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es uns besser gehen wird. Ich glaube, daß fest ſtehen und aushalten werden. Ich bin mir sicher, daß wir bereits in fürzester Beit, schon in den näch ſten Tagen und Wochen, für uns Tschechoslowaken und auch für unsere übrigen Nationalitäten unsere Nationalitätenfragen in gerechter und verständiger Weise lösen werden, daß wir unsere Wirtschaft und unsere Finanzen gesund erhalten werden, daß wir unsere gesamte ſtaatliche Struktur durch eine rich tige Nationalitäten. Sozial- und Kultur- Politif festigen und daß wir aus der heutigen Krise gestärkt hervorgehen werden.

Gerechte Nationalitätenpolitik

Wir wollen diese Fragen loyal regeln in gutem Willen gegenüber unseren Nationalitäten, wir wol­len dabei auf beiden Seiten ein wahrhaft faires

Freitag, 1. Juli 1938

Abschluß der Pen- Tagung Die abgeblasene Aktion

Stürmische Endsitzung

Daß vor dem 21. Mai im großen Nachbar Tande eine Aktion" geplant war, und daß die loyalen Sudeto  - Nazis diese Aktion erwarteten,

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Spiel spielen und wir wollen im Interesse unseres Der in der Emigration lebende deutsche   Die deutschen   Spione eigenen Staates und auch der internationalen zu Schriftsteller D. M. Graf beantragte, die Zen­fammenarbeit bis an die äußerste Grenze beffen trale solle allen ihren Mitgliedern Legitimationen Das amerikanische   Bundesgericht hat die gehen, was die Bedürfniffe, b die politischen Berhält mit Photographien ausstellen, welche beim Ueber Namen der Personen veröffentlicht, die in die niffe, Bedingungen und Möglichkeiten unseres Staa- schreiten der Grenze und im Verkehr mit den Be- große Spionage- Affäre in Amerika   verwidelt tes gestatten. Ich bin mir auch sicher, daß alle unfere hörden überhaupt als Identitätsnachweis dienen sind. Es wird ihnen zur Last gelegt, den Plan verantwortlichen politischen Parteien in vollem Ein- würden. Namentlich die Schriftsteller in der Emi- eines amerikanischen   Militärflugzeuges, das zu vernehmen, in gegenseitiger Loyalität und in abfolu- gration bedürfen dringend einer solchen Legitima  - den schnellsten der Welt gehört, im Auftrage ter Solidarität gemeinsam an diesem verantwor- tion. Der Antrag wurde angenommen, ebenso ein Deutschlands   gestohlen zu haben und das Buch tungsvollen Werke mitarbeiten werden. Wir wollen Antrag, der Kongreß möge die führenden Dr über die Radio- und Telegraphen- Prozedur der aber im Staate auch die volle Loyalität aller, Ord. gane der Föderation damit betrauen, Erhebun- amerikanischen Armee und Luftwaffe, das einen nung und Ruhe, Respekt vor dem Geseke   und die gen über das Schicksal zweier österreichischer Geheimkode enthält, entwendet und nach Deutsch­Wahrung des Rechtes der individuellen Fretheit und Schriftsteller zu pflegen, die ins Konzentrations- land verkauft zu haben. Der Staatsanwalt der freien Ueberzeugung. Ich glaube auch immer lager gebracht wurden. Schließlich wurde noch Lamar Hardy hat erklärt, daß der Fall rücksichts­noch daran, daß es möglich ist, den europäischen zur Unterſtüßung der" Thomas Mann- Gesell- los aufgeklärt werden muß, und die ,, New York  Frieden zu retten. schaft" zur Verbreitung unabhängiger Literatur Times" schreiben, daß die Spionage- Organiſa= aufgefordert. tion in deutschem Auftrage gearbeitet, aber augleich auch mit der japani­schen Spionage in Verbindung gestanden habe. Von den beschuldigten achtzehn Personen sind alle bis auf vier aus den Ver­ einigten Staaten   geflohen. Der Hauptbeschuldigte ist Dr. Ignaz Griebl, ein früherer deut­ scher   Leutnant, der sich nach dem Kriege als Wiediziner in Amerika   niederließ, amerikanischer Staatsbürger wurde, aber jest von Deutschland  , wohin er flüchtete, nicht ausgeliefert wird. Griebl war Führer der amerikanischen   Nazi- Organi sation. Die anderen Beschuldigten sind: Kapitän leutnant Pfeiffer, Chef des deutschen   Geheim­dienstes, Gustav Günther Rumrich, ein Spio­nageagent, der geständig ist, Kapitänleutnant Udo von Bonin  , ein Spionage- Offizier des deut­ schen   Luftfahrtministeriums, Stapitänĭeutnant Hermann Menzel, gleichfalls vom deutschen   Luft­fahrtministerium, ein Hamburger Einwohner namens Ernst Müller, ein Hamburger namens Sanders und ein gewisser Schmidt, Frau Jeſſic Jordans, die kürzlich als deutsche   Spionin in Edinburgh   verhaftet und zu vier Jahren Zucht­der wichtigsten deutschen   Geheimagenten in Ame­haus verurteilt wurde, Wilhelm Lonkowski, einer rita, der im Jahre 1935 flüchtete, Karl Schlüter, ein Agent des deutschen   Luftfahrtministeriums, ein gewisser Herbert Haenichen, der sich in Deutschland   aufhält, Theodor Schüß, ebenfalls in auf dem Dampfer Europa  " des Norddeutschen Deutschland, Johanna Hoffmann  , eine Friseuse Lloyd, Otto Hermann Voß, ein Flugzeugmecha nifer, der in einer amerikanischen   Flugzeugfabrik arbeitete und dort verhaftet wurde, Werner Gu­denberg, ein Flugzeugzeichner, der Lonkowski beim Photographieren des geheimen Flugzeug­typs geholfen hat, und Erich Glaser, der den Geheimkode für 70 Dollar mit Numrichs Hilfe an Deutschland   verkauft hat.

