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Hamsun liebt, gleich Edgar Allen Poe , das Gespenstische, Visionäre( Ein Gespenst"," Todesangst"); er versteht es, den Leser zappeln" zu lassen, die Pointe mit raffinierter Langsamkeit Zeile um Zeile hinauszuschieben. Oder er beleuchtet Mord und Totschlag, Not und getäuschte Hoffnung mit einem falten, grausamen Humor, der das letzte Mitleid tötet und die Gegenstände unsrer Teilnahme zur Karikatur umprägt.( ,, Eine Straßenrevolution"," Auf der Prärie“,„ Auf der Tournée".)
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daß man es ziveimal, nicht, daß man es hunderts des Lebens, allen sichtbar, allen erreichbar. Die Sprache ist schlicht mal fagt; erst beim zweihundertsten Mal wird es vielleicht und einfach und ergeht sich nirgends in modern- litterarischen Extra- in diesem oder jenem Gehirn fest sigen. Wem's nicht recht ist, vaganzen. Und doch ist jedes Wort mit Bedacht gewählt. Etwas der kann zum Troste das Mufiffeuilleton der Neuen Freien Presse" Unheimliches geht durch alle diese kurzen Skizzen: eine überwundene lesen. Da heißt es z. B.:„ Ausdruck" ist der Lieblingsausdruck der Lebensangst, ein versöhntes Lachen über alle kleinheiten und Klein- Musik- Moderne, wenn auch kein sonderlich klarer."( Wäre doch alles lichkeiten der Antäglichkeit. Und doch nirgends Fronie, nirgends ein so flar und wäre doch jeder Vergleich so schlagend wie der zwischen aufdringliches Spötteln über menschliche Schwächen. dem musikalischen Motiv und dem Motiv der Geberdenkunst, d. i. der Geste, also dem allseits verständlichsten Ausdruckselement!) Ob denn nicht das" Tommaterial" schon vor dem neuen Kunstzustande, etwa in der Hand Beethovens, eine größtmögliche Ausdrucksfähigkeit" bewiesen hat, ja schon in der Hand Mozarts, in der Hand Bachs? Ein Einwand, den der moderne Musiker schon principiell kaum gelten lassen wird." Wirklich? Er sollte in der That so wenig von Bachs und andrer Ausdrucksfähigkeit verstehen?! Wir sind hier nicht etwa der Aufgabe des musikalischen Tagesberichtes ausgeweichen. Den Eindruck, den uns in der sonntägigen Probe zum gestrigen Konzerte des Sternschen Gesangs vereins einige fleinere Werke von Beethoven machten, können wir wahrlich nicht plastischer wiedergeben als durch das eine Wort: Kunst ist Ausdruck. Beethovens Kunst ist dies vor allem. Herrn Professor Gernsheims Dirigierkunst ist dies weniger. Gewiß versteht er die schwere Aufgabe, Musikermassen auch wenn 1. Neue Freie Voltsbühne. Dantons Tod ". sie falsch singen zusammenzuhalten und der„ Neunten Sinfonie" Ein Trauerspiel in 3 Akten von Georg Büchner . Ein Drama, mauch Großes und Feines abzugewinnen. Aber feines Biedermannes das 67 Jahre lang nicht für würdig gehalten wurde, das Licht der Ohren beleidigt er durch einen moderneren„ Ausdruck". So recht Bretter zu erblicken, ist am Sonntag im Belle- Alliance- Theater schön Ton für Ton! Man möchte ein bösartiger Wippchen werden von der Neuen Freien Volksbühne aufgeführt worden und wird und fragen:" Wo ist die Kag', für die Wagners und Bülows und tommenden Sonntag eine zweite Aufführung durch die Freie Volks- andrer Wirken war?" bühne erleben. Eine gewaltige Geschichtstragödie voll düsterer Bilder, in einer feurigen, begeisterten Sprache geschrieben, entrollte sich vor den Zuschauern: die große französische Revolution auf ihrem Höhepunkt, Nobespierre auf dem Gipfel seiner Macht und Dantons Tod .
