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der Titel allerdings trefflich vorbereitet. Wie schon angedeutet, führt I schmeicheln, das Aristokratische haßt. Tod der Persönlichkeit, nicht dieser Roman den Leser mitten hinein in die Anfänge des deutschen ihre Befreiung, ist das Ende." So nun wiffen wir's: die Social Naturalismus. Sachkenntnis für dies Thema wird man dem Autor, demokratie eine Aristokratentöterin! Sollte Polenz wirklich so als ehemaligem Mittämpfer taum absprechen dürfen. Wer selbst mit begriffsstugig sein, als wisse er nicht, daß gerade die alles gestrebt, mitgestürmt, mitgeirrt, sich aber schließlich fraft wurzel- mordende" Socialdemokratie für das Aristokratische im Menschen", ständiger Gesundheit aus jenem Chaos herausgearbeitet hat, steht d. h. doch für die Entwickelung und Bethätigung der edelsten heute gewissermaßen über jener ganzen Bewegung. Er ist im stande, Tugenden, den wahrhaftigsten Hort und Hüter bildet? Oder meint das Bleibende von Modethorheiten zu scheiden, das Gute zu Polenz vielleicht gar, daß die egoistische Servilität eines rechtfertigen, das Kranke, Schwache mit der Sonde ehrlicher Kritik altpreußischen Krautjunters sich mit dem Heldentum eines schlichten nachzuweisen, aber auch tröstliche Perspektiven in die Zukunft zu ers Mannes, der für eine große ideale Menschheitssache seine ganze öffnen. Die schwache Seite der jungen Bewegung erkennt Polenz Persönlichkeit einfegt, in entferntesten vergleichen lasse? Weder darin, daß ihre Träger nirgendwo feste Wurzel haben, weder in der von Thronen, noch von einem von Polenz erträumten Christentum Familie, noch im Vaterlande, noch in der Gesellschaft. Ihren Werken germanischen Gepräges", weder vom Geldjack, noch vom Militarismus fehle der Untergrund einer gefestigten Weltanschauung, wie ihrem wird das Heil für die Künfte tommen. Zum Können denn von Leben der feste Halt. Das ist unzweifelhaft richtig. Man wird den diesem Begriff ist das Wort Kunst abgeleitet trete der Charakter Schlüssel für die Erklärung der aufgestellten Formel natürlich nicht des Mannes, der ein durch Studium, Lebensernst und Nachdenken so sehr innerhalb, als außerhalb des Kreises jener Bewegung zu erworbenes Gut: seine wirklich moderne, das ist sociale Weltsuchen haben. Es fragt sich da: weß Geistes ist das deutsche Bürgers anschauung zu verteidigen wagt, statt feige hinterm sicheren tum, die Familie", die Gesellschaft"? Und was ist Vaterland"? Versteck die Wolle impotenter symbolistischer Auchkunst zu Heißt der Name nicht Rückständigkeit? Vor allem: welchen Stand- spinnen. Denn auch die Kunst und Dichtung wie jede punkt behauptet jener Atavismus? Räumt er dem Individuum, große Sache braucht Männer, teine Memmen, die weibisch flennen das sich aus seiner niedrigen Interessensphäre eigenmächtig heraus- und dem Brotkorb zuliebe den Mantel nach dem Winde hängen oder stellt, Rechte ein? Nein, er beschwert es nur mit unsinnigen ihre Ueberzeugung" gleich dem Hemde vechseln! Pflichten. Ihm soll es dienen, weiter nichts. Der Atavismus im deutschen Bürgertum und Staatswesen hat sich aber auch seine Feudalbegriffe vom Vaterland" zurechtgezimmert. ,, Vaterland" ist ihm gleichbedeutend mit Herrschaft nach oben und Knechtung nach unten und im angestammten" Regentenhause, im devoten Verbeugen vor dem Geßlerhute erblickt es das„ Vaterland". Politisch gesehen. Ein andres ist es, wenn Polenz vom Künstlermenschen erwartet, daß er im Vaterlande wurzeln müsse, daß er nicht in fremde Zonen schweife, sondern die Eigenheiten seines Boltes, seines Stammes in den gegebenen Verhältnissen und Zuständen schildere. Vielleicht aber war die Ausschau der Jungdeutschen nach fremdländischen Vorbildern doch berechtigt. Das Studium des Fremden schärfte nur den Blick für die Scheinfultur im eignen Haufe. Ihr rückte man zu Leibe. Da war aber das Kommende vorauszusehen. Bürgertum, Familie, Gesellschaft, deren hübsch bequem frisierte Begriffe von Moral, Ethos, Kunst, Menschentum unterminiert zu werden drohten, degradierten die jungen, energischen Litteraturärzte zu marktschreierischen Charlatanen und Quackfalbern und riefen aus Leibeskräften nach Polizei und Staatsanwalt.
