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DIE FÜHRENDE KLEIDERMARKE

Louisdors

aus der Rue Mouffetard  

alängt!"

Sonntag, 5. Juni 1938

am Tage und fleinen Spelunken, die die ganze Nacht offen haben und von Lärm und Mufit er füllt sind. Jetzt stehen sie alle um das Haus her um, die Bewohner der Straße selbst, die berühmt sind für ihre Spottlust. Sie haben ein großes Blafat an einen Laternenpfahl gebunden, auf dem zu lesen steht: Achtung! Nicht weiter ge­hen! Hier wird nach Gold gegraben!"

dem Fund veröffentlichte die Regierung ihre zweite Serie von Gesezen. Unter diefen befand sich auch eines, das eine bestinumte Geldsumme für die Niederreißung der sogenannten taudis" zur Verfügung stellte. Die taudis": das sind die Elendsquartiere von Paris  , und niemand fennt richtig die Seine  - Stadt, der nicht weis, daß Paris   eben so reich an wunderbaren Bauten, Der Held des Tages ist natürlich Flaminio herrlichen Plätzen und schönen Straßen ist wie an Maures, auf den sich die Reporter stürzen, und Quartieren unbeschreiblichen Elends. Stätten der im ersten Taumel des Glüds die halbe der Seuche und des Lasters, der Krankheit und Rue Mouffetard   zu Freibier und Apéritifs   ein- der Verwahrlosung. Paris   ist eben eine uralte lud. Ist er nicht über Nacht Millionär geworden Stadt, mit Gegenden, an denen seit Jahrhunder und der größte Glüdspilz von ganz Paris  ? ten nichts verändert wurde, die ohne jede hygie oft sehr pittorèst und romantisch aus, und die nischen Einrichtungen sind. Von außen sicht das Fremden photographieren diese Viertel gern.

OLLA

GUM..?

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ander Tariser Weltausstellung als einzige Traservativmarke der Welt mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet wird auch Sie verlässlich Schützen

6 Kongernfabriken

Todessprünge

in den Mihara Yama

Lichtreklame gegen Harakiri

Inzwischen ist seine Freude allerdings eftvas gedämpft worden, denn die Behörden haben den ganzen Schatz beschlagnahmt, mit der Erklärung, MTV. Tolio. Die..Liga gegen die Selbstmorde es stehe noch gar nicht fest, wer der rechtmäßige Seit langem bestehen sorgsam ausgearbei- am Mihara Dama" bat auf der javanischen Selbst­Besizer der Goldmünzen sei. Rechtlich feien es tete Pläne zur Niederreißung dieser taudis" mörderinsel Ofbima riefiae Sbieael aufstellen laſſen, die Erben der Tochter des Edelmannes. Von ihr und zum Aufbau moderner Wohnhäuser, Equa die das furchterregende Innere des vulkanischen Kra­weiß man bisher nur, daß sie sich um 1760 ver- res und Pläge. Aber in der Praris hat man bisters reflektieren und so Selbstmordkandidaten ab­schreden sollen. Diese Aftion war notwendig. da seit heiratete und hochbetagt um 1810 starb. Sie muß her nur wenig getan, in erster Linie deshalb, weil Beginn des China  - Feldzuges die Harakiri- Alte auf noch sehr viel anderes von ihrem vermögenden die Kosten enorm sind, dann aber auch, weil der Oshima eine beängstigende Sunahme au berzeichnen Vater geerbt haben, denn sie war mehrfache Pariser   so sehr an der Tradition hängt, daß er hatten; rund zehn Prozent der durchschnittlich 1200 Hausbesiverin. Allerdings hatte sie keine Kinder, sich nur schwer entschließen kann, wirklich grund- Touristen, die wöchentlich die Insel Oshima besuchen. unb soweit bisher festgestellt wurde, aina ihr legende Aenderungen im Stadtbild vorzunehmen. Lommen nicht wieder zurück.

