dem Gefängnisse hier leiden. Ist eS der Fall?" fragte die Exzellenz. »Ja, Herr Inspektor, ist es der Fall?" repetierte der zweite Kommandant.... Der Inspektor, der als ein gutmütiger Mann geschildert wird, wand sich wie ein Wurm, und endlich kam er denn mit der Wahrheit zu Raum.Leiden? Exzellenz, fünf Jahre I Da stellt sich denn so allerlei ein. Von den vierundzlvanzig Jnhaftaten sind dreizehn im Lazarett, einer wegen Taubheit, einer wegen kontuberkulöser Lungenschwindsucht, einer ist wegen Rückenmarkschwindsucht entlassen, einer wegen Wahn« sinn, ein anderer wegen Wahnsinn in die Charitö nach Berlin ge­bracht, und krank sind eigentlich alle, wenigstens haben alle bis auf einen, der vor einigen Tagen versetzt ist, graues Haar bekommen." So? graues Haar?" sagte der zweite Kommandant.»Herr Inspektor, das hätten Sie doch melden müssen."Zu Befehl, Herr Major, aber mit den grauen Haaren kommt das so allmählich, daß man den wirklichen Anfang des Grauwerdens schlecht bestimmen kann." Weiter wird nun geschildert, wie die Exzellenz die Zelle be- tritt, um sich durch Augenschein zu überzeugen, daß diepoli- tischen Verbrecher" wirklich graue Haare bekommen haben; er konnte es freilich nicht begreifen, wie das mög« lich war, da sie ihm doch sonst alle so jung vorkamen... tt. Saurer Boden. Jeder hat wohl einmal davon gehört, daß die Erde in einem Blumentopf sauer geworden ist, oder er hat von saueren Wiesen sprechen hören. In beiden Fällen handelt es sich also um saueren Boden. Der Name rührt wohl daher, daß die Pflanzen, die auf solchem Boden wachsen, einen saueren un- angenehmen Geschmack besitzen, weshalb sie auch vom Vieh nicht gern genommen werden. Aber sauer ist der Boden noch in einer andere,: Beziehung, er ist nämlich reich an Humus säure. Diese bildet sich in solchen Böden, in denen die Lust wenig Zutritt hat. Und das ist überhaupt die Entstehungsweise des saueren Bodens. Die Luft kann in ihn nicht eindringen. Die saueren Wiesen haben einen so hohen Grundwasserstand, daß ihr Erdreich ganz mit stehendem Wasser durchsetzt ist. Das Wasser gestattet der Lust nicht den Zutritt, dadurch treten auch nicht die üblichen Bakterien auf, um die organischen Stoffe im Boden in Nährstoffe für gesunde Futterkräuter und Süßgräser umzuwandeln. Anstatt dessen entsteht die Humussäure, die den meisten Pflanzen verderblich wird. Auf den saueren Wiesen wachsen vor allen, Sauergräser,an, entlich Seggen, dann Binsen, Schachtel- Halme, Hahnenfußarten, Fieberklee, Klappertopf, Augentrost, Minze. Das Heu von solchen Wiesen entbehrt vollständig des angenehmen Duftes, der sonst dem Heu eigen ist, es riecht geradezu widerlich. Nur höchst ungern nehmen die Kühe und auch diese nur allein das Heu von solchen Wiesen. Aber die Minderwertigkeit dieser Nahrung gibt sich sofort in einem starken Nachlassen des Milchertrages kund. Saure Wiesen können durch Entwässerung und eine, Bodenbearbeitung, welche der Luft den Zutritt gewährt, verbessert werden. Entwässerung ist aber nicht immer angängig, häufiger»och ist eine Auftragung leichten Bodens zweckmäßig, da die Wiesen meist von höher gelegenen Terrains begrenzt werden, von denen mittels Feldbahnen sehr leicht Erde auf die niedriger gelegenen Wiesen gebracht werden kann. Dadurch wird der saure Boden an und für sich nicht verbessert, aber die Wiesen bekommen eine höher gelegene Erdschicht, in der gute Futterpflanzen gedeihen können. Auch wenn in Blumen- töpfen oder auf Saatbeeten in Gärten die Erde sauer wird, so