Unterhaltungsblatt des Vorwärts
Nr. 29
om 19 J
Sonntag, den 10. Februar. grad 1901
and to nedod pidualno spordigd zu( Nachdrud verboten.) Der Kaffl vom Hollerbräu.
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Roman von R. von Seydlik.
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Tina Der Tag und die Stunde des Rendezvous fam; aber Kastl tam nicht, denn er hatte gerade an dem Tage mit einer Sendung nach Berlin soviel zu thun, daß er selbst jene beunruhigenden Briefe- einfach vergessen hatte. Das Brauen ging eben doch vor!
Tag und Stunde waren da; der Ort des Rendezvous aber blieb überhaupt leer; denn die Schreiberin Fräulein Creszenz Damhuber, Besizerin eines Cigarrengeschäfts und Geliebte Ringelmanns, hatte den Tag gerade von diesem dreihundert Mark zu erbetteln und erwartete ihn, um all ihre Liebenswürdigkeit spielen zu lassen: denn das Geschäft ging eben doch vor
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sie noch weit miteinander und sprachen weiter von der Sache. Endlich, in Kleinhesselohe, als es bereits dunkelte, seßten sie sich in die Restauration. Die Herren waren sehr durstig und hungrig, und Raftl mußte viel Wein mittrinken. Endlich spät in der Nacht fam des Pudels Kern heraus: Die Herren wußten ihm eine gut, reich bezahlte Stelle in einer Großbrauerei; nur so hingeredt, lieber Herr Hegebart, wissen Sie. Wir drängen nicht, behüte!"
Da bekam der Kastl auf einmal Verdacht gegen die Leute und ihr Absprechen gegen Ringelmann; und er nahm, so bald es ging, Abschied. Die Herren mußten in die Stadt, gingen also wegen der Finsternis lieber um den See und durch Schwabing. Kastl aber schlug denselben Weg ein, den er gekommen.
Es war früh finster, ein wolfiger Herbstabend hüllte den Part in rabenschwarze Finsternis. Dazu ging ein lärmender Wind, der die dürrwerdenden Blätter des dichten Gehölzes Die nächsten Tage schwankte Kastl , ob er noch einmal laut rauschen machte und in den Ohren brummte. schreiben sollte, lieber nicht; wer weiß, ob sie, enttäuscht, Weithin durch die massigen Laubgruppen sah man den wie sie fein mag, einen zweiten Brief auf der Post abholt. hellen Schein der Stadt, gelblich rot, wie den Wiederschein Warten wir lieber, ob sie nochmals schreibt. eines ausgedehnten Brandes. 396 Auch sie schwankte. Aber zulegt fiel ihr etwas Neues Staftl schritt bewegt dahin. Er war ratlos, was zu ein. Sie behielt Kaftls Brief als Waffe in der Hand. Wer thun. Obs wahr ist, was sie vom Ludwigsbräu sagen? Und weiß, ob man solche Zeilen nicht einmal brauchen fann, in wie viel davon? An wen konnte er sich wenden? An das denen Kastl , der so ehrenwerte Brauer, ihr schreibt, er bäte anonyme Frauenzimmer? fie, gewiß zu fkommen, er finde den Ort sehr gut gewählt, da sie dort ungeniert genug fein würden!! Ein wertvoller Brief unter Umständen! Und Kastl hatte direkt„ Mein liebes Fräulein" geschrieben, aus Thorheit und weil es ihm Spaß machte, der Schreiberin zu zeigen, daß er„ den" Freund durch schaue. Ganz bortrefflicher Zufall. Cenzt verbarg den Brief forgfältig.altunde
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Ein paar Tage verstrichen wieder darüber; Raft! erhielt pünktlich am Ersten des Vierteljahrs die schriftliche Abrechnung vom Oheim er sandte sie ihm in die Wohnung, statt wie früher sie ihm zu bringen; Kastl fand, daß er wieder reicher geworden war, und überlegte sich, was er mit dem neuen Guthaben machen sollte; den Ohm mochte er nicht fragen, und doch mußte dieser die Anlage besorgen, wie immer.ndour in ph. D adour and
Er spazierte heut einmal wieder etwas an der Ffar hin und fann über allerlei. Da begegneten ihm Bekannte und fragten ihn über vieles aus.
" Ja,' s Berliner Geschäft geht gut, dank der Nachfrag'." " Und die Münchener Kundschaft?"
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" Kenn i net. Weiß mir davon. I brau mur für'n Export." Und 6 zum hundertsten Male erklärte er die Sachlage. Die Herren thaten oder waren sehr erstannt; aber darauf schwiegen sie eine Weile. Man bummelte dabei gemächlich die Gasteiganlagen hin und ging ums Maximilianeum herum in die Fortsetzung des Wald- und Stromparks, auf die Bogenhaufer Brücke zu.
