Seite 4Freitag, 1. Juli 1938Nr. IWl><IIiiritrtii>lriii<ii1i1i)>iit1<1iiVfiundmitundsindSieElsenbahnunfall jugoslawischer SokolnDonnerstag passierten mehrere Sonderzügemit jugoslawischen Sokoln die Stadt Brünn. DieGäste wurden nicht nur in den Stationen, sondernauch auf der gangen übrigen Strecke von derBevölkerung begeistert begrübt.Leider ging die Fahrt eines dieser Zügenicht ohne«inen Unfall ab. Zwischen den Stationen Zideniee und Obkany kreuzte der Sonderzugetwa um 14 Uhr 30 mit einem Perfvnenzug,wobei sechs winkende jugoslawische Sokoln durchden Zug in der Gegenrichtung an den Ungernverletzt wurden. Sie wurden zurrst von dem dieExkursion begleitenden Arzt behandelt und in derStation Zwittau in daS Krankenhaus gebracht.Sie werden mit einem späteren Zug nach Pragkommen.Rckordrinnahmen während de- Sokolkon»gresseS. Die Prager Gaststätten und vor allemdie Automatenbuffets weisen während des Sokol»Kongresses bisher noch nicht erreichte Rekordum»Ätze auf. In den zwei renommiertesten PragerWirtshäusern wurden am 29. d. M. nicht weniger als zweitausenddreihundert Matz Bier ausgeschenkt. Die meisten Kaffeehaus» und Gaststät»tenbesitzer beschlossen, ihrem Personal währenddes Kongresses den doppelten Lohn auszuzahlen.Auch die Geschäfte, namentlich der Textilwaren»und Modehandel, erzielten hohe Umsätze.(DND)Präsident Roosevelt unterzeichnete Donnerstag einen FiinfjahreSplan, der umfangreicheMaßnahmen zur Flußregulierung und Verhinderung von Ueberschwemmungen im unterenStromgebiet des Mississippi vorsieht. Mit dieserUnterzeichnung erhält die in der letzten Kongreßsitzung angenommene Borlage, durch die ein Gesamtbetrag von 38S,5 Millionen Dollar. zurVerfügung gestellt wird, Gesetzeskraft.Zwölf Bergarbeiter abgrstürzt. In einemSilberbergwerk in der Nähe von Kobe(Japan)stürzte infolge SeilbrucheS der Förderkorb ab,wobei zwölf Bergarbeiter ums Leben kamen.Banderbilt gestorben. Im Alter von 82 Jahren.starb F. W. Banderbilt, Direktor von zwei»undzwanzig nordamerikanischcn Eisenbahngesellschaften. Der Verstorbene war ein Enkel Cornelius Banderbilt, des bekannten amerikanischenEisenbahnpioniers.I» Palästina kam eS Mittwoch lviederumzu Zwischenfällen. In Liberia wurde in einenGaal, in dem eine jüdische Hochzeit gefeiertWurde,, eine.Bombe geworfep. Sieben.PersonenPrlesterprozeD In OesterreichDer 49jährige Pfarrer Franz Krenn all»Wald-Neukirchen wurde Mitttooch vom RiederSchöffensenat nach geheimer Verhandlung wegendes Verbrechens der Schändung und der Verführung zur Unzucht zu sechs Monaten schweren verschärften Kerkers verurteilt. Der Staatsanwaltmeldete Berufung wegen zu geringer Strafe an.Ole BrUder QLHe hingerichtetDie Gebrüder Walter und Max GötzeDonnerstag in Berlin hingerichtet worden,tvaren am 24. Juni vom Sondcrgericht in Berlin zum Tode verurteilt worden. Sie haben inder Zeit vom November 4984 bis zum Jänner1988 zahlreiche Raubüberfälle auf Kraftwagen,Tankstellen und Stationskassen der Reichsbahnverübt. Dabei haben sie von den Schußwaffenrücksichtslos Gebrauch gemacht und mehrere Per»onen schwer verletzt. Walter Götze hat fernereinen Polizcibeamten und einen Arbeiter ermordet. Die Verurteilung war auf Grund eines Geeher erfolgt, das tvährend des Prozessesrückwirkender Kraft erlassen worden warTodesstrafe für Autofallenräuber Vorsicht.300.000 Häuser in Japanunter WasserDie Hochwasserkatasttophe in Mittcljapanerweist sich immer mehr als eine Naturkatastrophegroßen Umfanges. DaS Jnnenministeriuni