Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

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16. Jahrgang

Nach drei Tagen verzweifelter Angriffe auf Irun  

Samstag, 29. August 1936

Mola geschlagen

Die Aufständischen seit Mittwoch um keinen Schritt vorwärts gekommen Die Meldungen aus Irun   sind kurz, aber inhaltsreich. Alle Angriffe, welche die Truppen Molas seit Mittwoch auf Irun   unternommen haben, sind abgewehrt worden. Wo die Aufständischen etwas an Boden gewinnen konn ten, wurden sie durch den Gegenangriff der Verteidiger zurückgeschlagen. Freitag abends waren sie wieder dort, von wo sie vor drei Tagen zum An­griff angesetzt haben.

Vormarsch auf Mallorca  

gab bekannt, daß Donnerstag die Schlacht

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( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 201

Kirche und Obrigkeit

bauerte. Die Aufständischen Teiſteten hartnädi- Kirche

gen Widerstand, mußten aber einige Silometer aurückgehen, da sie von Flugzeugen mit Bomben Als man, so erzählen die Evangelien, zu belegt wurden. Sieben Aufständische wurden in Jesus Christus Häscher   schickte, die den Auftrag dem befestigtem Turm getötet, wo außerdem hatten, ihn zu hochverräterischen Aeußerungen viele Tote gefunden wurden. Die Gefangenen gegen die römische Herrschaft zu verleiten, ant­sagten aus, daß dies Soldaten seien, die sich wortete er ihnen: Gebt dem Kaiser was des gegen den Krieg ausgesprochen hatten und hin- Kaisers und Gott, was Gottes ist!" Dieser Aus­spruch enthält ein wichtiges Grundgesetz der gerichtet wurden. christlichen Stirche: Er bringt zum Ausdruck, daß Beschlüsse einer Labour- Tagung sich das Christentum nicht in weltliche Angele= London  . Unter dem Vorsitz des Führers der genheiten mischen, sondern die Obrigkeit respek­Arbeiterpartei Attlee fand eine gemeinsame Sittieren wolle. Christus hat mit jener Bemerkung zung der Unterhausfraktion der Labourparty, fannt, die die Römer in seinem Vaterlande aus­sogar die Tyrannei als zu Recht bestehend aner= des Vollzugsausschusses dieser Partei und des übten. Als das Christentum zur Kirche geworden Generalrates der Gewerkschaften zur Erörterung war, hat es den Ausspruch seines Begründers der spanischen   Lage statt. Die Besprechung war noch popularisiert, indem es das Gebot prägte: außerordentlich lebhaft. Nach einer Aenderung Seid untertan der Obrigkeit!", seid gehorsam des vom nationalen Arbeiterrat eingebrachten Entschließungsentwurfes wurde schließlich dem von Gott   bestellt sind. Freilich die christliche euren Vorgesetzten und euren Regierungen, die Grundsatz der Nichteinmischung im spanischen   Kirche hat als weltliche Macht, die Auslagen der der auf Bürgerkrieg, aber der finanziellen Unterſtüßung christlichen Lehren in souveräner Freizügigkeit geübt. Selber nach der weltlichen Alleinherr= schaft strebend, hat der Papst sogar deutsche   Kai­ser mit dem Bannfluch belegt, Könige und Für­sten bestellt und abgesetzt, je nachdem es die In­teressen der Kirche erheischten. Aber der Satz: Seid untertan der Obrigkeit!" wurde troß­alledem ununterbrochen von den Kanzeln gepre­digt: Er hatte immer volle Geltung für die Un­tertanen i en er Obrigkeiten, die auch der Kirche genehm waren. Das waren in früherer Zeit die Fürsten  , die mit der Kirche gingen, das sind in sitte- utd- der- Mapitaliſten gefseniber nach dem der Gegenwart alle jene Regierungen, die der Grundsak berfahren: Leben und leben lassen", einem Grundsaß, dem sie nur dann volle Gel­tung verschaffen können, wenn sie das Volk unterdrücken und ausbeuten.

