-OTO
856
-
Aber Frau Trude legt die Wurstpellen ruhig auf den Tellerrand. Frau Trude schwärmt gerade von neuen Winterkleidern.
-
lieb, fie find ja viel besser, wie die Menschen! Ich könnte ihnen Lebensdaten und Charakteristiken des Mannes wiederzugeben. Uns alles zu Liebe thun!" obliegt es vielmehr, zu fragen, was in unsrer Nähe geleistet wird, Trollittchen bekommt wahrhaftig einen Kuß. Trollittchen ist um einerseits die zu unserm Gegenwartsbefiz gewordene Ber ganz Begeisterung, wo man Stuffe bekommt und zum Abknutschen" gangenheit und andrerseits die in unsrer Gegenwart fruhende Zukunft ist, da werden von der Abendtafel auch sicher ein paar delikate zu pflegen. Es finden in diesen Tagen nicht nur mehrere NeuWurstpellen herunterfallen. Erweckungen Bellinischer Opern, sondern auch, eben dem Toten zu Ehren, mehrere Aufführungen modernster Opernnovitäten statt, damit auch wir unsern Bellini bekommen. Nur glaube man nicht, daß dies Trollittchen begreift das offenbar nicht. Er sitzt und sieht sie in den Operntheatern Berlins geschieht; es geschieht lediglich in der an; fie erzählt weiter von Homespunhüten und von der gelben Phantasie des Schreibers dieser Zeilen. Jene Theater pflegen Atlastoilette, die sie beim nächsten Wohlthätigkeitsball tragen wird. ihren Alltag gemütlich weiter, als ob nichts geschehen wäre". Doch Trollittchen hebt sich auf die Hinterbeine und buzt mit seinem spigen nein: es ist thatsächlich etwas geschehen, das freilich nach außen Näschen bescheiden an ihren Arm. taum sehr bemerkt wurde. Der Oberregisseur unsres königlichen Opernhauses, Tetzlaff, ist auf einen Verwaltungsposten zurüd getreten und durch Herrn Braunschweig ersetzt worden, der bisher unter jenem und zuletzt in Bayreuth gewirkt hat. Daß damit eine tüchtige, augiasstallmeisternde Straft gewonnen sei, wollen wir vorläufig annehmen; daß sie auch im besten Fall so lange nicht viel nützen werde, als überhaupt an dieser Oper die einzelnen Führer wenig zu sagen haben und der Gesamtgeist nicht steigt, müffen wir allerdings befürchten.
Aber Frau Trude schreit auf: Was will denn der Hund? Wie kannst du denn betteln? Jetzt will ich dich nicht! Marsch weg! Nein, das macht mich ganz nervös, wenn der Hund mich so aufieht. Geh!" Frau Trudes spiges Stiefelchen bohrt sich in Trollittchens feistes Bäuchlein. Ja, siehst du, Trollittchen: Worte und Thaten."
Frau Doktor Schweiger hat mir ihre Freundschaft gekündigt und das kam so: Frau Doktor Schweiger besuchte mich mit ihrem Hänschen, der ist fünf Jahre alt und ein Engel. Seine Mutter fagt es wenigftens. Der Engel liebt nichts so sehr wie kleine Hunde. Er spielt" mit Trollittchen. Ist das Bild nicht füß?" fragt verzüdt die Mama.
Trollittchen findet es nicht süß. er schreit auf und rennt davon. Der Engel hat ihn in die Nase getuiffent.
Komm her", ruft der Engel und stürzt ihm nach, jetzt hat er ihn richtig am Schwanz erwischt und reißt ihn daran in die Höhe: Trollittchen quietscht, als ob er am Spieße stäle. Des Engels Fäuste faufen auf seinen Rücken.
Aber Hans 28irst Du mal!" Ich reiß ihm den Hund fort. Lassen Sie ihn doch!" Die Mama will sich toblachen. Lassen Sie ihn doch, er spielt ja nur, er spielt Trommel."
