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Josef Lenk, Sekretär des E. V. P. Teplitz- Schönau :

Sonntag, 5. Juni 1938

Seite 13

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Der Einheitsverband der Privatangestellten

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ein Mitkämpfer für die Neugestaltung der Welt

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Neugestaltung der Welt? Ist es keine Wesen und die Aufgabe eines jeden Faschismus, Die Angestellten als geistige Arbeiter, als finden. Die im Einheitsverband organisierten Pri­übertriebene Phrase von ihr zu sprechen? Noch dieser modernen volkstümlich mastierten Form Träger des Wirtschaftsgeschehens, als wertvolle vatangestellten wissen genau, daß sie alle sozial­bazu innerhalb einer Gewerkschaftsbewegung? der kapitalistischen Gegenrevolution.- Die Kapi- Arbeiter in Handel und Industrie haben in der politischen Errungenschaften von der Krankenver Es hieße die Zeit, in der wir leben, als auch die talisten regieren nicht selbst, sondern indirekt. So Gegenwart besondere Aufgaben zu lösen. Diese sicherung, deren fünzigjährigen Bestand wir vor Bedeutung einer modernen und großen Gewerk- wie sie ihre Waren nicht selbst erzeugen, sondern Feststellung ist keine Ueberheblichkeit etwa gegen wenigen Wochen begehen konnten, bis zum Pris schaftsbewegung verkennen, wenn man Reden und es dem Arbeiter und Techniker überlassen, so wie die manuellen Arbeiter. Die Angestellten haben batangestelltengesetz, ausschließlich der gemeinsa Schreiben über die Umgestaltung der Welt als sie ihre Waren nicht selbst verkaufen, sondern den aber infolge ihrer schon durch den Beruf beding- men Arbeit ihrer Gewerkschaft mit den sozialisti, ferne Zukunftsmusik mit einem Lächeln abtun Handelsangestellten und den Geschäftsreisenden ten geistigen Regsamkeit die Verpflichtung, Vor- fchen Parteien verdanken. Durch den parlamentas damit beauftragen, so üben sie auch indirekt ihre posten und Pionier, aber auch Führer in dem rischen Vertreter des E. V. P. Abg. Robert Klein, Macht aus. Sie brauchen Helfer und Diener, um| Stampf um die neue Gesellschafts- und Wirt- und durch den Generalsekretär der Deutschen so

wollte.

staldemokratischen Arbeiterpartei, Abg. Sieg fried Taub, sind werivolle Verbindungen zu den beiden sozialdemokratischen Parteien hergestellt, Verbindungen, die mehr als symbolische Bedeu tung haben. Der Einheitsverband der Privat­angestellten weiß den Wert der Freundschaft und der Zusammenarbeit mit diesen Parteien zu schätzen. Hier handelt es sich nicht um eine bloße Verbindung von Gewerkschaftsführung zu Par teiführung, sondern um eine tiefe Freundschaft und aufrichtige Anhänglichkeit, die wir in allen Reihen der Mitgliedschaft wiederfinden.

Eine Gewerkschaftsbewegung, wie es der Ein­heitsverband der Privatangestellten mit seinen 76.000 Mitgliedern ist, stellt eine große Krafts und Energiequelle dar, die voll auszuwerten, ver­antivortungsvollste Pflicht der Gewerkschaftsfüh rung ist. Wir im Einheitsverband der Privat­angestellten wissen, daß man mit der größten gei­ſtigen Erkenntnis untätig bleibt, wenn nicht etwas hinzutritt, um die Handlung ins Leben zu ru­fen. Wir philosophieren nicht, wir arbeiten! Wir wiffen aber weiter, daß eine erfolgreiche Arbeit in einer großen Organisation nur möglich ist, wenn die Bewegung in die tiefsten Mitgliederreihen hin ein eine feste, geistige, um nicht zu sagen, wissens schaftliche Grundlage besitzt. Der Einheitsvers band der Privatangestellten war sich stets bewußt, welche Aufgabe er zu erfüllen hat und welche Wege er zu gehen hat. Wir waren deshalb immer bie internationale, freie, unabhängige Gewerks schaft und sind von dieser festen Linie auch zu Zeiten, wo es weniger populär war, sie einzu­halten, nicht abgegangen. Dieser Treue zu uns selbst verdanken wir das rasche und dabei doch ge­sunde Wachstum und unsere ungeheuere Wider Erholungsheim des Einheitsverbandes der Privatangestellten in Böhm. Sternberg Stampf um die Umgestaltung der Gesellschaft und standskraft. Eine weitere Vorausseßung ist die

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Während am 5. Juni tausende Verbändler im Umzug der Tschechoslowakischen sozialdemo kratischen Arbeiterpartei anläßlich deren sech­zigjährigen Bestandes in Prag marschieren, un terstützen gleichzeitig tausende Verbändler im deutschen Gebiete des Staates die Deutsche so­zialdemokratische Arbeiterpartei in ihrem schwe ren Wahlkampf!