gibtjetzt bekannt, daß diese 120 Todesopfer und mehrere hundert Verletzte gefordert hat. lieber800.000 Häuser seien überflutet, 104 Brücken"eien fortgeschwemmt. In allen Teilen des Landes hätten sich 107 Erdrutsche ereignet. Vorallem sei die Stadt Tokio von der Naturkatastrophe schlver betroffen. Die Schäden gehen indie Hunderte Millionen Fen und sind die größtenseit den letzten 60 Jahren. Dazu wurde in Tokionoch ein kurzer Erdstoß verspürt, der die Panikunter der Bevölkerung erhöht hat.Spanien den Spaniern 1Madrid.(Hs.) General Casado, der frü»her Professor der Taktik an der Kriegsschule warund nun daS Oberkommando der republikani»scheu Armee an der Mittelfront innehat, empfing den HavaS-Korrespondenten, dem er er«klärte: Ich spreche heute abends im Rundfunkzum spanischen Volke und ich bemühe mich, alleSpanier zu überzeugen, daß eS unbedingt not»wendig ist, eine einheitliche nationale Frontgegen die Beherrschung.Spaniens durch Ausländer zu schaffen. Wir kämpfen nicht gegen dieSpanier, die heute unsere Feinde sind, die abermorgen unsere, Mitarbeiter bei dec ErneuerungSpanien- sein werden. Wir kämpfen nur gegendie Fremden^, die spanische- Gebiet beherrschen.Wir. wollen vorerst die Fremden au- Spanienvertreiben und. dann mit unseren StammeSbrü»Famlllentragödle bei LaunIn Smolnice im Bezirk Laun kam er amDienstag abends zwischen dem 68jährigen Kleinlandwirt Franz Bulandr und seinem 88jährigenSchon Johann zu einem Streit. Der Vater gingschließlich mit erhobener Faust auf den Sohn los,wogegen dieser ihn am Halse packte. Plötzlichbrach der alte Bulandr in die Knie und wurdeohnmächtig. Der erschrockene Sohn legte den Be«wußtlosen auf ein Sofa und gab ihm einen kaltenUmslag. Dann fuhr er, in der Meinung, daßder Vater sich"inzwischen erholen werde, mit derMutter aus daS Feld hinaus. Als er gegen 10Uhr abends zurückkehrte und der Baier noch im»mer kein Lebenszeichen von sich gab, schleppte erihn, im Glauben, daß er tot sei, auf den Bodendes Hauses und hängte ihn, um einen Selbstmordvorzutäuschen, in eine vorher»dort angebrachteSchlinge. Gestern früh erstattete er bei der Gen»darmerie die Meldung, daß er den Bater, derüber die Nacht fortgeblieben sei, nach langemSuchen am Boden aufgehenkt gefunden habe. Erwurde daraufhin einem scharfen Kreuzverhör unterworfen, in dessen Verlauf er nach vielstündi«gern Leugnen die Mordtat eingestand und ihrenHergang in der beschriebenen Weise schilderte.Die am Tatort erschienen« Gerichtskommissionstellte fest, daß der Tod de- alten Bulandr erstdurch das Aufhängen eingetretcn sei.'— JohannBulandr und seine 68jährige Mutter Mari«,die die Darstellung des Sohnes bestätigte, wurden verhaftet und dem Bezirksgericht in Lounyeingeliefert.Das heutige Programmder deutschen SendungPrag-Mel«»: 10r45—11.00 Schallvlatten. 12.15Vortrag V- Hertberg: Die Kunst im täglichen Leben. 18.00 Lieder von Isidor Stögbauer nach Texten von H. Watzlik. 18.10 Vortrag Rud. Bert überIlmschulmm von Arbeitslosen. 18.20 Sportberichte-18.85 Arbeitersendung. Aktuelle zehn Minuten.18.45 Vortrag E. R. Kollwib: Der Sternenhimmelim Juli- 19.00 Unterhaltungsmusik(Ges. EmmaCarpcntier). 19.80 Am Fuße des Allvaters.<D>emähr.-schief. Bäder.) 20.00 Orchesterkonzert.(Dir.Dr. Karl Nowak.) 21.00 Drei Mädchen beten umeinen Mann, Hörspiel aus dem Böhmerwald vonErnestine Tutzinger. 21.45 Lieder auS dem Erzgebirge von Anton Günther.(Ges. Dr. Herm. Ehm.)22.00 Kammermusik mit Gesairg(Gesang Katharina Hoffmann.) 