" Na, erlauben Sie, er quält den Hund!" don ,, Ach, wie können Sie denn das" Quälen" nennen, und überHaupt einem Kind das Vergnügen zu stören um so einen alten plundrigen Hund."
Frau Doktor Schweiger und ihr Engel besuchen mich niemals wieder.- Aber draußen in der Küche sitzt die alte Waschfrau, sie ist eben mit dem Mittageffen fertig geworden, neben ihrem Teller, forgfam auf Zeitungspapier, liegen die Karbonadenknochen, die hebt sie hoch: Komm mal her, Trollittchen, die sind for Dir."
Haben Sie ihm richtig wieder etwas aufgehoben, Frau Schulz?" d
„ Na, wo wer ick denn nich? Allemal. Wo' n Kleener Köter n's Haus is, muß er de Knochen kriegen, det wird sich woll so jehören," Und da sizzt Trollittchen richtig auf ihrem Schoß.
"
Er drückt Ihnen ja das Meid, Frau Schulz."
Na, denn nehmen wir det Kleid einfach hoch. Sehen Se, so, mu fann er figen bleiben. Denken Se, ick wer' n Tier zurückschubſen, det sich zu mir frent? Nee, so ruppig is de Schulzen nu doch nich." Aber viele Menschen mögen das nicht." Sie blinzelt mich mit ihren fleinen trüben Neugelchen an: Nee viele Menschen mögen's nicht, aber wissen Se: Det sind denn ooch Menschen..." Und nach einer Bause:" Ja, ſe ſagen immer, wer nich jut is zu de Tiere, der is ooch nich jut zu de Menschen und manchmal is' s jrade umjekehrt, und se find juter zu de Tiere als zu de Menschen. Aber det hab' ick auch immer jesagt, det können Se man glauben, wer nu schon auch' n Hund wegschubst, der taugt überhaupt nischt, der taugt überhaupt nischt, der is' n Ruppsack. Hoppla Trollittchen!"
516, dis
1
Musik.
"
So tief in ein Konzert im allgemeinen unter der Vorführung eines musikalischen Dramas steht, so hoch kann die einheitliche Haltung eines Konzertes über einer Opernwirtschaft stehen. In vont diesem Sinn hat uns neulich der populäre Lieder- Abend Vor allem Brigitta Thielemann einige Freude bereitet. wegen des guten Programms, das auch in der Drucklegung von einer dankenswerten Genauigkeit war." Das eine Manuskript allerdings, Friz Fuhrmeisters Vor der Schmiede", fiel ganz ab; vielleicht ist dadurch der Armseligkeit des Stomponisten im Herausholen musikalischen Gehaltes aus dem dichterischen Gehalt zu viel Strafe widerfahren. Auch Wilhelm Bergers Trotzdem", das beim erstenmal mächtig wirfte, möchte ich nicht gerne zu oft hören. Eigentümlich war die durchaus moderne Behandlung des tieffühlenden Freundes" von Eichendorff in der Vertoung durch Hugo Wolff . Der so ganz romantische Dichter würde sich meines Erachtens dagegen doch nicht gesträubt haben; er besaß genug Feingefühl für Eigenartiges in Natur und Kunst. Die Sängerin jenes Abends verfügt über eine geschmeidige( doch in den Registern nicht ganz ausgeglichene) Stimme, mit der sie Barteres, wie einige feine Sachen 2o ewes und den lieblichen„ Spaziergang im Sonnenfchein" von Catharina van Rennes ( holländisch) sehr gut zur Geltung brachte. Bei Kräftigerem fippt ihre Stimme manchmal Bei Nichard J. Eichbergs( eines Veteranen der Berliner Musikkapelle) Schließe mir die Augen beide", nach Th. Storm , kam dagegen ihr schöner Stimmklang vorteilhaft heraus. Brahms ' Acht Zigeunerlieder"( op. 103) fonnten mir nur wieder eine Anerkennung des Erustes erwecken, in dem dieser Meister so groß ist; tiefer haben auch sie mir nicht gegriffen. Herrn Dr. Franz Kuhlos bescheidene Begleitung sei noch eigens erwähnt.-
1
"
Notizen.