Jm E. V. P. hat sich längst die Erkenntnis durchgerungen, daß Arbeiter und Angestellte den

Wirtschaft gemeinsam führen müssen; es hat sich richtige Erkenntnis der jeweiligen Situation. zu produzieren, um zu verkaufen und... um zu schaftsordnung zu sein. Es muß ausgesprochen die Erkenntnis verbreitet, daß wir diesen Kampf Wir erkennen: In der Gegenwart gestaltet regieren. Diese Helfer und Diener liefert der Fa- werden, daß ein Teil der deutschen Angestellten nur auf dem Boden der Demokratie führen kön fich eine neue Welt. Das Gären und Brodeln an schismus. Die faschistischen Parteien aller Spiel- sich dieser Pflicht nicht bewußt ist, und augenblick- nen und daß mit der Demokratie auch die Freiheit allen Ecken und Enden, die Kriſe in Wirtschaft, arten, die gelben Getverkschaften, sind Knechte lich darauf verzichtet, sich selbst Gedanken zu ma- und Unabhängigkeit unserer Bewegung steht und Politik und Kultur sind Geburtswehen einer und Stüßen des erschütterten tapitalistischen Wirtschen. Diese Angestellten verfielen dem allgemei neuen, jungen Geſellſchafts- und Wirtschafts- schaftssystems. Hier, auf diesem Gebiete, liegt der nen Chaos der Geister, verloren die Orientierung. ordnung. Unsere Aufgabe und Pflicht ist es, in elementare Unterschied zwischen uns, der freien wurden geistig heimatlos, wurden infolge des dieses Chaos ordnend einzugreifen und auf diese Gewerkschaft und den gelben Verbänden. Wirtschaftsverfalles der letzten Jahre proletari­Beise eine bessere, eine gerechtere Welt zu bauen. Das Bewußtsein dieses sozialistischen Endzieles muß in uns stets wachgehalten werden und wir dürfen daran auch bei den Sorgen des Alltags nicht vergessen und müssen auch die gewerkschaft liche Kleinarbeit darauf abstimmen.

Das Machtverhältnis zwischen den beiden fiert. Sie wurden Antikapitalisten, ohne den Mut politischen Richtungen hat sich augenblicklich im zu finden, neue Wege zu gehen, den entscheiden­judetendeutschen Lager zugunsten des Faschismus den Schritt zu tun ins große Lager aller Arbeiten­verschoben. Wir lassen uns aber durch Augen- den. Sie sahen die Organisationen der Arbeiter, blidserfolge der anderen nicht einschüchtern und die deren Lebensniveau gewaltig gehoben haben, nicht irremachen, wir gehen unseren Weg weiter! fte fahen daneben ihre eigene Machtlosigkeit, der Dieser Weg, soll er zum Ziele führen, muß Neid erfaßte sie, sie wurden zum Feind der Arbei­gegangen werden mit allen Angestellten ohne Unterschaft, zu Antimargisten ohne je ein Wort von terschied der Volkszugehörigkeit. Der geschlossenen Marr gelesen zu haben. Sie waren reif für den internationalen Front der Arbeitgeber muß heute mehr denn je die geschlossene internationale Front der Arbeitnehmer gegenüberstehen.

Gemeinsame Interessenvertretung ist nicht Volksverrat und bedeutet nicht Aufgeben des Volkstums!