ist mangelnde Durchlüftung die Ursache. Solche Erde wird meist sehr stark gegoffen, und sie wird oft jahrelang nicht durch- gearbeitet. Es bildet sich obenauf eine niedrige Moosdecke, die aber so dicht ist, daß sie keine Lust durchläßt. Selbst um den Stengel der Pflanzen, die in Blumentöpfen oder auf Saatbeeten stehen, legt sich das Moospolster so dicht herum, daß keine Luft ein- dringen kann. Die Folge davon ist, daß die Pflanzen in solcher sauer gewordenen Erde eingehen. Ihre Wurzeln, denen kein Sauer- stoff zugeführt wird, die im Gegenteil gezwungen sind, scharfe, un­geeignete Stoffe aufzunehmen, gehen an Fäulnis zu Grunde. Meist ist gerade Moosbildung ein sicheres Zeichen für das Sauerwerden der Erde. Die Pflanzen, die in solchem sauren Boden stehen, sind aber leicht zu retten, wenn sie in frische lockere Erde verpflanzt werden. Ztunstgewerbe. es. Die Neuerwerbungen des Kunstgewerbe- museums sind im Schlüterzimmer ausgestellt. An Möbeln ein einfacher Schrank vom Niederrhcin aus dem IS. Jahrhundert, ein Zylinderbureau mit vergoldeten Bronzebeschlägen von David Roentgen gearbeitet, der in Neuwied am Rhein von 1743 1807 tätig war, eine kraftvolle, architektonisch strenge Arbeit, an der be- sonders der weiche, braune Ton des Holzes ausfällt, zu dem das Gold vorzüglich paßt. Zierlicher ist eine Mahagoni-Ktedenz mit hellen Einlagen aus England zirka 1780, die Flächenfärbung ist auch glätter. Von dem im vorigen Jahre im Lichthof ausgestellten sogenannten Batiks, deren vom Maler Fleischer(.Grunewald) nach javani- scheu Arbeiten übertragene Technik, damals erläutert wurde, ist ein Stück als Gescheut dem Museum überwiesen worden. Die Technik ist hier in allen Stufen zu übersehen. Sec� Grade sind zu unter- scheiden, die sich an dem ausgestellten Stück deutlich trennen. Zuerst beginnt die Aufzeichnung mit flüssigem Wachs auf die eine Stoffseite. Mehrmaliges Kaltfärben mit Rot folgt, womit das Stück fertig zum Abschmelzen ist. Danach beginnt die Aufzeichnung zugleich nr Decken der größeren Flächen auf einer Stoffseite, dem die Auf- Zeichnung mit Decken auf beiden Stoffseiten folgt. Damit ist der Stoff wieder fertig zum Färben. Das Wachs wird nun entfernt. Zum Schluß wird noch eine leichte Ueberfärbung vorgenommen. Der Stoff ist waschbar und hält dem Licht stand. Die Porzellansammlung erfährt eine ergänzende Be- rcicherung. In emem Schrank stehen gute Stücke im üblichen Genre der Nippesfiguren Bacchus, Bacchantin, Vasen aus Berlin , Meißen , Chelsea, alle aus dem vorigen Fahrhundert. Bei den Porzellanvasen von Chelsea fällt das schöne Karnioisinrot der Färbung auf. Auch aus Paris , Kopenhagen und Wien sind in einem anderen Schränkchen feine Stücke aufgestellt. Unter dem chinesischen Porzellan steht eine gleichmäßig braune Vase von 1700 obenan. Von 1770 stammt ein anderes Stück, eine Vase mit blauer Unterglasurmalerei. Fayencen aus Persien aus dem 17. Jahrhundert zeigen das schöne. reichverschlungen« Blattwerk des persischen Ornaments. Unter dem Steinzeug ist besonders eine Schüssel aus dem 17. Jahrhundert aus Samarkand (Russisch-Turkestan) hervorzuheben, oberen blaugrüne, dunkle Färbung eine schöne Einheitlichkeit zeigt. Merkwürdig und kunstgcschichtlich sehr bedeutsam wegen mannig- facher Sttleinflüsse sind die arabischen und altäghptischen Erwer- Hungen, die weit zurückgehen in der Zeitrechnung. Manches Tonzeug zeigt metallisch schimmernden Glanz. Primitiv ist die FormengebMg und die Farbe. Aber gerade darum, als Zeiterscheinung