Wissen Sie, Herr Bräumeister," fagte einer der Herren, was Ihnen recht gut wäre?"
Staftl sah erstaunt auf und gewahrte vor sich die Gebäude einer Wasserheilanstalt.
" soll do' net da' nein am End," sagte er mit komischem Schreck.
Ich meine ja teine Kur; ich meine, Sie sollten, kurz gefagt, einmal wechseln, Sie sind zu Größerem da, als dort an so einer Kleinbrauerei zu arbeiten."
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Er ging langsamer und grübelte. Die verschlungenen Pfade, die zur Bogenhauserbrüde führen, waren kaum zu erraten. Einmal prallte er gegen einen nächtlichen Wanderer an, der sich als Gendarm erwies. Bald mußte die Brücke da fein. Ja, und der Staatsanwalt?? fiel ihm wieder ein. Freilich, wann's so weit war; da!... Aber was was sollte er thun? nal subst
Er blieb auf der Brücke stehen, und konsultierte, ohne es zu wollen, feine alte Ratgeberin Jfar. Aber die redete in dem nächtlichen Sturmwind allerlei wildes, verworrentes Zeug. Er blidte stromauf und sah in den hellen Schein, der über der finsteren Stadt lag. Merkwürdig, wie hell es besonders links war, über Haidhausen . Die Stadt selbst lag doch mehr nach rechts.
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- Und wie eigen, grübelte er weiter, daß er eigentlich feinen rechten Freund hatte; einen solchen hätte er jetzt brauchen tönnen. Die Bekannten, die er eben verlassen, schienen zuerst doch so uneigennütig, zuletzt hatten sich die Strallen gezeigt: er war überzeugt, daß sie ein paar Hundert an dem Menschenhandel zu verdienen hofften! Wie fremd und eigensüchtig eigentlich doch diese Welt war.
Er stieg langsam zum Marimilianeum empor. An einigen Türmen schlug die Stunde. Es schlug so lange, daß er verwundert nach der eignen Uhr fah: es war gar nicht volle Stunde, sondern zwanzig Minuten darüber. Er lauschte: richtig, es schlug weiter; also ein Brand. Er sah nach dem Frauenturm: das rote Licht war draußen.
Jetzt kam er aus dem Gebüsch: das Marimilianeum stand wie ein Stoloß aus schwarzem Sammet in einer hellen Glorie bon rot und gelb. Es sah prachtvoll aus.-
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Plöblich fiel ihm ein, der Glanz käme gar vom Brande. Also in Haidhausen , der Au oder in Giefing.- Und die Ludwigsbrauerei lag gerade in der Richtung! Er ging unwillfürlich schneller und vergaß die trüben Grübeleien. Er tam wieder jenseits in die Gebüsche-durch sie hindurch sah er jetzt die Und nun klang wieder das alte Lied in seine Ohren; wallenden, ballenden Funkenmassen über den dunklen Bäumen seine Ehre war gefährdet, Ringelmanns Gebahren war sehr und Dächern; sie quollen geradeaus auf und zogen rollend übel angeschrieben, die Münchener Kundschaft war fast null, und wirbelnd nach rechts hin. Oben, der Glutschein der Wolfen und um das Bier überhaupt los zu werden, mußte man's leuchtete flackernd auf. Anscheinend war's gar nicht weit. unter der Hand verkaufen. Rafti hatte bei der vollen Gewiß nahe der Brauerei. Er fing an zu laufen, plötzlich Trennung der Brauerei davon nichts bemerkt, und es durfte übergossen von Angst ihm ja feiner davon sprechen. Und zulegt kamen noch Bis zum kleinen Kirchlein lief er immer schneller mehr Enthüllungen. Vor einigen Tagen war Ringel Da aber sah er's zum erstenmale: es war wahrhaftig in der mann irgend wohin citiert worden, man behauptete, Brauerei!! zum Staatsanwalt, und es schwebte seitdem etwas Eine Sekunde lähmte ihn der Schred, daun stürzte er in der Luft. Mindelheimer war am Ende seiner Kräfte, hinaus auf die Straße, rannte in großen Sprüngen die er konnte fein Geld auf die Ludwigsbrauerei mehr bekommen. Senkung hinab bis zur Kreuzung der Landstraße. Kastl sah, daß die Herren es redlich meinten und diese Hell überstrahlt war hier alles, riesige Ballen von Feuer bemerkten bald, daß die in der Stadt verbreitete gute Meinung fuhren aus der Mälzerei auf; das Donnern der Flammen in über Raftls totale Unschuld gerechtfertigt war. Darum gingen der Luft dröhnte wie Rauschen kolossaler Segel oder Flaggen.
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