leber die Beratung, die über Durchführung oder Unterlassung dieser ,, Aktion" zu entscheiden hatte, weiß die Basler National- Beitung" zu melden, daß die interessierten Regierungen ziem­in Berchtesgaden unter Hitlers Vorsiz erhielten. Teilgenommen hätten an dieser Beratung Hitler  , nerale Brauchitsch, und Keitel   und drei hohe Ge­Göring, Ribbentrop  , Neurath  , Goebbels  , die Ge­neralstabsoffiziere. Auf die Frage, wie lange sie für eine völlige Durchführung des Unternehmens brauchten, antworteten Reitel und Brauchitsch  : mindestens drei Wochen.

Entschiedene Verurtellung des Antisemitismus Bei der Schluß- Sitzung des Prager   Pen- Inüßt. Der holländische Schriftsteller E. Stothat sich nachgerade überall herumgesprochen, wenn Klub- Kongresses tam es zu stürmischen Debatten man präzisierte nunmehr die Einstellung der auch der Großteil der sudetendeutschen   Zeitungs­Teser davon nur durch die Flüsterpropaganda, und erregten Auseinandersezungen. Sie began Mehrheit der Anwesenden, indem er sagte: Wir nen mit dem Vorwurf der polnischen Delegation, sind Menschen des Geistes, der Antisemitismus keineswegs aber aus den Blättern etwas erfah­daß sich die Pen- Vereinigung zu sehr mit Fragen aber ist eine Sache des Instinkts. Während Roren hat. Auch Wesen und Art dieser geplanten der aktuellen Politik beschäftigt. Die Polen for- mains, stürmisch bejubelt, erklärte, daß es der Aktion" find allgemein bekannt, ebenso auch, daß sie abgesagt wurde, nachdem die Tschecho­derten eine Verurteilung dieses Verhaltens. Ge- Antisemitismus war. der Einstein und Freud ge­gen den polnischen Resolutions- Entwurf nahmen zwungen habe, die angestammte Heimat au ver- flowvalei rechtzeitig militärische llebungen in den mehrere Mitglieder des Pen- Klubs Stellung. lassen. Grenzgebieten veranstaltet hatte. Insbesonders Piérard, der in seiner Rede die Es kam zu einer leidenschaftlichen Debatte, Tatsache betonte, daß Raoul Auernhei in deren Verlauf, neben den andern Rednern, mer, einstiger Führer der Wiener Pen- Slub- Crémie ur betonte, daß er bisher hundertpro­Gruppe, verhaftet und nach Dachau   verschickt zentiger Franzose gewesen sei; da aber die Raslich übereinstimmende Berichte über diese Tagung wurde, obwohl er ſeinem gesamten Wesen nach fenfrage zu einer wesentlichen Frage des Seins gemäßigt und liberal war; eine Tatsache, die oder des Nichtseins werde, müsse er sagen, daß er jeden seiner Kollegen innerhalb des Pen- Klubs Jude sei. Romains bemühte sich vergebens, zwingt, sich auch mit Fragen der aktuellen eine Verſtändigung herbeizuführen. Als auch sein Politik auseinander zu setzen. Hierauf erklärte Vorschlag, die Stellungnahme Wells auf gleiche der Vorsitzende der Ben- Klub- Föderation Jules Art wie die der polnischen Delegation vorläufig Romains in wahrhaft salomonischer Weise, daß zu erledigen, nicht durchdrang, und Wells zu die Vereinigung den Einwand der polnischen Ver- einer Nachgiebigkeit nicht zu bewegen war, wurde treter in ernsteste Erwägung ziehen, aber den ein- die Sigung auf einige Minuten unterbrochen, um gebrachten Resolutionsentwurf nicht zur Abſtim- dem Präsidium, das auf diesen Kampf nicht vor- und fragte Neurath   und Ribbentrop  , ob bei so Hitler   bezeichnete diese Frist als unmöglich mung bringen wolle. Damit gaben die polnischen bereitet war, die Möglichkeit zu einem Kompro- Tanger Dauer nicht ein englisch  - französisches Ein Vertreter sich zufrieden. mißvorschlag zu geben. Von den Versammelten durch lebhaften. greifen befürchtet werden müsse, worauf die beis Applaus begrüßt und durch Erheben von den Nach