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die Deutlichkeit, Klarheit, Plastik fehlt! Solche Spieler sollten uns Stüde aus Seiten des Tiefstands in der geschichtlichen Entwicklung der Klavierlitteratur vorführen; abwechselungshalber würden uns mal auch Salonstücke aus der Biedermeierzeit eine interessante historische Erinnerung sein( Drehschock, Schulhoff, Willmers u. a.). Mit einem Stück jedoch, das so wie Schumanns Vogel als Prophet" ein feinstes Verständnis für geheimnisvolle Offenbarungen und vor allem ein richtiges Tempo verlangt( Langsam, sehr zart", das Viertel gegen eine Sekunde lang), sollen uns solche Spieler durchaus verschonen.
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Kleines Feuilleton.
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SZ,
in Wirk
Werks in den Vordergrund zu treten. In dem neulichen phil- Auch ihr Konzertpartner, Hermann Lafont, besikt die und die harmonischen Konzert gab es ausnahmsweise kein Programmbüchlein, Vorzüge. Was nützt jedoch all dies, wenn dem Spiel so wie hier und das Publikum dieses Konzerts wird es gegenüber dem verhältnis mäßig einfachen und eintönigen Werk Schumanns nicht eben sehr vermißt haben. Bei einer volkstümlichen Wiedergabe würde man freilich ein übriges thun müssen. Man tönnte dabei sehr weit, beinahe bis zu einer historischen und ästhetischen Kritik, gehen. Der Text ist aus erzählenden Stellen und aus Stellen, die in Tyrischer Breite bei Affektpunkten verweilen, zusammengesetzt. In einem früheren Stadium der Oratorienkomposition war es eine selbstverständliche Hauptsache, dieser Verschiedenheit und auch noch weitergehenden Nuancen gerecht zu werden; man sehe z. B. die Zusammensetzung der Bachschen Matthäus- Passion aus Recitationen, Arien, Chören usw. Davon ist nun bei Schumann so gut wie keine Rede. Von den zwei Vorwürfen, die ihm überhaupt die radikalsten Modernen machen: einerseits, daß er ein nicht recht natürliches Bathos, und andrerseits, daß er eine verwaschene Deklamation habe, ck. Sonderbare Hochzeitsgebräuche. In London ist soeben trifft hier zwar nicht der erste dazu ist das Ganze zu schlicht bei Pearson ein fesselndes Buch von Louise Jordan Milne erschienen, wohl aber der zweite zu. Das Beste im Werk sind die rein lyrischen das Stellen, die dann zum Teil auch eine wunderfame Süßigkeit ent- Mrs. Milne hat die Sitten bei der Werbung und der Hochzeit in Wooings and Weddings in Many Climes" betitelt ist. wickeln. Allein ihr Stil wird im allgemeinen auch dort ein allen Ländern der Erde eingehend studiert. Eine Reihe höchst gehalten, wo er nicht paẞt zum Beispiel zu Beginn der Erzählung von der abschließenden Begebenheit; und das wirkt in merkwürdigsten und unangenehmsten Gebräuchen vor der Hochzeit, sonderbarer Hochzeitsbräuche findet dabei Erwähnung. Zu den der That verwischend und nicht eben geschmackschulend. Auch in dem denen die Bräute unterworfen werden, gehört das Zähnefeilen, das Vers, der die Lösung des Ganzen andeutet:" Im Auge ruht, bei den Malaienmädchen angewandt wird. Die Braut Was das Teuerste ist dem Herrn!" hat der Komponist, obwohl hier lichkeit noch eher ein Kind, denn sie ist erst vierzehn Jahre alt. doch der einfältigste Verstand das ohnehin gesperrte Wort Auge" hat als Frau das Privilegium, Betel zu kauen, dessen Saft für sehr auch musikalisch betonen mußte, das Wort„ ruht" hervorgehoben. gesundheitsförderlich gehalten wird. Die Folge davon ist, daß das Daneben aber stehen auch wieder Stellen voll bester Deklamation. wenige, was von ihren einst milchweißen Zähnen noch in ihrem Ob nun ein solches Werk in den Rahmen einer Popularpflege der Munde bleiben darf, mit einer häßlichen, blutroten Farbe ge Mufit paffen würde? Ich glaube dies unter der Bedingung bebeizt wird. Das Feilen geschieht bei Musik und Schmausereien jahen zu können, unter der