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Wir haben, wie man sieht, an dem Präludium einiges aus zuſeken. Das aber soll uns nicht hinden, den einzigen Vorzug hervorzuheben, den es wirklich hat es war eine durchaus an gemeffene Einleitung zu der Theatermusit, die in den Feier tagen folgte.

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Zunächst begann der Dichter Skowronnet zu singen. Er scheint insofern zur älteren Generation zu gehören, als er die Lieutenants, ohne die ein deutsches Lustspiel nicht denkbar ist, noch immer aus dem Landheer nimmt. Vielleicht entwickelt er sich in dieser Beziehung, um so mehr, da er es in irgend einer andern schwerlich thun wird. Sein Talent kann sich nicht steigern, da er feins besitzt, und ebensowenig braucht man zu befürchten, daß er sinken wird. Er ist schon unten. Er war und das will bei der Konkurrenz, die ihm gemacht wurde, immerhin etwas sagen der traurigste Dichter der Feiertage. Die humoristische Idee feines Stüdes brauchte er freilich nicht zu stehlen, da derartige Dinge als herrenloses Gut auf der Straße liegen. Man kann also ohne Zögern einräumen, daß wenigstens die Idee ſein rechtmäßiges geistiges Eigentum ist. Betrachten wir sie näher. Ein Lieutenant wird durch die Ansprüche einer hübschen Verwandten von der Erbfolge auf seinem väterlichen Gut ausgeschlossen. Er heiratet die Verwandte und wird dadurch wieder Gutsbefizer. Das wäre die Idee. Natürlich giebt es daneben noch allerlei anderes. Beispielsweise einen fidelen Junker, der gern kneipt, dann eine fromme Tante, die Temperenzler ist und endlich den beliebten dimmen Diener", der in feierlichen Momenten das Publikum durch seine rührende Treue crgreift. Jm Schauspielhaus" fam der alte L'Arronge mit einem alten Stück zu Wort. Daß er selbst, Otto Langmann  Wwe." für ein neues Stüd hält, fant mich in meiner Auf faffung nicht beirren. Es ist dieselbe Kleinbürgerliche Dürftigkeit und dieselbe Kleinbürgerliche Beschränktheit, die wir von jeher an ihm kennen. Das Haus Langmann Ww." wird durch die modernen Warenhäuser ruiniert. Die stolze Witwe lernt die sogenannte ehr­liche Arbeit" schäzen und der Hauptvertreter der besagten Arbeit ein Elektrotechniker Hauses.

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Fügungen, entnommen. Im ganzen ist das Werk jedenfalls fehr dantbar für die Ausübenden sowohl wie auch für die Zuhörenden; es enthält manche hübsche Melodik und zeugt von Herrschaft über die Form, wenngleich der erste Satz nicht recht einheitlich wirkt. Im übrigen wird ja wohl niemand weder den Anspruch erheben, daß hier ein geschichtlicher Fortschritt angestrebt sei, noch auch, daß im älteren Rahmen etwas besonders Bedeutendes geleistet sei.

Aus dem Tierleben.

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SZ.