Vermögen an verschiedene Cousins und Cousinen. Die Rue Mouffetard   ist übrigens eines der Aber dann verwischen sich die Spuren, und jetzt markantesten ,, taudis" von Paris  , und dieses werden nicht nur in Paris  , sondern auf allen Haus, das man abriß und in dem man den

Der Goldschats im Elendsviertel MTP Paris. Sich' mal, Vater, wie das mairien Frankreichs   die Bücher gewälzt, um Schab fand, war bereits in einem derartigen Und eines der beiden Kleinen Kinder des Anne- Louise- Claude Neville sein könnte. Vor­herauszubekommen, wer rechtlich der Erbe von Zustand, daß man es entfernen mußte. Bauarbeiters Flaminio Maures zeigt seinem aussichtlich wird es noch einen Schwanz von Pro- Abriß von taudis" herrliche Funde machen kann, Vielleicht gibt die Tatsache, daß man beim Vater stolz einige der Kleinen Münzen, die es mit geffen um diefe Angelegenheit geben, und der der ganzen Idee einen neuen Impuls. Wenn der der Schürze sauber und blant gerieben hat. Flaqute, ehrliche Finder und Bauarbeiter Flaminio Schrei nach moderner Hygiene nicht geholfen hat, minto hat ein paar davon bei den Abbruchsarbei Maures wird froh sein können, wenn er wenig so schafft es vielleicht die Sucht nach Gold und ten eines uralten Hauses in der Rue Mouffetard   stens die 300 Goldstücke behalten kann, die er verborgenen Geheimnissen. Insofern ist dem hinter der Sorbonne und dem Pantheon gefun- selbst gefunden hat, und die man ihm als Fin- decret- loi" über die Beseitigung der taudis" den, irgend welches altes, wertloses Zeug, das er derlohn wohl nicht wird streitig machen können. Durch das Testament des vermögenden Edelman feinen Kindern geschenkt hat. nes am Hofe Ludwigs XV. eine wertvolle Unter stüßung zuteilgeworden. J. D.

Jetzt wird er doch aufmerksam, und da er ein ordentlicher Mann ist, geht er mit den Mün­zen zum Polizeikommissar und erzählt ihm seine Geschichte. Der audt die Achseln und rät, zau einem Juwelier in der Nähe zu gehen. Dieser prüft sorgsam die Münzen, mit denen die Kin­der gespielt haben, wird dann bleich vor Erres gung und sagt:., Das ist reines, echtes Gold, Münzen, geprägt unter Ludwig XV.   Wo haben Sie denn diesen Schatz her?"

Das ist der Beginn der Geschichte von dem gefundenen Goldschaß in einem uralten Pariser  aus, um derentwillen die ganze Stadt Kopf steht, denn der Finder benachrichtigte nun die Polizei und die anderen Behörden, man grub sofort weiter und fand Tausende anderer Mun­zen sowie eine vergilbte Bergamentrolle, auf der in einwandfreiem Französisch des 18. Jahrhun derts zu leſen ſtand: Moi, Sieur Louis Nivelle, Ecuyer  , Conseiller et Sécrétaire du Roy, je legue ma fortune entière à ma fille Anne- Louise­Claude Nivelle."

Also das untadelige Testament eines Edel­mannes am Hofe Ludwigs VX. an seine Tochter! Er war nicht etwa Stallmeister, worauf die Bes zeichnung Ecuyer" schließen ließe; um diese Zeit bedeutete Ecuyer" nichts weiter als ein Adels­prädilat, etwa im gleichen Sinne wie das Bei­wort ,, bon", und hatte nichts mit dem ehren­werten Beruf eines Stallmeisters zu tun.

Der Bauarbeiter Flaminio Maures fand nur rund 300 Goldmünzen, die in einem ftrumpfartigen Gebilde eingenäht waren. weiteren Nachforschungen förderten noch fechs gleiche Sädchen zutage, die insgesamt noch ein

mal rund 2000 Münzen enthielten. Nach den bisherigen oberflächlichen Schäßungen der Sach, verständigen stellt der Gesamtwert des gefunde nen Schatzes 2,25 bis 2,5 Millionen Francs dar. Man hat natürlich sofort das halb abgeris­sene Gebäude in der Rue Mouffetard   abgesperrt. Der weitere Abriß wird nun unter strengster Aufsicht der Behörden durchgeführt. Auf der

Straße ſtauen sich die Menschen. Die Rue Mouf

fetard ist eine der pittoresfesten Straßen von Pas ris, mit uralten, geheimnisvollen Durchgängen durch Häuser und Höfe mit einem riesigen Markt

Szene aus dem Film ,, Schwarze Kavallerio

Aber eine andere gute Folge fönnte diese ganze Angelegenheit haben, wenige Tage vor

