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nicht echt zu nehmen und seine Thränendrüsen zu schonen. Mit Verfasser eines König Notbart" und hat nach Felir Dahns feinem Verständnis hat es sein erfolgreicher Bühnenbearbeiter grandiosem Roman Ein Kampf um Rom" den Plan zu einem Ettlinger ein, realistisches Vorläuferdrama" genannt und an den groß angelegten Gothendrama" König Wittichis" entworfen; die Zapfenstreich" und den Rosenmontag" angespielt. Hier zeigt der Deutsche Volksbühne, die er zuerst als ein Versuchstheater, als eine Wegweiser in der That zu Iffland und Beyerlein weit mehr als zu freie Bühne vor mehreren Jahren hier in Berlin begründete, wurde Schiller und Goethe. mit einem Prologe Dahns, die ständige Deutsche Volksbühne jetzt mit einem Prologe Wildenbruchs, einem patriotisch zugespizten Hymnus auf Schiller , in dem die nordische, russische und französische Dichtung als unbefriedigend für den deutschen Geist" zurüdgewiesen wird, eröffnet. Aber auf Schiller, den großen Kosmopoliten, sollte man sich am wenigsten berufen, wenn man, wie es den Anschein hat, auf einer Bühne, die dem Volke dienen soll, Schlagbäume wider das Neue, Lebendige als etwas undeutsches errichten und auf nationale mepitis Etiketten sehen will! Das wäre eine Bühne, der das Volk bald fehlen würde.
Eine treffliche Darstellung mit den Damen Eibenschütz und Wangel, den Herren Licho, Reßner und Steinrüd verhalfen dem Stück zu einem unmittelbaren starken Erfolg, an dem freilich mitunter das leichtempfängliche Gemüt mehr Anteil zu nehmen schien, als man eigentlich wünschen dürfte.
Kleines feuilleton.
f. s.
-Ein Zwiegespräch zwischen einem Japaner und einem Deut: schen. Der Frantf. 3tg." wird geschrieben: Vor kurzem äußerte sich ein in Würzburg Medizin studierender Japaner einem deutschen Studiengenossen gegenüber in interessanter Weise über die Stellung des Staates in Japan gegenüber den Religionen. Der mit dem Japaner seit langem befreundete Deutsche fragte ihn eines Tages: 3u welcher Religion bekennen Sie sich denn eigentlich?" " Warum fragen Sie das?" war die ausweichende Gegenfrage des Japaners. Nun Sie müssen doch bei Ihrer Immatrikulation an der deutschen Universität die Rubrik, die nach Ihrem Religionsbekenntnis fragt, ausgefüllt haben!"
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etwas an?"
" Dann waren Sie eben doch wohl gezwungen, bei Ihrer Anmeldung bei unsern Polizeibehörden irgend eine Angabe über Ihr Glaubensbekenntnis zu machen."
" Ich habe keine gemacht, geht denn das in Europa die Polizei
etwas an?"
Sie müssen aber doch in Japan am Gymnasium oder in der Volksschule irgend einen bestimmten Religionsunterricht genossen haben.
" Ja, wird denn in Deutschland die Religion auf der Schule gelehrt? Wie bringt denn sonst der Japaner dem kindlichen Gemüte bei: Das sollst Du thun, dies darfst Du nicht thun, sonst kommst Du in die Hölle und beleidigst Gott usw.?"
