ragender als Monumente aus des Ministeriums durchgeführt. ren der Armen und hier kann man einen anderen Stein und Era, indem sie nicht nur die ganze neue Nachruf hören. Hier preist man den guten Menschen, Forschungsrichtung als Mendelismus bes Ganz abgesehen von der Verlegung rein der Hunderten der einzige Wohltäter war und der es seichnete, sondern auch für das Verhalten aller Lebe Raubmord in einer Baseler Bank menschlicher Empfindungen, sind derlei Unter- verstanden hatte, Almosen zu geben, ohne es merken wesen, welche bei der Vererbung ihrer Eigenschaften lassungen politische Fehler gröbster ou lassen, daß es Amosen waren. Aber wenn sich den Mendel'schen Regeln folgen, das Zeitwort Art. Wo bleibt hier die Gleichberechtigung, fragen auch Hunderte daran erinnerten, daß ihnen ein gümendeln" prägte. In diesen Worten wird Men­sich die enttäuschten deutschen Hörer, wenn wir tiger Freund gestorben war, wenn Hundert andere bels Name weiter leben, so lange es eine Wissen in so schwerwiegenden Fällen wie Luft behandelt in Staatsgewändern dem Würdenträger folgten werden? Da wird seitens der Regierung der be- daß ein großer, unsterblicher Forscher zu Grabe ge­greifliche Wunsch verfolgt, die Wirkung der tragen wurde, das wußte von all den Hunderten fein reichsdeutschen Nazisender durch Ausbau Einziger. der eigenen deutschen Sendungen abzuschwächen. Gregor Mendel hatte in jahrelangen mühseli In einem kritischen Moment versagte jegen Kreuzungsversuchen mit Erbsen und Blumen doch das Prager Radiojournal der Natur ein Geheimnis abgerungen, das späteren vollständigl Beiten zur Offenbarung werden sollte. Aber seine Die deutschen Hörer, die am 3. Jänner vom Beitgenossen, auch die Fachkollegen, waren an die Prager Sender derart brüstiert wurden, konnten sem Geheimnis achtlos und ohne Verständnis vor­etwas später aus Berlin Näheres über beigegangen. Mendel selbst war freilich bei aller Be­die Osseter Statastrophe erfahren! Das nennt scheidenheit von der Bedeniung seiner Entdeckung man in Prag ,, Dienſt am Stunden" und wundert für die fünftige Forschung innerlich überzeugt und sich, wenn sich die deutsche Bevölkerung über eine verlich dieser Ueberzeugung auch in einem Gespräch solche brutale Zurüdsezung erregt. Die Regie- mit dem Botaniter Nießt Ausdrud, in dem er die rung täte wirklich gut, beim Radio- Journal prophetischen Worte sprach ,, meine Zeit wird fom­Ordnung zu machen.

Heimliches Berlin

men".

wurde auf die Bank Weber in der Elisabethstraße Bafel, 5. Jänner. Freitag, gegen 18 Uhr ein frecher Banküberfall ausgeführt. Zwei Män­ner fuhren in einem Auto bei der Bank vor, dran­schaft gibt.- gen in das Gebäude ein und gaben mehrere Gregor Mendel tvar ein Geiftlicher gevesen- Schüsse auf die beiden Schalterbeamten ab. Ein aber kein Silerifaler. Den freien Blid, die Unbefan Beamte wurde erschossen, ein zweiter genheit der Forschung hat er sich stets zu wahren geschwer verletzt. Den Gaunern gelang es, wußt. lind er hat sich auch troß seiner Erkenntnis, etiva 4000 Francs in Silber sowie einen Noten­daß das Wesen der Menschen in der ererbten Eigenbetrag in noch nicht bekannter Höhe zu entwen­art beschlossen liegt, das Verständnis für die Eigen den und das Weite zu suchen. art der Anderen, eine tiefbegründete, liberale To­leranz für den andersartigen Menschen erhalten. Und wenn man heute, ein halbes Jahrhundert nach Das Geschäft mit Alkohol. Demamerifa seinem Tode, im Namen des Mendelismus den Mas- nischen Parlament wurde ein Gesebentwurf fenhochmut und den Raſſenhaß wissenschaftlich zu un vorgelegt, durch welchen die inneren Abgaben für termauern versucht- Mendel selbst, wenn er heute alkoholische Getränke festgesetzt werden. Man er­lebte, hätte mit einem solchen Mendelismus nichts| gemein und er würde diesem Unterfangen gegenüber wartet von ihnen einen Ertrag von einer hal­sicher ähnlich wie ein Starl Marr beionen ,, Je ne ben Milliarde Dollar. Die Zölle wer­suis pas Mendeliste!"( 3d) bin fein Mendelist.) den von dem neuen Geseventwurf nicht betroffen.

weiß, daß es viele Genossen gibt, denen die Pa­fete der Winterhilfe ins Haus gebracht wurden, um sie zu forrumpieren. Die Genoffen haben darauf geſpien."