Hendaye  . Freitag vormittags herrschte| Militäraufstand angeklagt waren. Sieben An­an der Front verhältnismäßige Nuhe. Es hat geklagte wurden zum Tode verurteilt, sechzehn den Anschein, daß die Aufständischen deprimiert zu lebenslänglichem Sterker und einer wurde sind und ihre Angriffe nicht mehr mit dem an- freigesprochen. fänglichen Elan vortragen. Die Absicht, an den Kamm des San Martial- Berges heranzukom= men, auf welchem die Batterie der Regierungs­truppen postiert ist, konnten sie nicht verwirklichen Mallorca   operierenden Regierungsabteilungen der Regierung zugestimmt. und die Stellung, von welcher aus sie unter schwerstem Feuer stehen, ist fest in den Händen der Verteidiger.

Barcelona  . Der Kommandant

Was geht in Spanisch- Marokko vor?

Freitag nachmittags versuchten die Auf­ständischen den Fuß des Berges Turiarte zu( A. P.) Die Nachrichten über Revolten in nehmen, wurden jedoch durch Maschinengewehr- Spanisch- Marotto, insbesondere unter den ma­feuer zurückgetrieben. Artillerie und Flieger rokkanischen Truppen des Generals Franco in beider Parteien bombardierten gegenseitig die Ceuta  , mehren sich. Die eingeborenen Soldaten Stellungen. berweigern den Gehorsam mit der Begründung, Der Zusammenbruch des Angriffs auf Irun   sie seien bei ihrer Einstellung über den 3wved geht auch aus den Meldungen des Rebellen- ihrer Verwendung getäuscht worden. Weiter wird Genders Get I la berbot, der Breitag gemeldet, bak in Ceuta   faarenpele inatoffante nachmittags nur mitteilt, daß die Kampflage iche Frauen einträfen und die Rückkehr ihrer unverändert sei. Im übrigen berichtet Sevilla   Männer forderten. In einem Falle mußten zur nur von Fliegerangriffen der Aufständischen. Unterdrückung der Rebellion Maschinengewehr­welche bie lleberlegenheit des aufständischen abteilungen der spanischen   Fremdenlegion einge­Flugwesens bewiesen hätten.

Dazu teilt das Madrider   Kriegsministerium mit, daß ein Flugzeug der Aufständischen einige Bomben über dem Flugplab Getafe   abgeworfen habe, jedoch sofort von der Flugabwehr verfolgt wurde. Die Regierungsflieger warfen über Oviedo   8 Tonnen Bomben ab. Die Regierung meldet, daß die Aufständischen in Avila   den Befehl erhalten hatten, auf Valladolid   zurück­zugehen.

Eine Havas- Meldung bestätigt, daß der Luftangriff auf den Flugplatz Getafe   nur gerin­gen Sachschaden angerichtet hat.

Madrid.  ( Havas) Das Gericht fällte Frei­tag das Urteil in dem Prozesse gegen 24 Offi­ziere des Radfahrerbataillons aus der Stadt Alcala de Henares  , die der Teilnahme an dem

setzt werden.

Besonders böses Blut hat die Einfüh rung einer Kopf steuer in Spanisch­Marotto durch General Franco   gemacht. Es ist bekannt, daß sich General Franco   in ständigen Geldnöten befindet, und das trotz der Unter­stüßungen, die er von den verschiedensten Seiten in geldlicher Hinsicht erhält. Die ausländischen Geldmittel reichen ebenso wie die freiwilligen Unterstüßungen aus den Kreisen der Anhänger nicht aus. Zunächst hat Franco  , um die Marot­faner und ihre Empfindlichkeit zu schonen, das Geld durch Zwangsmaßnahmen bei den Juden von Ceuta  , Tetuan und Melilla   einzutreiben ge­fsucht. Teilweise wurden die Juden gezivungen, Anleihen zu zeichnen, teils erfolgte eine direkte Beschlagnahme, teils wurden Steuern verhängt,

Die Pariser   Reise Schacht's

Was wollte er

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-

I was hat er erreicht?

die so ungeheuerlich sind, daß die Juden in Lars rasch und Eltsar zum Beispiel ihren Schmuck vertaufen mußten, um die neuen Steuern über­haupt bezahlen zu können. So lange es möglich war, vermied es Franco  , auch die Marokkaner mit Steuern zu belegen, denn er war auf ihre militärische Mithilfe collantingen Colbaten a biten phan her ont bie ma Schrecken der aufständischen Generäle wurden.

