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niemand gesorgt, und heute möchte man am liebsten, daß die Arbeiter zeichen ungefähr die Form eines Belles an: an einem Stocke ist ein finder Champagner saufen und in seidenen Betten schlafen. Bei mir Brett befestigt, und auf diesem sind vier oder fünf schwarze Bunkte wohnen Arbeiter, die täglich zum Frühstück ein Beefsteat effen, aber aufgemalt, welche die Zahl der Soldi bezeichnen, um die der Wein wenn sie die paar Pfennige Miete bezahlen sollen, schimpfen sie." verkauft wird. Steht vor den Punkten noch V R oder V B, fo Der Fabrikant aber schließt die Diskussion mit der grollenden Klage: handelt es sich um vino rosso oder vino bianco , roten oder weißen Es ist eben ein nationales Unglück, daß wir keinen Bismarck mehr Wein. haben.
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Alles ist verreist so lautet die Zeitungsphrase. In Wirklich feit ist alles zu Hause. Nach wie vor kreisen die Räder und hämmern die Hämmer und rascheln die Federn über's Papier. Alles arbeitet wie immer. Die Kette ist nicht in mindesten gelockert. Die Muskeln und Hirne der Millionen schürfen unablässig das Gold, mit dem die Herren sie feffeln, während jene selbst sich die Freiheit mit ihm erschließen. Die Schulkinder, die die Ferien der Familie zurückgeben, erregen durch ihren entfesselten Lebensdrang die gesteigerte Ungnade der Hausthrannen, deren Ideal der ruhige Mieter ist. Wenn der Wirt sich über die Ungezogenheit" der" Bälger" während der Ferien nicht tot ärgern will, muß er schleunigst ins Bad reisen; aber dem Vicewirt oder Hausverwalter werden strengste Instruktionen hinterlassen. Selbst die Sterkerfreiheit eines Großstadthofes wird den Kindern der Armen nicht gegönnt, die niemand haben, der ihre nach Auslösung drängende Jugend in sinnvolle Thätigkeit und luftig harmlojes Spiel verständig leitet.
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Der Brauch des Aufsteckens eines grünen Busches muß von den ursprünglichen Weinländern sich mit dem Getränke nach dem Norden verbreitet haben. Ju Frankreich heißt der Busch bouchon de cabaret, und man nimmt immergrünes Laub dazu: Epheu, Hülsen( Ilex), Fichten, Buchsbaum. König Karl VI. erließ dort 1415 ein Edikt, daß nur jene Wirte eine„ Couronne" benutzen dürften, deren Wein mit Salbei oder Rozmarin versezt sei. In England hat man das Sprichwort Good wine needs no bush"; in der Litteratur wird das Wirtszeichen( ale- stake) oft erwähnt, schon bei Chancer. Der Bush" in seinen verschiedenen Formen ist das Seitenstück zu den Barbierbecken, die auch eine stumme Sprache reden, ursprünglich in die Analphabetenzeit zurückreichend, und aus dieser als lleberlebsel zu uns gekommen. („ Globus ".)