Einen Augenblid ist es still swischen uns. " Bei den Angestellten ist es anders," fährt sie Annemarie zündet sich hastig eine Zigarette an. leise fort, sie sind scheinbar unheilbar dem Hit­ Daß ich heute noch studieren lann, das ler- Wahn verfallen. Ich hab' da in den Weih­verdanke ich ein paar glücklichen Umständen und nachtswochen 14 Tage aushilfsweise in einem Bufällen. Außerdem habe ich das Sommer- Se- großen Engrosgeschäft gearbeitet, um mir das mester geschwänzt, um ein bißchen Gras über Reisegeld hin und zurück zu verdienen. Da gab mich" wachsen zu lassen. Allerdings size ich im- es ein paar Leute, die erst zwei Monate im Be­mer auf dem Pulverfak. Jeden Tag kann die Ex- trieb waren und feine Gratifilation befamen. Die NEWO- Zelle meinte,

Feh=

Annemarie lächelt. Ihr schönes flares Lä­cheln. Jenes Berlin , das zäh und unterirdisch lämpft. Parteiarbeit ist schwer heute. Ein Flug­blatt dedt meistens die ganze Clique auf, aus der es fam. In Rußland begeht man den großen Feb ler, den heutigen Zustand in Deutschland mit der verlorenen Revolution von 1905 zu vergleichen. Das illegale Arbeiten im zaristischen Rußland ist sicher ein Idyll gewesen gegen das unter Gö­rings Gestopo. Aber trop dem geschieht es. Wir lernen aus allem, was wir bisher falsch ge= macht haben. Eine neue Art Intelligenzschicht bil­det sich heran. Zäh, entschlossen, tapfer und un­erhört geschickt. Ich kann Dir ruhig sagen, wie man arbeitet. Und Du kannst es allen Menschen weiter erzählen, ohne uns au jejaben. Wir men. zu schaden. Bier, fünf Menschen, höchstens. Wir ,, lonspirie­ren" nicht immer. Wir diskutieren, bringen ein paar herausgerissene Seiten aus ,, berbrannten" Büchern mit, die bei dem geringsten verdächtigen Geräusch zerfest in den Ofen wandern. Lesen.