Sudspanien

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Am kritischesten ist die Lage im westlichen Gebiet. Franco   ging mit rücksichtsloser Strenge bor  , wodurch natürlich erneut Del ins Feuer ge= So hat die Kirche, nach kurzen Scheinge gossen wurde. Der Pascha von Altazar wurde fechten, ihren Frieden mit der faschistischen Re­verhaftet und ihm die Hinrichtung angedroht, gierung Italiens   geschlossen: Sie opferte falls er nicht das Verbot der Anwerbung für die auf dem goldenen Altar des Geschäftes, das sie spanischen Aufständischen, das er bei seinen Leu- mit Mussolini   zum Nachteil des italienischen ten erließ, aufhebe. Fünf der einflußreichsten Volkes abschloß, bedenkenlos und skrupellos das Caids sind bereits erschossen, sieben andere Blut der Priester und der Gläubigen die um wurden zu Zwangsarbeit in Steinbrüchen ver- ihrer katholischen Gesinnung willen von den Fa urteilt, und zwar zusammen mit regierungs- schisten erschlagen worden waren. Der Papst hält treuen Marokkanern. Die Versuche, eine marot- seine schüßende Hand über die Diktaturen in kanische Miliz aufzustellen, auf die sich Franco Portugal und Oesterreich, ja, die verlassen könnte und die es ihm ermöglichen Stirche hat sogar einen unmittelbaren und erheb würde, alle regulären Truppen zur Verwendung lichen Anteil an der Aufhebung der demokrati­in Spanien   freizubekommen, sind bis jetzt wenig schen Freiheitsrechte in diesen Ländern. In U n= erfolgreich gewesen. Mit dieser Organisation garn und in Polen   ist die katholische Kirche  wurde ein einflußreicher Marokkaner, namens mit den Regierenden verbündet, in Deutsch  Sidris Riffi, beauftragt. Ihm wurde and hat sie sich mit Hitler   abgefunden, in den angekündigt, daß er, wenn er Erfolge habe, zum diktatorisch regierten südamerikanischen Ländern Großbesier ernannt werden würde, und man steht sie an der Seite des jeweiligen Diktators, fügte die Drohung hinzu, daß er bei einem Miß- sofern hinter diesem Kapitalisten verschanzt sind. erfolg erschossen werden würde. Sidriß Riffi Fragt man gläubige Statholiken, warum denn fand diese Aufgabe offenbar zu gefährlich, denn er begab sich nach Tanger  , wo er über diesen Auftrag zurzeit immer noch nachdenkt. Dar auf verhandelte man mit zwei anderen Caids, aber mit dem gleichen negativen Erfolge.

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die Kirche in Deutschland   so lammfromm ist und sich auf einen Scheinwiderstand gegen das Vor­gehen Hitlers   beschränkt, so sagen sie wohl mit einem frommen Augenaufschlag: ,, Gott   hat uns diese Prüfung auferlegt, der Name des Herrn sei gelobt und unsere Gebote verlangen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit!"