Nur in der einleitenden und abschließenden Stizze ist Hamsun ein andrer: ein Elegant, ein Lebemann, der ein Blättlein Liebe zerpflückt, eins der vielen Blätter, die ihm das Leben zugeweht hat. In diesen Skizzen klingt sein Lachen müde, ein wenig blasiert; und doch fehlt auch hier nicht ein feiner Humor.
Theater.
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Eine Tragödie im technisch dramatischen Sinne ist Dantons Tod " freilich nicht. Mehr eine Aneinanderreihung nur lose zusammenhängender Bilder, die 11113 einen Blick in das Pariser Straßenleben der Revolutionszeit, in die Kerker, ja selbst auf den Platz der Guillotine gewähren.
Das Pathos der Eprache und die tragische Wucht des Stückes erdrückten zu einem großen Teil die schauspielerischen Leistungen. Der Danton Danny Gürtlers überragte die andern männlichen Rollen um ein gutes Stück; Gürtler verstand es, Teilnahme für den Helden zu erregen, er gab ihm Wärme, Selbstbewußtsein und natür liche Frische; nur gegen Ende des Stückes hin, namentlich in den nächtlichen Kerkerscenen, verblaßte die Figur zu sehr. Robespierre , die zweite große Rolle des Stückes, lag bei Fris Helmer nicht in guten Händen; der„ tugendhafte" Revolutionär wurde im Spiel dieses Schauspielers zu hölzern, zu pedantisch, zu unglaubhaft. Else Schiff( Lucile) bot das Beste von allen Darstellern; fie spielte mit einer ausgezeichneten Kunst: in den Liebesscenen ganz hingebenbes Weib, beim Abschied von ihrem in Haft genommenen Manne trostlos, faffungslos und dann als sie das Todesurteil ihres Mannes vernommen in den Wahnsinnsscenen vor dem Kerker und auf der Richtstätte von einem weichen, fortreißenden Liebreiz, den nur ein großes, schauspielerisches Können zum Ausdruc bringen kann. Neben ihr verblaßte die Julie der Anna Hubert zu einer fimplen Dilettantenleistung. Zu erwähnen wäre noch das fein abgetönte Spiel Cola Olizars, die die Marion, eine Maitresse Dantons , darstellte.
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Die Voltsscenen fielen gänzlich ab; den revolutionären Enthusiasmus ersetzten rhetorische Interjektionen einer zusammen gelaufenen Böbelmasse; die Marseillaise , die verschiedentlich gesungen wurde, flang recht flau und unbegeistert. Die Inscenierung der einzelnen Bilder war geschickt und recht wirkungsvoll.-
Musik.
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Humoristisches.
Ein praktischer Spiritist.
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SZ.
Ein Spiritistenklub veranstaltet zu Propagandazwecken eine öffentliche Versammlung, die in recht feierlicher Weise verläuft. Man hört einen gediegenen Vortrag, in dem besonders die wissenschaftlichen Grundlagen des Spiritismus behandelt werden; sodann folgt die Demonstration einer Tischfizung u. a. m. Zulegt werden Fragen verlesen und beantwortet, die einem während der Veranstaltung zur Verfügung des Publikums gestellten Briefkasten entnommen sind.
Die eingelaufenen Fragen verraten zur Freude des Referenten reges Interesse, zum Teil sogar tieferes Verständnis der Zuhörer und werden mit gründlichem Ernst behandelt. Endlich gelangt der lezte Zettel zur Verlesung:
" Ich muß am nächsten Ersten umziehen. Wie kann ich meine verstorbenen Verwandten und Bekannten veranlassen, mir beim Umzug behilflich zu sein?"
loge eingetreten." - Deutsche Kunst. Socben ist der Intendant in die HofKostüm gespielt werden soll." „ Der will gewiß fragen, ob„ Charleys Tante" heute im klassischen („ Simpl.")
