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das war doch einerlei.

Aber Floh schlief am besten von allen.

Ach!" Morten. Yachte.  - " Ich werde mir doch keinen Dere von Dir schenken laffen," fagte

" Ich glaube, meiner Treu, in der Weihnachtsnacht könnte tch doch Frieden haben," sagte Doktor Bengen ärgerlich, indem Ingvar etwas barsch und schob den Zweiöre hin. Dann kann ich er aus dem Gefängnis fam; ich fonnte es im voraus sagen, bei Dir einen zu gute haben." daß fie fich tot trinken würde, und jedes Kind konnte es sehen, daß sie tot war. Ein ander Mal tönnen Sie bis zum Morgen Papa Hansen!"

warten

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Entschuldigen Sie, Herr Doktor! aber ich habe Befehl, unverzüglich den Tod konstatieren zu lassen," antwortete der Gefängniswärter demütig; er stand wieder in der Thür, fröhliche Weihnachten, Herr Doktor!"

Der Doktor brummte etwas und beeilte sich durch die leeren Straßen nach seinem warmen Bett. Es war beißend talt, ein scharfer Nordwind fuhr vom Hafen herein.

Inzwischen zog der Mond Stück für Stück über Stadt und Land, besah alles mit seinen falten, gleichgültigen Augen - erst auf der einen Seite, dann auf der andern und wenn er fertig war, legte er einen schwarzen Schatten drüber und zog zum nächsten.

So kam er auch zum Gefängnis, guckte schräge hinein durchs Gitterfenster und fand da Floh auf einer Bank an der Wand.

Ihr Kleid stand auf der Brust offen, weil der Doktor auf den Herzschlag gehört hatte, und der eine Arm hing hin­unter auf den Boden.

Der Mund war halb offen, und das Blut auf den Lippen machte ihn schwarz und groß. Sie war häßlich, wie sie so verwelft und ärmlich dalag in dem kalten Mondlicht.

Ihre Schönheit hatte sie verloren und anderes dazu. Sonst hatte sie nicht groß was im Leben zu verlieren gehabt, und jetzt, da sie fortging, war auch sie kein Verlust für das Leben. Irgendwo stand zwar ein Teller mit angebrannter Grüße von Reisgries für sie, aber sonst gab es nichts, auch nicht einen Platz im Leben, der ihr gehörte, so konnte sie also gehen, ohne jemand zu stören.

( Schluß folgt.)

( Nachdruck verboten).

Mortens Weihnachtsabend.

Nach dem Dänischen des J. V. Jensen.

Auf dem Hofe Ingvar Hansens begann es zu dämmern, ob­gleich die Uhr nicht viel mehr als vier sein konnte. Die Magd, die ein wollenes Tuch über den Kopf gebunden hatte, holte Wasser. Der Häusler fam von der Dreschtenne her, er stand in der Thür und las die Spren aus seinen wollenen Aermeln. Hierauf zog er den Rock an und schritt quer über den Hof dem Wohn­Hause zu.

" Du könntest mir beim Wassertragen etwas helfen, Morten," sagte die Magd und guckte ein wenig aus dem schwarzen Tuch hervor.

Das könnte ich wohl," antwortete Morten und lächelte über den Scherz; dann ging er in den Korridor, säuberte die Holzschuhe und hob die Klinke der Stubenthür.

Das Zimmer war warm wie eine Badestube und es roch nach Wohlstand; all die Jahre hindurch war gut gegessen worden da drinnen. Die Frau stand am Tische und rührte den Pfann­

tuchenteig.

" Es ist Morten," sagte sie zur Schlaffiubenthür hinein. Ingvar Hansen erschien in Blusenärmeln und großen Binsenschuhen.

Wolltest Du etwas, Morten? fragte er und setzte sich gähnend an das obere Tischende. Ja, Marten war nun fertig für heute so und so viele Garben. Er hatte übrigens gedacht.. Ingvar Hansen rauchte seine Pfeife und wartete. Morten wollte um das bitten, was er zu gute hatte. Wir pflegen ja am bestimmten Wochentage zusammenzurechnen," sagte Ingvar Hansen. Nun

dann

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ja, das thaten Sie ja auch, das stimmte! Ja,

Morten war das unangenehm, er schwieg und stand immer noch da, die Müze in der Hand.

Wenn Du in die Stadt kommst," sagte Ingvar, dann kannst Du zum Kaufmann Möller hineingehen und etwas für mich mit nehmen. Sie wissen Bescheid. Wenn Du doch den Weg machst..."

in

Das werde ich," sagte Morten erleichtert.

" Ja, das werde ich schon besorgen, Kaufmann Möller... ja. Es war nicht Mortens Absicht gewesen, noch am selben Abend die Stadt zu gehen, aber jetzt beschloß er, es zu thun. Er stand einen Augenblick und schaute umber. " Run will ich ein fröhliches Weihnachtsfest wünschen!" " Fröhliches Weihnachtsfest, Morten!" sagte die Frau.

Dann sette Morten die Müße auf und entschloß sich endlich zum Gehen.

Der Zweiöre war auf dem Tische liegen geblieben. Jugvar nahm ihn und legte ihn in den Geldschrank zurück.

Morten mußte erst nach Hause, um sich frei zu machen. Es ward fünf Uhr, bevor er sich auf den Weg machen konnte; die Stadt lag zwei Meilen entfernt, wenn er sich beeilte, konnte Morten gegen zehn Uhr zurück sein.

