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Leb' wohl, leb' wohl du hältst dich selbst in Händen. Du sahst o Mensch zwei Wesen deinesgleichen im feinsten Kreis Unendliches erreichen.
Du sahst Dein Glück ins Weltglück enden.
dem grandiosen Ihrischen Pathos der Abschiedsscenen, zu denen fle hinüberleitet, ab.
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Und trotz alledem man sollte die Enttäuschungen nicht scheuen. Wer sich der Kraft des Dichters willig hingiebt, der findet auf den wirr verschlungenen, wunderlichen Wegen noch einen Reichtum von Es ist Dehmels Art, daß ihm die Grenzen verschwimmen, daß Erfüllungen, dem die Lyrik der Modernen kaum irgendwo ein Ebenihn der Schwung ins Ueberschwengliche mit fortreißt. So in diefer bürtiges zur Seite zu stellen vermag. Man spürt den Feueratem brünstigen Lobpreisung, die durch das Weihevolle der Erlöser- eines Ringenden. Ihm zu begegnen fann Erlebnis werden. Denn stimmung an die beim Tode Fausts ertönenden Chöre erinnert. ob schlimm, ob gut, ganz eigen prägt sich in seiner Phantasie das Aber was ist Lukas, dem Dehmel den Siegeskranz aufs Haupt drückt, Bild des Lebens aus, und immer wieder, aus den Niederungen neben Faust, wie arm, wie abgetrennt vom großen Strom des sich erhebend, gelingt es ihm, uns durch den Rhythmus und die Lebens, wie unreif in den Absichten und Plänen und in seiner Un- bildnerische Macht der Rede zu verführen, daß wir mit seinen Augen reife tie thöricht überhebsam! Dehmels Phantasie, so stimmungs- sehen. Es ist eine Abenteuerfahrt in ferne fremde Märchenlande, start, so reich an quellender Anschaulichkeit in vielen, vielen der aus der der Sinn voll farbiger Erinnerungen erweitert und bereichert Einzelbilder, die der Roman " aneinanderreiht, hat weder die Ge- heimkehrt. Wald, Gebirge und Meer flingt und tönt in das Lied stalt des Helden noch die Entwicklung, deren Träger er sein soll, zu der Liebe und der Weltenseele" mit hinein, wird Bild und Gleichnis. Lebendig wirkender Einheit entfalten und zusammenfaffen Schwärmende Mystik und Naturempfinden webt die Phantasie in tönnen. Wie viel da fehlt, zeigt schon der flüchtigste Blick auf die eins zusammen am seltsamsten und fühnsten in den Meeres„ Handlung", die doch Gerüst und Hebelwerk, Ausdruck und Wieder- liedern. Eins, vielleicht das schönste und für Dehmels Art bedeutschein des Inneren hätte werden sollen. samste, mag hier zum Schluß als Zeuge stehen:
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Daß Lea, die Lukas von der Seite des verhaßten fürstlichen Gemahls hinwegreißt, mit einem blinden Kinde niederkommt, mag als Gleichnis Bedeutung haben. Aus der Umarmung, in der sie schaudernd ihr Geschlecht von einem fremden Mann umfangen ließ", läßt die Natur nichts Lebensfähiges ersprießen. Erst preist der Liebende das Los des Neugeborenen:" Das Kind, das Du geboren hast sei Deiner Seele teine Last. Wir werdens leiten wie auf Wolkenauen es wird das innere Weltlicht schauen". Ohne jeden motivierten Uebergang bricht dann nach einer Reihe bon Liebesromanzen, die über das Verhältnis der beiden zu dem Kinde völlig schweigen, plöglich ein wildgrollender Schmerz aus Manne hervor: Und Dein Kind? und Das blinde Kind aus fremden Lenden es scheint uns immer zuzu schauen, ob wir nicht sein Vertrauen schänden und siehst Du Das, jawohl, das macht mir Grauen." Sie aber spricht mit leiser harter Stimme:" Das Kind, vor dem Dir graut, ist tot." Sie hat es gemordet, nicht etwa, weil es blind und elend war, sondern weil es in der Seele des Buhlen stachelnde Erinnerungen hervorrief, und frohlockend rühmt sie ihre That:" Ich hat ein Kind und nicht von Dir, ich steh in Freiheit neben Dir, ich bin die Fürstin Isabella Lea, die auf dem Weg der Liebe gen Himmel ist, ich, Mutter Jsis, Mutter Gäa, die willig ihre eignen Kinder frißt, der irdischen Gerechtigkeit entrüdt, ist nun mein Gott, mein Lucifer, beglückt?" Auch hier Symbolik und Gleichnis. Nicht die That, nicht einmal δας gräßliche Frohloden find das Abstoßendste, sondern ist, daß die Dichtung mit dem Lobgesange dieser Mutter Isis" im Grunde einverstanden scheint. Lutas verspürt fein Grauen vor dem Liebesjubel der Entmenschten; in schönen Versen spendet er ihr Anerkennung:„ Du hast für mich aus einem Geist gehandelt der nichts mehr will als flar am
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Und es rauscht nur und weht.