dem Wiederzusammentritt der Mitglie- ben die eingetroffenen französischen und engli­Sizen geehrt, erschien nun G. H. Wells am der wurde ein Resolutionsentwurf verlesen, der fchen Erklärungen vorlegten. Göring   habe darauf Vortragspult. In einer kurzen Rede erklärte er, im Wortlaut besagt, daß sich die Pen- Klub- Ver- verwiesen, daß er schon seinerzeit beim Einmarsch daß er den Standpunkt der absolutesten Mei- einigung gegen den aggreffiven und verfolgenden in Desterreich für die Durchführung der jetzt ge­nungs- und Wortfreiheit vertrete. Obwohl er Antisemitismus der letzten Jahre mit allem Nach planten Attion gewesen sei. Hitler   habe die Kon­selbst gegen den Antisemitismus und den Nassis- druck wendet und ihre Mitglieder verpflichtet, ferenz abgebrochen und den Militärs eine Stunde mus sei, würde er es beklagen, wenn man z. B. gegen ihn, wo immer und in welcher Form er fich Beit gegeben zu neuerlicher Beratung und Fest­einem gewissen französischen   Schriftsteller, der in auch zeigen mag, Stellung zu nehmen. Der stellung der Höchstdauer der siegreichen Durch der antisemitischen Literatur eine sehr große Rolle Entwurf, der eine scharfe Abkehr von Wells be- führung einer eventuellen Aftion. Aber schon nach spielt, verbieten wollte, seine Meinung vollfom- deutet und auch das Wort Antisemitismus" ent- zwanzig Minuten erklärten die Generäle, im men frei zu äußern, Piérard meinte in sei- hält, für dessen Aufnahme Crémieur sich lebhaft Hinblick auf die Ausbildung des tschechoslowati­Baris. Unter den Mittwoch veröffentlichten ner Antwort, daß es sich bei der Formulierung einsetzte, wurde zuletzt einstimmig ange- schen Militärs, die tschechoslowakischen Befestigun- Verordnungen der Regierung Daladier   befindet G. Wells wohl um ein Mißverständnis handeln nommen. gen und die vermutliche russische Flughilfe sei sich ein Dekret, das die Todesstrafe für Spionage dürfte. Selbstverständlich stimme jedes einzelne Das Plenum nahm auch zwei andere bemer- fein rascher Erfolg zu erwarten und drei Wochen in Frankreich   einführt. Das Dekret verweist auf Pen- Klub- Mitglied mit Wells bezüglich der Ge- kenswerte Resolutionen an. In der einen wird seien das Minimum dafür benötigter Zeit. Dar- das Beispiel anderer Staaten und hebt das An­währ der Wort- und Meinungsfreiheit überein, die Bombardierung offener auf wurde die Aftion von Hitler   abgeblasen. wachsen der Spionageberbrechen in Frankreich  doch müsse man ebensosehr gegen die Art gewisser Städte verurteilt und der betroffenen So ungefähr mag es wohl gewesen sein. hervor. Streise protestieren, welche angesehene Schriftstel- Bevölkerung die Sympathie zum Ausdrud ge- Aber: abgeblaffen muß nicht aufgehoben sein! Ier aus der Gemeinschaft ausstoßen, weil sie das bracht. Die zweite Reſolution enthält einen Ap- Jetzt erst recht wird dauernde höchste Bachſam­Unglück haben, einer andern Rasse anzugehören. pell an die Regierungen und die öffentliche Mei- feit notwendig sein, wobei auch die diplomatische Doch glaube er, daß dieses Mißverständnis zwi- nung der Welt, den Frieden überall dort wieder Arbeit Deutschlands   bei unseren kleineren Nach­schen Wells und den Mitgliedern des Pen- Klubs herzustellen, wo er gebrochen wurde, und ihm dort sich sehr rasch aufklären lassen werde. In seiner zu feftigen, wo er bedroht ist. Der spanische und Gegenrede betonte jedoch Wells seinen radikal- der chinesische   Delegierte, die das Wort ergriffen, liberalen Standpunkt, den man behalten müsse, dankten herzlich für diese Kundgebungen der selbst auf die Gefahr hin, daß er dem Gegner Sympathien.