und als Einfluß, sind diese Arbeiten wichtig. Einige Ledereinbände zeigen in ihrer sicheren Einfachheit wiederum einen reinen Stil. Die Orna­mentik ist noch mibeholfen. Auch Stoffreste sind vorhanden, auch hier ist die Färbung dunkel und eintönig, wie wir sie oft bei den Völkern Aegyptens finden, ein mattes Schwarz, ein dunkles Rotbraun herrscht vor, aber gerade diese Einfachheit wirkt vornehm. Diese Funde als solche sind sie zu bezeichnen, denn ihre Erwerbung ist sehr schwierig berühren sich mit den im Kaiser Fricdrich-Museum aufgestellten Stücken aus der gleichen Zeit. Geographisches. n. Land oder Meer am Nordpol? Nördlich des Festlandes von Eurasien mit diesem Namen bezeichnet man den zusammenhängenden Kontinent von Europa und Asien dehnt sich ein Sockel in einer Breite von 300 bis 350 Seemeilen nordwärts aus, der durchschnittlich nicht tiefer als 90 Meter unter dem Meeres- spiegel liegt. Nansen entdeckte dann weiter nördlich davon jenen überraschenden untern, eerischen Absturz, der bis zu einer Tiefe von mehr als 3500 Metern hinabgeht. Die Enthüllung dieser Tatsache war das merkwürdigste Ergebnis der Nansenschen Reise, denn damit schien die Unmöglichkeit bewiesen zu sein, daß in, Nordpolarmeer ein Festland vorhanden sein könnte, das aus einem so tiefen Weltmeer emporstiege. Es bleibt aber die Frage offen, wie die Verhältnisse nördlich von Amerika liegen. Man weiß, daß das amerikanische Festland sich in hohen Breiten in zahlreiche Inseln auflöst, aber man hat dort noch nicht feststellen können, wie weit sich der Festlandsockel gegen den Pol hin ausdehnt. Beachtenswert ist in dieser Hinsicht das Vorhandensein von Fjorden im nördlichsten Amerika , die ebenso wie die entsprechenden Bildungen in Schottland oder an der Westküste von Norwegen eine große Tiefe besitzen. Daraus darf man den Schluß ziehen, daß der Rordrand de« Sockels oder die Grenze des seichten Meeres nicht weit nordwärts über die heute bekannten Inseln im nördlichsten Amerika hinauSreichen kann. Der Hydrograph Spencer, der diese Fragen auf Grund der bis- herigen Kenntnisse genau untersucht hat, hält es für wahrscheinlich. daß 50 bis 100 Seemeilen nördlich von der jetzt bekannten Insel- zone auch in diesem Teil de? Polargebiets ein tiefes Meer beginnt. Weiterhin wird darauf die Vermutung aufgebaut, daß man in einem Umkreise von etwa 300 Seemeilen um den Nordpol Land zu finden nicht erwarten dürfe. Wichtige Inseln werden daher wohl auch auf der amerikanischen Seite der Nordpolargegend nicht mehr zu entdecken fein. Vielleicht wird die neue Expedition von Peary neues Licht über diesen Punkt verbreiten. Hninoristisches. Der Prinz.»Jetzt habe ich schon wieder den Befehl ver- gessen, ich kann mir das Zeugich merken. Schadet nischt. In sechs Jahren kommandiere ich doch Ke Brigade. Bierologie.Sagen Sie mal, was ist für ein Unter- schied zwischen Bock und Salvator?" Daß S' mit'n Bock bis Mittag an Rausch holln und mit n Salvator erst auf d' Nacht!" »Also ist Bock so bedeutend stärker?" Na I Aber der wird in der Fruah anzapft und der Salvator Mittag I"(»Simpl.") Die höhere Tochter. Mama(im Landaufenthalt): War das nicht eine Kuh. was ich soeben schreien hörte?" Tochter:»Ich glaube, dem Dialekt nach wars eher ein Ochse 1"-_(»Jugend".) Die nächste Nummer des Ifnlerhaliungsblattes erscheint am Sonntag, den 30. April. _ Berantwortl. Redakteur: Paul Büttner , Berlin. Druck und Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.VerlagsanstaltPaul Singer L-Co., Berlin SW,