Es liegt eine Insel, wohl zwischen grauen Wogen. Es kommen wohl Vögel durch die Glut geflogen,
Die blaue Glut, die stumm und stet die Dünen umschlingt. Da gebiert die Erde im Stillen wohl ihr Empfinden
Und nimmt ihre Träume und giebt sie den Wellen, den Winden. Die Seele eines Weibes singt:
Dlaß mich still so liegen,
an deiner Brust, die Augen zu. Ich sehe zwei Wolken fliegen, die eine Sonne wiegen; wo find wir, Du?
Und es rauscht und weht.
Es liegt eine Düne wohl zwischen tausend andern. Es werden wohl Sterne den blauen Raum durchwandern, Der über den bleichen wilden Hügeln steht und golden schwingt,
Ziele ruhn..." und füßt ihr Stirn und Augen wie zur Weihe!" Auch später tritt der Schatten dieser Erinnerung, nur einmal flüchtig im Traum des Weibes auftauchend, nirgends frennend zwischen sie, weder in den Liebesfesten, die sie auf der Insel der Seligen" wohl feiern, noch auf dem Schloß am Rhein ", wo der Mann, aus dem Taumel der Begierden erwachend, ein neues Reich thätig frohen Lebens denkt der Dichter wohl an den Faust" des zweiten Teiles zu schaffen strebt. Wie der des Weibes, ist der Weg des Mannes mit Blut gezeichnet. Der Bund mit Lea treibt die von ihm verlassene Frau, die Mutter seines Kindes, in den Ver zweiflungstod. So kommt die Seelenwandlung über die Liebenden, da fie doch in ihrem Herzen niemals„ Gerichtstag halten über sich" und sich von keiner ihrer Thaten durch Verwerfung lösen, wie ein äußeres Schicksal.
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Die Seele eines Mannes singt:
Still, laß uns weiter fliegen, Beide die Augen zu.
Ich sehe zwei Meere liegen, die einen Himmel wiegen.
□ du
es rauscht, es weht:
über die heißen Höhenzüge geht höher und höher der goldene Schein ins Blaue hinein,
wo das Dunkel schwebt.
Und aus dem Dunkel herüber, auf großen Wogen, tommt die Einsamkeit gezogen.
Und zwei Seelen singen; Eine Seele lebt, zwischen den Sternen, den Sonnen, den Himmeln, den Erden, die will uns wohl endlich leibeigen werden,
es schwellen die Wogen herüber, wie Herzen flingen, Menschenherzen!- Zwei Seelen singen.
Dr. Conrad Schmidt.