" Mein Lieber, lehrt denn bei Ihnen das etwa die Religion? Sie verwechseln ja Religion mit Moral und Ethik. Freilich wird bei uns in Japan in der Familie und in der Schule der Begriff gut und böse den Kindern durch Erziehung und Unterricht beigebracht. Aber diese Begriffe sind doch, sollte ich meinen, auf der ganzen Kulturwelt vollständig gleich. Ebenso wenig wie Sie sich ohne weiteres in der Philosophie als Anhänger von Kant oder Schopenhauer oder Nietzsche oder einem andren Philosophen bezeichnen werden, ebenso wenig fann ich Ihnen sagen, was ich für ein Religionsbekenntnis habe: ich weiß es einfach nicht. Wenn Sie wollen, bin ich Buddhist, denn meine Mutter ist Buddhistin. Wenn Sie wollen, bin ich Schintoist, denn mein Vater ist Schintoist; ich selbst bin aber in Wirtlichkeit feines von beiden; mein Vater ließ mir eben keinen Religionsunterricht geben, weil die Religion in Japan reine Privatsache der Familie ist, etwa wie Sie in Deutschland den Kindern nach Belieben Klavierunterricht geben lassen. Wenn Sie wollen, können Sie mich auch einen Christen nennen, denn ich nahm als junger Mann eine Beit lang bei einem protestantischen Pfarrer in Japan Religionsunterricht, weil es mich interessierte. Aber deshalb bin ich doch kein Protestant? Ich kenne natürlich auch die Lehren des Buddhismus und Schintoismus und trotzdem bekenne ich mich zu keiner der drei genannten Konfeffionen. Ich habe auch nicht das geringste Bedürfnis, mich irgend einem Religionssystem anzuschließen."
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Was die angekündigten Klassikervorstellungen anlangt, ließ die Vorstellung der„ Räuber" Günftiges erwarten. Die Inscenierung war stimmungsvoll, das Zusammenspiel in den Massenscenen gut vorbereitet, und nirgends, auch in den Nebenrollen nicht, störte eine direkt schlechte Besegung. Hans Arnim, eine Hühnengestalt mit angenehmem, sonorem Organ, das in den Ausbrüchen erregter Leidenschaft die Säße nur noch zu rasch, so daß das Ohr manchmal nicht folgen kann, herausstößt, war ein im Ganzen entschieden präsentabler Karl Moor . Die weitaus beste, ja eine auffallend gute Leistung bot Herr Moissi , ein früheres Mitglied des Neuen Theaters, als Franz. Schlank, beweglich, mit einer überaus modulationsfähigen, sicher beherrschten Stimme gab er der„ Kanaille" eine geschmeidige, fast einschmeichelnde Kavalierserscheinung, etwas Fascinierendes, das die Macht, die dieser Mensch auf andre ausDer Ausdruck kalter Bosheit, übt, geistreich ergänzend motiviert. zitternder Liebesgier und wirrer Todesangst hier erinnerte er an die zuckenden Tanzbewegungen der Eisoldt in Hoffmannthals Erwähnt sei noch Herr Arndt vom Königlichen Schauspielhause als Kosinsky, Elise „ Elektra" gelang in gleicher Weise. Schneider als Amalia und der alte Moor des Herrn Claudius Merten, der in dem ersten Teil des Stückes einige sehr glückliche Momente hatte.
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aussieht, war bis auf den letzten Platz gefüllt von einem Publikum, Das Haus, das nach der Renovierung um vieles freundlicher das der Vorstellung mit den lebhaftesten Beifallsbezeugungen folgte.
dt.