In Merito z. B. ist das ganz anders: seit

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Paris  . Die Unterredung des Ministerprä- den Höflichkeitscharakter hervor, welcher der be­fidenten Blum mit Dr. Schacht dauerte eine deutsamste Grundzug des Besuches Dr. Schacht Unter den Marokkanern zeigen sich also drei Stunde. Dr. Schacht verweigerte der Presse jebe ist. Es wird behauptet, daß die französische   Regie: Richtungen: 1. diejenigen, die tatsächlich mit den Erklärung. Auf die Frage, ob er mit dem Ergeb- rung ein direttes Einvernehmen" mit Sitle: Aufständischen zusammenarbeiten, bzw. sich von nis der Unterredung zufrieden ist, antwortete er: suchte, Wie follte ich nicht zufrieden fei, wenn ich mu annul welches die Grundsäße des Völferbundes diesen über die Zwede der Einstellung täuschen dort das Bolt regiert, feit bort Schulen errichtet zur geheimen. Diplomatie führen ließen, 2. die regierungstreuen Marokkaner, 3. werden und die Unwissenheit der breiten Massen, einem Mann verhandle, wie es Léon Blum   ist. Auf und die Gewährung von Krediten an Deutschland   diejenigen, die gegen beide sind und eine allge- die die Vorausseßung zu ihrer Versklavung durch diefe Frage eines Berichterstatters, ob er mit dem zur Finanzierung seiner Rüstungen führen würde. mein spanienfeindliche Losung ausgeben. Bon die Kapitalisten war, bekämpft wird, sind die Ergebnis Reise ift, antiportete er. Ich bin bolo ten best a man baß diefen, bi bering mendet ein seher, upt ſtand gegen die Obrigleit, Sebe genen Da s Frankreich zufrieden Es scheint, daß man vergißt, daß Ministerpräsi- diesen wiederum wendet sich ein Teil überhaupt Priester unter die Rebellen gegangen. Wider­mit dem Ergebnis meiner Reife zufrieden. und kategorisch versicherten, daß die Regierung Teil dagegen benutzt die Einziehung, um im ist ihre Parole! Die Sowjetunion   vol Paris  . Petit Parisien" schreibt: lends wird als die Heimstätte des Teufels be nur einen Frieden: den un teilbaren aufständischen Sinne weiterzuarbeiten. Es ist offensichtlich, daß Dr. Schacht es sich Frieden, den allgemeinen Frie trachtet. Kein Mittel ist der Kirche im Kampfe Wenn man bedenkt, daß in Spanisch- Mas zur Aufgabe gemacht hat, vor allem über die all de n, kennt. Einige bemühen sich, einen Wider rokko Einflüsse der Aufständischen, der Volks- doch, wenn die Thesen der katholischen Kirche  gegen die Gottlosigkeit" zu schlecht, obwohl gemeine Weltwirtschaftslage und über die tech spruch zwischen den Worten zu finden, welche frontregierung und der arabischen Nationalisten, ernst genommen werden sollen, sogar die bol­nischen Fragen betreffend die Stabilisierung der Blum am 9. August in Saint Cloud   gesprochen bzw. der europäerfeindlichen Mohammedaner schewistische Obrigkeit als von Gott   eingesetzt zu Währung, der Kredite und der Rohstoffe zu spre- hat, u. zwischen seinem Zusammentreffen mit sich treuzen, so kann man ermessen, welcher betrachten ist. chen, daß er aber nicht unterlassen hat, einige das Dr. Schacht. Dies ist lächerlich, denn zur Vorbe- egentesse I sich dort entwickelt hat, zu­mit zusammenhängende Nebenfragen, wie es die reitung einer allgemeinen Regelung der euros mal da die Ereignisse auch nach Französisch- Ma- Kirche mit ihren eigenen Geboten nach Belieben Das Klassischeste Beispiel dafür, daß die belitate heitle Frage der Kolo ni e n ist, wel- päischen Fragen müssen Meinungen ausgetauscht rokko und nach der Tanger  - Zone herüberspielen. verfährt und sie lediglich den Gesichtspunkten che Deutschland   reklamiert, zu berühren. Anderer werden, was oft vorteilhafter zu fein pflegt als anger ist ein wahres Nez der internationa- des tapitalistischen Herrschaftsprinzips unterord­ſeits zögerte er auch nicht, Sitlers anti- cin Notenaustausch. Die Aufgabe ist nicht leicht len Agenten, Abenteurer und Spiel geworden. net, iſt in diesen Tagen Sv a nie n. Dieſes bo If he wiſt i fches Glaubens be- und fann nicht in einigen Stunden vollführt wer- Nimmt man noch hinzu, daß au, nationalsozia- Land, das die Geburtstätte des Jesuitismus und tenntnis zum Ausdrud zu bringen. Die den. Das Blatt erinnert daran, daß Blum in listische und faschistische Einflüße am Wert sind, der katholischen Inquisition ist, wurde jahrhun­Unterredungen find kaum in die Tiefe dieser Saint Cloud   mit Zustimmung von einigen hun- daß außerdem der Antisemitismus, genährt dertelang von der Kirche beherrscht. Durch alle Buntte eingedrungen, ihre Prüfung tann aber derttausend Arbeitenden erklärte, daß den Frieden durch die Aufständischen und ihre ausländischen Phasen der spanischen   Monarchie hindurch eine reichhaltige Quelle vorteilhafter Erwägun zu wollen bedeutet, für ein Weltregime au ar- Sintermänner, tolle Blüten treibt, so kommt galt für die spanischen   Volksmassen das kirchliche gen sein. beiten, welches jedem Volte die Möglichkeit der man zu einem ungefähren Bild dessen, was sich Gebot: Seid untertan der Obrigkeit!" Denn Jme Populaire" hebt Rosenfeld Arbeit und der Ernährung seiner Menschen sichert. in dieser Zone Nordafrikas   abspielt.. die Obrigkeit war der Kirche untertan und den