Unterhaltungsblatt des Vorwäris

24.

sin jemand dit Dienstag, den 4. Februar.

ti( Nachdrud verboten.)

1902

fagen Sie: Jch bin Deine Mutter! Das heißt: Mach, daß Du fortfommit!"

"

Begreifen Sie Sie thun mir leid!" rief die Frau leife aus.

Die Gereiztheit ihr gegenüber wuchs bei Foma, und je länger er sprach, desto spöttischer wurden feine Worte... Beim Sprechen schüttelte er immer die Schultern, als zerreiße er etwas, das ihn gefesselt hielt.

Foma Gordjejew. 24] Roman von Maxim Gorki  . Deutsch von Klara Brauner Warten Sie, Täubchen, gehen Sie nicht!" sagte Medinstaja eilig und streckte Foma die Hand entgegen. Warum denn so düster? Zürnen Sie mir nicht! Was bin ich Ihnen? Sie brauchen eine andre Freundin, die ebenso einfach ist und eine so gefunde Scele hat, wie Sie selbst. Sie muß lustig und frisch sein. Ich, ich bin ja schon alt. Ich sehne mich immer... mein Leben ist so leer und lang weilig.. so leer! Wissen Sie, wenn der Mensch sich daran gewöhnt. lustig zu lebent. und sich nicht freuen fann, dann geht's ihm schlecht! Er will freudig leben, will lachen... er lacht aber nicht, sondern das Leben lacht über ihn und die Menschen. Hören Sie! Jch rate Ihnen, wie eine Mutter, ich bitte, ich flehe Sie au, hören Sie auf niemand und haben sich vor mir verschanzt. Jezt thun Sie als auf Ihr Herz! Leben Sie so, wie es Ihnen vorschreibt. Die Menschen wissen nichts, sie können nichts Wahres sagen... hören Sie nicht auf fie!"

Ich thue Ihnen leid? Warum denn? Das brauche ich nicht... Ach, ich kann nicht sprechen! Es ist schlimm, keine Worte zu haben. Ich würde Ihnen aber sagen. warum haben Sie einen Sie waren nicht gut zu mir, Menschen verführt? Bin ich Ihnen ein Spielzeug?" Ich wollte Sie nur in meiner Nähe haben," sagte Medinskaja einfach, mit schuldbewußter Stimme. Er hörte diese Worte nicht.

Und als es dazu kant, haben Sie Angst bekommen

Buße... ha! Das Leben ist schlecht! Warum klagen Sie immer das Leben an? Was für ein Leben? Der Mensch ist das Leben, und außer dem Menschen giebt es gar kein Da sie sich bemühte, einfach und verständlich zu sprechen, Leben. Und Sie haben sich ein Ungeheuer ausgedacht, und wurde sie aufgeregt, und die Worte ergossen sich eilig und das thun Sie, um Sand in die Augen zu streiten, um sich unzusammenhängend eins nach dem andern. Im ihre zu entschuldigen. Sie stellen etwas an oder verwickeln sich Sippen spielte die gauze Zeit ein klagendes Lächeln, und ihr in allerlei Geschichten und Dummheiten und stöhnen dann! Gesicht war unschön. Ach, das Leben! O, das Leben! Und haben Sie es denn Das Leben ist sehr streng... Es will, daß alle nicht felbst gemacht? Sie versteckeit sich hinter den Menschen sich seinen Forderungen unterordnen, und nur die Klagen und verwirren dadurch die andren. Nun, sehr Starken dürfen sich ihm ungestraft widersehen... Ob Sie sind bont Wege abgekommen, warum wollen sie's dürfen? O, wenn Sie wüßten, wie schwer es ist. zu Sie auch mich irre führen? leben. Der Mensch kommt so weit, daß er sich selbst zu fürchten beginnt.. Er zerfällt in den Richter und den Verbrecher, er richtet sich selbst und sucht nach Rechtfertigung und er ist bereit, bei Tag und bei Nacht mit denen zusammen zu sein, die er verachtet, die ihm unausstehlich sind- mur um nicht mit sich allein zu sein!" Er zitterte ganz, während er ihr gegenüber stand und Foma erhob den Kopf und sagte mißtrauisch und erfie vom Kopf bis zu den Füßen vorwurfsvoll musterte. Jest  staunt: famen ihm die Worte frei aus der Brust, er sprach nicht laut, aber mit Kraft, und es war ihm angenehm zu sprechen.

Ich kann unmöglich begreifen, was das ist! Auch Ljuba sagt dasselbe."