Es war ziemlich dunkel, aber der Schnee leuchtete. Morten erreichte die Chaussee und schritt schnell dahin; er hatte den Wind im Rücken. Es war fieben Uhr, als er die Stadt erreichte; es hatte Teise zu schneien begonnen.

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Morten besorgte seine fleinen Einkäufe, er war in der Apotheke und er faufte ein Viertelpfund Kaffee, Zucker und andere Kleinig teiten. Auch für zehn Dere Brustzuder kaufte er das sei für d fleine Mädel, erklärte er. Dann ging er hin, um die Sachen für Jugvar Hansen zu holen. Kaufmann Möller wollte gerade schließen, als Morten fam.

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Der Kommis häufte die Sachen auf dem Tische auf, es waren ergriff die Schnur und probierte das Gewicht, das ging an. mehrere große Balete alles in allem etwa zehn Pfund. Morten

Aber was sagen Sie zu dieser hier?" fragte der Kommis und warf eine große, zusammengerollte Zintplatte auf den Ladentisch. Morten blickte sie bestürzt an und hob sie auf, sie wog etwa eins einhalb Ließpfund. Er sah sich um.

Sollten Sie nicht einen alten Strick. Haben, den ich kriegen tönnte?" Morten begann die Pakete zu verteilen.

Jawohl!" Der Kommis band ein dickes Tau um die Zinkrolle und half Morten auf die Schulter. Der Gehilfe beeilte sich, ihn los zu werden, und als Morten aus der Thür schritt, stand er schon mit der Eisenstange in der Hand da, um die Thüre zu schließen, damit nicht noch sonst jemand herein käme.

Morten war schiver beladen, als er herausfam. Erst als er außerhalb der Stadt auf der freien Chauffee angelangt war, merkte. er, wie steif der Nordwind blies, der ihm gerade entgegen kam. Und dabei schneite es. Es würde eine stramme Tour werden mit all den Paketen.

Morten schritt rasch weiter; der beißend kalte Wind stemmte sich ihm entgegen und pfiff mit seinem Frostschnee gegen seine Augen und an seinen Ohren vorbei. Der Wind heulte ordentlich in beiden Enden der Zinkrolle. Es war abscheulich, wie schwer sie war. Morten hielt inne und legte sie auf die audere Schulter. Wieder schritt er wader aus, tomnte aber wohl spüren, daß er den Hinweg schon ge­macht hatte, feine Beine waren steif.

wind aber nahm noch an Stärke zu. Juzwischen hörte es auf zu schneien, es hellte sich auf, der Es ward Schneetreiben, der frischgefallene, feine Schnee fegte am Grabenrand entlang und eilfe über die nackte Chaussee. Draußen auf den öden Brachfeldern spielten lange Schneeftriemen mit dem Wind, leichte Schleier fegten dahin, hinter jede kleine Scholle légte sich der Schnee.

Morten schritt weiter, der Wind leistete heftigen Widerstand, er muße sich vornüberbeugen und ihm jeden Schritt abringen. Der Frost schnitt ihm ins Gesicht, besonders Nase und Ohren litten darunter. Morten hielt inne und legte seine Pakete hin, während er durch Reiben den Schmerz in den Ohren zu lindern suchte. er wieder weiter. Der Strid, der die Dann schritt Zinkrolle zusammenhielt, schnitt in ihm die Schulter. Er hatte schon so oft gewechselt, daß beide gleich heftig schmerzten. Hin und wieder tam ein Haus am Wege in Sicht, aber meistens Aber Du kannst gern Deinen Lohn für die vier Tage be- lag derselbe nackt da, vom Winde reingefegt und hart wie eine tommen," sagte Ingvar, da soll nichts im Wege sein." Ingvar Diele. An einigen Stellen des Weges legte der Schnee sich fest ging ins Schlafzimmer und Klimperte da drinnen mit einem und bildete Flecke, welche nach der Windrichtung länglich waren. Schlüssel. In der scharfen Winternacht hörte man keinen Laut außer den feinen Geriefel des Schnees über die Felder hin, ein Laut gleich inhalts. losem Flüstern, die einförmige Melodie des Schneestaubes und des Windes leiſe Berührung eines Strohhalms, der steil aus dem Schnee empor­ragte. Der Himmel war hoch und klar im Norden, die Wolken lösten sich; es ward sternklar. Der Himmelswagen leuchtete wie eine Brosche aus fieben zitternden Steinen, einige andere Sterne gligerten blänlich in der flaren Nacht. Der Horizont lag tief unten, wellenförmige, lose Schneeschleier schleppten sich hächelnd und spielend an den Grabenwänden entlang. Im Schuße der Böschungen bildete der

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" Ja, denn ich hatte daran gedacht, in die Stadt zu gehen," fagte Morten laut und befreit aufatmend um Medizin zu holen." Ingvar tam zurück und begann das Geld auf den Tisch zu zählen." So, bitte schön!... Es wird ein Dere fehlen, aber ich habe nur einen Zweiöre; fannst Du den wechseln?"

Das fonnte Morten nicht, er schwieg, überzählte das Geld und steckte es ein.

Kannst Du ihn nicht wechseln? ja, dann kannst Du einen Dere zu gute haben."