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Die Beurteilung der gegenwärtigen Lage, in der wir uns befinden, darf natürlich nicht von der Kirchturmspitze unserer Heimatstadt betrachtet werden. Es wäre auch oberflächlich, einfach von Faschismus, für die Voltsgemeinschaft, sie wurden einer Auseinanderseßung zwischen Demokratie und Faschismus, bzw. Diftatur zu sprechen. Die anlehnungsbedürftige Masse, leicht beeinfluß­bar. Sie, die Intelligenzler gaben es auf, selbst Form des Staates darf nur beurteilt werden zu denten und zu urteilen, sie ließen bereitwilligst unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen und so= ihren Geist mechanisieren, sie ließen sich freiwil zialen Verhältnisse im Staate. Das machtbestim lig gleichschalten! Sie wurden dadurch Helfer und mende Moment ist der wirtschaftliche Unterbau Diener des erschütterten Kapitalismus . Sier und das ist das fapitalistische Wirtschaftssystem. Wann endlich werden die Arbeitnehmer rest aufflärend einzugreifen ist unsere Aufgabe! Das politische Dach ist die politische Demokratie. los erkennen, daß sie sich gewerkschaftlich eben so Die Tatsache, daß die ungefähr 20.000 deuts Praktisch heißt das, daß die Besißer der Produk eng zusammenschließen müssen, wie die Unter­tionsmittel die tatsächlichen Besitzer der Macht nehmer, wann werden sie aus der internationalen ſchen Mitglieder des E. V. P. von dieser Massen­find. Oder haben wir noch nie etwas gespürt von Berquidung und Durchdringung in Handel und psychose nicht mitgerissen worden sind, ist auf die planmäßige Schulung auf gewerkschaftlichem und einer Diktatur des Kapitals in der politischen De- Industrie die Lehren ziehen?- Der Einheitsver­motratie? Demokratie fann deshalb für uns band der Privatangestellten hat die Selbstver- wirtschaftlichem Gebiete zurückzuführen. Der Erholungsheim des Einheitsverbandes der nicht Endziel sein, sie ist Mittel und Ausgangs- ständlichkeit der organisatorischen Erfassung aller E. V. P. hat in seinen Reihen immer darauf hin­bunft zur Verwirklichung unserer Ideen, zum Angestellten ohne Unterschied der Nationalität gewiesen, daß eine moderne Gewerkschaft mehr Ausbau der politischen Demokratie durch die wirt- schon vor Jahrzehnten in die Tat umgesetzt. Auch als ein Unterſtüßungsverein, mehr als eine un­ſchaftliche und soziale Demokratie. Wir Demokra- zu Beiten, wo die nationalen Wogen hoch gingen, entgeltliche Beratungsstelle, mehr als ein In- in dieſem Nampfe ſein. Erkenntnis von Wesen und ten und wir können aus politischen, sozialen wie z. B. 1918/1919, ist der Verband teinen terventionsbüro ist. Wir haben den wirtschaftli- Bedeutung des Sozialismus, seiner Ursachen und Schritt breit von diesem Grundſak abgewichen, chen Ereignissen nicht nur stets unſer besonderes Zielen und das Wissen um die eigene Stellung und nationalen Gründen nichts anderes sein schen uns im deutschen Gebiete des Staates einer ein Grundsaß, der naturgemäß auch die volle Augenmerk geschenkt, sondern aktiv zu allen Erim gegenwärtigen geschichtlichen Umwandlungs­großen faschistischen Welle gegenüber.- Man Gleichberechtigung aller Volfsgruppen innerhalb eignissen Stellung genommen. Wir sind fann seinen Gegner nur besiegen, wenn man ihn des Verbandes ausspricht. Im E. V. V. gibt es Träger einer neuen Wirt. lennt. Deshalb betrachten wir auch den Faschismus fein Nationalitätenproblem! Der aufrichtige Wille, i ha ftsordnung! Unsere Wirtschaftsgets Augen verlieren fönnen, daß ihr eigenes Inter näher und stellen fest, daß sich hinter dem künst psychologisches Einfühlungsvermögen, Taftgeführtung ,, Weg der Wirtschaft" ist Informations, und esse sie dorthin weist, wo die geschichtliche Straft lichen Nebel von Blut und Boden und Rassen- und die Erkenntnis der dringenden Notwendig. Schulungsorgan für unsere Mitglieder und mythos ein guter alter Bekannter verbirgt. Nichts teit der zwischenvolflichen Zusammenarbeit hat Freunde. Neues, nichts Geheimnisvolles, kein goldenes dieses sonst so schwere Problem im Rahmen des

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Die Arbeit auf sozialpolitischem Gebiete ist so mehr als sich die Grenzen zwischen Sozialpolitik und Volkswirts schaft immer mehr verwischen.

Zeitalter! Er kommt nicht aus der Jugend und Verbandes vorbildlich gelöst. Wir im Einheits- nachtit und Volkswirt­

nicht aus dem Kleinbürgertum, wenn er es auch verband der Privatangestellten sind stolz darauf, glänzend versteht, beide zu täuschen. Hinter dies in unserer großen Gemeinschaft einen toertvollen sem fünstlichen Nebel steht der alte Feind der Beitrag zur Böiferversöhnung und Wölferverstän Arbeitnehmerschaft, der Kapitalismus . Das ist das digung geleistet zu haben.

Der gewerkschaftliche Kampf, den wir füh­ren, muß auf politischem Feld feine Ergänzung

fällt.

Privatangestellten in Rožnau a. R.

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- Erkenntnis und Wissen müssen Führer

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prozeß. In dem Licht dieser Erkenntnis wer den die geistigen Arbeiter es nie wieder aus den

allen gesellschaftlichen Fortschritts sich sammelt:

In die Reihen der großen Arbeiterbewe­gung, in die Reihen des Einheitsverbandes der Privatangestellten, in die Reihen des Prole­tariates, mit ihm auf Gedeih und Verderb verbunden, mit ihm auch begründend die schöne Zukunft einer Gesellschaft höheren Menschen­tums die Zukunft des Sozialismus!

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