Wie kann ein Flugzeug in Brand geraten? Anläßlich der zahlreichen Unfälle hat man in Amerika   neue Versuche unternommen, um zu er gründen, wie ein Flugzeug in Brand geraten kann. Mit Hilfe des Windkanals stellte man fest, daß auslaufender Betriebsstoff die Maschine in Brand setzen fann. Man blies kleine Mengen Treibstoff mit einer Geschwindigkeit, die der eines Flugzeuges entsprach, gegen ein Flugzeug­Schwanzende, das sofort in Brand geriet, ohne daß von irgendeiner Seite eine Funkenbildung aufgetreten wäre. Die feinen Benzinteilchen gleiten am Flugzeugrumpf entlang, prallen auf das Schwanzstüd auf und entzünden sich dadurch

digung des großen Arztes, der die Frauen von

Kleinigkeiten für ein Blutbad ber Geißel des Kinderbettfiebers befreite. oder: Céline   wird Antisemitebſchrift des Juden Semmelweis   vor laum mehr

Wie merkwürdig es ist, daß Céline   seine als einem halben Jahr erscheinen ließ, kann erst jetzt ermessen werden, da sein neuestes Wert ,, Ba Der Franzose Louis- Ferdinand Céline ers gatelles pour un Massacre"( ,, Kleinigkeiten für warb sich mit feinem Buch ,, Voyage au Bout de ein Blutbad") vorliegt. In gewissem Sinne seßt In Nuit"( ,, Reise am Ende der Nacht) den Ruf ,, Bagatelles pour un Massacre" die in den vor eines bedeutenden Schriftstellers. An diesem aufgegangenen Schriften Célines( mit Ausnahme wurde die Tiefe des Eindringens in die mensch­der Semmelweis- Biographie) eingeschlagene liche Seele gerühmt, die schonungslose Ehrlichkeit Richtung fort. Es teilt mit ihnen die Form unge feines, aller Illusionen baren Blids, bie anschau­feines, aller Illusionen baren Blicks, die anschau- zügelt dahinströmender Schimpfreden, die Rück­liche Schilderung niederſten ſozialen Milieus, so bezüglichkeit aller angeschlagenen Themen für den wie Saft und Kraft seiner, am Pariser Volks­Verfasser selbst, die Vorliebe für die Ausdrucks­jargon gebildeten Sprache. weise der untersten Volksschichten und eine Welt­Seine späteren Bücher- ,, L'Eglife" und anschauung, die nichts anderes zu sehen und zu ,, Mort à Crédit" fanden schon schwächeren zeigen vermag als Schmuß. Während jedoch Cé­Widerhall. Das Uebermaß an Straftausdrüden line in seinen bisherigen Büchern ausgesprochenen und an einer Verachtung alles Bestehenden, die Wert darauf legte, originell zu sein, bislang Un den Unterschied zwischen realistischer Darstellung geschautes und Ungehörtes darzustellen, selbst und willentlicher Beschmußung kurzerhand auf wenn es aus den tiefsten Gossen stammt, ist ihm hob, begannen Mißtrauen zu wecken. Von dem nun auch diese Qualität, die im Wesentlichen sei­Ende 1937 erschienenen Bändchen..Mea Culpa"| nen Ruf als Schriftsteller begründet hatte, ab­wurde faum gesprochen. Es ist nicht nur zwei handen geraten. Was er nämlich nahezu 400 Sei­teilig, sondern auch zwiespältig und nirgends ten lang über die Berjudung der Erde und die einzuordnen. Der titelgebende Essay am Anfang Weltherrschaft des Judentums zu sagen hat, un eine Blut wülster Beſchimpfungen des proletas terscheidet sich von den Schriften der Herren rischen Menschen, des Kommunismus, der Hitler u. Co. höchstens durch die maßlose Ueber Sowjet- Union entbehrt jeden sachlichen In- treibung der von den genannten Vorbildern auf­balts ebenso sehr, wie etwa die Reden, die ein gestellten Thesen und durch den bisher noch nicht Betrunkener gegen einen ihm unangenehm er- erreichten Unflat der Ausdrucksweise. Célines idheinenden Mitbürger schwingt. Die darauf fol- Buch ist das geifernde Gestammel eines Beleidig gende Biographie des jüdischen Arztes Philipp ten, bem zu wenig Beachtung geschenkt worden ist. Ignaz Semmelweis   wurde 1924 von Celine   als Im Anfang hatte er sich damit begnügt, die Dottordissertation verfaßt und ist eine turze, tem- Menschheit im allgemeinen zu bespucken und dies peramentvoll geschriebene und ergreifende Wür- ſes hatte vielerlei Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt.