Zwischen

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Wieso nicht mehr modern? Du siehst doch in der ganzen Welt..."

Was geht mich die ganze Welt an, ich ar­beite hier, und hier hat man mit der Barrikaden­romantit aufgeräumt... Dir als abgebauter

Mann und Kind Sozi pat bas natürlich nicht."

Roman von Lili Körber  

Die Medea? Du? Ja, eigentlich ist es gar nicht so übel, ich glaube, du wirst eine ganz gute Medea."

Sie warf ihm einen raschen Blick zu: Warum meinst du? Bin ich ein so unhar= monisches, unsympathisches Frauenzimmer?"

Es sagte mühsam: Alma, du sprichst so su mir, als würdest du mich nicht schäßen."

Sie blieb vor ihm stehen, zuckte die Achseln: Kannst du mir nicht sagen, was an dir be­sonders zu schäßen ist?"

barn beobachtet werden muß. Die N.- 3." ver­weist in diesem Zusammenhang auf die Prophe­zeiung des französischen   Blattes L'Ordre": ,, E3 ist nicht ausgeschlossen, daß Ungarn   bald im Mit­telpunkt der europäischen   Interessen stehen wird."

liebe nur dich, wenn du willst, schmeiße ich sie alle hinaus, sogar den Michael..."

" Sogar den Michael", echote es dumpf im Doftor, er füßte ihre Brust und verstand nicht mehr recht, wer Michael war. Nur ihre schöne Ilangvolle Stimme spürte er wie einen elektrischen Strom, der ihn durchfuhr, sah ihre Augen, an ihn verloren, ihren Halbgeöffneten, bereiten

Mund...

Alma gab sich ihm hin, wie sie sich jedem Mann hingab, so, wie man sich einem wunder­tätigen Bilde nähert, von dem man Heil und Er­lösung evivartet. Es war das Ringen mit einem Gott, dem sie das große Wunder der Liebe ab­trogen wollte, das einzig gültige Wunder, das allen Sinn des Lebens bedeutet... sie öffnete sich wie im Gebet, voll Sehnsucht nach der hinüberheben sollte in eine Beglüdung, hinter Wärme, die er ihr gab, die sie in heftigen Wogen der es nichts mehr gab als Auflösung in einem füßen Tod...

Er sah sie lange an, seine blauen Augen waren ganz dunkel, endlich sagte er leise: Du hast recht, es ist an mir nichts zu ⚫schäßen." Unharmonisch bist du, vielleicht ist es geschlug die Arme um ihn und versteckte das Gesicht Plötzlich brach sie vor ihm in die Knie, rade dein Reiz..." in seine Handflächen. Er fühlte ihre Tränen auf " Ach geh... ich bin gar nicht so unharmo nisch, nur weil du mich... Mizi, tommen Sie den Händen. her, laufen Sie hinunter, holen sie Suchen mit ,, Albert, Albert, verzeih' mir," schluchzte sie, Crême, Obsttarteletten, Orangen, Schinken und ich habe es nicht so gemeint. Du kannst ja nichts noch irgend ein Tier in Aspit. Aber rasch... dafür, du kannst ja nichts dafür,"- er wußte rasch wie der Wind. Sprechen sie mit niemandem eigentlich nicht, was sie meinte." Albert," weinte im Geschäft, ich muß bald gehen. Rasch. Rasch sie, fahren wir weg, fangen wir von vorne an, Rajch." fahren wir nach Italien  , willst du, bitte, bitte, Dr. Geßler sagte: fahren wir weg." " Interessant, daß die Medea   jetzt gegeben Und Medea?" wollte er fragen, aber es wird. Sie ist tatsächlich aktuell. Eine wirksame war unmöglich, diesem Ausbruch von Schmerz Propaganda gegen die Mischehe. Die fremde und Leidenschaft mit Logit entgegenzutreten. schwarze Frau, die wohl die Sinne aufpeitschen Und ganz insgeheim war es ihm so, als ob sie fann, aber über den Mann nur Unglück bringt auch jezt, troß aller Echtheit, doch irgendwie und schließlich dem blonden bodenständigen Mäd- ihre Medea probte. Aber ihr heißer Mund chen weichen muß, das es in seiner teuflischen und ihre Tränen auf seinen Händen machten ihn Bosheit verdirbt. Es iſt Wasser auf die Mühle schwach, er hob sie auf seine Anie, sie weinte gewisser Streise..." weiter, den Kopf dramatisch zurückgeworfen, den " Ach geh', überall siehst du deine alberne Körper an seine Brust gepreßt, die roten Schuhe Sie streckte sich in der Badewanne aus, be­