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Notizen.
- Arthur Schniglers vier Einakter, die unter dem Gesamttitel Lebendige Stunden" am Deutschen Theater zur Aufführung gelangten, sind soeben in Buchform bei S. Fischer ers schienen.
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Unter den arabischen Handschriften der Tübinger Universitätsbibliothek hat Prof. Ch. Seybold die viel leicht von Tausend und eine Nacht( enthält eine bis jetzt unbekannte Erzählung) entdeckt sowie eine drusische Handschrift, die das ganze Religionssystem der Drusen darstellt.
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Strindbergs Schauspiel Ostern" fand bei der Aufführung im Münchener Schauspielhause eine deutliche Ablehnung. Georg Hirschfelds nenes Werk, die Märchendichtung „ Der Weg zum Licht", wird im Wiener Burgtheater Die Erstaufführung erleben.
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Karl Goldmart, der Componist der Königin von Saba", hat eine neue Oper in fünf Aften, Göy von Berlichingen" vollendet; das Libretto schließt sich eng an Goethes Dichtung an. - Das Preisausschreiben( 10 000 m.) für eine gute deutsche Volksoper, das vor einundeinemhalben Jahre Professor Walter Simon in Königsberg erlassen hatte, hat zu keinem Ers gebnis geführt. Von den etwa 500 Einsendungen wurde keine des Preises ivert erachtet.
Im alltäglichen Trott unsrer Konzerte, zumal der von jüngeren Solisten gegebenen, stören u. a. ganz besonders das Uebernehmen von Aufgaben, zu denen die Mittel des Konzertgebers nicht reichen, und die Versteifung auf altgewohnte Programmstücke. Mary Münchhoff versteht es, gerade diesen Unklugheiten ausweichen. Sie hat eine gut, gleichmäßig, mit schönen Kopftönen ausgebildete zarte Stimme, die wie geschaffen ist zu heiteren, zierlichen Liedchen Nippjachen der Mufit. Und sie brachte in ihrem neulichen Konzert manche ältere Stückchen, die nicht auf der Heerstraße liegen. Der älteste von den dabei hervorgeholten Komponisten ist nicht Giovannini, der als Giovanni( 1560 bis 1615) an gegeben war, jedoch 11/2 Jahrhunderte später zumeist in Berlin lebte, sondern der französische Opernkomponist A. Campra( um 1700). Sein graziöses Schmetterlingslied wirkte allerdings nicht so innig wie das Werkchen des Erstgenannten: Willst du dein Herz mir schenken," das die Ehre genießt, uns durch eine Kopie von Bach's - Der Historienmaler May Adamo ist lezzthin in München Hand erhalten zu sein. Aehnlich starken Erfolg hatte u. a. Die gestorben. Ein Bild von ihm:„ Robespierres Sturz im tote Nachtigall" von Liszt ; wir heben dieses Lied auch deswegen Nationalkonvent " hängt in der Berliner Nationalgalerie. hervor, weil es zeigt, wie sich selbst Wiederholungen und Coloraturen, Einen Preis von 800 000 m. für die besten die wir sonst gerade als Zeichen von Ausdruckslosigkeit kennen, im Leistungen auf dem Gebiete der Herstellung lentbarer LuftDienst eines Ausdrucks glänzend bewähren können. ichiffe hat nach dem„ Berl. Tagebl." die Verwaltung der für das Kunst ist Ausdruck. Es genügt nicht, daß man dies ein mal Jahr 1903 geplanten Ausstellung in St. Louis auss sagt, auch nicht wenn wir ein schönes Pädagogenwort weiter ver- geschrieben.
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-genbach malt im Auftrage der preußischen Regierung Reinhold Begas für die Berliner Nationalgaleric.
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