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Was nun Polenz' Roman als Ganzes betrifft, so hat er alvar fein Gesamtbild, wohl aber einen bemerkenswerten Ausschnitt der litterarischen Sturm und Drangbewegung gegeben, in welchem die Federkämpfe um eine neue Kunstanschauung ziemlich getreu und sicher konzentriert worden sind. Die Schilderung interner Vorgänge sowie einzelner Typen von der Zunft der Talente und auch das fein Psychologische in der Beziehung der beiden Geschlechter zu einander tommen zu ihrem Recht. Doch ist manches, namentlich das Liebesverhältnis zwischen Berting und Alma gar zu lang und alltäglich ausgesponnen, obwohl es echte menschliche Büge trägt. Wäre das alles nicht bloß warmherzig, sondern auch gut deutsch geschrieben, würde das Buch sicher höher zu bewerten sein. Aber Polenz, der auf der einen Seite so beherzigenswerte, wenn auch ziemlich abgethane Lehren über die Dichtung der Zukunft giebt, vergaß doch allzu oft, daß er selber sich beim Schreiben des sorgfältigsten Sprachtums befleißigen müßte. In diesem zweibändigen Romane giebt er nämlich fast auf jeder Seite eine Sagkonstruktion zum besten, die vom unverfälschten" Bocher" Deutsch nicht zu unterscheiden ist und wahrlich als kein Muster zur Nachahmung empfohlen werden kann.- Ernst Kreowsti.
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Kleines Feuilleton.
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Nach allen diesen Seiten hat nun Polenz die moderne Litteraturerscheinung allerdings nicht aufgerollt. Wohl giebt er, was das Verhältnis des Publikums zum Schrifttum der Jüngsten" angeht, mancherlei Ausblicke, aber das eigentliche sociale Element bleibt er uns schuldig. Wohl schildert er die Gesellschaft, aber er erhebt den Typus nicht zur Allgemeinheit. Wohl giebt er Scenen aus dem altgriechischen Leben. In das Museum anschauliche Spiegelbilder vom Chaos des auf allen Gebieten des Louvre zu Paris find, wie der Kölnischen Zeitung " geschrieben revoltierenden Geistes der Jutellektuellen, von dessen Berührung mit wird, in den letzten Jahren einige fleine unscheinbare Terracotten dem Socialismus der Massen, mit der Philosophie eines Nietzsche, gelangt, die merkwürdige Darstellungen aus dem griechischen Leben mit der religiösen Gärung usw.; aber er faßt das Problem rein in sehr alter Zeit geben. Da sieht man z. B. fünf Frauen um ein tünstlerisch, wogegen sich schlechterdings nichts eimvenden läßt. Beden mit Einseifen oder Waschen beschäftigt, jede vor einer Kleinen Bolenz läßt den Helden seines Buches, den jungen Schriftsteller Aushöhlung in der steinernen Umfaffung, wo ihre Wäsche liegt. Fritz Berting durch wechselvolle Erlebnisse und mannigfache Ver- Links steht noch eine Frau, welche ihr Kind trägt und mit den andern irrungen beides: des Lebens wie der Anschauung hindurchgehen und schwazzt, auch von rechts eilt noch eine Frau herbei mit einem Gefäß, schließlich doch zu einer Stufe der Entwicklung gelangen, die der wohl um Waffer zu holen. Also eine Scene am Waschbrunnen stellt modernen Kunstbejahung des Autors ein liebenswürdiges Zeugnis dieses Kunstwerk aus Cypern dar, wie man sie noch im heutigen ausstellt. Poleng legt mit Recht den Schwerpunkt alles Kunst- Griechenland vor jedem Dorfe beobachten kann. Eine andre Terracotte schaffens auf den Wert jenes Lebens, das von seinem eignen aus Theben zeigt vier Brottneterinnen über ihre Arbeit gebeugt. Träger gestaltet wurde, kurz auf den innigen, ungertrennlichen Zu Vor jeder liegt auf einem kleinen Tischchen eine Rolle aus Teig, und fammenhang alles Dichtens und Lebens. Was den Künstlern notthut, unter den Armen der Arbeiterinnen sieht man noch ein zweites ruft er, ist ein wenig fociales