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Und dennoch möchtet Ihr alle reisen, in göttlicher Freiheit, in rein und frisch wehender Luft durch Wälder wandern, bergan klettern, ins Meer hinaussegeln. Und Euch fehlt nur diese dumme Kleinig -Flöten gehen." Die deutschen Mundarten zeigen eine beteit: ein bißchen Zeit und ein bißchen Geld. Hört! Ich will Euch sondere Vorliebe, die Ausdrücke, die„ Verderben" und" Ümkommen" Lehren, wie's sich herrlich reisen läßt, ohne Zeitverlust, Berufsstörung und bedeuten, mit dem Zeitwort gehen" zu bilden. Solche Wendungen Geld, ja ohne Bahnumfälle, Gewitterſtürme, ohne Schweiß und erfreuen sich wohl deswegen großer Beliebtheit, weil sie viel aus Staub, ohne schlechte Wirtshausbetten und verdorbenes Essen. Ich schaulicher und deutlicher find, als die vielfach verblaßten Bes babe selbst diese Kunst, zu reisen, ausprobiert, wenn mich die zeichnungen der Schriftsprache. Wie bei den Römern, gilt auch dem per- ire, also Sommersehnsucht hinaustrieb und der Zwang mich festhielt. Ihr bedürft Deutschen das Dahinschwinden als ein ver- gehen nur eines Kapitals von zehn Pfennigen, das reicht aus für Monate als Art Fortbewegung. nur braucht an die lange herrliche Reisen. die Ecke Ihr habt nichts weiter nötig, als Euch ein Wendungen zu denken: zu Grunde gehen, altes Reichs- Kursbuch zu kaufen. Für einen Groschen erhält gehen, zum Kuckuck, zum Teufel gehen, draufgehen, futschgehen, heidizu Schanden gehen, taputgehen, faporesgehen Ihr sicher schon eines aus dem Vorjahr, wenn Ihr es nicht gehen, gar umsonst friegt. Dann fann's los gehen. Schon die dem hebräischen kappara" Sühnopfer) und pleitegehen vom Reisevorbereitungen sind köstlich. Ihr müßt Euch nämlich auf hebräischen„ pletah" Entkommen, Flucht). In der Zeitschr. für dem Umschlag die Zeichenerklärung sorgsam einprägen. Erst dann hochdeutsche Mundarten" hat nun soeben Prof. Ostar Weise in könnt ihr die geheimnisvolle Sprache des Kursbuchs lesen und Eisenberg ( Sachsen- Altenburg) die verschiedenartigsten Wendungen für mit Genuß reisen, ihr werdet nicht Lurus- Expreßzüge mit gemischten diesen Ausdruck zu Grunde gehen" zusammengestellt. Hiernach bes Zügen, nicht Tag und Nacht, nicht Schlafwagen und Speisewagen deuten auch die Redensarten, in die Wicken gehen, in die Erbsen verwechseln, niemals den Anschluß verfäumen, Umwege ersparen und gehen, in die Rüben gehen, in die Binsen gehen, in die Bilze, in die immer die fürzeste, schönste und billigste Strecke fahren. Jeden Tag Nüffe usw. gehen", denen allen gemeinsam ist, daß es sich dabei um könnt Ihr Euch eine andre Route zusammenstellen. Ihr reist durch ein Erzeugnis aus dem Gebiete der Pflanzenwelt und um den Geden Gotthard nach Italien , über Frankfurt an den Rhein , über Ham- brauch des Pluralis beim Substantiv handelt, nichts andres als burg nach Helgoland . An Sonntagen macht Ihr einen Abstecher nach verloren gehen", nicht- hinausgehen, um die betreffenden Früchte Da in Schweden , nach Algier oder dem Kaukasus . Vor allem müßt Ihr zu holen. den erwähnten Verbindungen niemals darauf achten, daß Ihr pünktlich einsteigt, auf den Stationen nicht Weizen, Roggen, Hafer, Gerste gebraucht werden, da es sich über die Aufenthaltsminuten hinaus in den Restaurants ver- ferner um Früchte handelt, bummelt, daß ihr bei kühler Witterung tags, bei heißer nachts fährt. Sucht Euch immer die zweckmäßigsten Kombinationen aus, wählt die bequemsten 8üge, rechnet sorgfältig die Fahrpreise und benugt die Strecken, die durch reizvolle Gegenden führen. Der Ab wechfelung halber werdet Ihr auch gelegentlich die mühsameren Seitenpfade auf Kleinbahnen und Bosten einschlagen; hier bietet die Ermittelung des richtigen Weges besondere Genüsse. Interessiert Ihr Euch gar für die wunderbaren Rätsel der Tarifbestimmung, so wird Euch das Kursbuchreisen, eine Fülle weiterer, anregender Offenbarungen gewähren. Endlich werdet Ihr Euch im Inseratenteil die verlockendsten Hotels auswählen und mit fröhlich geröteten Wangen, erfrischten Nerven und erfülltem Kopf werdet Ihr glückselig jedesmal aus der Ferne und Weite. in Eure Enge zurückkehren. Und alles dies für höchstens zehn Pfennige! Versucht's einmal und reiset wohl!
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Kleines Feuilleton.