22.30—23.00 Tanzmusik.Brünn. 18.30—18.45: Magister Bert Schulz:VerwendungSwrmen der Arzneipflanzen.Luftsdiufcraum Im BergesinnernIn England werden gcgcMvärtig Versuche gemacht, um einen möglichst wirksamen Schutzgegen Luftangriffe zu erzielen. Dabei hat man gefunden, daß Schutzräume im Bergesinnerndie größte Sicherheit bieten. Aus unserem Bild sicht man den Zugang zu einem derartigenBcrsuchsluftschuhranm am Hang eines Berges bei dem Dorf Cuxton(Kent).lang Redakteur der zahmen und lahme:?„Neuen I dern am Aufbau des neuen Spanien zusanunen»Freien Presse" sein können! Aber er war ein an- s arbeiten.ständiger, gerecht denkender Mensch. Er warFeuilletonist und Erzähler, hat sich mit der Dra matisierung seines Romans„Gottlieb dient derGerechtigkeit" auch als Bühnenautor mit Erfolgversucht. Sein letztes Werk war ein Buch überWien, eine begeisterte Schilderung der Stadt, dieer so sehr liebte und der dieser„Jude" innigerverbunden war als alle Nazi.wurden verletzt. Der an der Nordgrenze Palästinas errichtete Drahtverhau wurde an zahlrei»chen Stellen von Freischärlern zerstört.DaS Abkommen über den polnisch-litauischenEisenbahnverkehr wurde beiderseitig ratifiziert.Die polnische Gesandtschaft in Kaunas hat gesternmit der Ausgabe von Paßvisa nach Polen begonnen.Todesopfer der Hitze. Die Hitzewelle hast inBudapest wieder drei Todesopfer gefordert. J.rden letzten Tagen mußten die Sanitätskolonnenin über 100 Fällen von Hitzschlag Hilfe leisten.Ein Zusammenstotz zwischen einem Auto undeinem Motorradfahrer erfolgte Donnerstag, den 80.Juni, in der für derartige Unfälle recht günstigenKreuzung Dresdner Straße—Lessingstraße in Bodenbach. Das Motorrad wurde hiebei stark beschädigt,mn Auto wurden die Scheinwerfergläser zertrümmert. Der Motorfahrer wurde leicht verletzt.Batermord. In der Ortschaft Smolnice be:Laun ereignete sich eine fürchterliche Mordtat,, al»deren Täter der 80jährige Jan Du land er undseine 68jährige Mutter verhaftet wurden, dies« unterdem Verdacht der Mitschuld. Nach 28stündigem Verhör gestand Jan Bulander, daß er seinen leiblichenVater im Verlauf einer hitzigen Auseinandersetzungerwürgte und ihn dann, um einen Selbstmord vyr-•zutäuschen, auf dem Dachboden aufhing. Mutterund Sohn versuchten auf jede Weise den angeblichenSelbstmord des alten Mannes glaubhaft zu machen,doch ergaben die Leichenbcfchau und der Sektionsbefund die unzweifelhafte Tatsache, daß ein Mordvorliegt. Es ist in dem Dorf allgemein bekannt, daßin dieser Familie trostlos« Verhältnisie herrschten.EStz kam immer wieder zu schweren Auftritten undgewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen denEhegatten, wobei sich der Sohn auf die Seite derMutter stellte. Schließlich gipfelte das traurige Familienleben in der Movdtat vom 27. Juni. AllemAnschein nach handelt«S sich um ein vorbereitetesund von der 68jährigen Mutter der Mörders ange«st'ftetcS Mordkomplott. Mutter und Sohn wurdendem Launer Kreitgertcht eingeliefert. Die Untersuchung gcht weiter.Sechs Sonderzüg« südslawischer Sokakgiftr.Donnerstag langten auf dem Prager Wilsonbahnhofsechs Sonderzüge südslawischer Sokoln aus allenTeilen des jugoslawischen Königreiche- an. ES handelte sich um Delegationen an- Belgrad, Agram,Laibach, Cisti, Marburg, Split und Suiak, alsoaus den altserbischen, kroatischen, slowenischen unddalmatinischen Gebieten der südslawischen Staates.Tags vorher waren di« bulgarische» und wolhynisch-tschechischen Sokoln eingetroffen. In den