Getvissen. Auch der Künstler muß cylindrisches Brot liegen. Auf der linken Seite steht eine fünfte sich einordnen in das große Gauze, die Gemeinsamkeit. Daraus weibliche Person, welche die Doppelflöte spielt und die Bewegungen mag er dann wieder hervorblühen in seiner Eigenart. Einen andern der andern zu dirigieren scheint. Wir haben demnach eine altWeg sehe ich nicht zur Genesung. Also erzieht euch zu Persönlich- griechische Illustration zu Büchers bekannter Forderung von Arbeit feiten, ihr Künstler 1" Nach Polenz sollen aber diese hauptsächlichsten und Rhythmus" vor uns; wie denn schon der alte Geschicht Erziehungsfaktoren die Religion und das Vaterland sein. Das Miß- schreiber Altimos berichtet, daß die Tyrrhener aus Vers verhältnis der Künstler zur Religion und ihr„ fühles" Verhalten dem Vater: weichlichung nach dem Spiel der Flöte tueteten, rangen und lande gegenüber bezeichnet er als die zwei Todsünden" der Jungen, als geißelten. Weitere Darstellungen derselben Art haben die Gräber Gedankenlosigkeit und Befangenheit in falschem Freisin. Aus von Thespiä und Tanagra geliefert. Da findet sich eine länd Religiösität und Heimatliebe wird der Mensch der Zukunft seine liche Röchin auf einem Schemel fizzend. Sie ist vornübergebeugt Kräfte ziehen!" Schön. über ein großes Gestell an der Erde, das unten Andeutungen von Aber ist es nicht eine arge Kurzsichkeit, wenn Bolenz dem Socialismus brennenden Holzscheiten zeigt, über denen zwei Nofte zu sehen sind nur genau dieselbe Berechtigung zuerkennt, wie dem Naturalismus, zum Braten von Fleisch oder Fisch. Links steht auch der Stiel eines der doch in der großen Menschheitsbewegung nichts mehr, als ein Kultur- großen Löffels angelehnt, rechts stehen auf der Erde zwei kleine symptom bedeutet?" Beide", meditiert Polenz, hatten Berechtigung Schüsseln, von denen eine einen Fisch enthält. Eine andre Köchin als Opposition gegen Verflachung, Philistertum, Bersumpfung des figt vor einem großen Henkeltopf und hält in der linken Alters. So lange sie jung und stürmisch waren, konnte man ihnen Hand einen Löffel mit langem Stiel und Aufhängeloch, der Sympathie nicht versagen, aber jetzt sind sie beide auf dem besten in dem Topf steckt. Rings um den Topf liegen brennende Wege, selbst fette Bourgeois zu werden." Und nun versteigt sich Holzstücke. Am Boden fißt rechts ein Hündchen, das eine VorderBolenz feineswegs sein sociales Gewiffen", eher jedoch alle ver- pfote bittend in die Höhe hebt, lints steht ein Topf, wohl mit steckten feindlichen Vorurteile eines feudalen„ Blaublüters" zeigend- allerlei Zuthaten zum Kochen. Bemerkenswert sind ferner mehrere zu folgender durch nichts zu beweisenden Phrase:" Der wissenschaft- Bäckerinnen oder Mülerinnen. Die eine steht vor einem großen liche Socialismus zeigt genau dieselbe Erscheinung wie die natura- Mörjer mit Getreidekörnern, in dem sie beide Hände hat. An der listische Dichtung; er bleibt an der Oberfläche haften. Es ist für Erde lehnt die große Mörserteule, die sie benutzen will, um das Mannigfaltigkeit und Originalität bei ihm fein Raum. Darum Mehl herzustellen, auch kleine Gefäße mit Körnern sieht man noch. wird er auch nie und nimmer im stande sein, uns eine Kunst Eine andre Müllerin fuiet fast unbekleidet über eine Steinplatte mit zu schenken. Das ist der Fluch der radikal demokratischen Systeme, Körnern gebückt, die sie zerstoßen will. Gewiß eine lebenstreue AbSaß sie, die auf Freiheit abzielen, doch schließlich in der Fesselung bildung des ältesten Bäckereibetriebes! Auch Frauen mit Kindern des Individuums enden müssen, weil der Masseninstinkt, dem sie auf dem Arm, Männer, welche die Bither spielen, find aus
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