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Im Krug zum grünen Kranze" beginnt ein vielgefungenes Volkslied und deutet damit auf die allgemein übliche Sitte, tort, wo Wein und Bier zu haben, einen frischen grünen Busch oder Strauß über der Wirtshausthür aufzustecken. Bietet sich im Winter kein grünes Laub, dann nimmt man als Ersatz hölzerne Kränze, wenigstens in Norddeutschland, wo sie auch Zeichen des Braugewerbes find. Das Lied muß übrigens in Norddeutschland entstanden sein, wie die Bezeichnung Krng" für Wirtshaus andeutet. Statt des Kruges und Busches bedient man sich wohl auch des Sternes, entstanden durch zwei ineinander geschobene Dreiecke. Solcher Branch, durch grünen Busch und Kranz die Schenke zu bezeichnen, ist uralt. H. C. Bolton hat ihn neuerdings als Ueberlebsel von 2000 jährigem Alter durch die Zeiten und bei verschiedenen Völkern verfolgt und findet die älteste Erwähnung bei Bublins Syrus( 45 v. Chr.), welcher eine Reihe von Marimen niedergeschrieben hat, deren 968. Iantet:„ Es ist nicht nötig, den Epheubusch da aufzuhängen, wo der Wein sich gut vertauft."
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Jm Veltlin bedient man sich heute eines Strohfranzes, um den Weinverkauf anzuzeigen, oder lockenförmig herabhängender Hobelspäne; solche Zeichen kommen auch im Venetianischen vor, und bei Belluno find die Hobelspäne durch Eisenspiralen ersetzt, die dem Wind und Wetter besser widerstehen. In Umbrien nimmt das Wein
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denen man feinen großen Wert zuschreibt, so sind sie nur eine volkstümlich plastische Ausdrucksveise, durch die geringwertige Gegenstände lebhaft anschaulich gemacht werden sollen. Für diese Auffassung spricht auch die ähnliche Wendung in Essig gehen", sowie die Berliner Rebensart er fliegt in die Räse" er hat Bech. Hierzu gehören auch, wenn sie auch auf ein andres Gebiet führen, die Ausdrücke:„ vor die Hunde gehen“,„ auf Einzig steht den Hund kommen", in die Brüche gehen" u. a. flöten gehen" da, insofern, als hier keine adverbiale Bestimmung zu gehen" gesetzt ist, sondern ein Infinitiv wie bei„ betteln, schlafen gehen". Analog gebildet findet sich nur das thüringische krachen gehen". Deswegen macht auch die Erklärung von flöten gehen" die größten Schwierigkeiten, und es sind schon zahlreiche Versuche gemacht worden. Manche, halten es für entſtellt, fei es von pleite", sei es von„ baleten" gehen. Daniel Sanders nimmt neben dem Worte flöten"„ auf der Flöte blasen" noch ein zweites= verloren gehen" an. Sehr ansprechend ist mun die Erklärung, die Weise giebt: wie andre volkstümliche Ausdrücke so„ der Himmel hängt ihm voller Geigen, nach Noten gehen, andre Saiten aufziehen 1. v. a. von der Musik und Musikinstrumenten herrühren, so wird man auch bei flöten gehen" an ein Musikinstrument zu denken haben. Bekannt ist die Redensart auf dem legten Loche pfeifen". Dies Bild ist vom Flötenspieler hergenommen, der beim ersten Loche angefangen und der Reihe nach in alle hineingeblasen hat, so daß er mm beim letzten angekommen ist." Flöten geben" ist aber so viel als„ flöten" und zwar auf dem letzten Loche. Hierbei würde also auf das Verbum gehen" gar kein Gewicht zu legen sein.
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Küstensignale bei Nebelwetter auf See. Bei St. Catherines Boint auf der Insel Wight find Versuche angestellt worden, um die geeignetsten akustischen Signale ausfindig zu machen, welche bei un sichtigem Wetter, wenn alle optischen Signale verjagen, die Nähe des Landes anzeigen können. Es fand sich, wie die„ Kölnische Zeitung " mitteilt, als geeignetster Apparat eine Sirene, die durch Luft von 40 Pfund Druck auf den Quadratzoll angeblasen wird. Die Wirkung aller akustischen Signale ist jedoch in bohem Grade von der Witterung abhängig, besonders von der Windrichtung. Eine Sirene, deren Ton 20 englische Meilen weit gehört wurde, war bei Gegenivind und unruhiger See nur 11/4 Meile weit vernehmbar. Dann wurden auch in, allerdings nur seltenen Fällen, höchst sonderbare Rücken im Gehörfelde festgestellt. Wenn nämlich die Töne der Sirene in Entfernungen von einer Meile sehr gut vere