letzten 24Stunden verzeichnete die Station Pardubitz di«.Durchfahrt von 224 Sonderzügen, die Ausland»gast«nach Prag beförderten.Preise der GaSmaSkm. Zu den in der letztenZeit in der TageSpresie veröffentlichten Meldungenteilt daS Handelsministerium mit, daß bisher k ein eMaximalpreise für Gasmasken, und zwar wederallgemein noch bezüglich bestimmter Thpen verlautbart wurden. Die Pressemeldungen beruhen offenbar auf Informationen, die sich auf die Ertvägungstützen, daß über die Angelegenheit verhandelt wird,jedoch nur soweit eS sich um einige der gangbarsten VolkSlypen der Gasmasken handelt.Verrechnung des Getreides d.rr landwirtschaftlichen Arbeiterschaft Böhmens im Juli 1988. Nach«den: für den Monat Juli die Aufkaufspreise nichtkundgenwcht werden, gelten für den Monat Julidie Aufkaufspreise, welch« für den Monat JuniGeltung hatten und zwar beim Weizen 166 K£,beim Korn 141.60 Kä, bei der Gerste 128.50 XL. Indem Preise für Weizen ist der in der Kundmachungder Getreidegesellschaft angeführte Abschlag, welcher4 XL ausmacht, nicht enthalten. Um diesen Abschlagkann der AuskaufspreiS für Weizen herabgesetztwerden, wenn sich die Parteien nicht miderweitigeinigen.Rriset in der 2. Klasse! Sie ist nur um ei« Drittel teuerer als die 8. Klasse. 862.ES wird noch wärmer. Am wärmsten ist«S bisher im Ostteil des Binnenlandes; in Karpathoruß-land stieg die Temperatur nachmittags auf 88 bis84 Grad C. In Rumänien bis auf 87 Grad an.In der Westhälfte Mitteleuropa-, wohin Mittwochetwas kühlere ozeanische Lust«ingedrungen war,wurden gleichzeitig 24 bis 27 Grad C. verzeichnet.Aber auch hier dürften die Temperaturen erneutansteigend da der Zufluß von Meeresluft einstweilenunterbrochen ist. Wahrscheinliche- W etter(F reitag): Im ganzen schön und sehrwarm. Einzelne lokale Wärmegewitter möglich.W«t t e r a u S s t ch t e n für SamStag:^Keine größere Aenderung. Bielleicht etwas ver«stärkte Gewitterneigung.Neudeutsche Kirche.... und als Buße für Ihre Sünden betenSie drei„Führer unser" und lesen zehnmal„MeinKamps",^t.Mricmne", Karis,),.•Briefe aus WienWer Freunde oder Vevwandte in Wien hat,Bekannte, an die er sich in dieser österreichischenLeidenszeit mit Sorge erinnert, der erlebt einebefremdliche, erschütternde Erscheinung. Die Menschen sind in Stummheit verfallen, eine gräßlicheLähmung hat sie ergriffen, die Lähmung der Todesangst, der Panik hat sie befalle». Sie schweigen, sie schreiben nicht. Und wenn man mit Briefen bombardiert— und dann versucht man cs mitKarten. Die Briefe sind vielleicht nicht angekom-men, es heißt, daß die Zensoren, wenn sie nichtZeit haben, sie zu öffnen, sie ganz einfach vernichten lassen. Aber die offenen Karten wirkenharmlos oder sind zumindest leichter von den spähenden Augen zu überfliegen. Wenn man dieFreunde endlich aufgerüttelt hat, dann vermögensie nur zu stammeln. Wirrer, unzusammenhängendes Zeug, aus dem kein Mensch klug werdenkann, in das man erst einen Sinn hineintragennmß. Man hat sich nach Dr. 1. erkundigt. Aber„Dr.