SZ.
Die erste Aufführung von Gerhart Hauptmanns Tragikomödie" Der rote Hahn " ist für den 23. November im Deutschen Theater in Aussicht genommen.
-
Arthur Schniglers Einatter Cyklus, der am Deutschen Theater demnächst zur Aufführung gelangen wird, führt den Gesamttitel" Lebendige Stunden" und besteht aus den drei einaktigen Schauspielen,„ Lebendige Stunden",„ Die Frau mit dem Dolche"," Die letzten Masken" und dem Lustspiel Litteratur ".
-
"
- Strindbergs neue Bühnendichtung Der Toten tanz" geht noch diesen Winter in Berlin in Scene. Emanuel Reicher und Rosa Bertens werden die Hauptrollen spielen.
-
„ Mein Schneider", ein Einakter von Alfred Capus "," deutsch von Wilhelm Thal, ist vom Residenza Theater zur Aufführung angenommen worden.
-
" In der That wird die augenblicklich flare Erfaffung einer ganzen Leidenschaft auf der Bühne bei weitem erleichtert werden, wenn sie eben ganz mit allen Nebengefühlen und Nebenempfindungen mit einem festen Striche in eine flare faßliche Melodie gebracht wird, als wenn sie durch hundert kleine Kommentationen, durch diese und jene harmonische Nuance, durch das Hineinreden dieses und jenes Instruments verbaut und endlich ganz hinweggeflügelt wird." Otto Ernst s umgearbeitetes Drama Die große Zu diese Worte faßte Richard Wagner im Jugendalter von 24 Jahren in de" errang bei der Erstaufführung im Deutschen Schaueine Auseinandersetzung über italienische und französische Opern und zumal über Bellini zusammen. Ob damit nicht eine Kritik des späteren spielhaus zu Hamburg einen starken Erfolg. -Magim Gortis Novelle Foma Gordejew" ist Wagner oder wenigstens manches von seinen Nachfolgern gegeben ist? Jedenfalls freuen wir uns, in diesen Tagen auf das Leben eben des dramatisiert worden und geht demnächst am Neuen Theater in Tonkünstlers zurückblicken zu können, an den Wagner bei jenen Petersburg in Scene.- Worten ganz besonders dachte. Wir freuen uns auch dessen, was
"
-
-
-
"
"
"
Die bösen Buben" nemt sich eine neue Künstlerdiese Tage an Wiederbelebungen des Gedächtnisses jenes Kompo- vereinigung à la" Schall und Rauch", die Mitte November im niften bringen. Seit längerem rüsten sich die Städte Italiens , instlerhause vor einem geladenen Publikum debütieren zumal die an Vincenzo Bellini besonders beteiligten, um die wird. Erinnerung an seinen Geburtstag würdig zu feiern( 3: November August Bungert läßt zu Weihnachten einen Band 1801). Namentlich sollen einige frühere Werke Bellinis hervorgeholt Rheinlieder" erscheinen.- werden. Zu Deutschland sind für diese Gedächtniszeit die Musiker Biographien" der RecI am schen Univer fal- Bibliothek", die trop mancher Ungleichmäßigkeiten im all gemeinen mit Recht gut angeschrieben sind, um ein 23. Heft, um das über Bellini von Paul Voß, vermehrt worden. Auch diesmal können wir vermeiden, die hier und sonst leicht zu findenden Berantwortlicher Redacteur: Carl Zeid in Berlin . Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin .
A
-
Die Bayreuther Festspiele im Sommer 1902 bringen: Parsifal "," Der Ring des Nibelungen “ und„ Der fliegende Holländer ".
-
Die nächste Nummer des Unterhaltungsblattes erscheint am Sonntag, den 3. November.