Politif."

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Ich sehe sie dort, wo sie..." Aber geh'. Das ist langweilig auf die Dauer. mit dringender Inbrunst: Und auch nicht mehr modern."

hatte sie in einem schwungvollen Bogen in eine Ede des Zimmers geschleudert, sie wiederholte

Albert, ich liebe nur dich, glaube mir, ich

Dann war es wieder nichts gewesen als das gewöhnliche Gesellschaftsspiel, eine sportliche Be­tätigung mit Risiko für den weiblichen Partner. Er suchte sein Zigarettenetui im abgelegten Rock und sie brauchte ihre ganze Willenstraft, um ihm nicht zu sagen, daß er eigentlich langweilig und es nicht dafür gestanden sei. Einmal hatte sie es ihm gesagt, damals, am Anfang, als sie noch die Hoffnung hegte, daß es anders würde... Ach was! Sie richtete sich mit einem Ruck auf, lief ins Badezimmer, stieß mit der steirischen Bofe zu sammen, die das Teetablett brachte... wenn man keine höheren Ansprüche stellte, so war es ganz nett... man fühlte sich wohl nachher... und das andere, die IX. Symphonie in der Liebe, die gab es vermutlich nur für Begnadete... trachtete ihre langen beweglichen Zehen, die Albert Geßler nie beachtet hatte, die schlanten Beine und die Rundung der Schenkel und sprach vor sich hin die Worte der Medea, die ihr in

Todesstrafe für Spionage In Frankreich  

Amnestle in der Türkei  

Ankara  . Das Parlament nahm Mittwoch das Gesetz über eine allgemeine politische Amne­stie an und genehmigte der Regierung Vollmach­ten, nachdem der Ministerpräsident über die in­nere und äußere Politik eine Erklärung abge= geben hatte.

letzter Zeit immer schwersterlich vertrauter ge­

worden war:

Laß uns die Götter bitten um ein einfach Herz, Gar leicht erträgt sich dann ein einfach Los..."

Albert Geßler begleitete Alma ins Theater und schlenderte dann langsam die Straße zum Café Museum hinunter. Er dachte daran, wie seltsam eigentümlich es sei, daß er, der niemals ein Don Juan   gewesen war, nun von einer Frau zur anderen ging und diese zweite, die Frente, näher und vertrauter empfand als Alma, die er soeben in seinen Armen gehalten hatte. Konnte er etwas dafür? Sie war jung und amüsant ge­wesen, schien unbeschwert, flog auf ihn... er wünschte sich nichts anderes, auch sie nicht, ranen das Bedürfnis bekamen nach Stabilisierung, nach es ihm, bis- ja bis sie beide älter wurden und einem gemeinsamen Leben, nach Kindern... Wenn Alma ihn brüstierte, wenn sie mit Michael und anderen flirtete, so war es nur, weil er ihr nicht das zu geben vermochte, wessen sie bedurfte. Er konnte es nicht, konnte sich bei ihr nicht gehen lassen, ihre Unberechenbarkeit schreckte ihn ab. Er hatte beständig das Gefühl, aus eisig talter Luft in tropische Hiße zu kommen. Er fühlte sich zu müde für diese ständigen Wechselbäder. Und freute sich im Frühjahr, als sie ein Sommer­engagement auswärts betam. Aber dann, in Pörtschach  , sehnte er sich nach ihr. Er fand nur sehr schiver Anschluß. Er war jetzt nicht imstande, um Frauen zu werben oder auch nur auf ihre Werbungen einzugehen. Er war am Ende seiner Kraft. Er konnte nichts mehr hergeben und auch nichts mehr nehmen.

Hinter ihm lagen vier Fünftel seines Le= bens, drei davon hatte er in einer Welt verlebt, die zusammengebrochen war. Heute ging er den alten Trott, wie ein müdes Pferd. Svital, Privatpatientinnen.

Fortseßung folgt.)]