schluß an die im Prometheus" mitgeteilte, von Rohweder in -8ur, Medertheorie" der Bekassine." Im An­Husum auf Grund fünstlicher Erzengung des Meckertons durch Blafe­ausgestopften Becaffine aufgestellte Theorie wird an derselben Stelle balg und furzes Aufschlagen mit dem Finger auf die Flügel einer darauf hingewiesen, daß H. Precht in der Deutschen   Jäger- Beitung" seine Bedenken gegenüber dieser Erklärung ausgesprochen hat, wenn scharfsinnig bezeichnet werden muß. Er verlangt, daß auch das Gegenteil, er auch zugeben muß, daß dieselbe durchaus methodisch und als nämlich daß sich dieser Meckerton durch dasselbe Mittel au ausgestopften Doppelschnepfen, Regenpfeifern oder Totanus- Arten nicht hervor­bringen lasse, bewiesen werde. Schon die Voraussetzung Rohweders, daß der Meckerton der Belassine durch die äußersten Stoßfedern der Flügel infolge schneller Vibration hervorgerufen werde, sei eine irrige, was Precht durch folgende Beobachtung zu beweisen sucht: eifriger Ornithologe, zur Pfingstzeit die Heimatlichen Fluren meines Es war in den ersten siebziger Jahren, als ich, damals schon ein Geburtsdörfchens Bellen im Kreise Rotenburg   in Hannover aufsuchte. Ant einem schönen, feuchtwarmen Morgen durch­Da auf einmal hörte ich den Balzruf der Bekassine, scheinbar in der streifte ich, gedeckt durch Erlengebüsch, die aumoorige Niederung. Nähe, aber kürzer, ich möchte jagen heimlicher, als ich sonst gewohnt war. Ich schaute in die Höhe und sehe endlich den Vogel: er stand auf einem dürren, etwa 2 Meter hohen Erlenstumpf, und ich sah und hörte wiederholt, wie der Vogel bei vorgestrecktem Halse den Balzton hervorbrachte. Die Entferming betrug höchstens 40 Schritt, bekommt die Tochter des vornehmen so daß ich die Bewegung genan sehen konnte. Wir begreifen, daß L'Arronge fich zu diesem Stoff überzeugen, ging ich noch näher heran und brachte den Vogel zum Ab­Um mich besser zu hingezogen fühlte. Er selbst ist ein Opfer der modernen streichen. Es war wirklich eine Becassine, welche sich in bekannter Industrie. Als Litterat ift er der notleidende Handwerker, Weise schräg aufsteigend erhob und das Balzen in der Luft fortsette. der noch etwas auf seinen Stand giebt. Blumenthal ist der Dasselbe flang jetzt fräftiger und wurde etwas länger angehalten, gewiffenlofe Großkapitalist, der das Theater bis zum völligen luin was fich sehr natürlich durch die stärkere Muskelspannung während ausbentet. Aber Blumenthal hat gefiegt und mußte siegen. Die des Fluges erklären läßt." Danach scheint es also, daß der Balzlaut, Firma Langmamı- L'Arronge ist bankrott für immer.-

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Musik.

E. S.

das sogenannte Ticken", durch den Stecher, also im Kehlkopf, erzeugt, dagegen das Trommeln durch die Flügel hervorgerufen wird, legteres dann, wenn das Männchen beim Umkreisen des Brutplages des Weibchens die Bogen nach unten schlägt.-

Humoristisches.

- Jm Hotel. Gast: Herr Wirt, was ist das eigentlich, in meinem Zimmer fällt der eine Fensterflügel immer auf." Wirt: Das ist allerdings auffallend." Gast: lud der andre fällt immer zu." Wirt: Das ist 3ufall."

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Auch ein Motiv. Du hast Dich also gestern verlobt? Wie ist das nur so auf einmal gekommen?"

Der Geburtstag Beethovens am 16. Dezember regt dazu an, die vorweihnachtliche Konzertzeit mit mehrfachen Aufführungen seiner trotz allem immer wieder so populären Werke ausklingen zu laffen. Herr Weingartner z. B. dirigierte am letzten Freitag ein ausschließliches Beethoven- Konzert; er war dabei so recht in seinem Element, ließ in die Bauten dreinhauen und in das Blech breintuten, was Zeng hielt, und machte wieder die Frauenzimmer beifallstoll. Ein verhältnismäßig wenig bekannter Nummernteil war das Adagio aus der, von der Ouverture yer allbekannten Musik, die Beethoven zu einem Ballet Die Geschöpfe des Prometheus" geschrieben; es gab unserem Konzertmeister vom Cello, Herrn Dechert wenn ich nicht irre, Gelegenheit zu erfolgreichem, ( ,, Luft. Bl.") solistischem Hervortreten. Der eigentliche Solift des Konzertes war Profeffor Halir, der das Violinkonzert spielte. Man bekommt Politik in der Liebe. Prinzipal: Was bilden nicht häufig einen so erfreulichen Gegensatz gegen das Virtuosenhafte Sie sich ein, um die Hand meiner Tochter anzuhalten. Aus der zu hören wie hier, so sehr das können des Künstlers auch dem Verbindung wird nichts!" gewachsen wäre. Es ist der Meister schlecht und recht, der nicht unter der Meisterschaft bleibt und nicht über sie hinausgeht, der warm spielt, der aber doch den akademischen Professor nicht ganz ver­leugnet.