Kleines feuilleton.
k. Aus dem Lande des Champagners. Ueber die Geheimnisse Dehmel fühlt, fein Held muß, soll die Schluß- Apotheose nicht der Champagner- Fabrikation plaudert Francic Stopford im„ Daily ganz willkürlich scheinen, von Anbeginn etwas Faustisches, einen Cxpreß"." Geschmolzene Sonnenstrahlen" hat man, so schreibt er Trieb weit hinaus über die Schranken individuellen Liebesschicksals in einem Briefe aus Rheims , den Champagner früher benannt. in sich tragen. Etwas wie das Bild eines großen Empörergeistes, Dieser Ausdruck ist nicht so weit hergeholt; denn zwischen dem Wein der von hochfliegenden Plänen einer eingebildeten Selbstherrlichkeit und der Sonne besteht der engste Zusammenhang. Wenn einen zu begrenztem fruchtbarem Schaffen für das Heil der Menschen in langen, wolkenlosen Sommer hindurch Hiße über den Bergen von Kleinem Kreise vordringt, hat den Boeten, scheint es, im Sinn gelegen. Rheims brütet, so herrscht in den weißen Dörfern zwischen den Aber was man von dem früheren Thun und Treiben des revolutionären Bergen Freude. Jeder Stock trägt reichlich, jede Traube reift ganz Titaniden in der Dichtung hört, fieht aus wie Parodie auf die Idee. aus. Die Weinpressen duften, wenn der Saft der von der Sonne Die Romantit schlägt stellenweis ins platt Romanhafte übelsten getüßten Früchte gurgelnd in die Kufe fließt. So war es Genres um. Lulas der Uebermensch, der einst mit furchtbar heil'gem im Jahre 1893, so war es 1900, und der vorige Sommer Ernst gedacht. Ich bin bös gut, ich bin ein Geist an dem die ist als das goldene Jahr bekannt. Wenn der graue Himmel weint, Ueberlebten sterben verführt von ihm sich vollends zu verderben, werden die Winzer mürrisch. Ein kalter Sommer, ein nasses Jahr, damit der Weltlauf schneller kreist", er, der so feierlich von seinen das bedeutet eine ärmliche Ernte. Nicht, daß bei einer schlechten " Helfershelfern" redet, ist als Sekretär in den Dienst des Fürsten Lese kein Champagner gemacht wird, aber der Weinfabrikant, an den getreten, um aus dem Archiv Geheimpapiere zu entwenden! der Weinbergsbefizer verkauft, ist wählerisch und macht Unterschiede. In dieser großen That fulminiert sein Revolutionarismus. Im Nur die besten Trauben von den besten Weinbergen werden ge Umkreis der Erkenntnis" hat er gestohlen, im Umkreis der Klar- fauft heit" giebt er den Raub zurück; und zugleich fragt Lea den Fürsten , ob er es auch„ völlig billige", daß nach Scheidung der Che ihr die Hälfte ihrer Mitgift noch zustehe"? So tommt sie wiederum und er durch sie in den Besitz des Ahnenschlosses am Rhein . Und auch warum ihn hier aus feinem Wirken für das Bergbolt, über dessen dunklem Leben bald die bunten Wimpel land werden nur 1 bis 2 Proz. hinzugefügt, während Rußland des Genusses" wehen sollen, eine Landesverweisung" forttreibt, bleibt, wie alles in den äußeren Vorgängen, gänzlich unklar. Die Wendung wirkt abrupt und talt prosaisch; seltsam sticht sie von
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Eins der Verfahren bei der Champagnerfabrikation heißt dosage". Nachdem jedes Teilchen des Sahes von dem Wein ent fernt ist, wird eine bestimmte Menge einer Flüssigkeit hinzugefügt, die aus dem besten Rohrzucker, im allerscinsten Champagner aufgelöst, besteht. Die Menge richtet sich nach dem Lande. Für Eng
15 Proz. vorzieht. Eine so große Süßigkeit neutralisiert natürlich die Bartheit der Blume; deshalb eignen sich Jahrgänge, die wegen Mangels an Blume nicht für den englischen Markt paffen, noch für Peters