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aber
Unten die Straße, die Nebengassen, alles rabenschwarz von nett, wenn man einen Sohn hat, von dem ein Stück aufgeführt Menschen. Von rechts unten, von der Brücke her flang das wird! Sogar der Stadtrat, der von dem Stück Gutes gehört hat, Geläute des Löschtrains, die schwer rasselnd mit galoppierenden will den unbekannten Autor protegieren, woraus ich schließe, Pferden den Berg hinauffuhren. Oben hörte man verworrenes daß er gar kein so unebener Mensch ist. Wenn man ein bißchen Rücksicht auf seine poetischen Schwächen nimmt, läßt sich offenbar Geschrei und sah über die eiserne Verbindungsbrücke einzelne ganz gut bei ihm verkehren; er scheint sogar nicht abgeneigt zu Schatten laufen. sein, einige feiner Spiritusaktien wirklich fünstlerischen Zwecken zu Das alles sah Kastl , als er sich durch die Menschenmasse opfern. Wenn man ihn nur halbwegs anständig behandelt! Das thut drängte, um durchzukommen. Aber das war vergeblich. Se der innge Herr Goldner aber nicht. Dieser hoffnungsvolle Mann Je weiter, desto fefter gefeilt stand die Masse. Unter furchtbarem hat natürlich den genialen Uebermut der genialen Jugend. Pfeifen und Gejohle ließ die Menge den anjagenden Sprißen Er geht zum Stadtrat und erklärt ihm mit schlecht verhohlener Schadenfaum Plak zur Durchfahrt, um sofort hinter ihnen sich wieder freude, daß er der Autor sei. Er will sich damit einen Spaß machen und sieht gar nicht, daß der Spaß viel größer geworden wäre, wenn Einige Gendarme zusammenzuschließen und nachzudrängen. er den Stadtrat das Stück ruhig hätte aufführen lassen. Natürlich schwammen in dem Menschenmeer, rettungslos verloren, ohne führte der Stadtrat das Stüd num nicht auf, worüber der gescheite Macht und Ansehen. junge Herr Goldner total aus dem Häuschen gerät. Er sieht diesen ( Fortsetzung folgt.) dharmlosen Herrn nun gleich in melodramatischer Beleuchtung und scheint ihn für einen Ausbund aller menschlichen Verworfenheit zu halten. Die einfache Erkenntnis, daß ein Stadtrat unangenehm wird, wenn man ihn uzt, ist ihm in seinem Künstlerleben noch nicht aufgegangen. Das schönste ist, daß er auch den Direktor, seinen Freund, mit Grobheiten regaliert, weil er lieber die Goldner muß eine Seele von Mensch sein, daß er sich als Kritiker Der junge Herr „ Nachtfalter" als das ganze Theater fallen läßt. diese schöne Naivetät hat bewahren können. Dabei liegt ihm ane geblich gar nichts an der Aufführung und doch fühlt er die ganze Menschheit in seiner Person gekränkt. Litteratenlogik, Litterateu mut, Litteratenjammer.
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differatenjammer.
andres
( Deutsches Theater.)
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Erich Schlaitjet.