mir überhaupt alles Popularkünstlerische einen Tag vor der Hochzeit, und wenn das arme Opfer stöhnt, und Popularpädagogische einzig wirksam zu sein scheint: daß näm- übertönen Harmonien ihre Schmerzenslaute. Die Zähne werden lich nicht diese oder jene einzelne Vorführung gemacht wird, sondern mit Stahlfeilen und Raspeln aus Sumatrastein geglättet und abeine leine, zusammenhängende Reihe von solchen; hier werden geschliffen. Länger als eine Stunde wird zu dieser Operation ge denn auch Vergleiche verschiedener Stilweisen am Plage sein. Bur braucht, wenn die Braut nicht inzwischen ausruhen muß. Das ZahnAufführung von Oratorien werden wohl Chor und Orchester ver- fleisch schwillt an und verursacht die größten Qualen. Wochenlang hältnismäßig leicht zu beschaffen und zu behandeln sein. In der dauern die Schmerzen und die Entzündung, der Schlaf ist ganz un Sorge für Solisten geschieht aber selbst von unsren künstlerischten Stellen aus zu wenig. Vor allem werden meistens weniger Solisten eingestellt, als in dem betreffenden Oratorium erfordert find. Da übernimmt etwa ein Tenor die Partien von zwei Personen; oder„ vier Stimmen", die kommentierend aus dem Chor hervor treten sollen, werden von den Solisten selber gesungen und der gleichen mehr. In diesen Punkten liegt die heutige Pflege der Oratorien tief danieder, und hier ist noch durchaus eine Reform nötig. Allein wer ermißt die Qualen eines Chordirigenten beim Zusammenbringen der Solisten! Es fehlt eben eine genügende Anzahl guter d. h. nicht weltberühmter, sondern fachgemäß wirkender Oratorienfänger; und zwar sollte für jeden einzelnen Fall mit einer doppelten Befehung zum Alternieren gerechnet werden. Wird das Arbeiterpublikum einer Großstadt zu solchen Kunstgenüssen herangezogen, so werden ja Zuhörer für je zivei- oder mehrmalige Wiederholungen jeder Produktion vorhanden sein; hier können sich dann die zwei Solistengruppen so ablösen, daß auch noch in den bäufigen Verhinderungsfällen Künstler aus der gerade unbeschäftigten Gruppe einspringen.
auch
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möglich, Sprechen und Kauen find Beinigungen. Und das ist zur Zeit der Flitterwochen!"... Der Japaner schickt seiner Braut ein langes Ende Goldstickerei zum Hochzeitsgürtel und ein Stück weiße Seide zum Kleid, was vielleicht dazu beiträgt, das hübsche Dämchen über die Verbrennung ihrer Spielfachen zu trösten, eine Ceremonie, die ihre Eltern drei Tage vor der Hochzeit vornehmen. Die eigen artigsten Hochzeitsfitten in der Welt haben wohl die Karen in Hinter indien . Das Liebeswerben findet bei diesen bei- Begräbnissen statt, bei denen alles, Werbung, Verlobung und Hochzeit in Bausch und Bogen abgemacht wird. Wenn ein Karen stirbt, wird er nur vorläufig beerdigt oder wenn er ein großes Besitztum hat, werden die sterb lichen Ueberreste verbrannt, und die fleine Truhe aus Teatholz, in der die Asche aufbewahrt wird, wird zeitweilig begraben. Die Länge der Zwischenzeit zwischen dem ersten und zweiten Begräbnis eines Staren ist durch die Zahl der heiratsfähigen Mädchen und heiratenden Männer, die im Dorfe oder in der Nachbarschaft zur Zeit des Todes falls sind, bestimmt. Wenn genug Heiratskandidaten beiderlei Ge schlechts da sind, aber nicht früher, wird der große Begräbnis- und Hochzeitstag festgesetzt. Bei derselben Gemeinde der Karen giebt es Was wir hier ausführten, ist zugleich ein Appell an die Freie nur selten mehr als einen solchen Tag im Jahr. Oft vergehen drei, Volksbühne“ mit ihrem anerkennenswerten, aber doch nur erst ja manchmal auch fünf Jahre zwischen einem derartigen Tage und tastenden Ringen nach volkstümlicher Mufifpflege.Als allzuweit dem nächsten." Sehr pittoresk werden die Hochzeiten in Maroffo mag ein solches Anfinnen an sie immerhin erscheinen, doch nur gestaltet. In maurischen Städten wird