£. ist nicht mehr zu sprechen!" heißt es da.Was heißt das— nicht mehr? Verhaftet, ge»tötet? Hat er Selbstmord begangen? Oder ist erauSgewandert? Furchtbares„nicht mehr"furchtbar der Schleier, der darum liegt I„In unserer schönen festlichen Stadt hatman keine Zeit und Lust, Besuche zu machen..."Soll das heißen, daß man es nicht wagt, aufdie Straße zu gehen? O furchtbarer Hohn, dersolche Andeutungen in Worte kleidet wie„festlich"und„schön", die vom Frühling sprechen und vomsonnigen Himmel... und dann wieder:„Ich binsehr stark und warte auf einen Freiplatz im Sanatorium"! So viel hat man schon gelernt vondieser gräßlichen Rätselsprachc, daß da» heißensoll, daß der Schreiber auf seine Verhaftungwartet. Aber warum? Was liegt gegen ihn vor?Und wenn er dann verstummt— was ist mit ihmgeschehen, wohin hat man ihn gebracht?Müßiges Fragen! Die da drinnen wissen esja selber nicht. Einer verschwindet— wohin?Für wie lange? Wo hält die Willkür ihn zurück,wann wird sie ihn aus den Klauen lassen?„MeinBruder ist wieder gesund" heißt, irgend ein Gefängnis hat ihn wieder entlassen. Ohne Begründung, wie man ihn ohne Grund weggeholt hat.Man hat sich abgelvöhnt,„warum" zu fragen—eS gibt keine Antwort darauf. Und daß die„drinnen" nicht die Wahrheit sagen, nicht erzählen,wa- geschah und wie eS geschieht— weiß mandenn nicht, daß eS verboten ist, Greuelmeloungenzu verbreiten? Was aber ist die Wahrheit aus dieser Stadt anderes als ein Greuel?Briefe aus Wien... Nicht nur die Judenschreiben so— sie, die ohnedies schon alles ver»loren haben, können ja nicht mehr viel verlieren.Jeder bebt, jeder fürchtet„in die Zone des Verdachtes zu geraten"— wie eS in dieser gräßlichen neuen Terminologie heißt, die diese einstso heitere, leichte Wiener Sprache erfaßt hat. Derehemalige Sozialdemokrat, der Mann der Vaterländischen Front, der Katholik, der Legitimist—keiner ist vor dem Terror sicher, jeden hat die Panik erfaßt. Nicht zuletzt die alten PG. Man mißtraut ihnen, die sich um die Frucht ihrer Hoffnungen enttäuscht sehen und entsetzt sind vor demTerror, dem sie zur Herrschaft verhalfen haben.Vielleicht ist für die Stimmung der Wiener Nazisein Brief bezeichnend, den einer von ihnen in einerdieser Anwandlungen von Verzweiflung schrieb:„Wir beneiden die Juden," heißt es da»„diekönnen doch wenigstens fort. Für uns aber istjeder Weg versperrt. Wir müssen in der Höllebleiben, die wir uns selbst angezündet haben".. tWarum Auemhelmerverhaftet wurdeWie bereits berichtet wurde, ist der WienerSchriftsteller Roaul Auernheimer im Konzentrationslager Dachau gestorben. Ueber den TodAuernheimers wurde auch im Pen-Klub gesprochen. Ueber die näheren Umstände, die zur Ber-hastung des bekannten österreichischen Schriftstellers führten, erfahren wir folgende Einzelheiten.Als im Vorjahre, kurz vor Weihnachten, dieEinfuhr aller österreichischen Bücher ins Reichgesperrt wurde und die Wiener zuständigen Stellen sich veranlaßt sahen, Gegenmaßnahmen zuergreifen, soll Auernheimer einen Plan vorgeschlagen. haben, der die Unabhängigkeit desdeutschsprachigen Verlagswesens außerhalb desReiches festlegte, indem die deutschsprachige» Verleger der Tschechoslowakischen Republik, Hollands,der Schweiz und Oesterreichs sich zusammenschließen sollten, um so wirksamer den Konkurrenzkampf mit dem reichsdeutschen Buchhandelaufnehmen zu können. Es war für diesen Zweckbereits ein Buchpropagandafilm in Borbereitung,der in den nördlichen und westlichen Staaten verbreitet lverdcn sollte. Bon diesem Vorhaben hattejedoch die Gestapo sogleich Kenntnis erhalten unddie Reichsregierung sprach bei der damaligenösterreichischen Regierung vor und erreichte, daßman das Projekt fallen ließ.Nun teilt man uns aber mit, daß nichtAuernheimer d«r Urheber jener Aktion war, sondern daß man ihn wieder besseres Wissen damitbelastete/um ihn in Haft nehmen zu können.Auernheimer war alles andere als ein„Radikaler".— wie hätte er sonst viele Jahre