Also: Der junge Herr Goldner", nach dem der junge Herr Hirschfeld sein neues Stück benannt hat, ist Litterat. Ich mag in allgemeinen teine Litteraten leiden, vielleicht weil ein Exemplar dieser Menschenforte mir so nahe steht, daß er mir manchmal zur Last wird. Nichtsdestoweniger kann ich mit Litteraten verkehren wie mit andren Menschen, wenn sie nur harmlos bleiben und über harmlose Dinge harmlos plaudern. Die Sache wird schon wird und hoffe, meinen Lesern keine unruhigen Nächte zu bereiten, Ich kann nicht sagen, ob das Stück schließlich doch aufgeführt schlimmer, wenn durchaus über Litteratur gesprochen werden muß. indem ich fie in Ungewißheii lasse. Nachdem ich mich drei Akte in der Ein litterarischer Klub, in dem grundfäßlich und zielbewußt über Litteratur gesprochen wird, ist mir immer als eine andre Form der fürchterlichsten Weise gelangweilt hatte, glaubte ich den Ansprüchen Hölle erschienen. Böllig unerträglich aber wird der Litterat, wenn genügt zu haben, die der junge Herr Goldner und der junge Herr er über seine eigene Litteratur spricht- da wendet sich der Gast Hirschfeld zu stellen berechtigt sind. Für die Familie Goldner mag es für uns andre mit Grausen. Leider ist der junge Herr Goldner" ein Litterat ja von Bedeutung sein, wie die Sache verläuft Herr Hirschfeld ist ein kleines der letzten und unangenehmsten Sorte. Er fiel mir darum auch ist es eminent gleichgültig. Herr Hirschfeld gleich auf die Nerven. Da ich indessen ein Lamm an Geduld bin, nüchternes, freudloses Beobachtungstalent. In der Schule der überwand ich mein Vorurteil und genoß im stillen das Bewußtsein, Naturaliften hat er allerlei Kleinigkeiten gelernt, mur eben das Dichten menschlich schön gehandelt zu haben. Leider genoß ich nichts nicht, das sich ja beim besten Willen nicht lernen läßt. Der junge der junge Herr Goldner" ist undankbar, was bei einem Herr Goldner" ist die schlechteste Arbeit, die ich bisher von ihm feune. Gr Litteraten nicht grade zu befremden braucht. Im ersten att fagte ist hier selbst von dem bißchen Geist verlassen, das er sonst zur Berich mir: er wird sich entwickeln, er wird lernen, daß man' s Maul fügung haben mag. Keine Kraft, teine Phantasie, kein Temperament halten und arbeiten muß, und wird uns und seine Umgebung mit es ist ein Jammer, was für dieses Stück des Litteratenjammers in feinen Stimmungen und Verstimmungen in Gnaden verschonen. einer Weise ja allerdings die entsprechende Ausdrudsweise fein mag. Gewiß, die Kunst ist ein lebensgefährliches Handwerk das haben Die ausgezeichneten Schauspieler des Deutschen Theaters" gaben wir mit unfren entfernten Vettern, den Seiltänzern, gemein. Eben - vergeblich! Die bleierne Langeweile des Stücks war nicht darum aber soll man nicht viel Worte machen. Die Schiff ihr Bestes fahrt ist auch ein lebensgefährliches Handwerk. Ein Seemann hinwegzuspielen. Vor allem habe ich mich gefreut, wieder einmal Sauer und sein beherrschtes, ruhiges, intelligentes Spiel zu sehen. aber, der darüber lamentieren wollte, wäre ein altes Weib Er gehört zu den Stillen und Echten, die abseits von der Reklame und würde in einer Schifferineipe meiner Heimat der Gegenstand leben und schaffen. Es darf übrigens gesagt werden, daß unsre sehr faftiger Späße sein. Man geht an Bord, thut seine Pflicht und echten Schauspieler das im allgemeinen thun. Sie machen uns muß man dann schließlich mit Mann und Maus zum Teufel gehen na, da giebt man sich einen Ruck, beißt die Zähne zusammen und stirbt andern dadurch den Stolz um so leichter. den Seemannstod, auf den man doch immer gefaßt sein mußte. Wenn das Schicksal nicht gar zu grämlich ist, darf man am Ende draußen im Ocean sterben und bei Sturm und braucht nicht bei Windstille langsam zu verfaulen. Der junge Herr Goldner ist leider nicht so schweigfam, wie ein rechter Seemann und ein rechter Künstler sein unß. Er lagt, wenn's nicht vorwärts gehen will; flagt über sich und über die Welt und ist launisch wie ein hysterisches Frauenzimmer. Daß ihn der Teufel doch schon im ersten Att geholt hätte-na, er