niemals Helle sah. Wir schlendern schweigend durch die belebten Straßen. Endlich haben wir die gemütliche Ecke" gefunden. Die Medizinstu­Dort mitten im bunten Gewimmel des dentin aus Sitter- Deutsland, das arische Mäd­Automatenbuffets dort sitzt doch, ich will meichen mit der unerschütterlichen Liebe zu einem nen Augen nicht trauen, und dennoch stimmt es. Angehörigen der verfemten Rasse, legt den Gum­Dort sißt Annemarie. Ein blaſſes Gesicht, hell mimantel ab, zieht die Müße vom Stopf, schüttelt umränderte Hornbrille, blaue Müße auf blondem das blonde Haar. Haar. Annemarie, Medizinstudentin aus Berlin und, so weit mir in Erinnerung ist, ein Mitglied des ehemaligen sozialistischen Studentenverban­des. Irgendwo in Berlin lernten wir uns fen­nen, wurden Freunde, kamen dann wieder aus­einander, ohne Grund, nur so, wie es manchmal ift. on folgen, der Berliner Univerſi- gäbe es in Deutſchland jest eine Wolfsgemein Sie hat mich noch nicht gesehen. Ich gehe auf sie zu." Tag, Annemarie." Sie schricht leicht schaft? Und sie zwangen die anderen Ange­zusammen. Jetzt erkennt sie mich. Ein zartes freudiges Rot leuchtet auf in ihrem Gesicht. Schlimm," lautet Annemaries lakonische stellten, denen, die feine Weihnachtsgratifitation bekommen hatten, prozentual etwas von der eige­Statja." Wir schütteln einander die Hände," Wie Antwort. nen Gratifitation abzulegen. Die Bescherten tommst du hierher, nun wahrscheinlich wie wir strahlten. alle, Emigrantin des Dritten Reiches ." Sie- lacht." Zum Frühjahr soll ich zehn Wochen fernen. Und besprechen natürlich auch die Partei­Sie glaubten nun wirklich an die zurück nach Hitler- Deutschland. Der Grund: bin fen oder so. Außerdem müssen wir alle in der dabei ins Fäustchen. Das war der Unternehmer. arbeit. Diese Art hat sich als die beste erwiesen. helt. Ganz so ist es nicht. Ich fahre wieder Arbeitsdienstlager. Wahrscheinlich Strümpfe stop- Boltsgemeinschaft". Einer lachte sich natürlich im achten Semester, möchte gern das Studium voll- NS - Frauenschaft sein und gesellschaftliche" Ar- ben diese Art von Boltsgemeinschaft" feinen enden. Ich bin nur hier, um Franz zu besuchen. beit leisten."" Worin besteht die?"" Meine Auf- Pfennig gekostet hatte. Denn an ihn heranzu Er sollte nicht so allein und traurig ins neue gabe ist es zum Beispiel, in Wärmehallen Kaffee treten, der mit der Gratifikation ja noch nicht Jahr gehen." Ich weiß," Franz" ist ihr lang- auszuschenlen."" Da fommst du doch höchst einmal einen Teil des Mehrwertes der empfan­genen Arbeitsleistung zurüdgezahlt hätte, wäre fähriger Freund und guter Kamerad. Ein junger wahrscheinlich mit dem Berliner Proletariat in der NSVO- Zelle nicht im Traum eingefallen. Berührung. Was hörst du dort für Ansichten und Aber sie stiften sehr geschickt Verwirrung. Das Urteile über das neue Regime?" muß man ihnen lassen.

"

jüdischer Arzt.

tät?"

Wie lebt ihr Studentinnen?". Annemarie ins

..Du liebst ihn immer noch? Fürchtest du, ger­manisches Mädchen, nicht, wegen Nassenverrats Annemarie sieht fühl gerade aus. Du irrit bestraft zu werden. Und überhaupt, wie ist es dich, in diese Almosenstellen der Nazis kommt möglich, daß du unbehelligt weiter studieren das flaffenbewußte Berliner Proletariat nicht. fannst? Soviel ich weiß, hast du doch einer so- Das Lumpenproletariat sammelt sich dort, das zialistischen Studenten- Organisation angehört?" fedem nachläuft, der gerade an der Macht ist. Ein schneller kurzer Blid Annemaries. Dann Aber die Arbeiterschaft, die du und ich gekannt sagt fie: Stomm, laß uns in ein stilles Staffee haben bleibt zu Haus. Sie schweigt. Sie war­gehen. Ich glaube, hier kann man nicht ungestört tet ab. Sie kann im Augenblick nichts anderes genug reden." Sie hat recht. Wir gehen. machen. Aber man will auch die Beitelsuppen der Draußen verrinnt ein trüber Mittag, der Nazis nicht haben. Lieber will man hungern. Ich

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,, Hast Du manchmal Zeit und Gelb, ine Theater zu gehen, Annemarie?"

..Es gilt fein Theater in Berlin , das sich zu sehen lohnt. Es gibt kein geistiges und fünstleri­sches Leben mehr. Man geht nicht ins Kino, man liest teine Zeitungen. Das Leben wäre sicher un­-einheim­erträglich für mich, wenn es nicht­liches Berlin geben würde."

..Was ist das, ein heimliches Berlin ?"

Nach außen tarnen wir uns natürlich. Sind ganz legal". Machen alles mit. Auch an der Univer­jität. Die Luftschußübungen und den Kursus für Nationalsozialistische Erziehung". Ich geh' auch au den Vorlesungen über Behrwissenschaft. Bar­um nicht? Wenn wir nur beffere Dozenten an der medizinischen Fakultät hätten. Die Großen sind alle weg. Freiwillig und unfreiwillig. Na, das veißt Du ja." 3ch weiß es.

Ich muß jest gehen, sagt Annemarie. Franz wartet auf mich. Morgen früh fahr' i zurüd. Leicht ist es ja nicht. Aber wer tann, foll dableiben, arbeiten". Sie reicht mir die Hand. Unsentimentales blondes Mädchen. Auf Wie­dersehen." Auf Wiedersehen, Genossin. Und grüß' mir das heimliche Berlin ." Satja.