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,, Welche Ljuba? Was sagt fie?" Meine Milchschwester... Dasselbe, fie flagt immer über das Leben. Sie sagt, man kann nicht leben." ..O, sie ist noch jung! Und es ist ein großes Glück, daß sie sajon jetzt davon spricht."

Ein Glück!" sagte Foma spöttisch. Ein schönes Glück, bei dem man stöhut und flagt!"

Hören Sie auf die slagen... in den Klagen der Menschen liegt immer viel Weisheit o! darin liegt mehr Weisheit, als in allemt andren.... Hören Sie zu, das wird Sie Ihren eignen Weg finden lehren."

Ist das vielleicht die Bosheit in Ihnen? Wenn es mir schlecht geht, foll es auch Dir schlecht gehen, da hast Du es: ich werde Dir das Herz mit meiner giftigen Thräne benchen! Jft das so? Ach Sie! Gott   hat Ihnen eine engelgleiche Schönheit gegeben, und wo ist Ihr Herz?"

Medinstaja blickte ihm mit erhobenem Kopf und weit offenen Augen ins Gesicht. Ihre Lippen bebten, und in den Mundwinkeln erschienen scharfe Jurchen.

"

Ein schöner Mensch muß auch entsprechend leben. Und von Ihnen erzählt man..

Fomas Stimme brach ab, und er schloß tonlos mit einer hoffnungslosen Geste:

Leben Sie wohl!"

Leben Sie wohl!" sagte Medinskaja leise.

ber­

Er reichte ihr nicht die Hand, wandte sich fchroff um und ging von ihr fort. Doch schon an der Saalthür empfand er Mitleid mit ihr und blickte sie von der Seite an. Sie ftand Foma hörte die überzeugte Stimme der Frau und blickte dort allein in der Ecke, ihre Arme hingen regungslos am verblüfft um sich. Alles war ihm längst bekannt, aber heute Körper herunter, und der Kopf war gebeugt. sah alles anders aus: eine Menge von Kleinigkeiten füllten Er begriff, daß er so nicht gehen konnte, wurde verlegen das Zimmer, alle Wände waren mit Bildern und Konsolen und sagte leiser, doch ohne Reue: bedeckt, schöne bunte Nippessachen fielen überall ins Auge." Ich habe vielleicht etwas Kränkendes gesagt, Das rote Lampenlicht stimmte traurig. Auf allem lag eine zeihen Sie! Ich liebe Sie ja... troßdem," und er seufzte Dämmerung, und hier und da glänzten darin das Gold der tief. Und die Frau lachte leise und seltsamt. Rahmen und die weißen Flecken des Porzellans matt auf. Schwere Stoffe hingen unbeweglich vor den Thüren. Das mit Gott  ." alles beengte und bedrückte Foma, und er hatte das Gefühl Nun, leben Sie denn wohl!" wiederholte Foma noch eines Verirrten. Die Frau that ihm leid. Doch sie reizte ihn leiser. auch.

,, Nein, Sie haben mich nicht getränkt... gehen Sie

Ja!" antwortete sie ebenso leise.

.Hören Sie, wie ich zu Ihnen spreche? Ich möchte Foma warf die Perlenschnüre mit der Hand zurück; Ihre Mutter, Ihre Schwester fein. Noch nie Hat jemand in sie schaukelten sich, raschelten und berührten seine Wange.. mir ein so warmes, verwandtschaftliches Gefühl hervorgerufen Er fuhr bei dieser dieser kalten Berührung zusammen und wie Sie. Und Sie... sehen mich... so feindselig an. ging, ein vages, schweres Gefühl in der Brust mitnehmend; Glauben Sie mir? Ja? Nein?" das Herz schlug darin, als sei es in ein weiches, aber festes Netz eingeschlossen.

Er blickte sie an und sagte fenfzend:

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Ich weiß nicht mehr... Ich habe Ihnen geglaubt." Und jetzt?" fragte sie rasch.

" Und jetzt ist's am besten, wenn ich gehe! Ich verstehe nichts und ich will verstehen... Ich verstehe auch mich nicht. Ich ging zu Ihnen und wußte, was ich sagen wollte. Und es ist eine Sonfusion entstanden. Sie haben mich auf Sen Spieß gesteckt, haben mich aufgereizt... Und dann

Es war schon Nacht, der Mond schien und der Frost be deckte die Pfützen mit Hüllen von mattem Silber. Foma ging über das Trottoir und zerschlug mit seinem Stock diese Hüllen, die traurig krachten. Die Schatten der Häuser lagen als schwarze Quadrate auf der Straße, und die der Bäumte als phantastische Muster. Einige davon glichen dünnen Händen, die hilflos nach der Erde griffen.