eine Braut abends, und insofern mit Recht, als wohl einzig eine gründliche Vorbereitung fast immer bei Mondschein, in ihres Gatten Haus getragen. Die von langer Hand in Betracht käme, mit der sich dann in Berlin aber Mauren feiern ihre Vergnügungen gern nach Sonnenuntergang. furz gesagt geradezu alles erreichen ließe. Dann können auch die verschleierten und halb verschleierten Frauen Anteil an der Hochzeit nehmen, indem sie vom Dach des Harems hinab sehen oder durch die Gartenthür gucken, wenn der Brautzug vorüber kommt." Für die Frauen muß es reizend sein, in Spanien umworben zu werden. Dabei spielt die Musit eine wichtige Rolle. „ Aber der Bewerber ist nicht inimer sein eigner Sänger. Ein berufsmäßiger Troubadour oder Improvisator und mehrere Musiker, foivie drei oder mehr Fackelträger werden engagiert. Sie führen die Werbemusik aus, während ihr Auftraggeber an einem Baum oder passenden Pfeiler lehnt und sentimental dreinschaut." Liebesiverben Aus dem wiederum üppigen Konzertreichtum dieser Woche mußte durch Gesang ist aber nicht allein auf Spanien beschränkt. Auch die uns natürlich manches entgehen. Besonders leid that uns dies schon erwähnten Karen werben durch Gesang, und die Mädchen gegenüber einem Komponistenabend des des„ Berliner Ton antworten ebenso. Wenn ein Karen- Bewerber es fertig bringt, beim fünstler Vereins", in welchem zahlreiche noch unveröffent- Trillern zu weinen, hat er mehr Aussicht erhört zu werden, als lichte Werke vorgeführt wurden. Nach dem mir zugegangenen Be- wenn er heiter erscheint". Viele Völker sind bei der Wahl der richt fanden namentlich Lieder von James Rothstein vielen Tage und Monate für die Hochzeit abergläubisch. In Anklang. Selber urteilen konnte ich über das Konzert einer Italien ist der Mai ausgeschlossen." Ich würde lieber Sängerin und eines Klavierspielers am Montag in der Singakademie. gar nicht heiraten als im Mai", sagte eine hübsche Adele Otto Morano hatte in sehr dankenswerter Weise zahl- Römerin ernsthaft.„ Am Montag verheiratet!" rief eine großäugige reiche Lieder zusammengestellt, von denen auch nicht eines zum Florentinerin erschreckt. Dabei erhob sie ihre braunen Hände und Alltagsrepertoire gehört; zwei von Hugo Wolf , eins von Vitevglav fenkte ihre Stimme zu einem Geflüster. Wenn ich am Montag Novák und eins von Peter Tschaikowsky seien ob ihrer gut fünstlerischen heiratete, hätte ich nur Mädchen und Idioten."" Nun dann Sonn Wirksamkeit besonders hervorgehoben. Die Sängerin selber hatte sich abend." Sie zuckte verächtlich die Schultern und lachte. Ja, wegen Krankheit als nachsichtbedürftig gemeldet womit natürlich nicht nächstes Mal. Aber nicht diesmal. Man würde mich für eine Witwe der umgekehrte Fall verwechselt werden darf. Damit ist ein kritisches halten. Nur Witwen heiraten am Sonnabend. Wir halten diesen Urteil von vornherein gebunden, obschon in einem solchen Fall nicht Tag für sie frei, und sie dürfen an keinem andren Hochzeit machen." alles auf Rechnung des Augenblicks gesetzt werden kann. Jedenfalls Ebenso unmöglich ist der Donnerstag, weil dieser den Heren und zeigte die Sängerin, daß sie über einen bewegten Ausdruck verfügt. I drei Furien geweiht ist. Der Freitag scheidet als Fasttag aus der
Um auf die neuliche Aufführung zurückzulommen, so gab es selbst an dieser verläßlichen Stelle eine Soliftemnot; und zwar weniger durch Unvollkommenheiten der im ganzen vorzüglichen Leistungen, als durch Mangel an genügender Zahl der Personen, zu dem dann noch bei der eigentlichen Aufführung, wie ich höre, eine Absage der Sängerin der Peri- Stimme und ein probeloses Eintreten einer Retterin in der Not kam. Giebt es schon hier solche Unglücksfälle, so erscheint unser obiger Ruf nach Züchtung" von Oratoriensolisten erst recht dringlich zu sein.
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