that es nicht, der junge Herr Goldner blieb uns erhalten und so müssen wir uns mit ihm beschäftigen. Er ist der Sohn vom alten Herrn Goldner und der alte Herr Goldner ist Redacteur so einer, der im Dunkeln geblieben ist, der aber ich reiche ihm im Geist die Hand gescheit und sympathisch genug ist, darüber keine weltschmerzlichen Dialoge zu halten. Der alte Herr ist eben kein Litterat, sondern ein Mensch, was etwas viel Angenehmeres ist. Es hat mir leid gethan, daß er mit diesem Sohn behaftet ist, der ihm wie ein richtiger Gelb schnabel vorwirft, daß er ein Judas " sei, und die Kunst verrate. natürlich! Wenn so ein Litterat gekränkt wird, geht gleich die Belt unter und er schreit„ Judas ", als wenn er der dramatische Messias wäre. Der junge Herr Goldner, um weiterzukommen, ist Kritiker und zwar an einem Generalanzeiger. In dieser Eigenschaft greift er den Stadtrat Jansen an, der in Spiritusaftien spekuliert und langweilige Romane schreibt. Er scheint ein gutmütiger und eitler Tropf zu sein, der gern gebildet thut na, das ist nicht hübsch, es giebt in der Litteratur aber doch weit gefährlichere Subjette. Es charakterisiert die geistige Höhe des jungen Herrn Goldner, daß er gegen diesen armseligen Lotalpoeten einen blutigen Krieg führt. Litteratengezänt, Littteratengeteif, Litteratenjammer i Der Stadtrat nun ist der einflußreichste Geldmann des neuen NationalTheaters", das in der Stadt eröffnet werden soll! Der Direktor des Theaters ist ein früherer Kritiker, ein Freund des jungen Herrn Goldner und augenscheinlich ein gescheiter Mann. Er will mit" Hamlet " eröffnen, im legten Augenblick aber wird ihm ein modernes Stück anonym eingereicht, das„ Nachtfalter" heißt und angeblich Yvette Guilbert follte einmal zu den Arbeitern kommen. Dort gut ist. Nun will er mit den Nachtfaltern" eröffnen, worüber in muß ihr Heimatluft wehen, dort findet sie das Echo ihrer Kunst: Der Familie Goldner eine rührende Freude entsteht der anonyme die grollende Anklage, die wilde Sehnsucht nach einer wundersamen Autor ist nämlich der junge Herr Goldner und es ist doch so Bukunftsschönheit, den Hohn über unsre zerklüftete Barbaren
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Sonntagsplanderci..
9vette Guilbert der Name prangt in schwarzen Riesenbuchstaben auf buntem Papier an allen Anschlagfäulen. Aeußerlich verrät die Ankündigung keinen Unterschied mit sonstigen Brettle Reklamen. So strahlte auch in wuchtigen Lettern die schöne Otero oder die Fünflinge, die Barrisons oder der unüberwindliche Kettensprenger oder Liane de Vries, genannt der Stern der Welt. Und wenn Herr Stöcker oder Herr Roeren oder gar Herr Stockmann den Namen lesen, werden sie sich vor Ingrimm und Abscheu schütteln und von der Unzucht der Zeit zornig predigen. War es doch Yvette Guilbert , die neben Böcklin und andren Verführern zur Unfittlichkeit von unsren Frommen in den seligen Heinze- Debatten an den Schandpfahl gestellt worden.
Ach, alle die Tritoflüsternen, die gegenwärtig zur Yvette Guilbert pilgern, werden schlimme Enttäuschungen erleben. Sie hat so gar nichts von Trifot, sie bricht nicht zusammen unter der Last von Edelsteinen, die gewaltigen Liebhaberwert fündigen, sie hat nichts von frecher Fülle und lasterhafter Dürre, sie ist gar nicht schön für die Augen der Genußbuben, sie ist bloß eine einfache Bänkelsängerin, die von der Gaffe und dem Jahrmarkt kommt, und die zufällig in diesem Metier die größte Künstlerin unserer Zeit geworden ist.
Yvette Guilbert gehört nicht in den parfümierten Theatersaal unter die geschniegelten und fatten Herren, die hohe Eintrittspreise bezahlen können und zu den rauschenden Weibern, die immer frei gehalten werden, sie bleibt fremd in dieser Gesellschaft, die wie die Stöcker, Roeren und Stockmann leinen Unterschied zwischen der Yvette Guilbert und der Lona Barrison erfassen und die so gar nicht merkt, daß dort oben die Revolution felbft leibhaftig fingt eine spottende Kassandra , die lachend den Untergang fündet,
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