Die Freie Volksbühne eröffnete am Sonntag ihre neue Spielzeit im Berliner Theater mit" Göz von Berlichingen". Dem oft ausgesprochenen Wunsche vieler Vereinsmitglieder nach Klassischen Stücken konnte nicht leicht besser entsprochen werden, als mit der Aufführung dieses kraftvollsten der Goetheschen Dramen, das episodenhaft zwar ein Stüd Geschichte auf die Bühne stellt. Eine Zeit nationaler und sozialer Zerrissenheit wird lebendig, Faust fährt gegen Faust, Schwert gegen Schwert, brennende Burgen und Dörfer werfen ihre Lichter auf die haßerfüllten Mienen rebellierender Bauern, und die heilige Vehme zückt den rächenden Dolch. Wie kommt es, daß wir nur mäßig erschüttert werden von dieser Thatfülle? Wie kommt es überhaupt, daß wir so selten vollbefriedigt heimgehen von den Auferstehungsfesten unsrer Klassiker? Die flingende Sprache des Genies rauscht an uns vorbei. Es fnüpft sich nicht zwingend ein innerliches Band. Der Vollklang unsrer Empfindungen wird nicht geweckt. Nur hier schwingt eine Saite mit und dort. Aber mitgerissen, wirklich atemlos mitgeriffen werden wir nicht. Der Ursachen sind mehrere: zu entfernt steht der Zuhörer dem Stoff; weitab von den alltäglichen Aufgaben der modernen Darstellungskunst harren die Klassischen Kunstwerke würdiger Verkörperung. Dem Stile der großen Alten entfremdet, suchen die Künstler meist ver= geblich nach dem voll vermittelnden Ton, der dem Zuhörer die Brücke schlägt zwischen ehemals und heut. Auch die Aufführung des„ Göß" litt unter diesen Schwierigkeiten, ganz besonders im Anfang. Die ersten Scenen trafen auf ein fühles, abwartendes Publikum, das sich nur nach und nach erwärmte und wirklich anteilvoll sich erst vom Ende Deutsche Volksbühne. Die Räuber." Trauer- des dritten Aktes ab erwies. Die gute Wirkung ist in erster Linie spiel von Friedrich Schiller . Das Karl Weiß- Theater, dessen Ernst Pittschau zu danken. Er ließ uns einen männlichen, frühere Direktion den Kampf ums Dasein mit oft recht groben sympathischen Göz sehen und wuchs zusehends mit der Handlung. Attraktionen, mit lärmenden Sensations- und Spektakelstücken in Das letztere ist auch von den übrigen Darstellern der Hauptrollen zu englischem Geschmacke führte, will man nun in eine Stätte ernster sagen. Marie Frauendorfer berkörperte die Adelheid in Kunstübung, in eine um hohe Ziele sich bemühende, durch niedrige ihren ersten Scenen wenig glaubhaft; sie erhob sich über das MittelEintritttspreise möglichst jedermann zugängliche Wolfsbühne uni- maß aber in dem Auftritt, der ihr zum Schluß den Tod durch die wandeln. Der Erfolg der Freien Voltsbühnen und der Schiller- Behme bringt. Theater mag dem neuen übrigens privaten, in Form einer geschlossenen Handelsgesellschaft fonstituierten- Unternehmen, das sich„ Deutsche Volfsbühne" nennt und am Sonnabend mit der Vorstellung der„ Räuber" eröffnet wurde, den Anstoß gegeben haben. Aber so erfreulich die Verheißungen auch klingen, daß die Werke Schillers und Goethes, Kleists und Grillparzers, Hebbels und Shakespeares, Byrons und Calderons zur Darstellung gelangen sollen, so wunderlich, dem Wesen einer Volksbühne widerstreitend erscheint die in dem Programm sich Wenn's geht. Ein Engländer hat in einem kleinen Drt ankündigende Intention, die moderne naturalistische Dramatik, die in der Nähe des Rheins ein paar Tage gewohnt und läßt sich bei ja, von Hauptmann abgesehen, vorwiegend Auslandsprodukt, aus- feiner Abreise die Rechnung bringen. Hier findet er alles der zuschließen und statt dessen unter dem Stichwort" deutsch " Epigonen Ordnung gemäß. Als legter Posten war aufgeführt: Wenn's des deutschen Klassizismus von Halm bis Kruse und Wilden- geht 3,50 M." Erstaunt fragte er den Gasthalter:„ Uas ist bruch zu einer Art bon Scheinleben zu galvanisieren . bas:„ lenn's geht"?"" No," sagt der Gasthalter, wenn's net geht, Der Direktor, Herr Viktor Laverrenz, ist, wie der gefällige, den do streiche mer's widder dorch!" Zuschauern verabfolgte Programmartikel mitteilt, selbst glücklicher
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Theater.
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a Paarl?"
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Humoristisches.
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e. p.
Gleichwertig. Mann( mit Bezug auf Vorübergehende, zu seiner Fran): Was ist denn das eigentlich für Frau:„ Er is a Schriftsteller und sie mag auch nichts tfun!“
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