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Die Studentin Kyoko Matsumato entdeckt

den Mihara Yama

fleine Insel Oshima mit ihren 1500 Einwohnern, deren gebrechliche Holzhütten sich am Fuße des fammendrängen, würde heute noch ebenso unbes ständig rauchenden Vultans Mihara Yama zus fannt sein, wie sie es vor fünf Jahren war, wenn nicht im März 1938 die junge Studentin Kyoko Matsumato aus Tokio   auf den Gedanken gekom nehmen, spurlos zu verschwinden und nichts zu men wäre, ihren leßten Ausflug hierher zu unter. hinterlassen als ihre am Rande des Krater liegen den Kleider nebst einem Brief, in dem fie der Polizei mitteilte, sie habe sich aus Liebeskummer in den brodelnden Lavalesfel geworfen.

Die faum 100 Kilometer von Tokio   entfernte

Ihre Tat fand riesigen Widerhall. Die ..Selbstmordinsel" wurde au Japans   beliebtesten Ausflugsziel, wo in rascher Folge drei moderne Touristenhotels eröffnet werden mußten. Aber es tamen auch wahre Scharen lebensmüder Mädchen und Jünglinge, die bei Einbruch der Nacht zum Strater emporstiegen und dem Beispiel der kleinen Studentin aus Tokio   folgten. Von März 1933 bis März 1935 waren es genau 313 Menschen die so verschivanden; dann nahm die Zahl der Selbstmörder infolge der scharfen polizeilichen Ueberwachung des Vullan- Gebietes start ab, und es gelang, allein im Jahre 1937 nicht weniger als 1208 Personen sozusagen in letzter Sekunde ge waltsam an der Verwirklichung ihrer Selbstmord absicht zu hindern.

Die Höllenfahrt des Journalisten Tolugu Iwata

Anfang 1936 nützte der Tokioter   Journalist Tofuzu Iwata, Chefredakteur der bis dahin ziem lich unbedeutenden Zeitung Yomiuru", die Oshima- Konjunktur aus, um mit einem Schlage seiner Reitung zur Berühmtheit zu verhelfen. Ganz allein, ohne Begleiter, unternahm er trob taufend Warnungen und troß eines formellen behördlichen Verbots den Abstieg in den rauchenden Strater, erreichte in der Tat ungefährdet eine Tiefe von 130 Metern, wurde dann durch einen plöblichen Ausbruch zu einem Wiederaufstieg ge= zwungen und gelangte wie durch ein Wunder unversehrt wieder aus dem brodelnden Bullan heraus.

Die Frucht dieser genau 32 Minuten dau­ernden Höllenfahrt" war eine sensationelle Re­portage in 20 Fortsetzungen und die Auflage der Yomiuru" stieg schon am fünften Tage der Serie fbrunghaft von zuvor 45.000 auf über 900.000 Exemplare.

[ Ilm sie zu steigern, verengte er das zu allgemeine Ziel seiner Angriffe auf die in manchen Kreisen so beliebte Zielscheibenfigur ,, Prolet". Da er aber hiemit, aus Gründen des literarischen Wertes und anderen nicht jene Beachtung fand, die Gides An­griffen auf die Sowjetunion   zuteil geworden war, verlegte er seine Attade auf den anderen Angelpunkt des Weltinteresses: auf den Juden, und kann jetzt aufatmen und seiner Sache sicher sein.

Der Jude" zieht unfehlbar; selbst um den Preis der abgrundtiefen Dummheit, von welcher Célines Buch stroßt.

Wir sehen alles voraus!

Wir sehen voraus, daß nur die Wenigsten bemerken werden, daß noch vor ein paar Mona ten, bei Drucklegung der Schrift über Semmel­ weis   das Judenproblem für Céline   nicht so bren= nend gewesen sein tann, wie es jetzt. Geltungs­bedürfnis und guter Konjunktur zufolge, für ihn ist.

Wir sind darauf gefaßt, daß so und so viele Refer übersehen, mit welchem selbstgefälligen Eifer die Person des Verfassers sich immer und überall in den Vordergrund drängtsei es, um irgend einen Angriff irgendeines Aritifers wutschäu­mend abzuweisen; sei es, um zu jammern, bas die Bücher der anglo- jüdischen Schriftsteller um so viel höhere Auflagen erreichen, als die der französischen  ; sei es, um sich von allerhand Ka­meraden freundschaftlich apostrophieren zu lassen; und so fort.

Wir sehen voraus, daß Célines Buch fruchts bares Erdreich finden wird in den, durch die internationale Judenheße so gut gepflügten Ge­hirnen all derer, die gerne ,, ben Juden" als Ir­sache für all das Unheil ansehen wollen, an dessen