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zu

Theater." " Ich hatte nämlich für gestern gerade zwei Freibillets ins

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Commis: Oho, Männeden! Verbindungsverbot- det is nich mehr!" ( Südd. Postillon.").

Notizen.

Hatten wir im vorigen Jahr über manche Darbietungen des Quartettes, das denselben Künstler an der Spike hat, flagen müssen, jo hat uns der neuliche zweite Salir- Abend sehr angenehm ente täuscht. In der Wiedergabe von Beethovens C- moll- Quartett war nichts von der akademischen Temperamentlosigkeit -Bon Heinrich Schulz- Beuthen   gelangt in furzem am fpürn, die sich etwa erwarten ließ, obschon die Böhmen  " Theater des Westens eine Oper Aschenbrödel" zur ( über deren neulichen Beethoven Abend mit den drei Quartetten Aufführung. opus 59 mir ein Freund voll Entzücken den Kopf heiß machte) wohl noch anders ins Beug gegangen wären; sie hätten, wie inimer, so 3. B. auch im Trio des dritten Sages den unteren Stimmen weit mehr ihr Recht gegeben, als es Halirs Genossen thaten. Aber sonst alle Achtung, zumal angesichts der Frische und der bescelten Be­wegung, mit denen das Finale heraustam!

Ein zweites ständiges Theater steht für Nürn­ berg   in Aussicht. Der Magistrat hat die Konzession dafür dem Direktor Meßthaler in München  , dem Begründer des dortigen Deutschen   Theaters, erteilt. Das neue Theater will in erster Linie die moderne dramatische Litteratur berücksichtigen.

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Die Stadt Baden- Baden   hat eine Gemälde Derselbe Quartettabend brachte eine noch ungedruckte Neuheit, galerie und Kunstsammlung als Geschenk erhalten, deren ein Streichquartett von Hans Hermann, einem jüngeren Wert auf 800 000 m. geschätzt wird." Stomponisten, der bereits durch einige Botalsachen günstig bekannt Auf dem Semmering   will der Wiener   Architekt Neumann ist. Das Stück ist über den Namen Begas" geschrieben. Das ein Sommertheater erbauen. heißt: es baut sich auf Motiven auf, gebildet zunächst von Tönen, Agnes Sorma   errang bei ihrem ersten Auftreten als Deren Notenbezeichnungen eben jenen Namen zufammen- Nora" im Pariser   Théâtre de la Renaissance einen großen setzen. Ein solcher Wik" ist in der erusten Mufit Erfolg. längst auch durch flassische Beispiele legitimiert; Namen

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Neben Frig von Ihdes Bergpredigt" ist auf der Berliner  wie Bach  , Asch, Abegg, Belaieff sind in dieser Weise motivisch ver- Versteigerung in der vorigen Woche auch Wilhelms Leibls Mann wertet worden. Dem diesmal gewählten Namen hat der Komponist mit dem Krug" für das neue Budapester Museum für die mehrere interessante Tonkombinationen, zum Teil für verwickelte bildenden Künste" erworben worden.

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Berantwortlicher Redacteur: Paul John in Berlin  . Drud und Berlag von Max Bading in Berlin  .